Helmpflicht durch die Hintertür kassiert

Hallo,

Karlsruhe - Radfahrer trifft keine Mitschuld an eigenen Verletzungen, wenn sie bei einem Zusammenprall keinen Helm getragen haben. Das entschied der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe.

gibt es einen der nicht erleichtert ist?

http://www.spiegel.de/reise/deutschland/bgh-urteil-r…

Ich hab vor mir schon Fußgänger und Autofahrer mit Helm gesehen, Abzug bei lackierten Stoßstangen (weil teuerer als ohne) oder bei Kleidung die teurer ist als bei Kik.

Gruß
achim

Nein: Helmpflicht durch die Hintertür kassiert
Hallo,

dein Überschrift ist leider irreführend. Es wurde ja keine „Helmpflicht durch die Hintertür“ kassiert, da es erstens keine Helmpflicht gibt und zweitens der BGH nicht unbedingt eine "Hintertür ist.

Den zweiten Teil deines Betrages verstehe ich nicht …

Grüße

fribbe

Hi,

Ich hab vor mir schon Fußgänger und Autofahrer mit
Helm gesehen, Abzug bei lackierten Stoßstangen (weil teuerer
als ohne) oder bei Kleidung die teurer ist als bei Kik.

die Argumentation des Gerichts in Schleswig war dann doch ne Ecke differenzierter und ist im Grunde auch vom Bundesgerichtshof, soweit die Pressemeldung das hergibt, nicht wirklich in Frage gestellt worden.
Es geht vielmehr darum, woran man festmacht, dass jeder vernünftige Mensch wissen müsste, dass ein Radhelm entscheidend zum Schutz beim (alltäglichen) Radfahren beiträgt.
Der BGH scheint sich da als Kriterium auf die Quote der Radfahrer festzulegen, die tatsächlich einen Helm nutzen. Bei der Intensität der Nutzung sind ihm 11% wohl zu wenig.

Ob man das Urteil gut findet hängt sicherlich davon ab, wie hoch man die Schutzwirkung von Fahrradhelmen tatsächlich einschätzt und dürfte damit sehr unterschiedlich ausfallen.

Gruß

rantanplan

Moin!

Keine Ahnung, was am Tragen eines Fahrradhelmes so schlimm sein soll.
Dass er einen Sicherheitsgewinn bedeutet, ist unstrittig. Meine Frau und ich tragen seit letztem Jahr ganz selsbtverständlich einen, allein schon als Vorbild für die Kinder.

Eine Helmpflicht denke ich benötigen wir nicht, auch nicht für Motorräder.
Allerdings sollte derjenige, der seine vermeintliche Freiheit gesichert sehen möchte dann auch die Freiheit der Allgemeinheit akzeptrieren, keine Lust darauf zu haben, ihn als Invaliden jahrzehntelang durchzufüttern.

Freiheit funktioniert nur i.V.m. Eigenverantwortung.

Gruß,
M.

trägst Du ihn auch z.B. beim Autofahren? .(owt)
Dass er auch dort einen Sicherheitsgewinn bedeutet, ist unstrittig.

Hallo!

Dass er auch dort einen Sicherheitsgewinn bedeutet, ist
unstrittig.

Ein Auto hat diverse Schutzsysteme, angefangen bei der Karosserie, die durch Verformung Energie aufnimmt. Auf dem Fahrrad sitzend ist der Schädelknochen deine Knautschzone. Von daher könnte ich auch ein Urteil nachvollziehen, demzufolge Schadenersatzansprüche reduziert werden, wenn es der Geschädigte an einem zumutbaren Maß an Vorsorge zur Minimierung von Unfallfolgen fehlen ließ, indem er keinen Schutzhelm trug.

Das vorliegende Urteil fußt letztlich darauf, dass die Mehrheit der Radfahrer keinen Schutzhelm trägt. Ebenso hätte sich argumentieren lassen, dass ein geistig durchschnittlich begabter Radfahrer ohne weiteres erkennen kann, dass ein Aufprall mit Helm vorhersehbar zu geringerem Verletzungsrisiko führt als ein Aufprall mit ungeschütztem Schädel.

Leute, die an der Schutzwirkung eines Helms zweifeln, macht vielleicht ein Versuch kluch: Man schlage mit vollem Körpereinsatz mit ungeschütztem Kopf gegen eine Betonwand und vergleiche das Ergebnis mit dem gleichen Versuch mit Helm. Dabei empfehle ich, letztgenannte Versuchsvariante zuerst durchzuführen, weil andernfalls zwischen den beiden Versuchen eine längere komatös verbrachte Zeit läge.

Schließlich noch eine Empfehlung an die Hersteller von Helmen: Eine wesentliche Ursache der mäßigen Akzeptanz von Fahrradhelmen ist deren zumeist bescheuertes Aussehen. Habt ihr in der Designabteilung wirklich nur Stümper und ausgeflippte Freaks? Glaubt ihr allen Ernstes, eine Hausfrau, die mit dem Fahrrad zu Penny fährt oder der durchschnittliche Büroangestellte jenseits der Pubertät setzen solchen albernen Müll auf?
Und wenn ihr glaubt, ihr müsstet aus Preisgründen alle die gleichen dämlichen Formen chinesischer Lieferanten verwenden, seid ihr schief gewickelt. Ein Helm darf gerne einen Fünfer mehr kosten, wenn er seine Schutzwirkung bietet, einwandfrei passt und dezent gestaltet ist. Wenn ihr nicht wisst, was „dezent“ ist, guckt im Wörterbuch nach.

Gruß
Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

Du bist meiner Frage geschickt ausgewichen.

Ein Auto hat diverse Schutzsysteme …

Zwar hat ein Auto viele Schutzsysteme die unbestritten wirksam sind, doch würde ein Helm im Auto einen ähnlichen zusätzlichen Schutz bieten. Zwei Gründe sprechen gegen den Autohelm:

  • Umständlich
  • sieht scheiße aus
    Ein Sicherheitsgurt ist auch erst seit der Erfindung des 3-Punkt-Gurtes massentauglich, mit Sonderlösungen z.B. für Postboten. Airbags, Gurtstraffer und co sind massentauglich, weil man sie garnicht sieht und gar keine Umstände machen (vom Abschalten für Babyschalen vorne abgesehen)

Ich persönlich würde eine Helmpflicht für alle 2-Räder einführen, die bei bei mehr als 12km/h noch elektrisch unterstützen und für alle Sportgeräte (die, die früher ohne Licht sein durften). Bei 12km/h liegt in etwa das Dauertempo der meisten Selberfahrer, und wer da sportlich noch was drauflegt, der ist erstmal intensiv dabei und döhst nicht mit aufgezogenem Gasgriff vor sich hin.

Gruß
achim

Hallo auch…

Es wurde ja keine „Helmpflicht durch die Hintertür“ kassiert,
da es erstens keine Helmpflicht gibt

Diese hätte aber das Urteil des OLG Schleswig quasi durch die Hintertür eingeführt.

und zweitens der BGH nicht unbedingt eine "Hintertür ist.

  • aber eben diese Hintertür geschlossen hat.
    Die Diskussion, ob eine Helmpflicht Sinn macht mal aussen vor gelassen: solange sie nicht existiert darf keinem ein Nachteil („Es steht nirgends, dass du musst, aber weil du es nicht getan hast zahlen wir nicht“) entstehen.

Den zweiten Teil deines Betrages verstehe ich nicht …

Der Ersteller der Diskussion befürchtete im Falle einer anderslautenden Entscheidung des BGH, dass als nächstes Helmpflichten für Fussgänger und Autofahrer nachfolgen.
Schliesslich ist ja allgemein bekannt, dass Helme auch bei diesen das Risiko von Kopfverletzungen reduzieren. Vielleicht hätte er ein „Sarkasmus“-Schild aufstellen sollen…

Gruss
Chris

Hi,

Allerdings sollte derjenige, der seine vermeintliche Freiheit
gesichert sehen möchte dann auch die Freiheit der
Allgemeinheit akzeptrieren, keine Lust darauf zu haben, ihn
als Invaliden jahrzehntelang durchzufüttern.

haben wir uns in unserer Gesellschaft aber nunmal gegen entschieden. Die Realität sieht dann ja nunmal so aus, dass die Person es nicht selber bezahlen kann und das findet dann ja auch niemand schön, wenn Unfallopfer sterbend auf der Straße liegen.
Aus genau dem Grund schränken wir die Freiheit ja oft genug ein, z.B. bei der Helmpflicht für Motorradfahrer. Aus dem gleichen Grund könnte man sie auch bei Radfahrern einschränken und eine Helmpflicht einführen
Das Problem ist nur, dass eine Helmpflicht zur Abnahme des Radverkehrs führen könnte. Aber gerade Radfahren ist für viele Menschen die einzige sportliche Betätigung, so dass beim Wegfall dieser mit vermehrten Herz- Kreislauferkrankungen zu rechnen wäre.
Es stellt sich also die Frage, ob eine Helmpflicht der Gesellschaft wirklich nutzen würde.

Insgesamt scheinen wir zu wenig über die Folgen einer solchen Pflicht zu wissen. Zum einen weil bis auf einige Beobachtungen in Australien und Kanada wenig über das veränderte Nutzungsverhalten bekannt ist und zum anderen, weil die Wirkung des Helms in der Diskussion oftmals überschätzt wird.

Gruß

rantanplan

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Hallo Wolfgang,

Ebenso hätte sich argumentieren lassen, dass ein geistig durchschnittlich begabter Radfahrer ohne weiteres erkennen kann, dass ein Aufprall mit Helm vorhersehbar zu geringerem Verletzungsrisiko führt als ein Aufprall mit ungeschütztem Schädel.

da hätte der aber eine andere Erkenntnis als dieser Neurochirurg.

Evtl. ist der aber auch nicht so vom Fach wie du. Odewr aber die banale „Erkenntnis“ von Laien ist doch nicht so zielführend wie gerne angenommen wird.

Gruß, Karin

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Hallo Karin!

Ebenso hätte sich argumentieren lassen, dass ein geistig durchschnittlich begabter Radfahrer ohne weiteres erkennen kann, dass ein Aufprall mit Helm vorhersehbar zu geringerem Verletzungsrisiko führt als ein Aufprall mit ungeschütztem Schädel.

da hätte der aber eine andere Erkenntnis als dieser Neurochirurg.

Evtl. ist der aber auch nicht so vom Fach wie du.

Zumindest hat der Doc keine Ahnung, wie ein Fahrradhelm aufgebaut ist, wenn dort steht, ein Fahrradhelm bestünde nur aus einer Hartschale und hätte keine Pufferzone aus Styrodur. Bei genauerem Lesen fällt aber auf, dass die Aussage, Helme können das Risiko schwerer Schädel-Hirn-Verletzungen reduzieren, unter einem Haufen verbaler Holzwolle, hinkenden Vergleichen und Relativierungen versteckt wurde.

Was beim Auftreffen des Kopfes auf irgendwas Hartes abläuft, ist zunächst einmal elementare Physik/Mechanik. Mag ja sein, dass damit mancher Medizinmann ein Problem hat, was aber nichts daran ändert, dass man nicht darüber streiten kann, ob eine polsternde Lage zwischen z. B. Beton und Schädel das Verletzungsrisiko mindert. Das sind Selbstgänger. Wenn irgendwelche Leute herkommen, egal ob Arzt oder sonstwer und erzählen etwas anderes, dann erzählen solche Leute dummes Zeug.

Die Antwort ist natürlich von der Fragestellung abhängig. Wenn ich frage, ob sich die Gesamtzahl der Schädel-Hirn-Verletzungen mit Fahrradhelmen signifikant senken lässt, lautet die Antwort nein, weil Motorrad-, Auto-, Reit-, Ski-, Haushalts- und Berufsunfälle aufgrund ihrer schieren Masse dominieren. Wenn ich aber frage, ob sich die Zahl der Schädel-Hirn-Verletzungen bei an Unfällen beteiligten Radfahrern mit Fahrradhelmen deutlich reduzieren ließe, bekommt man natürlich eine ganz andere Antwort als bei der vorherigen Formulierung.

In dieser Art laufen gängige Taschenspielertricks ab, um mit vermeintlich objektiver Berichterstattung die zuvor gewünschte Tendenz zu erhalten. Und es fallen immer noch Leute darauf herein.

Gruß
Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

Zumindest hat der Doc keine Ahnung, wie ein Fahrradhelm aufgebaut ist, wenn dort steht, ein Fahrradhelm bestünde nur aus einer Hartschale und hätte keine Pufferzone aus Styrodur.

Du hast schon gelesen, dass der Vergleich zum Motorradhelm ging?

Die Antwort ist natürlich von der Fragestellung abhängig. Wenn ich frage, ob sich die Gesamtzahl der Schädel-Hirn-Verletzungen mit Fahrradhelmen signifikant senken lässt, lautet die Antwort nein, weil Motorrad-, Auto-, Reit-, Ski-, Haushalts- und Berufsunfälle aufgrund ihrer schieren Masse dominieren.

Wieso propagierst du dann eigentlich nicht den Alltagshelm im Haushalt, im Auto und im Beruf? Das scheint doch genauso gefährlich zu sein, wie das Radfahren immer dargestellt wird.

Gruß, Karin

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Hallo Karin!

Wieso propagierst du …

Ich propagiere diesbezüglich gar nichts, stelle nur fest, dass ein Fahrradhelm bei einem Unfall/Sturz das Risiko von Schädelverletzungen mindert/mindern kann.

… dann eigentlich nicht den Alltagshelm im
Haushalt, im Auto und im Beruf?

Im Auto sind mehrere Schutzsysteme serienmäßig vorhanden. Unter allen Umständen ist sichergestellt, dass man nicht zuerst mit dem Kopf auf ein Hindernis trifft, weil man in einer schützenden Hülle sitzt, in der eine ganze Reihe an Schutzmechanismen (Verformungszonen und Verstärkungen, Kopfstützen, Gurte und Gurtstraffer, Airbags) ihren Job erledigen.

Im Alltag und im Beruf benutze ich verschiedene Gegenstände persönlicher Schutzausrüstung. Das reicht je nach Situation von verschiedenen Schutzbrillen (eine UV-Schutzbrille beim Härten spezieller Klebstoffe, eine andere Schutzbrille bei Schleif- und Trennarbeiten), über den Schweißschutzschirm, speziell geschützte Schuhe, zuweilen auch Knieschoner, ein ganzes Arsenal verschiedener Handschuhe (fest installierte Handschuhe in der Glasperlenstrahlkabine, ölresistente Handschuhe, andere Handschuhe für taktil feine Tätigkeiten sowie robuste Arbeitshandschuhe) bis zum gelegentlich benutzten Helm. Ohne dieses Teil kommt man nämlich gar nicht erst auf manche Baustellen oder fliegt gleich wieder raus. Das nur als längst nicht vollständige Auswahl beinahe täglich benutzter Schutzeinrichtungen, die überall zu den Selbstverständlichkeiten gehören, wo professionell gearbeitet wird. Wer daran gewöhnt ist, benutzt diese Dinge auch im privaten Bereich, wenn entsprechende Arbeiten zu erledigen sind.

Die Diskussion über die Wirksamkeit von Fahrradhelmen ist einfach nur abwegig. Man kann doch nicht allen Ernstes in Zweifel ziehen, dass die Wahrscheinlichkeit schwerer Schädelverletzungen sinkt, wenn man mit einem Schutzhelm statt mit ungeschütztem Kopf auf die Bordsteinkante kracht. Natürlich sagt niemand, dass es ihm/ihr um Frisur und Outfit geht. Statt dessen werden Verdrehungen, ungeeignete Fragestellungen und professoraler Dünnpfiff geboten.

Noch einmal: Mir ist es herzlich egal, ob andere Leute (so lange ich für sie keine Verantwortung trage) Schutzhelme benutzen. Es geht mir nur um die Diskussion mit hirnverbrannten Argumenten bar jeder Sachkenntnis (und vermutlich wider besseres Wissen).

Gruß
Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

Wieso propagierst du …

Ich propagiere diesbezüglich gar nichts, stelle nur fest, dass ein Fahrradhelm bei einem Unfall/Sturz das Risiko von Schädelverletzungen mindert/mindern kann.

aber du stellst nicht mal die Frage, wie oft eine Schädelverletzung unter den schwerwiegenden Unfallfolgen zu finden ist.

… dann eigentlich nicht den Alltagshelm im
Haushalt, im Auto und im Beruf?

Im Auto sind mehrere Schutzsysteme serienmäßig vorhanden.
Unter allen Umständen ist sichergestellt, dass man nicht zuerst mit dem Kopf auf ein Hindernis trifft, weil man in einer schützenden Hülle sitzt, in der eine ganze Reihe an Schutzmechanismen (Verformungszonen und Verstärkungen,

Und doch ist die Zahl der Schädelverletzungen im Auto höher als die beim Fahrradfahren. Doch nicht genug geschützt?

Die Diskussion über die Wirksamkeit von Fahrradhelmen ist einfach nur abwegig.

Da kann ich dir, wenn auch von völlig konträrem Standpunkt aus, voll und ganz zustimmen:

Fahrradfahren ist nicht so gefährlich, dass es besonderer Schutzkleidung bedarf, um aufs Rad zu steigen.

Zum „wider besseres Wissen“ schreib ich jetzt mal lieber nichts. Statistiken scheinen dich ja so wenig zu beeindrucken, wie die Erfahrung eines Arztes mit kopfverletzten Radfahrern mit und ohne Helm.

Gruß, Karin

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Hallo Karin!

Und doch ist die Zahl der Schädelverletzungen im Auto höher
als die beim Fahrradfahren.

Das hat noch nie jemand bezweifelt - auch ich nicht. Immerhin liegt der prozentuale Anteil der Unfälle im Straßenverkehr, an denen Radfahrer beteiligt sind, nur im unteren einstelligen Bereich. Um den Sachverhalt zu verdeutlichen: Jeder Unfall auf der Autobahn, bei dem Autofahrer Schädelverletzungen erleiden, senkt den prozentualen Anteil schädelverletzter Radfahrer, schädelverletzter Skifahrer, schädelverletzter Fallschirmspringer usw an der Gesamtzahl der Unfälle. Solche Statistiken sind unsinnig, weil ohne jede Aussage, wenn es um die Frage des Nutzens von Fahrradhelmen geht.

Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, den Sinn oder Unsinn bestimmter Sicherheitseinrichtungen beim Tauchen anhand der Gesamtzahl aller Unfälle einschließlich der Unfälle beim Dachdecken zu beurteilen. Weil hoffentlich einzusehen ist, dass man zur Beurteilung nur Unfälle heranzieht, die beim Tauchen passieren und eben nicht die Unfälle von Dachdeckern, ist wohl auch einzusehen, dass man zur Beurteilung des Nutzens von Fahrradhelmen nur Unfälle berücksichtigt, an denen Radfahrer beteiligt waren und nicht etwa die Gesamtzahl aller Unfälle im Straßenverkehr.

Wenn man so vorgeht, sieht das Ergebnis dramatisch anders aus als bei Berücksichtigung aller Unfälle, werden nämlich Radfahrer zur Hochrisikogruppe. Was beim Autofahren mit einer Delle im Blech abgeht, endet für den Radfahrer auf der Intensivstation oder auf einer Bahre im Kühlfach. Was beim Auto das Blech bewirkt, nämlich Energie durch Verformung aufzunehmen, passiert auch beim Radfahrer. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass mangels Blech der ungeschützte Schädel die Energie beim Aufprall aufnimmt.

Die Diskussion über die Wirksamkeit von Fahrradhelmen ist einfach nur abwegig.

Da kann ich dir, wenn auch von völlig konträrem Standpunkt
aus, voll und ganz zustimmen:

Um Standpunkte, also Meinungen, kann es bei der Beurteilung des Nutzens von Fahrradhelmen zunächst gar nicht gehen. Im ersten Schritt ist das Risiko zu beziffern, bei einem Unfall mit einem Fahrrad schwere Kopfverletzungen davonzutragen. Für diese Bezifferung zieht man nur Unfälle heran, an denen Radfahrer beteiligt waren. Wenn man dann nicht mehr mit getürkten Zahlen spielt, sondern das Risiko kennt, kommen Standpunkte ins Spiel, ob man nämlich der Meinung ist, das Risiko eingehen zu können oder das Risiko doch lieber mit einem Schutzhelm mindern zu wollen.

Zahlenmaterial, das für die Entscheidung pro oder kontra Schutzhelm geeignet ist, kann für andere Entscheidungen ungeeignet sein. Geht es etwa um die Ausstattung mit Rettungsmitteln und medizinischen Möglichkeiten, spielt die Gesamtheit der in der betreffenden Region vorkommenden Unfälle eine Rolle. Fragt man z. B. Rettungssanitäter, die vorzugsweise auf Autobahnen tätig sind, ob Fahrradhelme die Verletzungen der von ihnen betreuten Unfallopfer weniger schlimm hätten ausfallen lassen, wirst du hören, dass Fahrradhelme nichts geholfen hätten. Ähnliche Aussagen wirst du auch vom Arzt einer Klinik in einem Skigebiet zu hören bekommen. Der nächste Doc wird zum Besten geben, dass an seiner Klinik Kopfverletzungen bei Radfahrern nur eine untergeordnete Rolle spielen. Recht hat er. Aber eben nur deshalb, weil die meisten Unfallopfer gar keine Radfahrer waren. In gleicher Weise könnte man argumentieren, dass Hochseilartistik ohne Netz völlig ungefährlich ist.

Nun hab’ ich so viel Zeit in hoffentlich nachvollziehbare Argumentation investiert und du bist dran: Suche bitte Zahlenmaterial über Unfälle im Straßenverkehr mit Beteiligung von Radfahrern (das bitte kein Material über Auffahrunfälle von Lkw auf Autobahnen, keine Tauchunfälle, keine Skiunfälle, keine Flugzeugabstürze und keine Grubenunfälle beinhaltet) und finde heraus, in welchem Prozentsatz der Unfall für den Radfahrer mit fatalen Folgen durch Kopfverletzungen endete. Idealerweise beinhaltet das Material auch noch Informationen, ob die Betroffenen einen Schutzhelm trugen und falls nein, ob die Verletzungen durch Tragen eines Schutzhelms hätten vermieden oder gemildert werden können.

Du wirst bei der Suche merken, wie schwierig es ist, geeignetes Zahlenmaterial zu finden und wie sehr die Szene von unbrauchbarem Datenmüll, untauglichen Auswertungen und tendenziösen Aussagen überschüttet ist. Deshalb versuchte ich es mit dem wohl jedermann eingängigen Beispiel vom ungeschützt auf die Bordsteinkante (oder Pkw-Karosserie) krachenden Schädel.

Gruß
Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

eigentlich wollte ich die Diskussion beenden, aber dies:

Wenn man so vorgeht, sieht das Ergebnis dramatisch anders aus als bei Berücksichtigung aller Unfälle, werden nämlich Radfahrer zur Hochrisikogruppe. Was beim Autofahren mit einer Delle im Blech abgeht, endet für den Radfahrer auf der
Intensivstation oder auf einer Bahre im Kühlfach.

Dabei sind aber nur 25 Prozent der Todesfälle auf Kopfverletzungen zurückzuführen. Gegen Milzriss beim Überrollt werden hilft der nämlich nicht.

Was beim Auto das Blech bewirkt, nämlich Energie durch Verformung aufzunehmen, passiert auch beim Radfahrer. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass mangels Blech der ungeschützte Schädel die Energie beim Aufprall aufnimmt.

Leider nimmt sehr viel öfter der ungeschützte Restkörper die Energie auf.

Um Standpunkte, also Meinungen, kann es bei der Beurteilung des Nutzens von Fahrradhelmen zunächst gar nicht gehen. Im ersten Schritt ist das Risiko zu beziffern, bei einem Unfall mit einem Fahrrad schwere Kopfverletzungen davonzutragen.

Eben nur 25 %.

Fahrradhelme nichts geholfen hätten.
Ähnliche Aussagen wirst du auch vom Arzt einer Klinik in einem Skigebiet zu hören bekommen.

Hier sitzt du einem Denkfehler auf: Der Arzt im Skigebiet sieht im Sommer viele MTB-Unfälle. Aus diesen schließt er wieder, dass ALLE Radfahre Helme tragen sollten, weil die Downhiller so oft auf dem Kopf landen. Allerdings könnte sogar dir klar sein, dass ein Unfall bem Bergabrasen eine andere Mechanik hat als ein Unfall im Alltagsverkehr.

und finde heraus, in welchem Prozentsatz der Unfall für den Radfahrer mit fatalen Folgen durch Kopfverletzungen endete.

Den Anteil der Kopfverletzungen an den „fatalen Folgen“ habe ich ja bereits oben genannt. Ich bin nämlich nicht erst seit vorgestern in dem Thema unterwegs.

Idealerweise beinhaltet das Material auch noch Informationen, ob die Betroffenen einen Schutzhelm trugen und falls nein, ob die Verletzungen durch Tragen eines Schutzhelms hätten vermieden oder gemildert werden können.

Genau das beurteilt ja der Arzt in meinem oben verlinkten Text. Da du dies aber als nicht relevant ansiehst, weil es nicht deine Meinung stützt. kann ich mir den Rest echt sparen. Vor allem scheinst du alles als „unbrauchbaren Datenmüll“ zu bezeichnen, was nicht deiner Ansicht entspricht.

Gruß, Karin
PS: Hier in München (nicht auf der Autobahn) sind es auch erheblich mehr Autofahrer, die Kopfverletzungen erleiden. Also nichts mit „Autobahnunfälle treiben die Kopfverletzungszahl der Autofahrer nach oben.“

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Moin!

Allerdings sollte derjenige, der seine vermeintliche Freiheit
gesichert sehen möchte dann auch die Freiheit der
Allgemeinheit akzeptrieren, keine Lust darauf zu haben, ihn
als Invaliden jahrzehntelang durchzufüttern.

haben wir uns in unserer Gesellschaft aber nunmal gegen
entschieden. Die Realität sieht dann ja nunmal so aus, dass
die Person es nicht selber bezahlen kann und das findet dann
ja auch niemand schön, wenn Unfallopfer sterbend auf der
Straße liegen.
Aus genau dem Grund schränken wir die Freiheit ja oft genug
ein, z.B. bei der Helmpflicht für Motorradfahrer. Aus dem
gleichen Grund könnte man sie auch bei Radfahrern einschränken
und eine Helmpflicht einführen

So ist es.

Das Problem ist nur, dass eine Helmpflicht zur Abnahme des
Radverkehrs führen könnte.

Hierfür habe ich noch keine stichhaltige Begründung gefunden.
Dass der Motorradverkehr seit den 70ern abnahm, hatte mit größter Wahrscheinlichkeit nichts mit der Einführung der Helmpflicht zu tun.

Ich fahre, seit meine Frau die Helmpflicht für Fahrradfahrer in unserer Familie eingeführt hat nicht mehr oder weniger mit dem Rad.

Warum auch?

Aber gerade Radfahren ist für viele
Menschen die einzige sportliche Betätigung, so dass beim
Wegfall dieser mit vermehrten Herz- Kreislauferkrankungen zu
rechnen wäre.

Es ist höchstens mit einem frühzeitigen Tod wg. des Hirntumors zu rechnen, der die Leute wegen einer Radfahrerhelmpflicht dazu bringt, nicht mehr Rad zu fahren…

Es stellt sich also die Frage, ob eine Helmpflicht der
Gesellschaft wirklich nutzen würde.

Diese hanebüchenen Herleitungen muss man eigentlich nciht weiter kommentieren.
Eine Helm-, Kennzeichen-, und Versicherungspflicht für Radfahrer ist ebenso sinnvoll wie die für Mofafahrer.
Also in meinen Augen durchaus vernünftig.

Insgesamt scheinen wir zu wenig über die Folgen einer solchen
Pflicht zu wissen. Zum einen weil bis auf einige Beobachtungen
in Australien und Kanada wenig über das veränderte
Nutzungsverhalten bekannt ist und zum anderen, weil die
Wirkung des Helms in der Diskussion oftmals überschätzt wird.

Man fährt also gerne mal gegen den Laternenpfahl, weil der Helm es schon richten wird…?

Naja, Ihr werdet schon wissen, woher Eure Glaskugel diese Argumente gezaubert hat.
Mir ist das ja wurscht. Ich setze meinen Helm auf und fertig.

Gruß,
M.

Moin Karin,

sag mal, bist Du nicht Naturwissenschaftlerin? Oder habe ich das falsch im (behelmten) Kopf?

eigentlich wollte ich die Diskussion beenden, aber dies:

Wenn man so vorgeht, sieht das Ergebnis dramatisch anders aus als bei Berücksichtigung aller Unfälle, werden nämlich Radfahrer zur Hochrisikogruppe. Was beim Autofahren mit einer Delle im Blech abgeht, endet für den Radfahrer auf der
Intensivstation oder auf einer Bahre im Kühlfach.

Dabei sind aber nur 25 Prozent der Todesfälle auf
Kopfverletzungen zurückzuführen. Gegen Milzriss beim Überrollt
werden hilft der nämlich nicht.

„NUR“ 25%???

Daher meine Frage eingangs.

1/4 ist viel. Richtig viel.

Nun sollte man sich noch die Radunfälle mit Kopfverletzung insgesamt ansehen, also auch diejeingen ohne tödlichen Ausgang. Und daraus diejenigen mit bleibenden Schäden herausfiltern. Das sind, neben den Todesfällen, diejenigen Unfälle, die man sich genauer ansehen sollte und bei denen ein Helm möglicherweise die Folgen stark minimiert hätte.

Was beim Auto das Blech bewirkt, nämlich Energie durch Verformung aufzunehmen, passiert auch beim Radfahrer. Allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass mangels Blech der ungeschützte Schädel die Energie beim Aufprall aufnimmt.

Leider nimmt sehr viel öfter der ungeschützte Restkörper die
Energie auf.

Wieviel öfter?
Wie unterschieden sich die Folgeschäden?

Um Standpunkte, also Meinungen, kann es bei der Beurteilung des Nutzens von Fahrradhelmen zunächst gar nicht gehen. Im ersten Schritt ist das Risiko zu beziffern, bei einem Unfall mit einem Fahrrad schwere Kopfverletzungen davonzutragen.

Eben nur 25 %.

Es gibt kein „nur 25%“.
Es gibt höchstens ein „soagar 25%“.

Fahrradhelme nichts geholfen hätten.
Ähnliche Aussagen wirst du auch vom Arzt einer Klinik in einem Skigebiet zu hören bekommen.

Hier sitzt du einem Denkfehler auf: Der Arzt im Skigebiet
sieht im Sommer viele MTB-Unfälle. Aus diesen schließt er
wieder, dass ALLE Radfahre Helme tragen sollten, weil die
Downhiller so oft auf dem Kopf landen. Allerdings könnte sogar
dir klar sein, dass ein Unfall bem Bergabrasen eine andere
Mechanik hat als ein Unfall im Alltagsverkehr.

Keineswegs.
Man fällt vom Rad, der Kopf kanllt irgendwo gegen.

und finde heraus, in welchem Prozentsatz der Unfall für den Radfahrer mit fatalen Folgen durch Kopfverletzungen endete.

Den Anteil der Kopfverletzungen an den „fatalen Folgen“ habe
ich ja bereits oben genannt. Ich bin nämlich nicht erst seit
vorgestern in dem Thema unterwegs.

Und dann behauptest Du ernstahft, dass es keinen Sinn macht, einen Helm aufzusetzen, wenn 25% der tödlichen Fahrradunfälle durch Kopfverletzungen entstehen?

Idealerweise beinhaltet das Material auch noch Informationen, ob die Betroffenen einen Schutzhelm trugen und falls nein, ob die Verletzungen durch Tragen eines Schutzhelms hätten vermieden oder gemildert werden können.

Genau das beurteilt ja der Arzt in meinem oben verlinkten
Text. Da du dies aber als nicht relevant ansiehst, weil es
nicht deine Meinung stützt. kann ich mir den Rest echt sparen.

Der Arzt argumentiert klar erkennbar tendenziös.

Vor allem scheinst du alles als „unbrauchbaren Datenmüll“ zu
bezeichnen, was nicht deiner Ansicht entspricht.

Nein, das macht er nicht.
Er hat Dir nur groß und breit dargelegt, wie Du manipuliert worden bist.

Gruß, Karin
PS: Hier in München (nicht auf der Autobahn) sind es auch
erheblich mehr Autofahrer, die Kopfverletzungen erleiden.

Klar. Denn es gibt auch insgesamt deutlich mehr Autofahrer.
Sobald Du das ins Verhältnis setzt wirst Du sehen, dass sich ein Fahrradhelm quasi aufdrängt.

Also
nichts mit „Autobahnunfälle treiben die Kopfverletzungszahl
der Autofahrer nach oben.“

Doch, genau das ist der Mechanismus.

Ein reines Beispiel mit fiktiven Zahlen:
In München fahren z.B. 1 Mio. Autos 10 Mrd. Km im Jahr.
300.000 Radfahrer fahren 600.000 Km im Jahr.

Wenn nun pro Jahr 50 Autofahrer und 40 Radfahrer eine schwere(!) Kopfverletzung erleiden, heisst das nicht, dass Radfahren ohne Helm sicherer wäre als Autofahren ohne Helm…
Klar?

Des Weiteren sind die Kopfverletzungen bei Autofahrern meist Abschürfungen durch Airbags oder Beulen durch einen Stoß gegen die Seitenscheibe.
Bei Radfahrern sind sie fast immer entweder gar nicht erst vorhanden, weil der Radler eben auf den Ars… gefallen ist, oder sie sind gleich relativ schwer.

Mein Onkel ist übrigens vor 20 Jahren 10 Jahre nach einem Radunfall an einem Gerinsel im Kopf gestorben, welches sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit (beurteilt durch völlig undogmatische Ärzte) auf den Unfall zurückführen liess.
Mit Helm wäre höchstwahrscheinlich gar nicht passiert und er würde möglicherweise nächste Woche seinen 76. feiern.

Wie ich ja schon oben anmerkte, ist es mir persönlich reichlich wurscht, ob irgendein mir Unbekannter mit seinem Rad ohne Helm auf die Nase fällt und danach als Gemüse vor sich hinvegetiert. Aber ich sehe es absolut nicht ein, dass ich dann anteilig für die jahrzehntelangen Bahndlungs- und Pflegekoten aufkommen muss.

Wer unbedingt seine eigene Freiheit verteidigen will, sollte auch auf die (finanzielle) Freiheit der anderen Rücksicht nehmen.

Gruß,
M.