fehlende Gelder und mehr…
Hallo Christine,
Problem einer Kinderrechte fördernden Erziehung sind neben dem vorrangig fehlenden Geld, da hat Sebastian völlig recht, auch eine häufig negative Bewertung der „Erziehung durch Dritte“, sprich durch die Gesellschaft, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken…
Aus dem Katalog der Hilfen zur Erziehung im KJHG ist die
Heimerziehung meist die letzte Option, da eine stationäre
Unterbringung die nachhaltigste Auswirkung auf den jungen
Menschen und seine Familie hat.
Die nachhaltigste und damit oft die förderlichste (aber eben auch die teuerste…), wenn sie denn nur früher ansetzen würde…!
Es geht mir jetzt nicht um „bitte alle gefährdeten Kinder sofort ab ins Heim“, sondern um rechtzeitig einsetzende, familienunterstützende Hilfen. Wohlgemerkt: Partei einnehmend für das Kind, das ist, worauf es mir ankommt.
Und das ist, worum es in unserer Gesellschaft leider allzu oft nicht vorrangig geht.
Das fehlende Geld setzt allzu häufig den Maßstab.
Wenn man die Kinder früher und für einen begrenzten Zeitraum
aus der Familie herausnehmen und zeitgleich intensiv mit den
Eltern arbeiten würde, könnte man dann vielleicht nicht mehr
erreichen?
Natürlich, da Du hast völlig recht.
Problem ist, dass familienunterstützende/-ergänzende Hilfen, die Du vor der Heimerziehung wünscht -also bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist- nur unter bestimmten Bedingungen greifen können:
a.) erst mal muß dem Jugendamt überhaupt bekannt werden, dass in einem Familiensystem das Kindeswohl gefährdet sein könnte.
Das Jugendamt kennt ja nicht automatisch alle Familien des Ortes (*s.u.), es muß also erst mal jemand geben, der merkt und sagt, dass etwas „nicht stimmt“.
Ein Lehrer, Nachbar, ein Mitglied der Familie mit offenen Augen und Hirn, einfach jemand, der Verantwortung zeigt für seine Umwelt (aber keinen MöchtegernMotzi, der seinen eigenen Stress mit den Nachbarn auf dem Rücken der vermeintlichen Kindeswohlgefährderer austrägt. Auch keiner, der aufgrund seiner Eigenproblematik denkt, als Hilfssheriff handeln zu müssen)
Deshalb sage ich bewusst „Verantwortung zeigt“ für alle Beteiligten.
Zu (*):
Viele Familien, die Jugendhilfe gewährt bekommen, aber nicht wirklich wollen, ziehen häufig um. Das JA des neuen Wohnortes erhält nicht automatisch Informationen über vorhergehende Leistungen. Für die Kommunen, als Kostenträger ist durch den Umzug der Familie das Problem i.d.R. erledigt…
Dies stellt ein großes Problem für die neu zuständigen Jugendämter und die betroffenen Kinder dar. Man muß sich also selbst beim JA melden, oder aber darauf hoffen, dass jemand anderes mitbekommt „da stimmt doch was nicht, es ist Beistand nötig“
…Schwierig, schwierig…
b.) Familienunterstützende Hilfen erfordern Freiwilligkeit, das Einverständnis der Betroffenen, um wirklich greifen zu können.
Eltern, die keinerlei Einsicht oder Gespür für ihre Probleme haben, kann dadurch auch nicht geholfen werden.
Glücklicherweise gibt es genügend Eltern, die sehr wohl wissen, dass es nicht gut ist für ihre Kinder (und natürlich auch sie selber), wie es daheim läuft. Für diese Familien ist eine Hilfe wie Sozialpädagogische Familienhilfe o. ä., gut geeignet.
Ein Ziel der Heimunterbringung ist die Rückführung in die
Familie- das kommt mir angesichts des Aufnahmealters etwas
merkwürdig vor.
Ist aber gesetzlich so geregelt,
Artikel 6 GG Absatz 2, fällt mir da als erstes ein:
http://www.datenschutz-berlin.de/recht/de/gg/gg1_de…
Das dies nebenbei bemerkt, den Staat auch finanziell erst mal weniger belastet, ist ein Nebeneffekt. Jugendhife ist immens teuer, die Kommunen können sich das Wohl ihrer Kinder schlichtweg nicht leisten. Was das letztlich nachhaltig für einen Staat bedeutet, das wird uns alle noch viel mehr als graue Haare kosten…
Trotzdem zum immer mal wieder reinschnuppern:
http://www.kindex.de/pro/index~mode~gesetze~value~kj…
http://www.familienhandbuch.de/cmain/
Hat vielleicht jemand ein paar erhellende Worte für jemanden,
der noch nicht so wirklich alle nötigen Fakten kennt und
berücksichtigen kann?
…leider nicht wirklich…
Viel Freude noch im Studium, es lohnt trotz allem, oder grade drum!
wünscht Finjen