Tolkien war ein ‚Konzeptschriftsteller‘
Das besondere an Tolkien war, daß er Jahrzehntelang an der „Mittelerde“-Literatur gearbeitet hat.
Er hat mehrere Sprachen erfunden, die die Einwohner seiner Fantasywelt sprechen. Zudem hat er Kartenwerk geschaffen und umfangreich über die einzelnen Rassen berichtet.
Das Konzept, welches er für das Erzählen geschaffen hat, ist in seinem Umfang bis dahin sicher einmalig gewesen. Bei der sonst poplär gewordenen Fantasyliteratur wurde zudem immer davon ausgegangen, daß die Helden irdisch sind.
Die Anregung für seine Figuren und Welt stammen jedoch aus Jahrhundertelanger Überlieferung im Bereich der Sagen und Mythen. Mittelerde verweist auf das nordische „Midgard“.
Richard Wagner hat z.B. seine eigene „Midgard-Welt“ geschrieben, hier haben Artefakte wie die Tarnkappe (die unsichtbarkeit verlieh) und auch Mythische Gestalten (Zwerge, Walküren, Lindwürmer etc.) bereits eine Rolle gespielt. Aber auch er hat bereits existente Vorlagen verwendet.
Der „Ring“ bei Tolkien verleiht ebenfalls Unsichtbarkeit, und im kleinen Hobbit gibt es auch einen Drachentöter.
Er hat sich jede Menge Anregungen geholt, hieraus eine komplett neue Welt geschaffen, und zwar in einem nicht dagewesenem Umfang. Hierauf aufbauend konnte er einen Roman schreiben. Vom schriftstellerischen her kann man sagen, daß die Entwicklung des zugrundeliegenden Gesamtkonzeptes für seine zwei Bücher „Der kleine Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ Tolkien in pedantischer Art verfolgt hat. Dieses Konzept gab ihm die Sicherheit, beidem Verfassen der Erzählungen keine Widersprüche unterlaufen.
Letztlich hat ihn das „Grundkonzept“ wohl ebensoviel Freude bereitet wie die „Geschichten“, und dem wird aufgrund der Komplexität, Faszination und Kreativität Rechnung getragen, indem man Tolkien als „Urvater der Fantasy“ bezeichnet.