Heilpraktiker für Psychotherapie

Hallo Gemeinde,

ich möchte gerne eine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie machen.
Ich finde die Idee toll, es würde perfekt zu mir passen.

Leider bekomme ich von Bekannten Einwände wie: wenn die Kassen es nicht übernehmen kannst Du es vergessen, oder: die sind zwar gefragt jedoch als studierte mit Titel Doktor…

Hat jemand Erfahrung damit, ob man sein Lebensunterhalt mit so einer Berufung bestreiten kann bzw. welche Chancen man in der freien Wirtschaft damit hat?

Vielen Dank im Voraus

Hallo,

es gibt die Möglichkeit des Fern- und Teilzeitstudiums. Beides kombiniert bieten z.B. die FernUniversität in Hagen (staatlich) oder die PFH Göttingen (privat, aber staatlich anerkannt) an. Man muß bei den Studiengängen darauf achten, ob der Bereich der Klinischen Psychologie ausreichend abgedeckt ist (Masterstudium an der FernUniversität in Hagen: nein; PFH Göttingen: Klinische Psychologie nach Info der Hochschule in den Bachelor-Studiengang integriert; Möglichkeit, nach dem Master Psychotherapeut werden zu können, aber unklar).

Abgesehen davon: Wenn Du wegen Berufstätigkeit und kleiner Kinder nicht studieren kannst, stehst Du vor der gleichen Herausforderung auch während des Heilpraktikerlehrgangs. Der Lehrgang ist vielleicht einfacher und kürzer als das Studium. Aber die Kenntnisüberprüfung besteht aus schriftlichem und mündlichem Teil (letzterer vor einem Amtsarzt). An dieser Überprüfung scheitern viele. Im Netz kursieren Durchfallquoten zwischen 50 und 70%.

Beste Grüße

Oliver

1 Like

Hallo,
es kommt darauf an… ist sicher nicht ein wirklich hilfreiche Antwort, aber so ist es eben.
Wer Medizin oder Psychologie studiert hat (in der Regel nicht unter 5 Jahre), dann folgt noch ein Facharzt und / bzw. die Zusatzqualifikation zum psychologischen Psychotherapeuten (nochmal viel Zeitintensiv und kostspielig) darf mit einer Kassenzulassung psychotherapeutisch behandeln.
Es liegt auf der Hand, dass die oft sehr kürzeren Ausbildung zum Heilpraktiker in einer anderen Liga spielt. Dies bedeutet nicht, dass Heilpraktiker genauso gut (teils besser) therapieren können, aber es fehlt die empirische Ausbildung.

Wer die Heilpraktiker-Ausbildung wählt, der sollte in dem was er tut überragend gut sein um sich von der Masse abzuheben (und es sind Massen, die diese Ausbildung bestreiten). Genauso sollte man einen langen Atem haben was Selbständigkeit angeht. Du musst Dich, um davon zu leben, selbst organisieren, vermarkten und Du musst so gut sein, dass die Klienten bereit sind dafür in die eigene Tasche zu greifen (was sie bei einem Psychologen oder Arzt von der Kasse bezahlt bekommen würden).

Viele Grüße

Hallo,

wenn Du Psychologie studierst, das Studium ausreichend viele Inhalte zur Klinischen Psychologie hat und Du mit Master absolvierst, kannst Du Dir anschließend den HP-Schein von Deiner Gemeinde holen. Der kostet dann nur ein paar Euro Gebühren und Du mußt Dich keiner amtsärztlichen Prüfung stellen, an der viele Kandidatinnen und Kandidaten ohne Studium scheitern.

Beste Grüße

Oliver

Oh je,
mit Psychoklempnern kannst du die Strasse pflastern.
Es gibt Ausbildungsfirmen, die Seminare für Geschäftsgründungen anbieten. Beachte: Wer als Heilpraktiker nichts wird, macht ne Heilpraktikerschule auf. Das wirkliche Geschäft sind Ausbildungsveranstaltungen.
Du lernst an der Schule was an PsychoPathologie so erfunden wurde.
Siehe:
Michael Mary
Ab auf die Couch
Blessing Verl.

Psychotherapie lernst du nur bei den Therapiegesellschaften, nicht bei den Hp Schulen.
Leider gibt es viel zu viele, die im Warmen und Trockenen ihr Geschäft machen wollen und wo von „Berufung“ keine
Rede ist. „Laßt die Armen, die da mühselig und beladen sind zu mir kommen“ sprach der Ferengi.
Therapie ist zwar keine anerkannte Wissenschft, aber man kann das als Integrtionswissenschaft begreifen, wo philosophische Anthropologie, Soziologie, Pädagogik und ein bischen Philosophie vorkommt.
Besorg dir z.B mal das Buch:

Carl Rogers
Entwicklung der Persönlichkeit

und schau dir mal an auf wen er sich in der Literturliste so beruft. Das Gleiche gilt für Gestalttherapie von Fritz Perls.

Hej,
Meine Erfahrung zeigt zwei „Killerkriterien“:

  1. „Kohle“ - wenn die Kasse nicht zahlt, dann geht´s eben nicht,
  2. „deutsche Titelhörigkeit“ - nicht Können und Kompetenz zählt, sondern die „vorzeigbare Qualifikation“. Punkt.
    Damit ist alles gesagt. Imho.
    Übrigens: Hier spricht nicht ein Blinder vom Licht.

Vielen dank für die zahlreichen, leider nicht so positiven Antworten.
Ich werde mich mit der empfohlenen Literatur beschäftigen und meine
Entscheidung überdenken, die Ausbildung ist nicht gerade billig.

Danke für die ernüchternden Antworten, lieber so, als wenn ich
mir Illusionen mache. Studieren kann ich leider nicht, da ich berufstätig
bin und kleine Kinder habe…

sonnige Zeit euch:)

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Hallo Karin,

vielen Dank für Deine lange und ausführliche Antwort:)
Es ist mein großer Herzenswunsch Heilpraktiker zu sein und ich
übernehme auch Verantwortung für mein Leben!
Jedoch wollte ich eine realistische Einschätzung von Menschen,
die Erfahrung in dieser Richtung gemacht haben, denn die Ausbildung
ist nicht gerade billig und dauert eine Zeit lang…
Leider sind die Antworten sehr ernüchternd, so dass ich mein Vorhaben
erst mal auf Eis gelegt habe.
Bist Du Heilpraktikerin? Welche Erfahrungen hast Du gemacht?
Ich weiß nicht recht, wie es nach der Ausbildung (die ich sicher bestehen werde)
weiter gehen soll. Die Gemeinde hat schon Recht, die gibt es wie Sand am
Meer, aber am schwierigsten scheint mir die Tatsache, dass die Kassen nichts zahlen.
Das wird die meisten abschrecken.

Für konkrete Tipps wäre ich sehr dankbar.

Einen schönen Abend aus Düsseldorf