Hausaufgaben 6-7 Klasse

Hallo liebe Eltern,

mich würde mal interessieren, wie lange Eure Sprösslinge in der 6-7 Klasse so an den Hausaufgaben sitzen, welche Hobbys sie noch nebenbei haben und ob ihr täglich daneben sitzt und Hausaufgaben begleitet, kontrolliert oder ob Eure Kinder in dem Alter relativ selbständig ihre Sachen erledigen. In wieweit wisst ihr im Detail, was gerade zu erarbeiten ist - könntet ihr mir aus dem Stand die genauen Fragestellungen für alle Fächer der letzten Woche benennen?

Bin gespannt auf Eure Antworten.

Lieben Gruß,
Alexandra

…ich will hier keine Abhandlungen von Euch haben, - kopiert einfach den Text und dann ja/nein ggf mit kleiner Ergänzung

Hintergrund meiner Frage: Ich kenne Kinder die jeden Tag!!! bis 17:00 Uhr an den Hausaufgaben sitzen und frage mich ob das Ehrgeiz der Eltern ist oder ob man wirklich nicht schneller fertig sein kann - in dem Alter hab ich mich um 15 Uhr mit den anderen irgendwo auf dem Bolzplatz getroffen oder war beim Sport/Musikunterricht etc. Hatte auf jeden Fall ein Leben nach der Schule…und ich kann mich nicht erinnern, dass jemand mit mir Hausaufgaben gemacht hat - vielleicht verdrängt???

Da wir selbst einen Mini zu Hause haben der irgendwann mal in die Schule gehen wird interessiert mich natürlich auch ein wenig was da auf uns zu kommt :o)

Lieben Gruß,
Alexandra

Moin,

mich würde mal interessieren, wie lange Eure Sprösslinge in
der 6-7 Klasse so an den Hausaufgaben sitzen,

Unser Großer (kommt jetzt in die 7.) kommt um 4 Uhr nach Hause und hat die HA dann meist schon erledigt (in der Schule). Manchmal muß er noch ein bißchen was fertigmachen, aber meist nicht.

welche Hobbys
sie noch nebenbei haben

Jugendfeuerwehr, Reiten, Taekwon-Do, Lesen, Computerspielen…

und ob ihr täglich daneben sitzt und
Hausaufgaben begleitet, kontrolliert

Nein, so gut wie nie.

oder ob Eure Kinder in
dem Alter relativ selbständig ihre Sachen erledigen.

Ja.

In
wieweit wisst ihr im Detail, was gerade zu erarbeiten ist -
könntet ihr mir aus dem Stand die genauen Fragestellungen für
alle Fächer der letzten Woche benennen?

Nein, wir wissen nur ungefähr, welche Themen gerade behandelt werden.

Grüße

Kubi

Willst du deinen Mini gleich in die 6-7 Klasse einschulen???

Dann wird das stressig!

Jedi

Hallo,
ich weiß gar nicht, wie lange mein Großer immer an den Hausaufgaben gesessen hat, jedenfalls nicht lange, denn wenn ich nach Hause kam (gegen 16:00), war er fertig…
Ich kann auch nichts zu Themen usw. sagen, denn er hat immer alles alleine gemacht. Höchstens mal eine Frage gestellt zu einem Thema, wenn er glaubte, dass wir da was wissen könnten.

Bei deinen Beobachtungen kann es sich natürlich auch um Kinder handeln, die eben etwas mehr lernen müssen oder das Pensum der Schule ist überdurchschnittlich hoch…

Beatrix

jo, weiter, schneller besser - so will es doch die Wirtschaft oder nicht? Wir überspringen daher gleich mal den ganzen Grundschulkinderkram und steigen richtig ein :o)

ne im Ernst, wenn ich jeden Tag 3-4 Stunden Hausaufgaben mit meinem Kind machen muss, dann braucht er ja fast mehr Betreuung als jetzt in seinem zarten Alter - kann mir das alles nicht so recht vorstellen, weil ich es aus meiner Jugend so nicht kenne - aber wer weiß, vielleicht hat sich ja doch einiges im Schulsystem geändert was ich nicht mitbekommen habe???

scherzender Gruß,
Alexandra

Hallo,

meine Kinder (6., 7., 9. und 10. Klasse) machen ihre Arbeiten selbständig. Wenn sie Fragen haben, kommen sie - je nach Fach - zu Vater oder Mutter. Der Arbeitsaufwand scheint sich nach dem Geschlecht zu richten - die Mädchen geben sich sehr viel mehr Mühe und brauchen dementsprechend mehr Zeit, ohne dass sich das in den Noten niederschlägt.

Alles Gute

Felix

Hallo,

bin kein Elter, war aber mal Sprössling. Meine Eltern haben meine Hausaufgaben so gut wie nie kontrolliert, und das war gut so. :smile: Allerdings habe ich in der Essküche Hausaufgaben gemacht, also war meine Mutter immer in der Nähe. Auch das war gut, denn ich hätte sonst stunden lang bloß zum Fenster rausgeschaut und wäre bis zum Abendessen nicht fertig gewesen. :smile:

lg,
Max

Hallo!

mich würde mal interessieren, wie lange Eure Sprösslinge in
der 6-7 Klasse so an den Hausaufgaben sitzen,

0,5h - 1,5h wobei meine Tochter eine sehr gute Schülerin ist,
etliche Freundinnen brauchen deutlich länger.
Die Schule sagt übrigens es sollen 1,5h am Tag sein und das bei
6 Schulstunden jeden Tag (5. Klasse).

welche Hobbys sie noch nebenbei haben

Tanzen (Karnevalverein), TeakWonDo, Reiten und DS falls der nicht
gerade wieder von den Eltern eingezogen wurden.

und ob ihr täglich daneben sitzt und Hausaufgaben begleitet,

Sie macht sie in der Küche aber alleine.

kontrolliert oder ob Eure Kinder in
dem Alter relativ selbständig ihre Sachen erledigen.

„Relativ“ Selbstständig ist der richtige Ausdruck.

In wieweit wisst ihr im Detail, was gerade zu erarbeiten ist -

Nur für die Hauptfächer.

Bin gespannt auf Eure Antworten.

Dein Beispiel mit 17Uhr in einem anderen Post ist nicht selten
heutzutage. Das nun 9 Jahre bei gleichem Stoff auf 8 Schuljahre
(Gymnasium) verteilt wird macht es noch etwas schlimmer.

Der Tagesablauf bei uns
-jeden Tag bis 13:30Uhr Schule
-14:00 Ankunft zu Hause
-bis 14:30 abschalten, Kleinigkeit essen, Kanickel knuddeln
-Hausaufgaben bis 15 oder 16 Uhr je nachdem wie viel es ist.

Vereine oder sowas geht nur noch wenn sie am späten Nachmittag
oder frühen Abend sind.

Gruß
Stefan

Also ich bin jetzt in der 9. Klasse am Gymnasium und in der 6.-7. Klasse saß ich ca. 30-40 min an den Hausaufgaben.
Is inzwischen auf 60 min. gestiegen, bin trotzdem KLassenbester mit zeugnisschnitt 1,8 (schlechtestes fach kunst mit 4).
Ich wurde nicht beaufsichtigt.
Kontrolliert wurde auch nicht. (Vertrauenbeweis)
Habe sie an meinem Schreibtisch gemacht.
Hobbies : E-Gitarre, Tennis, Rettungsschwimmen, Wasserwacht

Grüß Dich.

  1. Meine Schulzeit

Alle Schüler mußten ein Schülertagebuch (Hausaufgabenheft) führen
Das Schülertagebuch war ständig für 2-4 Wochen vorzutragen.
Das Schülertagebuch war ordentlich zu behandeln; Eselsohren oder andere Aussetzer in der Sorgfalt wurden mit der Anfertigung eines völlig neuen Schülertagebuchs geahndet.
Das Schülertagebuch war am Ende der Woche sonntags von den Eltern gründlich zu lesen und zu unterschreiben. Die Unterschrift mußte dem Klassenleiter und der zuständigen Erzieherin im Hort gezeigt werden. Unterlassenen Unterschriften wurde sich umgehend gewidmet, meist eine Ordnugnsstrafe für das Kind und Buschfunk zu den Eltern. Die durften sich dann u.U. gleich rechtfertigen, warum sie ihren Erziehungspflichten nicht nachgekommen sind und sich nicht für die Schulwoche des Kindes interessiert hatten.

Im Schülertagebuch waren auch die „Schülerregeln“ eingeklebt; eine Liste mit Verhaltensanforderungen und schulischen Normen, die vom Ministerium festgesetzt worden war und für deren Einhaltung die Schüler belehrt wurden und die Eltern unterschrieben hatten. Bei Verstoß erteilten einen Strafen.

Das Schülertagebuch enthielt des weiteren den Stundenplan des Klassenverbandes und die Prüfungstermine für die halbjährlichen zentralen Leistungskontrollen (3.-12. Klasse), für die jährlichen Versetzungsprüfungen (3.-12. Klasse), für die Abschlußprüfung (10. Klasse) und für die Reifeprüfung (12. Klasse).

In das Schülertagebuch hatte der Schüler s o f o r t folgende Eintragungen zu erledigen:

  • alle Zensuren in eine gesonderte Zensurenkarte am Ende des Hefts, die regelmäßig von den Eltern zu unterschreiben war

  • alle Hausausgaben

  • alle angekündigten Leistungsbewertungen

  • alle einzuholenden Unterschriften unter Leistungsbewertungen

  • Hinweise und Termine für den vom Lehrplan geforderten Sonderunterricht
    (z.B. das physikalische Praktikum in Physik, das anorganische Praktikum und das organische Praktikum in Chemie, das Schwimmen und der Wintersport im Fach Körpererziehung, Belange des Fachs Schulgarten, Belange des Fachs UTP u.v.v.m.)

  • alle schulorganisatorischen Angelegenheiten (Unterricht, nachmittägliche Betreuung im Hort oder in den Arbeitsgemeinschaften bzw. Interessenszirkeln, Essengeld usw. usf.)

  • Hinweise und Termine für die laufende gesundheitliche Überwachung und Hygiene der Schüler durch den jugendärztlichen Dienst des Ministeriums für Gesundheitswesen (Kontrolle des für alle Kinder ministeriell vorgeschriebenen Impfschutzes, Körperuntersuchungen, Zahnpflegeuntersuchungen, jugendärztliche Sprechstunden, Untersuchungen für Turn- und Sportbefreiungen, gesundheitliche Belehrungen usw.)

  • alle schulischen und außerschulischen Veranstaltungen

  • das Kulturprogramm (=staatliches Schulfest)

  • Hinweise und Termine für die Spartakiade, für die Schachwettbewerbe, für die Mathematikolympiaden, für die Kulturwettstreite der Pioniere, für die Meisterschaften im Kindersport usw.

  • Hinweise und Termine für die Ferienspiele, das Pionierferienlager und die anderen Sachen der Feriengestaltung für die Kinder

  • Hinweise und Termine für die ständige Berufsberatung

  • die Termine der Hausbesuche des Klassenlehrers

  • Hinweise und Termine für die Elternsprechstunden und die Elternabende

In das Schülertagebuch trugen die Lehrer ein:

  • Mitteilungen, Bekanntmachungen

  • Worturteile über Betragen, Mitarbeit, Fleiß, Ordnung, fachliche Leistungen

  • Einträge (=niedergeschriebene Strafmitteilungen über Fehlverhalten)

  • Lob

  • Tadel

----> Ja, meine Eltern waren immer und überall absolut im Bilde. Ein kurzer Blick ins Heft jeden Tag reichte zu.

Die Gepflogenheiten zu den Hausaufgaben waren vom Ministerium zentral für das ganze Land vorgegeben.

Das Wochenende (=Sonntag) mußte frei von Hausaufgaben gehalten werden, d.h. von Sonnabend zu Montag durfte einem nichts aufgegeben werden.

Ein Nachmittag in der Woche mußte frei von Hausaufgaben bleiben.
Das konnten die Schulen selber bestimmen, empfohlen war einer der mittleren Tage der Woche. FDJ, GST und die Pioniere sollten ihre Angebote möglichst auf diesen Tag legen.

Ansonsten: immer Hausaufgaben!

In der Unterstufe mußten diese (im Hort) ohne Widerspruch an dem Tage erledigt werden, an dem wir sie durch den Lehrer erteilt bekamen, egal ob die Hausaufgaben bis morgen oder bis zu einem späteren Tag aufwaren.
Den Schülern der Oberstufe wurde ab Klasse 5 empfohlen, die Hausaufgaben in der Schule zu erfüllen. Auf diese Weise war gesichert, daß Erzieher und Lehrer helfen konnten.

Die Hausaufgabenaufsicht und -betreuung erfolgte in der Unterstufe durch die Erzieherinnen im Hort. Zu Beginn der Oberstufe (=5. Klasse) war der Schüler dann selber verantwortlich. Meine Eltern halfen mir nie mit den Hausaufgaben; Eltern sind schließlich keine Hilfslehrer und sollten das Kind schön in Ruhe arbeiten lassen.
Meine Eltern zog ich nur hinzu, wenn es Schularbeiten gab, die zusätzliches Üben und Beschäftigen zuhause verlangten: Gedichte lernen, Kleines Einmaleins lernen, Großes Einmaleins lernen, Quadratzahlen/Quadratwurzeln lernen, Kubikzahlen/Kubikwurzeln lernen, schriftliche Ausarbeitungen, Referate.

Ministerielle Festsetzungen für die wöchentliche Belastung der Kinder mit Schularbeiten:

1.-4. Klasse: 7 Stunden (gemeint sind volle Stunden)
5.-6. Klasse: 8 Stunden
7.-8. Klasse: 10 Stunden
9.-12. Klasse: 12 Stunden

Die Lehrer hatten ständig zu beachten, daß im Interesse der Gesundheit der Schüler nur soviel Schularbeiten erteilt werden durften, daß uns genügend Zeit blieb für viel Sport und unseren individuellen Neigungen/ Hobbys.

----> Abgesehen von den beschriebenen Fleißarbeiten des Auswendiglernens (Gedichte, Malfolgen usw.) kam ich ohne schulische Anhängsel nach hause. Sozusagen fertig.

Meine Hobbys:

Die Einheitsschule war Dreh- und Angelpunkt der Kindheit und der Jugend. Es gab Arbeitsgemeinschaften, Interessenszirkel (gesonderte Arbeitsgemeinschaften), Volkskunstgruppen, Kindersport, viele Klubs und Sachen wie die Jungen Techniker oder die Jungen Naturforscher.

Ich besuchte die Arbeitsgemeinschaften:

  • Mathe
  • Physik
  • Chemie
  • Erdkunde
  • Biologie
  • Geschichte

Ich besuchte die Interessenszirkel:

  • Elektrotechnik
  • Radio- und Verstärkertechnik
  • Botanik
  • Sternenbeobachtung/ Astronomie
  • Geologie
  • Meterologie
  • bildende Kunst
  • Literatur und künstlerischer Vortrag
  • klassische deutsche Weltliteratur
  • russische Konversation
  • englische Konversation

Ich besuchte Sportarten des Kindersports:

  • Leichtathletik
  • Geräteturnen
  • Rugby
  • Hockey
  • Radsport/ Radwandern
  • Eislauf
  • Skilanglauf
  • Eishockey
  • Schach

----> Die Schule ging pünktlich Montag-Sonnabend 7.30 Uhr los, Unterrichtsende um 13.00 Uhr, spätestens um 14.00 Uhr. Zuhause war ich auf Grund des gesellschaftlichen Lebens in der Tagesschule nie vor 16.30 Uhr, die Regel war 17.00-18.00 Uhr. Nur Sonnabends war am Mittag/ frühen Nachmittag gleich nach dem Unterricht Schluß.
Mittagskind war ich selten.

  1. Schulzeit unserer Kinder

Wie meine Schulzeit. Lediglich geringfügige Änderungen, z.B. Schularbeiten ausnahmslos jeden Tag und solche Sachen.

  1. Schulzeit unserer Enkel

Chaos trifft es am besten. Unterfinanziertes Chaos.
Gegliedertes Schulsystem. Die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut – und ehrlich gesagt, hebt das auch keinen an. Jeder macht, was er will, keiner was er soll, und alle machen mit.

Viele Grüße :smile:

Sehnsucht nach dem Überwachungsstaat?

Die [Eltern]
durften sich dann u.U. gleich rechtfertigen, warum sie ihren
Erziehungspflichten nicht nachgekommen sind und sich nicht für
die Schulwoche des Kindes interessiert hatten.

In das Schülertagebuch hatte der Schüler s o f o r t folgende
Eintragungen zu erledigen:

  • Hinweise und Termine für die laufende gesundheitliche
    Überwachung und Hygiene der Schüler durch den jugendärztlichen
    Dienst des Ministeriums für Gesundheitswesen (Kontrolle des
    für alle Kinder ministeriell vorgeschriebenen Impfschutzes,
    Körperuntersuchungen, Zahnpflegeuntersuchungen,
    jugendärztliche Sprechstunden, Untersuchungen für Turn- und
    Sportbefreiungen, gesundheitliche Belehrungen usw.)

Was geht das die Schule an?!

  • alle schulischen und außerschulischen Veranstaltungen

Ebenso, und es wird nicht besser.

  • Hinweise und Termine für die Ferienspiele, das
    Pionierferienlager und die anderen Sachen der Feriengestaltung
    für die Kinder
  • Worturteile über Betragen, Mitarbeit, Fleiß, Ordnung,
    fachliche Leistungen
    ----> Ja, meine Eltern waren immer und überall absolut im
    Bilde.

Und was sollen die Eltern damit anfangen, wenn die Hortleiterin sich durch ein (harmloses und schlechtes) Wortspiel mit ihrem Namen derart beleidigt fühlt, dass sie einen Tadel vergibt?
Inwiefern lassen sich Kinder im Elternhaus zur (schulischen!) Mitarbeit und zu fachlichen Leistungen erziehen? Da möchte man doch als Elternteil dem Klassenleiter mitteilen, dass der Sprössling sein Zimmer nie aufräumt und zu laute Musik hört. Der fragt sich dann auch, was er mit dieser Information anfangen soll.

Meine Hobbys:

Die Einheitsschule war Dreh- und Angelpunkt der Kindheit und
der Jugend. Es gab Arbeitsgemeinschaften, Interessenszirkel
(gesonderte Arbeitsgemeinschaften), Volkskunstgruppen,
Kindersport, viele Klubs und Sachen wie die Jungen Techniker
oder die Jungen Naturforscher.

Alles schön zentral, alles in einer Hand. Willst Du denn wirklich, dass die Schulleitung die vollkommene Kontrolle über Dein Leben gewinnt?

Verständnislose Grüße
Immo

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Grüß Dich.

Hinweise und Termine für die laufende gesundheitliche
Überwachung und Hygiene der Schüler durch den jugendärztlichen
Dienst des Ministeriums für Gesundheitswesen (Kontrolle des
für alle Kinder ministeriell vorgeschriebenen Impfschutzes,
Körperuntersuchungen, Zahnpflegeuntersuchungen,
jugendärztliche Sprechstunden, Untersuchungen für Turn- und
Sportbefreiungen, gesundheitliche Belehrungen usw.)

Was geht das die Schule an?!

Das Schulsystem der DDR funktionierte völlig anders; nach einem kybernetischen Ansatz.
Eines der hochgesteckten Bildungsideale propagierte die Schule als den Ort der körperlichen Ertüchtigung und Gesundheit sowie der Stärkung der körperlichen Kräfte.
So hieß das offiziell. :smile:

Das ist aber die klassische Aufgabe des Gesundheitswesens; und das Gesundheitswesen der DDR hielt den Gedanken der Prophylaxe sehr hoch.
Mit dem System der dichten Vorsorge und der gesamtgesellschaftlichen Förderung von Sport konnten auf diesem Weg gewaltige Summen gespart werden, z.B. das Geld, was wir fleißig zum Fenster hinauswerfen, weil unser jetziges „Gesundheitssystem“ eigentlich ein Krankheitssystem ist.

Daher arbeiteten das Ministerium für Volksbildung und das Ministerium für Gesundheitswesen zusammen; in alle schulischen Angelegenheiten, die Gesundheit und die gesundheitliche Prophylaxe betrafen, griff das Ministerium für Gesundheitswesen in Bereiche des Ministeriums für Volksbildung ein.

Es gab jährlich eine Hauptuntersuchung und eine Zahnpflegeuntersuchung für alle Schüler in der gesamten DDR. Mängel, Störungen und Fehlentwicklungen konnten auf diese Weise frühzeitig erkannt und in Behandlung gegeben werden. Darüber hinaus gab es noch weiterführende Untersuchungen für bestimmte Klassen an bestimmten Zeitpunkten des Schul- und Berufsschulwerdegangs.

Nebenbei: Die Kinderkrippen unterstanden z.B. der Aufsicht des Ministeriums für Gesundheitswesen, obgleich die Krippen als Bildungs- und Erziehungseinrichtung geführt wurden (=zum Schulsystem gehörten).
Die Kinderkrippen sorgten nicht nur für pädagogische und kreative Frühförderung, sondern ein großer Stab an Fachkräften und Fachärzten beobachtete die normale motorische, geistige, psychologische und sprachliche Entwicklung der Kinder. Bei Bedarf war die richtige Therapie sofort zur Stelle.

Die Gesundheitserziehung und das Ausprägen hygienischen Verhaltens bei den Kindern setzte sehr früh ein; bereits in der Kinderkrippe und vor allem im Kindergarten.

----> Was geht das die Schule an? Alles!

Gesundheit ist ein hohes Gut der modernen Gesellschaft und mit steigendem Alter irgendwann wertvoller als Gold. Ohne Gesundheit geht es nicht. Je früher ich Krankheiten usw. erkenne, desto größer ist die Aussicht auf therapeutischen Erfolg und desto geringere Kosten entstehen dem Gesundheitswesen. Je früher ich den Kindern einen gesunden Lebenswandel angewöhne, desto geringere Kosten enstehen dem Gesundheitswesen und desto höher fällt die individuelle Lebensqualität aus.
Die Schule als Gesundheitvorsorge und -serziehungseinrichtung befriedigt damit alle individuellen und kollektiven Interessen der Bevölkerung in punkto Gesundheit.

alle schulischen und außerschulischen Veranstaltungen

und es wird nicht besser.

Schule=Leben und Leben=Schule; Schule ist k e i n Ort, wo die Kinder früh hingehen und mittags nach der drögen Lernerei in die bunte Welt zurückstürmen.
Und wenn es z.B. hieß: Die FDJ macht einen Ausflug in die hiesige Sternwarte, dann ist das ohne jeden Zweifel interessant für die Eltern. Oder wer soll entscheiden, ob das Kind mitfahren darf oder nicht, wenn nicht die Eltern?
Die Prozeßkette beginnt aber mit der Benachrichtigung „Liebe Eltern, die FDJ führt einen Ausflug durch…“.

Wie heißt es so schön?

„Bevor ich was entscheiden und tun kann, muß ich was wissen.“

Alles schön zentral, alles in einer Hand.

Natürlich. Warum nicht?
Dein Kommentar schwingt wie die alte indoktrinierte Leier in den alten Bundesländern: Zentralismus ist schlecht.

Und das ist maximaler Unfug nach allen Himmelsrichtungen.
Zentralismus ist ein dem Dezentralismus gleichwertiges Konzept in der Systemtheorie. Nicht mehr, nicht weniger.

Was mich stets erstaunt bei diesem politisch motivierten Einwand:
Wo ist das Vertrauen zur Demokratie? Wo ist das Vertrauen zur demokratischen Kontrolle?
Ein national einheitliches, zentralistisches Bildungssystem unter demokratischer Kontrolle anstatt unter der Suprematie einer leninistisch-stalinistischen Führungsclique; ernsthaft: An welchem Punkt soll das bitte schlecht sein?

Aber Demokratie scheint für viele, die auffallend gerne mit dem Finger auf das Grundgesetz zeigen, wohl ein Fremdwort zu sein, wenn dafür was getan werden müßte.

Die systemtheoretische Betrachtung lautet übrigens:

Ein Schulsystem ist ein System, an das eingangsseitig von allen Beteiligten besonders abstrakte Anforderungen gestellt werden. Ausgangsseitig sollen die Leistungen für alle in gleichem Maße erzielt werden.

Mit steigenden Bildungsidealen steigen auch die ideellen Beanspruchungen, die das System befriedigen muß, so daß Methoden des Zentralismus an Bedeutung gewinnen (müssen).

Daß es umgekehrt nicht funktioniert, zeigt unser gegliedertes, föderales Schulsystem in beeindruckender Weise tagtäglich.

Chancengleichheit, Vergleichbarkeit, Durchschaubarkeit, einheitliche Leistungsbewertung, einheitliche Lehrstoffe, Reformagilität und Anpassungsfähigkeit u.v.v.m. – das ist bereits auf Landesebene mit den Mitteln dezentraler Bildungspolitik, mit Schulautonomie und mit schuleigenen Lernplänen in keinster Weise realisierbar.

Die Streuung nimmt Überhand, die soziale Ungleicheit steigt, Abschlüsse erliegen einer Inflation, monostrukturierte ökonomische Anliegen der Wirtschaft gewinnen Einfluß, kulturelle Sichtweisen gehen zurück – das System löst sich gegenüber seinen ideellen Ansprüchen völlig auf.

Willst Du denn wirklich, dass die Schulleitung die vollkommene
Kontrolle über Dein Leben gewinnt?

Woher nimmst Du diese Erkenntnis von der vollkommenen Kontrolle durch die Schulleitung?
Die beschriebene Nachmittagsbetreuung war freiwillig. Die Schulleitung kontrollierte überhaupt nichts, wenn es die Eltern und die Kinder nicht wollten.

Ehrlich gesagt, die geistig fruchtbare Beschäftigung und Betreuung - sogar kleine polytechnische Oberschulen auf dem Land boten fünfzig, sechszig, siebzig kostenlose Arbeitsgemeinschaften an - fehlt den Kindern!

Familie ist in ihrem pädagogischen, geistigen, körperlichen und gemeinschaftlichen Erziehungsspektrum sehr beschränkt; keine Familie könnte das leisten, was uns damals die Schule geboten hat.

Oder schraubst Du mit Deinen Kindern an einem Mähdrescher herum?

Oder unterhälst Du Dich mit Deinen Kindern über die phenolische OH-Gruppe und die Reaktionen mit Eisen(III)-Chlorid?

Und was tun denn bitte die typischen, ach so engagierten Eltern heutzutage?
Das Kind kommt aus der Schule, dann ab ins spritfressende SUV, Abgabe des Kindes in der Musikschule, im Sportverein oder irgendwo anders.

Wo ist der Unterschied, außer daß die Eltern ihre Kinder bewußt abschieben, ein Heidengeld für den Unsinn bezahlen und ihr eigenes, pseudofreiheitliches Gewissen beruhigen?

Für uns war Schule ein Ort des gesellschaftlichen Lebens und der Zusammenkunft. Die Freunde waren da, die Lehrer waren da, für jedes Kind gab es vielfältige Angebote.

Das gesellschaftliche Leben fand damals eben nicht mit Rauchen, Saufen und Kiffen an der Bushaltestelle statt. Keine entgleisenden Zusammenrottungen, die sich anziehen und aufführen wie die letzten Affen aus dem Urwald und lautstark die ganze Straße unterhalten wollen.
Die angeblich von den Eltern gepflegte Erziehung bestand auch nicht aus dem Kutschieren von einer sozial abgesonderten Gruppe (Musikschule) zur nächsten sozial abgesonderten Gruppe (Sportverein).

Wo ist das besser? Wo ist das einer vollausgebauten Tagesschule vorzuziehen? Es ist einzig und alleine Beruhigung des Gewissens der Eltern, die der irrwitzigen Einbildung erliegen, sie erzögen die Kinder gut, sie hätten die Kontrolle über die Erziehung und täten ihren Kindern Gutes.

Du scheinst unter dem Alltagsleben der DDR und der DDR-Schule einen totalitaristischen Durchgriff der Partei zu assoziieren, den es nie gab. Du solltest nicht vergessen: 1989 waren 10% der Bürger mit dem Staatsapparat verbunden, 90% nicht. Und diese 90% lassen sich nicht ihre Lebensleistung und ihre sorglose, glückliche Kindheit zerreden, wo sie sowieso schon von den Stalinisten um das halbe Leben beschissen worden sind.

Viele Grüße :smile:

1 Like

Hi,

nun ja, dafür waren dann die DDR-Kinder, was gewisse Kinderkrankheiten angeht, gesünder. Belehrungen zur Hygiene etc. muss wohl bald auch wieder die schule übernehmen - nicht, weil es von anfang an mit ihre Aufgabe ist, sondern weil es hierzulande viele Eltern einfach nciht mehr beherrschen, das Erziehen.
Das gleiche gilt für Nachmittagsbetreuung. Ob ich das nun Arbeitsgemeinschaft oder Ganztagsschule nenne ist doch wurscht, oder? Und ehrlich gesagt hätte ich, wenn die Kinder schon nachmittags in die Schule MÜSSEN (die meisten der Veranstaltungen zu DDR-Zeiten waren freiwillig, Ganztagsschule in der Bundesrepublik ist es nicht), lieber Sportgruppen, Kunst und Musik außerhalb des Legrplans und der Leistungsmessung als Unterricht (G8 in Bayern bedeutet z.B. in der 6. Klasse Englisch von um Drei bis halb fünf. Normaler Unterricht, nix zusätzliches oder gar freiwilliges).
Die beleidigte Hortleierin: die Erziehungsbreechtigten müssen sehr wohl darüber informiert werden, wie ihr Kind sich benimmt, denn sie sind zur Erziehung ihrer Kinder nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet. Ich hoffe, mehr muss ich dan icht erklären.

Inwiefern lassen sich Kinder im Elternhaus zur (schulischen!) Mitarbeit und zu fachlichen Leistungen erziehen?

Hier spätestens bleibt mir ehrlich gesagt die Spucke weg. Ohne die Eltern KANN ich als Lehrerin nicht dafür sorgen, das die Kinder das lernen. Ich kann hundertmal sagen, dass man mir zuhören soll und seine Hausaufgaben machen soll, ich kann mich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln - wenn die Eltern zuhause einmal das Gegenteil sagen, oder sich gar nciht darum kümmern, was ihre Kinder tun und lassen, ist das Drgebnis gleich null.

Die Franzi

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Hallo!

Eines der hochgesteckten Bildungsideale propagierte die Schule
als den Ort der körperlichen Ertüchtigung und Gesundheit sowie
der Stärkung der körperlichen Kräfte.

Gut, unter dieser Prämisse sehe ich die ganzen Vorsorgedinge ein. Was jedoch m.E. nicht geht, ist der Zwang, sich solchen Untersuchungen zu unterziehen, auch gegen den ausdrücklichen Willen der Eltern.

Im Allgemeinen, das gebe ich zu, klingt das durchweg positiv, wenn man als Voraussetzung annimmt, dass die Eltern sich mit der Prophylaxe nicht hinreichend auskennen.
Als aber bei mir in der zweiten Klasse die Masernimpfung anstand, war der Impfstoff noch nicht ausgereift. In Fachkreisen (meine Mutter arbeitet in einem großen Pharmakonzern) war auch bekannt geworden, dass es abnorm viele Fälle von Infektionen infolge dieser Impfung gab, wovon natürlich die Öffentlichkeit nichts erfahren sollte.
Daraus zog jedoch meine Mutter die Konsequenz, mich nicht impfen zu lassen (zu jenem Zeitpunkt, eine Impfung bei ausgereiftem Serum wäre natürlich erfolgt) - aber darüber setzte sich die Schule hinweg. Glücklicherweise bin ich nicht erkrankt.

Schule=Leben und Leben=Schule; Schule ist k e i n Ort, wo die
Kinder früh hingehen und mittags nach der drögen Lernerei in
die bunte Welt zurückstürmen.

Alles schön zentral, alles in einer Hand.

Natürlich. Warum nicht?
Dein Kommentar schwingt wie die alte indoktrinierte Leier in
den alten Bundesländern: Zentralismus ist schlecht.

Gut, ich bin wohl wirklich indoktriniert worden, obwohl ich in den neuen Bundesländern aufwuchs (doch in jedem System kann man sich ja für das System oder dagegen positionieren, und meine Familie war klar dagegen).

Hier spielten vor allem die persönlichen schlechten Erfahrungen eine Rolle, die meine Familie in der DDR in jedem Lebensbereich gesammelt hat.
Gegen den Zentralismus nimmt mich z.B. ein, dass auch die Studienbewerbungen von der Schule (Klassenlehrer? Schulleiter?) abgeschickt werden mussten. Der Schulleiter bzw. Klassenlehrer meiner Mutter teilte ihr offen mit, dass er ihre Bewerbung nicht abschicken werde, wenn sie sich für Pharmazie bewirbt; sie habe sich bitteschön für Chemie zu entscheiden.

Was mich stets erstaunt bei diesem politisch motivierten
Einwand:
Wo ist das Vertrauen zur Demokratie? Wo ist das Vertrauen zur
demokratischen Kontrolle?

Nun ja, ich kenne kein zentralistisches System mit demokratischer Kontrolle - keine Ahnung, ob so etwas funktioniert. In einem Fall wie dem eben geschilderten könnte man den Rechtsweg einschlagen, aber verliert sicher ein Jahr, bevor man sein Studium beginnen kann.
Welche Demokratische Instanz die Effizienz eines Impfstoffes überprüfen könnte, ist mir auch nicht klar. Informationen verschleiern kann auch die Demokratie (am besten kann sie dies durch Reizüberflutung - zwischen all den Nebensächlichkeiten überhört man die wahren Nachrichten). Und dann kommt die Schule mit einer Masernimpfung, die einen zu hohen Anteil der Geimpften krank macht, und keiner kann was dagegen tun.

Was ist denn schlimm daran, wenn man sich selbst um die medizinische Prophylaxe kümmern muss? Jede Krankenkasse weist darauf hin, dass man jährlich (bis zum 18. LJ halbjährlich) zum Zahnarzt gehen muss, dass im Abstand von 10 Jahren Tetanus-, Diphtherie- und Polioimpfung fällig werden (und ich bin mir bewusst, dass dies in zwei Jahren bei mir wieder ansteht) und wer weiß auf was noch alles.
Im besten Fall ist es tatsächlich egal, ob das Aufgabe der Schule oder der Krankenkasse ist.

Die systemtheoretische Betrachtung

Über Vor- und Nachteile des gegliederten Schulsystems haben wir uns ja an anderer Stelle schon eingehend ausgelassen.

Ehrlich gesagt, die geistig fruchtbare Beschäftigung und
Betreuung - sogar kleine polytechnische Oberschulen auf dem
Land boten fünfzig, sechszig, siebzig kostenlose
Arbeitsgemeinschaften an - fehlt den Kindern!

Natürlich. Ist es denn aber in einer Demokratie möglich, Schulen zu Nachmittagsangeboten zu zwingen? Das steht m.E. auf einer Stufe mit der Schaffung von Arbeitsplätzen.
Da sind mir doch eine private Musikschule, ein Fitnesscenter mit Sportangeboten für Jugendliche, eine Traditionstanzschule und ein unabhängiges Sprachenzentrum lieber als halbherzige Nachmittagsangebote der Schulen (und alle Nachmittagsangebote der Schulen, die ich kenne - bis auf die Chöre musikbetonter, Mannschaften sportbetonter und Spanisch-AGs sprachbetonter Schulen -, sind halbherzig).
Natürlich kostet das alles Geld, aber ich kenne mich in der Wirtschaftstheorie nicht genügend aus, um ausschließen zu können, dass das kostenlose Angebot solcher Aktivitäten den wirtschaftlichen Kollaps der DDR zumindest gefördert hat.

keine Familie könnte das leisten, was uns damals die Schule
geboten hat.

Oder unterhälst Du Dich mit Deinen Kindern über die
phenolische OH-Gruppe und die Reaktionen mit
Eisen(III)-Chlorid?

Das eventuell schon. Aber die Alternative besteht für mich nicht im Angebot durch die Eltern (das muss immer, auch im DDR-Schulsystem, vorhanden sein, damit die Kinder überhaupt Interessen entwickeln), sondern in dezentralen außerschulischen Angeboten.

Abgabe des Kindes in der Musikschule, im Sportverein oder
irgendwo anders.

Wo ist der Unterschied, außer daß die Eltern ihre Kinder
bewußt abschieben

„Abschiebung“? Meinetwegen, aber sind dann Schul-AGs etwas anderes? Vielleicht „unbewusste Abschiebung“? Wenn ja, ist das irgendwie besser?
(Nicht dass ich dieses Angebot überhaupt als „Abschiebung“ bezeichnen würde, schließlich lässt sich kein Kind zum Judo, Computerkurs oder Cellounterricht zwingen; aber wenn Du mit diesem Begriff argumentierst, interessiert mich eben die DDR-Alternative.)

Für uns war Schule ein Ort des gesellschaftlichen Lebens und
der Zusammenkunft. Die Freunde waren da, die Lehrer waren da,
für jedes Kind gab es vielfältige Angebote.

Und jetzt? Sind da etwa keine Freunde? Man lernt doch dadurch nur weitere Menschen kennen - Menschen aus allen Bevölkerungsschichten (insbesondere beim Sport), die sich für dasselbe interessieren. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit so jemandem zu verstehen, ist ungleich höher als in einer Schule, wo man entweder aufgrund der räumlichen Nähe zum Elternhaus oder der besonderen Begabung in einem Schulfach landete.
Und was für einen Vorteil es haben soll, wenn die Lehrer da sind, ist mir auch unbegreiflich. Ich werde nicht zu einer bestimmten AG motiviert, weil ich den leitenden Lehrer besonders mag, wenn mich das Thema nicht interessiert. Andersherum kann mich ein unbeliebter Lehrer aber davon abhalten, ein interessantes Angebot wahrzunehmen. Wenn ich mir z.B. Musiktheorieunterricht in einer Musikschule in meiner Nähe suche, und ich komme mit dem Lehrer nicht klar, kann ich immer noch die Musikschule wechseln; wenn ich auf das Schulangebot angewiesen bin, bleibt mir keine Wahl.

Das gesellschaftliche Leben fand damals eben nicht mit
Rauchen, Saufen und Kiffen an der Bushaltestelle statt. Keine
entgleisenden Zusammenrottungen, die sich anziehen und
aufführen wie die letzten Affen aus dem Urwald und lautstark
die ganze Straße unterhalten wollen.

Wäre dies im Osten so ohne Weiteres möglich gewesen (ohne dass mich ein VoPo davon abhält), dann hätte es solche Zusammenrottungen ebenfalls gegeben. Diese schließen sich ja nicht zusammen, weil man keine anderen Interessen hätte, sondern weil man einfach mal wild sein möchte.

Die angeblich von den Eltern gepflegte Erziehung bestand auch
nicht aus dem Kutschieren von einer sozial abgesonderten
Gruppe (Musikschule) zur nächsten sozial abgesonderten Gruppe
(Sportverein).

Sozial abgesondert von wem? Wenn ich in der Musikschule und im Sportverein bin, kann ich doch gar kein breiteres soziales Spektrum zu meinem Bekanntenkreis zählen. (Naja, außer ich schließe mich einer der kiffenden Gruppen an der Bushaltestelle an.)

Wo ist das besser? Wo ist das einer vollausgebauten
Tagesschule vorzuziehen?

Nun ja, im besten Fall ergibt es keinen Unterschied; im schlimmsten hat der Zentralismus auch in einer Demokratie negative Auswirkungen, weil Einer über den Schüler nach seinem Gutdünken bestimmen kann. Das kann ich nicht objektiv beurteilen, weil ich halt kein zentralistisches demokratisches System kenne (oder mir keines einfällt).

Du scheinst unter dem Alltagsleben der DDR und der DDR-Schule
einen totalitaristischen Durchgriff der Partei zu assoziieren,
den es nie gab. Du solltest nicht vergessen: 1989 waren 10%
der Bürger mit dem Staatsapparat verbunden, 90% nicht. Und
diese 90% lassen sich nicht ihre Lebensleistung und ihre
sorglose, glückliche Kindheit zerreden, wo sie sowieso schon
von den Stalinisten um das halbe Leben beschissen worden sind.

Natürlich lassen sie sich das nicht zerreden, das hab ich auch nicht vor. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, dass in der DDR nur diejenigen eine glückliche Kindheit hatten, deren Eltern Parteinitglieder waren.
Dennoch verbinde ich durch die Erzählungen meiner Familie mit der DDR nur solche Erscheinungen, die Kindheit und Jugend negativ beeinflussten. Meiner Mutter bleibt beim Film „Sonnenallee“ das Lachen im Halse stecken, weil sie durch die dargestellten Situationen an ihre eigene Jugendzeit erinnert wird. Meiner Oma ergeht es ähnlich, wenn sie irgendwo diese typischen DDR-Formulierungen hört („Wir Jungpioniere sind beteiligt am Aufbau eines friedlichen demokratischen Staates. Unsere Freunde aus der UdSSR unterstützen uns dabei“, oder so ähnlich, ich müsste das jetzt irgendwo abschreiben, damit das authentisch klingt).
Da kannst Du Dir ja vorstellen, dass mich Aussagen nach dem Bauplan „in der DDR war alles besser (bis auf die Staatsform)“ zum Widerspruch reizen.

Liebe Grüße
Immo

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Hallo,:Gut, unter dieser Prämisse sehe ich die ganzen Vorsorgedinge

ein. Was jedoch m.E. nicht geht, ist der Zwang, sich
solchen Untersuchungen zu unterziehen, auch gegen den
ausdrücklichen Willen der Eltern.

Nur zur Info: in Hessen gibt es diese ärztlichen Untersuchungen (Augen und Ohren und Zähne jährlich; Rest: bei Einschulung, bei Übergang in die weiterführende Schule) ja. Ich kann nur für hessische Grundschule sprechen, aber ich nehme an, das funktioniert in anderen Bundesländern analog. Wenn der Zahnarzt kommt, ist nicht nur Check-up (mit eventueller Behandlungsempfehlung für die Eltern) dran, sondern auch eine Unterrichtung der Klassen über Zahnpflege.

Sozial abgesondert von wem? Wenn ich in der Musikschule
und im Sportverein bin, kann ich doch gar kein
breiteres soziales Spektrum zu meinem Bekanntenkreis zählen.

Ist ja gerade umgekehrt - im Fußballclub spielen meine Jungs mit anderen Leuten (von anderen Schulen) und im Chor gleich nochmal.

Gruß
Elke

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Hallo!

Und ehrlich gesagt hätte ich, wenn die Kinder
schon nachmittags in die Schule MÜSSEN, lieber Sportgruppen,
Kunst und Musik außerhalb des Lehrplans und der
Leistungsmessung als Unterricht

Das sehe ich ebenso.

Die beleidigte Hortleierin: die Erziehungsbreechtigten müssen
sehr wohl darüber informiert werden, wie ihr Kind sich
benimmt,

Werden sie denn jetzt nicht mehr informiert?
Aber da hatte ich mich in Reinerleins Post verlesen - bzw. hatte ich etwas _über_lesen, nämlich dass dort Beschreibungen des Fehlverhaltens standen. Gut, das ist wirklich zu begrüßen.

Inwiefern lassen sich Kinder im Elternhaus zur (schulischen!) Mitarbeit und zu fachlichen Leistungen erziehen?

Hier spätestens bleibt mir ehrlich gesagt die Spucke weg. Ohne
die Eltern KANN ich als Lehrerin nicht dafür sorgen, das die
Kinder das lernen. Ich kann hundertmal sagen, dass man mir
zuhören soll und seine Hausaufgaben machen soll, ich kann mich
auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln - wenn die
Eltern zuhause einmal das Gegenteil sagen, oder sich gar nciht
darum kümmern, was ihre Kinder tun und lassen, ist das
Drgebnis gleich null.

Das klingt für mich sehr schlüssig, und ich überlege bis jetzt noch, ob Du mich jetzt damit überzeugt hast, ob wir aneinander vorbeireden oder ob wir vielleicht zwar über dasselbe reden, aber doch auf unterschiedlichen Standpunkten stehen.

Ich rede jedenfalls nicht von genereller Leistungs_bereitschaft:_ Diese wird schon im Kindesalter angelegt, da kann die Schule nicht mehr viel dazutun. Ich rede von der tatsächlichen Mitarbeit, und die kann von vielem abhängen: Vom Banknachbarn, mit dem ein Gespräch reizvoller ist als dem Lehrer zu folgen; von den tatsächlichen Leistungen (wenn ich wirklich keine Ahnung habe, wobei soll ich mich dann melden?); vom persönlichen Interesse am Fach. Auf all dies haben die Eltern wenig bis gar keinen Einfluss. Am persönlichen Interesse und der Bereitschaft, sich vom Nachbarn ablenken zu lassen, haben die Peergroups weitaus größeren Anteil.
Die Leistungen, die ich dann tatsächlich erbringe, sind weitgehend unabhängig von allem anderen. Ich kann in einem Fach wenig mitarbeiten, mich jedoch trotzdem bestens auskennen; und wie sehr ich mich auch im Sportunterricht anstrenge - meine Ergebnisse sind trotzdem auf keiner Referenzliste zu finden, sind nur mit gutem Willen eine 5 wert. Welchen Einfluss haben darauf die Eltern?

Wenn eine Bekannte von mir behauptet, in Physik habe sie nie aufgepasst, denn das sei ja ein „Jungsfach“, dann finde ich das erschreckend. Sicher ist dort in der elterlichen Erziehung einiges schiefgelaufen. Aber ist hier nicht Aufgabe des Lehrers, so zu motivieren, dass dieses Stereotyp abgebaut werden kann? Einige berühmte Physikerinnen als Vorbild, leistungsfähige Mitschülerinnen als Bezugspersonen anbieten („Macht doch mal hinne! Toni is schon fertig!“, pflegte unser Physiklehrer zu sagen), im schlimmsten Fall das Wort für geschlechtergetrennten Physikunterricht beim Direktor einlegen (wirklich nur als Notlösung)?
Gut, Du weißt das sicher besser, Du hast schon Berufserfahrung (meine Erfahrung beläuft sich ja erst - abgesehen von der eigenen Schulzeit - auf die Studienbegleitenden Praktika) - aber ich sehe hier die Pflicht des Lehrers, sich ein geeignetes Werkzeug zur Motivation zu suchen. Dies ist es auch, was m.E. den Lehrerbegriff so interessant macht: Man muss immer neuen Schüler adäquat Fach- und Sozialkompetenz vermitteln können.

Zuletzt: Selbst wenn die Mitarbeit und die Leistungen wirklich so stark von der familialen Sozialisation abhängen - dann macht es für mich keinen Unterschied, ob die Eltern sich nicht für die Physikleistungen ihrer Tochter interessieren, weil es ein Jungsfach ist; oder ob sie die schlechten Leistungen schulterzuckend zur Kenntnis nehmen und kommentieren: „Mach Dir nichts draus, das musst Du nicht können - Du bist ja ein Mädchen.“
(Oh, da ist dann die nächste Kompetenz des Lehrers gefordert, wenn er das Elterngespräch führt. Keine Ahnung, wie man da interveniert.)

Liebe Grüße
Immo

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AW:
Sei gegrüßt.

Gut, unter dieser Prämisse sehe ich die ganzen Vorsorgedinge
ein. Was jedoch m.E. nicht geht, ist der Zwang, sich
solchen Untersuchungen zu unterziehen, auch gegen den
ausdrücklichen Willen der Eltern.

Warum nicht?
Du hast sicher schon von folgendem Fall gehört. Das passiert vor einigen Jahren.
Mutter bringt Kind im Krankenhaus zur Welt; Eltern verweigern eine Reihe von Impfungen; Baby erkrankt; Baby steckt andere Babys an; eines der anderen Babys stirbt. Einsicht Null.

Wenn es sich um Gesundheit und Impfschutz dreht, ist Schluß mit Elternwille. Es wird heutzutage gerne so dargestellt, als ob die Eltern grundsätzlich den Durchblick besäßen und in allen Situationen weise und mit einem gigantischen Maße an Ratio salomonische Urteile träfen.

Ich beobachte das Gegenteil; viele Eltern sind zu dämlich oder zu desinteressiert, und erliegen der Einbildung, nur weil in irgendeinem Gesetz hierzulande der Elternwille so stark geschützt ist, wäre der Elternwille kongruent mit Vernunft, Verstand und Mündigkeit.
Stattdessen wirkt alles vielmehr wie ein Widersprechen, um des Querschießens Willen.

Bei der Gesundheit und dem gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung halte ich die Beachtung des Elternwillens für nicht sinnvoll.

Im Allgemeinen, das gebe ich zu, klingt das durchweg positiv,
wenn man als Voraussetzung annimmt, dass die Eltern sich mit
der Prophylaxe nicht hinreichend auskennen.

Das klingt auch dann positiv, wenn die Eltern das können.
Der Staat ist kein diffuser, mafiöser Gegenspieler; das Volk ist nicht der weiße Spieler und der Staat ist nich der schwarze Gegenspieler am Schachbrett. Der Staat sind wir. Und warum soll ein abstraktes gesellschaftliches Ideal wie „Gesundheit“ nicht im großen Stil durchgesetzt werden?

Glücklicherweise bin ich nicht erkrankt.

Sowas kann Dir heute eher passieren als zu DDR-Zeiten. Denke eine Sekunde an die Pharmakonzerne und was wöchentlich an fragwürdigen Vorgängen und Korruption bei der Arzneizulassung ausgegraben werden.

Gut, ich bin wohl wirklich indoktriniert worden, obwohl ich in
den neuen Bundesländern aufwuchs

Wer parteilich formuliert, muß sich den Schuh auch anziehen.
Wenn Du die ermüdende politische Karte spielen möchtest, laß Dir wenigstens was Neues einfallen. :smile:

Hier spielten vor allem die persönlichen schlechten
Erfahrungen eine Rolle, die meine Familie in der DDR in jedem
Lebensbereich gesammelt hat.

Das ist kein Grund, nach meinen neutralen Ausführungen mit der politischen Keule zu schlagen. Von mir wirst Du hier niemals politische oder ideologische Dinge hören; mir sind die Strukturen und Ideen dahinter wichtig. Und die lassen sich entideologisieren. Wenn Du das zwanzig Jahre später noch immer nich sachlich und nüchtern sehen kannst, tut es mir herzlich leid.

Gegen den Zentralismus nimmt mich z.B. ein, dass auch die
Studienbewerbungen von der Schule (Klassenlehrer?
Schulleiter?) abgeschickt werden mussten.

Das ist Unsinn. Beziehungsweise: Begehe nicht den üblichen Fehler und erörtere die DDR als statisches Gebilde. Das Bildungssystem hat sich in seinen Gepflogenheiten oft geändert, und mit der Absetzung Walter Ulbrichts ging die übermäßige Belastung des Unterrichts mit politischen und ideologischen Sachen erst so richtig los.
Das gab es zu meiner Zeit bereits, war aber erträglich. Es fanden sich genügend Räume, um sich der Geschichte passabel entziehen zu können, ohne negativ aufzufallen.
Aber wenn ich an meine Kinder denke; die vormilitärische Ausbildung, der Wehrunterricht, die NVA-Zeit zwischen Abitur und Studium, die immer länger wurde; das Gesülze in Staatsbürgerkunde. Das schmeckte uns gar nicht.
Zu meiner Zeit jedenfalls mußte ich meine Bewerbung abschicken und die Planstellenzuweisung war unter Ulbricht flexibler als unter Honecker. Meine Kinder bekamen Schreiben, wo genau ein Beruf/ Studiengang festgelegt worden war. Ich durfte im offenen Gespräch drei Berufe gekoppelt an drei Studienfächer aussuchen plus einen Beruf aus einer längeren List für die Berufsausbildung während EOS.

ich kenne kein zentralistisches System mit
demokratischer Kontrolle

Und was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht? Oder wie? :wink:
Frankreich ist als Staat alles in allem ziemlich zentralistisch organisiert. Sind die Franzosen jetzt schlechte Menschen oder nicht demokratisch?

In einem Fall wie dem eben geschilderten könnte
man den Rechtsweg einschlagen, aber verliert sicher ein Jahr,
bevor man sein Studium beginnen kann.

Du tust gerade so, als hättest Du im jetzigen System besseren und schnelleren Zugang zu solchen Entscheidungen. :wink:

Welche Demokratische Instanz die Effizienz eines Impfstoffes
überprüfen könnte, ist mir auch nicht klar. Informationen
verschleiern kann auch die Demokratie.

Das sind Töne.
Was denn nun; Demokratie oder keine? Wir wollten 1989 Demokratie. Daß wir nicht für den Kapitalismus sondern für einen reformierten Sozialismus auf die Straße gegangen sind, ist eine andere Geschichte.
Und was wir dann bekommen haben, weil die repräsentative Demokratie den Bürgern die gestalterische Macht entzogen hat, ist ebenfalls eine andere Geschichte.

Wie gesagt: Zentralismus ist ein Organisationsansatz für Systeme. Emotionalisierte einzelne Gegenbeispiele sind keine Argumente; ich werde auch nicht schwermütig, wenn ich über dezentrale Ansätze rede.

Was ist denn schlimm daran, wenn man sich selbst um die
medizinische Prophylaxe kümmern muss?

Was ist denn schlimm daran, wenn sich eine moderne Gesellschaft ein Gesundheitswesen leistet, was nicht nur die Lebensqualität aller Bürger sichert, unabhängig von ihrer Einsicht und ihrem trotzigen Verhalten gegen objektive Zwänge, sondern dadurch sogar viel Geld sparen kann?

Natürlich. Ist es denn aber in einer Demokratie möglich,
Schulen zu Nachmittagsangeboten zu zwingen?

Hier ist es sogar möglich, daß gegen meinen ausdrücklichen Willen Firmen meine Konsuminformationen systematisch sammeln und anonym für gutes Geld weitergeben.
Oh Überraschung: Die Stasi hat es nicht erfunden.

Warum sollten Schulen nicht gezwungen werden, für alle Kinder ein facettenreiches, professionelles Spektrum an Nachmittagsbetreuung zu bieten?
Nochmal: Die Schule ist der beste Platz, denn nur dort sind die Fachleute (Lehrer, Erzieher) vorhanden. Die Frage ist: Will man die Tagesschule zur Pflicht für alle Kinder machen?
In der DDR war es freiwillig.
Wenn ich mir allerdings den Zustand der Gesellschaft anschaue, die ständgesellschaftliche Auflösung der Bevölkerung, die exponentiell steigende Armut und Unfähigkeit zur Erziehung, die Einwirkungen der Wohlhabenden und der Wirtschaft – diese Risse und dieses Fehlverhalten vieler Menschen kann eigentlich nur eine Pflichttagesschule lösen.

halbherzige Nachmittagsangebote der Schulen

Halbherzig ist es, weil viele Westdeutschen es nicht einsehen und sich die alten Länder mit der Sache auf der Ebene maximaler Dummheit und Unfähigkeit auseinandersetzen.

Selbstverständlich ist es notwendig, Arbeitsgemeinschaften usw. professionell aufzuziehen.

dass das kostenlose Angebot solcher Aktivitäten den
wirtschaftlichen Kollaps der DDR zumindest gefördert hat.

Nicht bezüglich des Schulsystems. Honecker hat die Wirtschaft insgesamt mit dem Ansatz „Einheit von Wirtschaft und Sozialpolitik“ überfordert. Da die BRD aber bekanntermaßen sehr reich ist, ist die DDR gar kein Maßstab.

Aber die Alternative besteht für mich nicht im Angebot durch die
Eltern sondern in dezentralen außerschulischen Angeboten.

Daß Du Dich da nicht täuschst. Die Debatte läuft immer auf das Spannungsverhältnis staatliche Tagesschule gegen Eltern hinaus.
Dezentrale außerschulische Angebote gab es außerdem früher auch.

Der Punkt ist die intellektuelle Förderung; die moderne Schule sollte das Zentrum gesellschaftlichen Lebens sein. Eine Sichtweise, mit der andere Länder keine Berührungsangst haben. Und wenn ich schon die geballte Expertise engagierter und hervorragend gebildeter (allgemeingebildeter) Lehrer an einem Ort konzentriere, kann ich das logisch Fortführen in Arbeitsgemeinschaften, Interessenszirkeln usw. die Dinge anbieten, die keine Familie und keine dezentrale außerschulische Betreuung bieten kann.

Nicht dass ich dieses Angebot überhaupt als „Abschiebung“
bezeichnen würde, schließlich lässt sich kein Kind zum […]
Cellounterricht zwingen

Wie bitte? Da kennst Du die deutschen Eltern aber schlecht.

Mir ging es um den argumentativen Ansatz: Es wird gerne das Gefühl erzeugt, daß Kinderbetreuung, Nachmittagsbetreuung usw. ein Abschieben der Kinder sei. Wo ist dann der Unterschied, wenn die Eltern ihre Kinder nach der Halbtagsschule in irgendwelche privaten Freizeitangeboten stecken?
Richtig, der Unterschied ist: Die Eltern beruhigen ihr Gewissen und stärken ihre Hasch-mich-ich-bin-der-Frühling-Einbildung, sie erzögen ihre Kinder oder sie übten die Kontrolle aus.

Die Wahrscheinlichkeit, sich mit so
jemandem zu verstehen, ist ungleich höher als in einer Schule,
wo man entweder aufgrund der räumlichen Nähe zum Elternhaus
oder der besonderen Begabung in einem Schulfach landete.
Und was für einen Vorteil es haben soll, wenn die Lehrer da
sind, ist mir auch unbegreiflich.

Klingt konfus. Deine Durchmischungsvorstellungen in der Gesellschaft sind lange überholt. Die Schichten grenzen sich inzwischen ab, wo es nur geht. Davon sind weder Sportvereine noch Musikschulen geschützt.

Und was Du gegen die Lehrer vorbringst, klingt reichlich unreif und schülerzentriert. Nicht vergessen: Es war freiwillig, und wenn Dir ein Lehrer nicht paßte, hast Du mit der AG aufgehört.
Meine Lehrer waren meistens nett und es waren geachtete Leute.
Für das System ergeben sich weitere Vorteile: Die Lehrer sind länger mit den Schülern zusammen, so daß die objektiven Bedingungen für die Bewertung von Verhalten und Fachleistungen steigen.
Die Lehrer bekommen außerdem ein umfangreicheres Bild von ihren Schülern, erlangen belastbare Eindrücke über Verhalten und Charakter und mutieren eben nicht zu den technokratischen Beamten, die dann auf Grund von einer Wochenstunden Unterricht irgendwelche Urteile fällen und sich sonst einen Dreck für die Kinder interessieren.

Das gesellschaftliche Leben fand damals eben nicht mit
Rauchen, Saufen und Kiffen an der Bushaltestelle statt. Keine
entgleisenden Zusammenrottungen, die sich anziehen und
aufführen wie die letzten Affen aus dem Urwald und lautstark
die ganze Straße unterhalten wollen.

Wäre dies im Osten so ohne Weiteres möglich gewesen, dann hätte es
solche Zusammenrottungen ebenfalls gegeben.

Das halte ich für eine falsche Behauptung.
Uns wäre so ein Geaffe nie in den Sinn gekommen. Wir wußten uns besser zu benehmen, und mit unserer gemeinsamen Zeit Sinnvolleres anzufangen.

Diese schließen sich ja nicht zusammen, weil man keine anderen
Interessen hätte, sondern weil man einfach mal wild sein möchte.

Daß ich nicht lache. Da sieht und hört man tagtäglich anderes.

Nun ja, im besten Fall ergibt es keinen Unterschied; im
schlimmsten hat der Zentralismus auch in einer Demokratie
negative Auswirkungen, weil Einer über den Schüler nach seinem
Gutdünken bestimmen kann.

Daß Du immer wieder mit diesem Unfug anfängst. Niemand bestimmt über andere. Wie oft wurde jetzt gesagt, daß die Betreuung freiwillig war bzw. sein könnte. Ich verstehe nicht, was für Ungeheuer Dir durch den Kopf schießen, wenn Du das Wort Zentralismus hörst. Und ist er doch, der Punkt, den ich kritisierte: klischeehafte oder voreingenommene Assoziationen sind keine Diskussionsgrundlage, sondern das ist bescheuert.

Da kannst Du Dir ja vorstellen, dass mich Aussagen nach dem
Bauplan „in der DDR war alles besser (bis auf die Staatsform)“
zum Widerspruch reizen.

Das tue ich doch nicht. Ich zeige an meinen Lebenserfahrungen, wie es gewesen ist. Daß ich das Bildungssystem der DDR aus subjektiven und objektiven Überlegungen heraus für weit, weit überlegen halte, ist nicht schwer zu erraten; ansonsten äußere ich mich aber zur DDR kaum. Wo Du da „in der DDR war alles besser“ entfernt ableiten kannst, ist mir ein Rätsel. Das ist nicht mein Standpunkt. :-/

Tschüß :smile:

Hi,

mein voriger Artikel ist jetzt eine Weile her, seither habe ich ein paar externe Prüfungen gehalten und einiges von diesem Thread hier vergessen, daher kann ich keine komplette Antwort geben (für eine Komplettrecherche ist es mir grade zu spät)
Aber soviel: Natürlich haben all die von nDir genannten Faktoren Einfluss auf die Motivation eines Schülers, und alle Faktoren beeinflussen sich auch gegenseitig. Aber der stärkste und prägendste Faktor sind doch die Eltern, weil sie für die Kinder die intensivsten Vorbilder sind. Das muss ja auch ncihut alles explizit geschehen, ich gehe sogar so weit, dass ich sage, das wenigste geschieht explizit. Die wäre die Art, wie die Eltern über Lehrer reden (die eigenen, die der Kinder, …), wie die Eltern selbst ihre Pflichten erfüllen, wie sie dem Kind gegenüber Versprechen einhalten, all solche Dinge. Auch, wenn das Kind weiß, dass es für Fehlverhalten eh nicht bestraft wird. Insofern haben die Eltern zwar nicht unbedingt einen Einfluss darauf, ob klein Susi am Montag von 9.40 bis 10.25 in Deutsch aufpasst - sie haben aber sehr wohl einen Einfluss darauf, ob klein Susi insgesamt eher zu den aufmerksamen Schülern gehört. Ansonsten: wenn es ein REzept gäbe, mit dem man einen beliebigen Schüler in einem beliebigen Fach zu einer 1 bringt, dann wäre einiges anders… Der Aufwand, der betrieben wurde, findet auch nicht immer seinen Ausdruck in der Note - eigentlich so gut wie nie. Ich habe unter anderem einen Schüler mit 13 und einen Schüler mit 7 Punkten in Englisch auf dem Zeugnis… bei wem habe ich als Lehrerin mehr gemacht? Wer hat mehr gearbeitet? (Auflösung: Beide sind ungefähr gleich fleißig, die 13 Punkte kamen aber im gegensatz zu den 7 Punkten - vorher so 2 oder 3 - völlig ohne mein Zutun zustande)

Aber ist hier nicht Aufgabe des Lehrers, so zu motivieren, dass dieses Stereotyp abgebaut werden kann? […]

Hach ja, ein Referendar :smile: Frisch von der Uni … *gg* Du hast pro Schuljahr ca. 180 oder mehr Schüler, für jeden von denen bist du einer von einem Dutzend Lehrern in diesem Schuljahr, keiner hat sich dich oder seine Klassenkameraden ausgesucht, keiner ist freiwillig in deinem Fach oder in deiner Schule. Bei 30 Schülern in einer Klasse brauchst du pro Tag ca. 40 Bedienungsanleitungen, am nächsten Tag 40 andere, alleine wenn du sie menschlich eerreichen willst. Jeder verlangt einen anderen Zugang, der ist vom Typ, vom Geschlecht, Alter, Familienhintergrund, Gestaltung des vorangegangenen Abends, Hormonhaushalt und vielem mehr abhängig. Nebenher musst du auch noch unterrichten. Ich sage dir: Wenn du es schaffst, einem pro Klasse einmal im Schuljahr wirklich zu hdelfen, pro Klasse 3-4 Leute hast, die dich wirklich persönlich mögen und ansonsten keine Feinde hast, dann hast du richtig was geschafft. Du kannst nicht alle immer erreichen, und schon gar nciht, wann du willst. Das Vertrauen eines Schülers ist ein Geschenk, und es läßt sich nicht nach Rezept erzielen.

Elterngespräche … das ist etwas, was ich wirklich nciht vermisse. Ausbildung hate ich ja am Gymnasium und jetzt bin ich an der FOS / BOS mit volljährigen Schülern. Elterngespräche sind etwas ganz besonderes. Die meisten Eltern kriegst du nie zu gesicht. Die, die du zu Gesicht bekommst, können allerdings deinen Beruf viel besser als du selbst. Sie sind ja schließlich Eltern. Aber die Erfahrung machst du automatisch selber. Jeden, den du gerne sprechen würdest, selber herbeizuzitieren, ist auch nciht möglich - erstens wird es schwierig sein, die eltern zum Kommen zu bewegen, und dir wird die Zeit fehlen. Rechne mal durch, wie viele Unterrichtswochen du hast, 4 schulaufgabn, 2-4 Extempporalen, Klassenfahrten, konferenzen, Korrekturzeiten, und dann wie gesagt 180 Schüler…

Die Franzi

hi,

bin zwar noch keine Mutter aber ich kann mich noch sehr gut an meine eigene Schulzeit erinnern:

war dann meistens immer so zwischen 13:00 - 14:00 uhr zu hause, essen,ein bissel von der schule abschalten, dann meinstens immer so 15:00 uhr hausaufgaben gemacht, das hat ca. ne halbe stunde bis zu ner stunde gedauert, wenn ich frage hatte habe ich dann meine eltern fragen können.
Meine eltern wussten eig. immer wo wir in den fächern standen, haben mich auch oft gefragt.

nach den hausaufgaben war ich dann meistens mit freunden draußen oder habe fernsehn geschaut.

lg romy