Heidegger & Lyrik

Hallo liebes Forum,

ich habe mich vor einiger Zeit mit Martin Heidegger beschäftigt (v.a. Sein & Zeit), aber auch am Rande aber auch seine Positionen zum Thema Lyrik durchgegangen. Leider ist meine Erinnerung etwas verschwommen, aber so habe ich es in Erinnerung behalten und vielleicht kann mich jemand bestätigen oder widerlegen?

Heidegger geht davon aus, dass die Lyrik ein besseres Abbild der Wirklichkeit liefert, als es Beschreibungsversuche mittels Protokollsätze o.ä. können.
Ein Beispiel:
Der Refrain im Lied „Jetzt kommen die lustigen Tage“ lautet:
|: Und im Sommer da blüht
Der rote, rote Mohn
Und ein lustiges Blut
Kommt überall davon.

Schätzel Ade, Ade,
Schätzel Ade. :expressionless:
Obwohl die fette Zeile von der Syntax her eigentlich keinen Sinn macht müsste sie doch nach Heidegger ein besseres Abbild der Wirklichkeit liefern als z.B. das Bundeswehr Handbuch „Reibert“, oder nicht?

Heidegger, Platon und die Bundeswehr
Hi,

nicht nur Heidegger, auch schon Platon vertrat diese Ansicht, wenn er zum Beispiel sagt:

„Die Dichtkunst scheint dem Verstand aller der gefährlich zu sein, die nicht im Besitze des Gegenmittels sind, nämlich der Erkenntnis der wirklichen Welt.“

Ist schon sehr ungewöhnlich für unsere heutige durch und durch rationalisierte Welt, die Dichtkunst und Lyrik als er-kenntnisreicher zu sehen als mit der Mathematik und Physik, um die Welt besser zu verstehen. Was aber so falsch nicht sein kann, wenn man bedenkt, dass die wirkliche Welt ja nicht nur ausschließlich aus Zahlen und mathematischen Formeln besteht, wie Pythagoras glaubte und wie die klassische Naturwissenschaft meinte.

Auch bei der Bundeswehr ist nicht alles nur technisch und mathematisch strukturiert, sondern vielmehr mit reichlich Mythen, Dichtkunst und Lyrik durchsetzt. So mussten wir z. B. folgenden Text auswendig lernen und singen:

„Und er kniet in den blutigen Rasen und flüstert zu den Stern-lein voller Schmerz…“ Oder: „Liebe Lola, lass das Weinen, liebe Lola laß das Weinen sein, denn übers Jahr mein Schatz, solang die Blumen blüh’n, wer’d ich wieder bei dir sein. Die Wolken zieh dahin (und auch zurück, grölen manche Soldaten dazwischen), sie zieh’n wohl übers Meer, der Mensch lebt nur einmal, einmal, und dann nicht mehr, nicht mehr…“ Und so weiter und so fort.

Gruß
C.