Hau di hi! (bair.)

Hallo!
So sagt man in einer Art grobem Slang statt „Setz dich nieder!“
Mich beschäftigt diese Art von „hauen“. Könnte es sein, dass es sich um ein schampig gesprochenes und dann nicht mehr richtig verstandenes „hauern“ (hdt: sitzen, kauern) handelt?
Weiß jemand, ob die Herkunft der Redensart geklärt ist?
Gibt es oberdeutsche Gegenden (Oberpfalz?), in denen man tatsächlich „Hauer dich hin!“ sagt?
Dank&Gruß!
Hannes

Hallo Hannes,

ich kann dir zumindest sagen, dass das nicht auf Bayern beschränkt ist.
Auch die Schwaben sagen: „I hau mi na“, wenn sie meinen, sie legen sich zum schlafen/ausruhen hin.
Ansonsten gibt es für diesen Vorgang ja auch die Redensart „Aufs Ohr hauen“

Gruß
Lawrence

Hi,
Auch auf Sächsisch kann man sagen: „Isch hau misch ma’ hin!“ — eventuell gab’s allgemein eine Bedeutungsverschiebung. „Hauen“ impliziert ja eine schnelle Bewegung, die abrupt und vllt. mit einem Knall endet. Wenn man als Instrument statt der Hand den ganzen Körper einsetzt und als Ziel das Bett (ich würde da immer ‚sich hinlegen‘ verstehen, nicht ‚sich hinsetzen‘), käme man leicht auf die andere Bedeutung.

Man sagt ja auch „Ich hau mich auf’s Ohr!“ — damit kann ja auch nicht gemeint sein, dass man sein Ohr schlägt (dann hieße es ja „…mir auf’s Ohr“), sondern dass das Ohr quasi das Gegenstück zum Ziel (=Bett) ist, auf dem man quasi aufschlägt.

Grüße,

  • André

Hallo Hannes,

ich habe im Schmeller geschaut. Er bringt jede Menge „hauen“-Möglichkeiten, aber zu meinem Erstaunen keines im Sinne von „sich hinsetzen“ oder „sich hinlegen“ (aufs Ohr hauen).

Dann habe ich im Grimm geschaut

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Unter hinhauen bringt er ebenfalls nicht das Gesuchte. Unter „hauen“ hat er über 500 Treffer, die ich mir nur nach den Stichwörtern angesehen habe, in denen das Wort „hauen“ vorkommt.

Auch dort fand ich auf die Schnelle nicht die gesuchte Bedeutung.
Was sich aber offenbar durch die ganzen Bedeutungen durchzieht ist die Tatsache des Trennens aus der Vertikalen in die Horizontale: Absägen, abschneiden, abtrennen etc. So dürfte dann letztlich auch

„Hau di hi“ im Sinne von „Setz Dich“ als die Änderung des Zustandes von der Vertikalen in eine wie auch immer geartete niedrigere Position sein.

Hinweisen möchte ich noch auf das süddeutsche „hocken“. Hier im Oberbayerischen sagt man „Hogg di hi“. Auch im Alemannischen ist das „Hocken“ bekannt. Freiluftfeste werden in Südbaden als „Hocketse“ (hoffentlich habe ich das richtig geschrieben?) bezeichnet, was sich auf die Art der Zusammenkunft bezieht: Unter freiem Himmel, auf Biergartenbänken, zum Ratschen und Fröhlichsein, oft mit Musik. Daher halte ich es für nicht ausgeschlossen, dass das „Hau“ welches Du suchst, eine Verschleifung von „hocken“ sein könnte. Aber wie ich Kreszentia kenne, zieht sie wieder phänomenale Links aus den Tiefen des IN, die alles ganz logisch erklären. (Meine Ausführungen sind ja eher - trotz Grimm - Vermutungen).

Viele Grüße und Gute Nacht

Alexander

Hallo Alexander,

Hinweisen möchte ich noch auf das süddeutsche „hocken“. Hier
im Oberbayerischen sagt man „Hogg di hi“. Auch im
Alemannischen ist das „Hocken“ bekannt. Freiluftfeste werden
in Südbaden als „Hocketse“ (hoffentlich habe ich das richtig
geschrieben?) bezeichnet, was sich auf die Art der
Zusammenkunft bezieht: Unter freiem Himmel, auf
Biergartenbänken, zum Ratschen und Fröhlichsein, oft mit
Musik.:

diese Hocketsen werden vor allem im schwäbischen Raum so genannt.
Jeder noch so kleine Verein veranstaltet hier alljährlich seine Hocketse. Es gibt zig Vatertags-Hocketsen zum Beispiel.
Es ist der offizielle Begriff für eine organisierte Feierlichkeit im Freien.
Nur zu groß darf dieses Fest nicht sein. Ab einer bestimmten Teilnehmerzahl und Größe ist der Begriff Hocketse nicht mehr angebracht. Die Grenzen sind aber fließend zum „Feschd“.
Wenn der örtliche Trachtenverein einmal jährlich zu seinem Vereinsfest aufruft, dann nennen die das Hocketse.
Wenn aber einmal jährlich das große Dorffest, die Kirbe, stattfindet, so ist diese gewiss keine Hocketse, sondern bereits ein „Feschd“.
Eine Hocketse ist größentechnisch in etwa so ein Fest, wo Eltern völlig sorgenlos ihre Kinder springen lassen, weil sie nicht verloren gehen können. Ich denke, dass dürfte eine anschauliche Erklärung sein.

Der Ursprung ist recht einfach, wenn man des Schwäbischen mächtig ist.
Es ist nichts Anderes als die Abkürzung zu:
„Do hocket se“ / „Da hocken (sitzen) sie (die Leute)“
-> ond schaffed nichts (wird ein typischer Schwabe ergänzen, und dürfte dem eigentlichen abschätzigen Ursprung des Wortes recht nahekommen)

Gruß
Lawrence

Im Ostmittelbairischen ist hauen auch gleichbed. mit werfen, schmeissen
z.B. etwas weg_hauen_, in den Mistkübel / Papierkorb hauen = weg_werfen_

sich hinhauen, sich niederhauen heißt also sich hinwerfen, niederwerfen
man kann z.B. auch „sich vor Lachen niederhauen, sich wegschmeißen“ =
(bildlich) sich vor Lachen zu Boden werfen

In dem Zusammenhang wird werfen ja auch nördlich des Weißwurschtäquators
ebenso verwendet z.B.:
„sich in die Falle, oder in die Schale werfen“,
im ostmittelbair. heißts halt in diesen Fällen
„sich in die Hapfen (Bett) oder in die Panier (gute Kleidung) hauen oder schmeißen

Gruß, Michl

Hallo Linguisten,

Hier in Wien ist „hau di hin“ eher für einen kategorischen Imperativ zu „Niederlegen“, seltener für Niedersetzen bekannt.(Z.B. im Schwimmbad auf die Decke oder die Holzliege usw.)

Und ergänzend zu „Hocketse“ : diesen Begriff habe ich auf einem Wegweiser am Freigelände der Uni Hohenheim in Stuttgart kennengelernt,ist aso auch im Schwäbischen zuhause.

Gruss von Julius

Moin Alexander,

bei „hauern“ (steht ja schon in Hannes’ Frage) wirst Du fündig
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Grüße
Pit

"sich in die Hapfen (Bett) hauen

Servus,

Michl!

Ich kenn den Ausdruck, kenn auch die Hapfm.
Aber kannst du bitte zur Hapfm was Etymologisches mitteilen?
(Ich hatte immer an Harpfm gedacht.)
Hannes

Hallo!

Ich dank euch allen, die ihr wieder so engagiert und kundig geantwortest habt.
Kleiner Zusatz:
„sich niederhauen“ kann auch „sich niederlegen“ bedeuten. Aber nicht nur das. Denn wenn ich im Bierzelt höre: „Hau di her zu uns!“, dann ist das Sich-niedersetzen (wie schreibt man das eigentlich richtig?) gemeint.
Vielleicht es ja mit „hauchen“ zu tun. Das kennen auch GRIMM (HAUCHEN Nr. 2) und SCHMELLER in der Bedeutung „hocken“.
Ich lernte das kennen bei einem Waldspaziergang in der Oberpfalz. Ein kleines Mädchen musste austreten und bekam gesagt: „Dou hauchst de hinter dean Baam!“
Über eventuelle etymologische Verwandtschaft zwischen „hauern“ und „hauchen(/hauhen?/hocken?)“ würde ich gern aufgeklärt. Wenn da wer was findet, bitte!
Schönen Gruß!
Hannes

Hallo, Hannes,

"sich in die Hapfen (Bett) hauen

Aber kannst du bitte zur Hapfm was Etymologisches mitteilen?
(Ich hatte immer an Harpfm gedacht.)

es kommt wohl auch von „Har§fe(n)“:

Harfe
2) c) in Kärnthen und Tirol ist harpfe und harpfen ein schutzbau auf dem felde für die getreidegarben aus aufgerichteten baumstämmen mit querstangen.
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Harpfen
„die (mda.); -> Harfe [dort: Gestell zum Trocknen von Getreide, Bohnen usw.; Getreideharfe] || (wienerisch mit Aussprache [ha.pfe^n] auch für): Bett“
http://oewb.retti.info/oewb-public/show.cgi?lexnr=yb…

Gruß
Kreszenz

Duden Herkunftswörterbuch:

hocken , hucken: aus mhd. hūchen
„kauern“ im Sinne von „sich biegen, sich bücken, sich ducken“
hauchen : aus ostmitteld. hūchen, gleichbed. kūchen (vgl. keuchen)
„hauchen“, ist vermutl. schallnachahmenden Ursprungs.
Das Verb hūchen scheint es offenkundig in zweierlei ursprünglichen Bedeutungen gegeben haben, aus denen sich dann unabhängig voneinander hocken sowie hauchen entwickelte.

Gruß, Michl

1 Like

Hallo die Runde,

Dazu aus der „Häfenelegie“ von Herwig Seeböck (Schauspieler & Kabarettist): „Spagathapf´n“ = Seilpenne, ein Massenlager für Obdachlose, bei dem mittels eines unter den Kopfpolstern geführten Seiles durch Ziehen ein allgemeines Wecken bewirkt wurde.

Gruss von Julius

.

Hallo Michl

z.B. etwas weg_hauen_, in den Mistkübel / Papierkorb
hauen = weg_werfen_

sich hinhauen, sich niederhauen heißt also sich
hinwerfen, niederwerfen
man kann z.B. auch „sich vor Lachen niederhauen, sich
wegschmeißen“ =
(bildlich) sich vor Lachen zu Boden werfen

Ergänzung: Und wenn etwas defekt wurde, spricht man davon, daß es jenes zamghaut hat.

Beste Grüße, Michael