Hauskredit mit wenig Eigenkapital

Hallo,

Ich wohne seit 8 Jahren in Miete und ich finde es unnötig, so viel Miete zu „verschenken“, wenn ich sie eigentlich direkt in einen Hauskauf stecken könnte. Da es sowieso geplant ist, irgendwann ein eigenes Haus zu kaufen, überlege ich nun, wie ich am besten vorgehen könnte. Im Kreditwesen habe ich leider kaum Erfahrung und deshalb fallen nun einige Fragen an, die ich bei der Internetrecherche nicht beantwortet bekam.

Kurz zu unserer Situation: Ich bin 31 Jahre alt, von Beruf Ausbilder und habe ein gutes Einkommen. Mein Arbeitsvertrag ist zwar noch befristet, aber die Aussichten auf ein unbefristetes Arbeitsverhältnis stehen sehr gut. Meine Frau arbeitet einige Stunden für 300€ monatlich in einem Büro während unser kleiner Sohn bei Oma und Opa ist. Miete zahlen wir kalt 480€ im Monat. Angespart haben wir ca.10.000€ als Eigenkapital, was ja nicht sehr viel ist. Monatlich könnten wir etwa 650€ für Ratenzahlung aufwenden.

Ist es sehr riskant einen Kredit über ca.150.000€ aufzunehmen, wenn man so wenig EK hat?
Welche Kreditunternehmen sind zu empfehlen?
Welche Tilgungszinsen sind seriös?
Welche Kosten kommen noch auf uns zu?
Hat schon jemand Erfahrungen mit einem Genossenschaftskredit gemacht und wie genau läuft das ab?

Lieben Dank schon mal.

Grüße
Mario

Hallo Mario,

ich bin grad selbst dabei, eine Finanzierung zu realisieren und daher ein paar Gedankenanstöße:

  1. Die zeitliche Begrenzung des Arbeitsvertrages wird bei den meisten Kreditinstituten zu einem Problem führen, die wollen am liebsten einen unbegrenzten Arbeitsvertrag sehen, natürlich auch nicht mehr in Probezeit. Wenn ein unbefristeter in Aussicht ist, würde ich so lange Warten
  2. Eigenkapital braucht man nicht wirklich, die 10.000 Euro dürften drauf gehen für die Nebenkosten von einem Hauskauf (Makler, Notar etc. - da kommt einiges), so dass ihr 100 % beleihen müsstet. Bedenke: Je höher ihr beleiht, desto mehr Zinsen zahlt ihr. Beleiht ihr zu 100 % Hauswert zahlt ihr mehr Zinsen als mit 60 oder 70 % (klar, weil das Risiko für die Bank geringer ist).
  3. Bei der Rate einfach mal mit einem Tilgungsrechner „herumspielen“, dann siehst Du wie lange Du bei welchem Hauswert mit welchem Zinssatz zahlen müsstest. Dabei bitte nicht nur auf die absolute Höhe achten, sondern auch die Fragen stellen: Wie lange möchte ich zahlen? Was passiert, wenn bei Ablauf der Zinsbindung die Zinsen gestiegen sind? Schnell wirst Du dann zu dem Ergebnis kommen, dass zwar mit 1% Tilgung „mehr Haus“ möglich ist, Du aber dann ein Problem bekommst, wenn die Zinsen für Immobilienfinanzierungen nach Ablauf der Zinsbindung höher liegen. Zudem zahlt man mit 1% Tilgung bei den aktuellen Zinssätzen ewig. Ich persönlich meine: Wenn ich 50 Jahre zahle um einen Kredit abzutragen - dann kann ich genauso gut oder sogar besser zur Miete wohnen.

Ich wohne seit 8 Jahren in Miete und ich finde es unnötig, so
viel Miete zu „verschenken“, wenn ich sie eigentlich direkt in
einen Hauskauf stecken könnte.

Wenn es denn klappt. Das ist in Eurem Fall nicht unproblematisch.

Kurz zu unserer Situation: Ich bin 31 Jahre alt, von Beruf
Ausbilder und habe ein gutes Einkommen. Mein Arbeitsvertrag
ist zwar noch befristet,

Dann ist das Thema vorerst erledigt.

aber die Aussichten auf ein unbefristetes Arbeitsverhältnis stehen sehr gut.

Wenn es soweit ist, kannst Du neu darüber nachdenken.

wir kalt 480€ im Monat. Angespart haben wir ca.10.000€ als

Für die Kaufnebenkosten, Renovierung und Umzug ? Das ist sehr knapp.

Monatlich könnten wir etwa 650€ für Ratenzahlung aufwenden.

Nicht vergessen: Die Nebenkosten eines Eigenheimes sind höher, als die eines gemieteten Objektes. Und Reparaturen gehen voll zu Deinen Lasten.

Ist es sehr riskant einen Kredit über ca.150.000€ aufzunehmen, wenn man so wenig EK hat?

In Eurem Falle ja.

Vielen Dank für die ehrlichen Auskünfte. Dann träume ich erstmal nicht weiter und warte, bis wir noch mehr Eigenkapital angespart haben und mein Arbeitsverhältnis im nächsten Jahr unbefristet ist.

Liebe Grüße
Mario

  1. Eigenkapital braucht man nicht wirklich,

Ah ja.

Hallo Mario,

10.000 Euro sind wirklich nicht viel, wenn es um eine Baufinanzierung geht. Und auch die 650€ im Monat nicht, aber ok.
vielleicht findest du ein günstiges Haus, so dass sich der Kauf schnell rentiert.

Du kannst deine gesamten Angaben, die du hier in deinem Post gerade gemacht hast, mal in einen Baufinanzierungsrechner bzw. einen Kreditrechner eingeben. auf CHECK24 beispielsweise findest du einen guten und auch seriösen Kreditvergleich.

So kannst du sehr schnell herausfinden, zu welchen Konditionen dir die Bank einen Immobilienkredit zur Verfügung stellt.

ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen,

Viele grüße,
Franz

Also zum einen sind die Zinsen im Moment recht niedrig, so dass es eigentlich eine gute Zeit ist, wenn man einen Kredit z.B. für einen Hausbau aufnehmen möchte. Zum anderen geht man damit aber eine jahrzehntelange Bindung ein, das muss am Ende jeder für sich abwägen. Mal meine Gedanken dazu.

Realistisch bleiben: Im Eifer des Gefechts tendieren manche dazu, sich im Wunschdenken die mögliche Rate schönzureden. Da wird dann jeder Euro zusammengekratzt, den man im Idealfall für eine Rate aufbringen könnte. Aber du willst trotzdem in den Urlaub, den neuesten Elektronik-Schnickschnack, etc. Also frage dich, ob du diese Rate wirklich auf Dauer halten kannst. Alternativ könntest du vielleicht eine niedrigere Rate zahlen, aber dafür Einmalzahlungen leisten?

An die Zinsbindung denken: Bei vielen Krediten läuft die Zinsbindung nach 10 Jahren aus. Das heißt, dass die Banken dann zuschlagen, weil du nicht mehr aus der Situation herauskommst. An sowas musst du auch denken. Du kannst dich dagegen absichern und eine Zinsgarantie abschließen, aber das kostet.

Unvorhergesehenes und ZUsatzkosten: Dann kostet ein Haus meistens auch nicht nur eine Summe X, sondern es kommen noch Kosten dazu, an die keiner gedacht hat. Notar, Steuern, Außenanlagen, Extrawünsche. Das ist einfach immer so, man will es vorher nicht glauben und denkt, es wäre alles kalkulierbar. Das ist aber nicht so, die Praxis zeigt, dass immer irgendwas dazwischen kommt.

Eigenkapital vs. Abzahlung: Ich habe mir für meinen eigenen Bau einen primitiven Kreditrechner in Excel gebastelt. Da habe ich mal deine Daten eingegeben. Bei einem Zins von 3,25% hast du den Kredit mit der Rate nach 27 Jahren abgezahlt. Wenn du zwei Jahre die 650 Euro sparst und deine Eigenkapital aufstockst, zahlst du den Kredit 23 Jahre ab. Eigenkapital sollte nach den meisten Empfehlungen 30% der Bausumme betragen.

Tja, vielleicht hilft dir das weiter. Viel Glück jedenfalls beim Hausbau.

Danke erstmal wieder für die vielen Antworten.

Die 650€ könnte ich nur als Rate zahlen, wenn ich nicht in einer Mietwohnung für knapp 500€ wohnen würde. Da habe ich mich vielleicht falsch ausgedrückt. Das heißt, den Betrag kann ich nicht zur Seite legen solange ich in Miete bin. Ich habe die Höhe der Rate extra etwas geringer gehalten, weil mir bewusst ist, dass immer mal etwas anfällt (Reparatur Auto/Haus etc.)

LG

Hallo,

mich vielleicht falsch ausgedrückt. Das heißt, den Betrag kann
ich nicht zur Seite legen solange ich in Miete bin.

wenn Du glaubst, daß Du als Eigentümer netto und auf mittlere Sicht wenige für Deine Behausung ausgibst als als Mieter, bist Du auf dem falschen Dampfer.

Du zahlst als Mieter nicht weniger als als Eigentümer, wenn Du die Hütte auf Kredit finanzierst. Im Zweifel sogar mehr, weil Du Kosten tragen mußt, die - wenn Du Mieter bist - Dein Vermieter übernimmt (Grundsteuer, Instandhaltung etc.). Aus rein finanziellen Erwägungen heraus lohnt sich Eigentum in den wenigsten Fällen.

Gruß
C.