Das Problem ist, daß man den Fachleuten gar nicht zuhört, wenn sie über dieses Thema reden.
Schwundgeld ist nämlich keine Lösung. Wörgl und Chiemgauer sind keine realen Beispiele, sondern lokal und/oder zeitlich abgrenzte Spielchen, an denen sich die beteiligen, die daran glauben und Bock darauf haben. Geld mit eingebautem Wertverlust ist nicht die Lösung allen Übels (von welchem Übel reden wir überhaupt? Eine Zeit des Wachstums nahe des Nullpunktes? Oh, was für ein Drama.).
Wenn man die Leute nötigt, Geld schneller auszugeben als sie es vorhatten, erreicht damit nicht Wirtschaftswachstum, sondern Ausweichverhalten. Es kann sein, daß dieses Ausweichverhalten kurzfristig zu dem paßt, was sich die Politiker wünschen, d.h. die Leute geben das Geld kurzfristig für Konsum aus. Dann sparen sie das Geld aber nicht und schaffen sich dann auch entsprechend nicht später etwas größeres an oder sie verschulden sich dafür, wenn sie es brauchen und nicht auf Erspartes zurückgreifen können.
Eingeschobene Preisfrage: was hat uns so gut durch die Krise gebracht?
a) Frau Merkel
b) hohe Sparquote bzw. geringe Verschuldung der privaten Haushalte
c) vergleichsweise geringer Anteil des inländischen Konsums am Inlandsprodukt
d) das Zusammenspiel von b und c
Die Leute, die keinen Bock haben, ihr Geld sinnlos zum Fenster rauszuwerfen, werden es investieren, d.h. längerfristiger als geplant dem Geldkreislauf entziehen. Das wird dazu führen, daß die Preise für Gold, Silber, Aktien oder was auch immer im Preis steigen werden. Daraus wird sich die ein oder andere Blase entwickeln und am Ende stehen die Betroffenen ohne ihre Reserven auf ihren Konten da.
Zweite eingeschobene Preisfrage:
Was hat die expansive Geldpolitik der EZB bisher gebracht?
a) hohes Wirtschaftswachstum
b) gestiegene Inflation
c) liquiditätsgetriebene Blasen an den Aktien- und Anleihemärkten
d) Zinssätze für Staatsanleihen auf dem tiefsten Stand seit Menschheitsgedenken
e) eine Mischung von c und d
Es ist nun auch nicht so, daß in der Vergangenheit Inflation (also Geldentwertung) zu mehr Wirtschaftswachstum geführt hätte. Das Gegenteil ist der Fall. Und besser noch: verliert eine Währung an Wert, verliert sie auch das Vertrauen derjenigen, die sie benutzen sollen. Vielmehr entwickeln sich Parallelwelten und -währungen. Niemand wird gezwungen sein, mit einem Schwundeuro zu bezahlen. Dann zahlt man halt wieder mit Zigaretten, Kohle oder Ziegen (wobei letztere den Vorteil haben, daß sie mit der Zeit sogar an Wert gewinnen). Oder - noch einfacher - mit Dollar, Pfund oder Kronen.
So oder so: Schwundgeld ist keine Lösung für gar nichts. Es gibt genug Alternativen oder - noch schlimmer - genug Fehlentwicklungen, die ein solches Geld nach sich ziehen kann.