Hebräisch: Warum steht hier der G'ttesname auf einem Plakat?

Hallo Wissende, 

ich konnte im Urlaub zufällig dieses Foto vom Bus aus schießen:
 https://drive.google.com/file/d/0B9IMymnXX0cCR0JOWlN…
Frage: Warum steht denn hier der G’ttesname auf so einem schmuddligen Plakat, und was steht da noch dabei?

Schöne Grüße

Petra

Hallo,

Frage: Warum steht denn hier der G’ttesname auf so einem
schmuddligen Plakat, und was steht da noch dabei?

darunter steht: Jeshua ha-Nozri* we-melech … (letztes Wort kann ich nicht lesen)
zu Deutsch: Jesus der Nazarener* (also Jesus von Nazareth) und König …

*Da bin ich nicht ganz sicher. Nozri heißt christlich, evtl. ist das auch die Entsprechung zu „Jesus, der Christus“, obwohl das inhaltlich nicht richtig passt.

Also irgendeine Spielart von messianischem Judentum oder (vermutlich evangelikalem) Christentum mit Judenmissionierungsdrang. Was dann wohl auch erklärt, warum man sich die Freiheit nimmt, das Tetragramm auszuschreiben.

Viele Grüße,

Jule

Was hinter dem G’ttesnamen steht
Hallo Petra

 https://drive.google.com/file/d/0B9IMymnXX0cCR0JOWlN…
was steht da noch dabei?

Da steht (wenn ich das letzte Wort richtig interpretiere): ישוע הנצרי ומלך היהודים" Jesus von Nazareth und König der Juden" [Improvisierte Umschrift: Jeschua ha-Notzri u-melech ha-jehudim].

Lieben Gruss
dodeka

Hallo Jule

Gratuliere, du warst schneller. :smile:

darunter steht: Jeshua ha-Nozri*
zu Deutsch: Jesus der Nazarener* (also Jesus von Nazareth)
*Da bin ich nicht ganz sicher. Nozri heißt christlich, evtl. ist das auch die Entsprechung zu „Jesus, der Christus“, obwohl das inhaltlich nicht richtig passt.

Du hast völlig recht mit der generellen Bedeutung von „notsri“, aber ich denke, hier es handelt sich einfach um das INRI (Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum), und dann heisst es einfach „von Nazareth“, wie du auch geschrieben hast.

Mit dem letzten Wort hatte ich auch grosse Schwierigkeiten. Ich bin jetzt aber sicher, dass es „hajehudim“ heisst, auch wenn ich lange schauen musste, bis es so aussah… :wink:

Also irgendeine Spielart von messianischem Judentum oder (vermutlich evangelikalem) Christentum mit Judenmissionierungsdrang. Was dann wohl auch erklärt, warum man sich die Freiheit nimmt, das Tetragramm auszuschreiben.

Genau das war dann auch mein Gedanke.

Lieben Gruss
dodeka

1 Like

Hallo,

ich denke, hier es handelt sich einfach um das INRI (Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum), und dann heisst es einfach „von Nazareth“

*schlagvordieStirn* - natürlich!

Mit dem letzten Wort hatte ich auch grosse Schwierigkeiten.
Ich bin jetzt aber sicher, dass es „hajehudim“ heisst, auch
wenn ich lange schauen musste, bis es so aussah… :wink:

Ich hatte in die Richtung überlegt, aber das Dalet sah so sehr nach etwas anderem aus, dass ich’s wieder verworfen hatte. Trotzdem, ich glaube, Du hast recht.

Lieben Gruss

Selbigen zurück!

Jule

Hallo nochmal

Ich hatte in die Richtung überlegt, aber das Dalet sah so sehr nach etwas anderem aus, dass ich’s wieder verworfen hatte.

Eben, es sieht aus wie ein Qof oder ein Schluss-Kaf! Aber da war halt nicht mehr viel Platz zum Schreiben…

!שנה טובה ומתוקה :smile:

dodeka

Danke!
Danke euch beiden! Ist ja ein Ding - mit so einem schmuddligen Plakat will man Juden missionieren? Würde mich nicht wundern, wenn statt dessen jemand dieses Machwerk verschwinden ließe :wink:

5775

!שנה טובה ומתוקה :smile:

!תודה רבה

…und Dir auch!

Jule

1 Like

5775
Servus,

!שנה טובה ומתוקה :smile:

das Süßeste, das dieses Neue Jahr bringen könnte, wäre nicht der Honig um die Äpfel, sondern der Friede.

Deshalb: a gut gebentsht yor und ein friedvolles 5775

Liebe Grüße aus dem Waldviertel, J.

haSchem als Akronym verwendet
Hallo Petra,

da ja schon geklärt wurde, dass die Tafel den Text eines fiktiven Titulus crucis enthält, wäre interessant, wo du sie gefunden hast.

Sie ist ja weder mit der biblischen Überlieferung, noch mit der mutmaßlich archäologischen Inschrift (Reste des aramäischen Textes, der ganz anders lautet) kompatibel. Er ist vielmehr eine hebräische 1:1 Rückübersetzung der griechischen Variante, wie sie in Joh.-Ev. 19.19 überliefert ist.

Diese hebräische Version hier ist nun so gestaltet (mit Artikeln und der Konjunktion), dass aus ihr das Tetragramm des haSchem als Akronym gebildet werden kann. Bzw. das Tetragramm wird als Akronym interpretiert. Nun schreiben Ivrit sprechende und schreibende Christen (um solche handelt es sich ja jedenfalls hier) auch das Tetragramm, und sprechen es auch gegebenenfalls aus: Aber dass es zu einem bloßen Akronym degradiert wird (zumal zu einem Wortlaut ohne jede Tradition), das erscheint mir schon recht krass.

Vielleicht weiß im Brett Religionswissenschaft jemand, um welche christliche Formation es sich handeln könnte.

Gruß
Metapher

Hallo Petra,

nicht nur mit der ollen Schranktür versucht man das, sondern auch mit dem Brett darunter. Denn auf dem steht unter dem roten Schlüssel noch ein NT-Zitat: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht.“ (1. Joh. 4,20)

Noch ne Nummer absurder wird die Sache für mich nur dadurch, dass das ganze Arrangement in einem arabischen Viertel (ich tippe mal auf Ostjerusalem?) an einem Ich-repariere-Computer-habe-Handykram-graviere-Ringe-und-verkaufe-Wasser-an-Touristen-Shop (siehe die verschiedenen anderen Plakate) steht… Denn die Juden, die sich außerhalb von Militärpolizeifahrzeugen in diese Gegenden vortrauen, sind erfahrungsgemäß nicht gerade als äußerst konvertierwillig bekannt… :wink:

Gruß,
Stefan

Conditio pacis
Ja Servus!

das Süßeste, das dieses Neue Jahr bringen könnte, wäre […] der Friede.

Nur leider müsste (ich denke mal nur an unsere europäische Heimat) dazu erst irgendjemand Wladimir Wladimirowitsch liquidieren, und das sehe ich noch nicht…

a gut gebentsht yor und ein friedvolles 5775

Dir auch :smile:
Deprimierte Grüsse
//.

Fundort
Hallo Metapher,

da ja schon geklärt wurde, dass die Tafel den Text eines
fiktiven Titulus crucis enthält, wäre interessant, wo du sie
gefunden hast.

Hmm, schwierige Frage. Also es war nicht in Ostjerusalem.

Die Fotos vor dieser Tafel zeigen zuerst einen touristischen Wegweiser (braun, nicht grün) nach Kapernaum, dann ein Straßenschild „Haifa 46, Tel Aviv-Yafo 113“. Außerdem kommt da noch ein Laden mit arabischer und hebräischer Beschriftung, der hier: https://drive.google.com/file/d/0B9IMymnXX0cCbmRwY0c…

Dann kommt noch ein Wegweiser nach Mesched, noch ein Stück Landstraße, und dann das besagte Plakat.

Als nächstes kommt dann diese Kirche hier: https://drive.google.com/file/d/0B9IMymnXX0cCOEpJSW5…
https://drive.google.com/file/d/0B9IMymnXX0cCbmRwY0c…
(Ja, ich weiß, schlechtes Foto - ich hatte das Weitwinkelobjektiv im Bus gelassen.)

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra, hallo Metapher,

durch die Fotos lässt den Fundort dann doch ganz gut eingrenzen. Denn die Geschäfte auf dem ersten Foto stehen in Kafr Kanna, einer arabischen Kleinstadt nordöstlich von Nazareth. Die Kirche auf dem zweiten ist die Verkündigungsbasilika in Nazareth.

Damit stammt das Bild, wenn man sich noch eine Straßenkarte dazu anschaut, entweder aus einer dieser beiden Städte oder aus Reina (einer arabischen Kleinstadt, die dazwischen liegt). In jedem Fall ist es eine arabische (muslimisch-christlich geprägte) Gegend, in denen dieser mutmaßliche Versuch, Juden zu missionieren, nach wie vor absurd wirkt… :wink:

Gruß,
Stefan

Hallo Stephan,

Die Kirche auf dem zweiten ist die
Verkündigungsbasilika in Nazareth.

Stimmt, wir waren ja zweimal im Westjordanland! Erst in Bethlehem, und das war dann die zweite, kürzere Fahrt dorthin.

In jedem Fall ist es eine arabische (muslimisch-christlich
geprägte) Gegend, in denen dieser mutmaßliche Versuch, Juden
zu missionieren, nach wie vor absurd wirkt… :wink:

Ja - man entscheidet sich so selten beim Schlüsseldienst für einen neuen Glauben :wink:

Na immerhin ist es kein offen judenfeindliches Plakat, wie ich es zuerst für möglich gehalten habe.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra,
die Kirche ist die Verkündigungskirche in Nazareth. Aber vielleicht hast du das Foto später aufgenommen?
Gruß, Rev

danke
Hallo Petra

danke für die Info. Auch an Rev und Stefan.

Gruß
Metapher

Hallo Stefan,

danke für die Info.

In jedem Fall ist es eine arabische (muslimisch-christlich geprägte) Gegend, in denen dieser mutmaßliche Versuch, Juden zu missionieren, nach wie vor absurd wirkt… :wink:

In dem kleinen Plakat, auf dem das Tetragramm als Akronym eines christlichen Bekenntnisses interpretiert wird, kann ich so unmittelbar eigentliche keine judenmissionarische Provokation erkennen. Zumal es ja, wie du erklärst, in einer christlichen Gegend an die Wand geheftet wurde. Für Christen ist das Tetragramm ja nicht tabu. Und Muslime werden sich kaum daran stoßen.

Ich halte es daher eher für eine immanent christlichen, allerdings absurden oder sogar albernen Einfall - btw. ohne jede christliche Tradition (es sei denn eine ganz und gar bloß lokale).

Gruß
Metapher

Hallo Metapher,

die einheimischen Christen sind in aller Regel Araber. Ich bezweifle, dass sie nur für sich Schilder in hebräischer Schrift aufstellen. Sie kommunizieren normalerweise auf Arabisch, obwohl sie auch hebräisch können.

Dann gibt es jede Menge Touris oder Volontäre, die gerne mal sehr christlich beseelt sind. Auch deren Sprache untereinander ist meist kein Hebräisch.

Und es gibt messianische jüdische Gemeinden. Ich weiß zu wenig darüber, würde sie aber eher in den (jüdischen) Städten vermuten als in den arabischen Gebieten. Es sind jedenfalls sehr wenige (Wikipedia sagt: max. 15000 - bei etwas über 8 Mio Einwohnern in Israel).

Nur aus Selbstkundgabe ein hebräisches Schild aufzustellen, ist also schon sehr merkwürdig. Zumal ja nicht nur das Tetragramm + „Auflösung“ hebräisch geschrieben ist, sondern auch das NT-Zitat darunter.

Das richtet sich doch wohl an Hebräischsprechende - und die sind fast alle Juden.

Das kann auch einfach durchgeknallt sein, ohne explizit und durchdacht missionarischen Charakter zu haben. Aber ich finde, es riecht schon ziemlich danach.

Viele Grüße,

Jule