Helvetismen

Hallo,

das glaube ich nicht, dass es an den Nazis lag. Ich bin sieben
Jahre nach Kriegsende geboren. Die französischen Lehnworte
waren damals und auch noch Jahre danach noch an der
Tagesordnung gewesen.

Für mich hat das Verschwinden diverser - oftmals nur regional
benutzter - Worte mit den neuen Medien und der heutigen
Mobilität der Bevölkerung zu tun.

Mhm, da hätte ich wohl erst deinen ARtikel lesen sollen und mir meinen sparen…

Gruß
Elke

Hallo Peter!

Kennst du auch beide Bedeutungen des Wortes ?

Nur insoweit, wie ich auch die beiden Bedeutungen von Kohl kenne, nämlich im konkreten („Kohlroulade“) und übertragenen Sinne („Red’ keinen Kohl!“).

Gibt’s noch mehr Bedeutungen?

lg,
Max

salü

ja, spezfische wörte wie velo, glätten (für bügeln)… bügle auf ch-deutsch heisst übrigens arbeiten, redewendungen wie „es nimmt mich wunder“ für es erstaunt mich, usw usw, werden auch in der schriftsprache übernommen.

es ist nicht nur eine sache des vokabulars, sondern auch eine sache der satzs-tellung und -bildung, und da unterscheiden sich die schweizer von den deutschen. nicht umsonst tun sich die schweizer mit dem hochdeutsch schwer, es ist, so seltsam es klingt (tönt in ch-dt), eine fremdsprache.

kauf dir eine ausgabe der nzz (neue zürcher zeitung )und du wirst es selbst feststellen…

fred

zwar im frz teil der schweiz verankert, des ch-dt dialektes mächtig, des deutschen auch und ausserdem mal in grauer vorzeit linguistik studiert habend :smile:

Kleine Nuance
Salut Fred

Damit das nicht unberichtigt ins Archiv wandert:

„es nimmt mich wunder“

heisst: es interessiert mich, das will ich wissen ö.ä.

Hingegen «es erstaunt mich» heisst im Dialekt: «es wunderet mi (es wundert mich)».

Freundliche Grüsse
Rolf

Hallo Ingrid,

Wahrscheinlich wandelt (modernisiert) sich die Sprache in
Deutschland schneller als in der Schweiz oder in Österreich.

Das liegt wohl daran, dass „Schriftdeutsch“ eben genau das ist :wink:

Im täglichen Leben, wird hier Hochdeutsch nur nur in der Schule und mit anderssprachigen gesprochen. Also eigentlich kaum.

Das ist auch so ein Konflikt mit der französischen Schweiz. Diese lernen in der Schule Hochdeutsch und wenn sie in die Deutschschweiz kommen spricht jeder mit ihnen Dialekt, obwohl die Deutschschweizer auch Hochdeutsch gelernt haben.

Ich hätte aber auch noch einen modernen Helvetismus für dich:
Das Natel :wink:
http://de.wikipedia.org/wiki/Natel

Natel scheint etwa 7 Jahre älter als Handy zu sein.

Ich sehe gerade, dass die Rechtschreibung von OpenOffice das Natel nicht kennt, obwohl ich die CH-Version installiert habe :smile:

MfG Peter(TOO)

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Servus Kai,

trotz meiner momentanen Zeitknappheit eine kurze Antwort auf Deinen Einwand.

Ich lebe im Großraum München, und mir würde es im
Leben nicht einfallen, „die e-mail“ zu sagen oder zu
schreiben.

ich lebe auch im Großraum München (jedenfalls seit 1945 :wink:
und ich habe noch nie ‚das E-mail‘ gehört oder gesagt.
Fragst Du nicht auch.„Ist eigentlich DIE Post heute schon
gekommen?“ Daraus habe ich mich das deutsche Geschlecht der
E-Mail abgeleitet.

Ich denke, es ist eine Frage des Lautharmonie. [diimejl] spricht sich schlechter als [desimejl]. Zwei gleiche Vokale hintereinander, die man weder zusammenziehen noch in einen Diphthong umwandeln kann widerstrebt mir (und offenbar nicht nur mir). Wie gesagt, in meinem Bekanntenkreis, auch mit den Arbeitskollegen habe ich darüber gesprochen, wird weit mehrheitlich „das e-mail“ verwendet. Bei einigen in der Arbeit wurde aber eingeräumt, dass manche tatsächlich „die e-mail“ sagen und schreiben. Daher habe die Kollegen - zumindest teilweise - „die e-mail“ auch als nicht falsch eingestuft. (Womit sie ja mit dem Duden übereinstimmen).

Schönen Abend

Alexander

hallo ingrid,

Wäre also für mich als Laie möglich, dass die Schweizer modern
und „altertümlich“ zugleich sind.
Modern: weil sie schon lange Abkürzungen benutzen
Altertümlich": weil sie so lange an veralteten Begriffen
festhalten:
http://www.dict.cc/deutsch-englisch/Veloziped+%5Bver…

möglich, dass sich unser hochdeutsch (welches wir in der schule lernen) nur langsam ändert. unsere gesprochene sprache jedoch unterliegt einem extrem schnellen wandel: so muss das baseldeutsch wörterbuch immer wieder erneuert werden, da alte begriffe verschwinden und neue wörter und redewendungen entstehen.

liebe grüsse,
coco

Sali Zämme :wink:

Als Dankeschön für eure Hilfe und Beiträge stelle ich hier mal virtuelle Cüpli für alle ab und noch 2 kleine Texte zum Thema.

Zum Cüpli (Glas mit Champagner - es ist NIEMALS Sekt)gibt es Brötli mit Thonmousse. Der Thon ist schlichter Thunfisch und hat nur phonetisch mit dem irdenen Grundstoff für Handgetöpfertes zu tun.
Unvergessenes mit einem Gast aus D:
Gastgeber: „ich mach uns dann Spaghetti mit Thonsauce“. Gast, später: „sehr lecker, aber irgendwie schmecke ich den Lehm jetzt gar nicht …“

ZITAT von http://traumperlentaucher.blueblog.ch/begegnungen/he…
„Als Armin gestern sein Velo vom Estrich holte, ahnte er nicht, dass er gleichentags im Spital landen würde. Dabei wollte er nur rasch Teigwaren, etwas Randen- und Nüsslersalat einkaufen. Natürlich hätte er das Auto benützen können, eine altersschwache Occasion, aber sein Billet war weg, wegen notorischen Falschparkierens.
Schon im ersten Rank, just hinter Riedos Riegelhaus, als er einem Senklochdeckel ausweichen wollte, geriet er mit dem Vorderpneu auf eine Baumnuss, die sein Schicksal besiegelte.“

Freundliche Grüße
Luisa

Hallo coco,

möglich, dass sich unser hochdeutsch (welches wir in der
schule lernen) nur langsam ändert. unsere gesprochene sprache
jedoch unterliegt einem extrem schnellen wandel: so muss das
baseldeutsch wörterbuch immer wieder erneuert werden, da alte
begriffe verschwinden und neue wörter und redewendungen
entstehen.

Bei Baseldytsch hängt das natürlich auch noch mit der Fasnacht zusammen.
Es gibt ja nicht für alle Dialekte überhaupt ein Wörterbuch und nicht alle Dialekte werden in einer Form geschrieben, dass Rechtschreibung wichtig ist.

MfG Peter(TOO)

hi peter,

Bei Baseldytsch hängt das natürlich auch noch mit der Fasnacht
zusammen.

nur zum teil. an der fasnacht werden oftmals traditionelle ausdrücke gebraucht, welche der junge durchschnitts-basler nicht mehr versteht. ich selber muss mich bei den schnitzelbangg auch immer ziemlich anstrengen, damit ich alles verstehe…

grüssli,
corinne

Grüezi miteinand,

hoffentlich wurde der mit dem Velo Selbstverunfallte nicht noch gebüsst und verzeigt…

Da fällt mir noch spontan die Gechichte der deutschen Krankenschwester in der Pflegi ein, die sich so sehr um die Vögel der gerade eben eingelieferten Frau sorgte, welche das Fehlen ihrer Finken beklagte. Naja, irgendwer brachte dann die Hausschuhe.

Nett finde ich immer die höfliche Frage im Geschäft: Sind Sie bedient?

„Ziemlich bedient“ war bestimmt unser Nachbar:

Ganz gefährlich ist nämlich Paprika bzw Peperoni: Unser Schweizer Nachbar in Spanien bestaunte unsere (Achtung hochdeutsch:smile: Peperoni-Staude im Garten, pfückte eine (Achtung hochdeutsch:smile: Peperoni ab und fragte: Ist das eine (Achtung Helvetisch:smile: Peperoni? Er bekam ein Ja zur Antwort und nach dem herzhaften Biss hinein flossen Schweiss und Tränen…

Hebts guet
Greetinx
Gerd

Hallo Luisa

In manchen Dialekten ändern sich auch die Artikel. Im Schweizer Dialekt sagt man z.B. (der)de Radio, (der) de Spital, (der) de Dessert (für Nachtisch). Das alles ist im Dialekt korrekt, in der Hochsprache muss es ja immer „das“ heissen in diesen drei Fällen.

Dann gibts auch den deutschen Unterschied
der Tessin (= Fluss)
das Tessin (= Landschaft, Kanton)

In meiner Mundart (Aargauer Dialekt) sag ich aber in beiden Fällen
„der Tessin“. Ech fahr morn in Tessin. Im Tessin schiint d’Sunnä.

Friedrich Dürrenmatt braucht in seinen Werken viele Helvetismen.
Einmal habe ich in einem Magazin gelesen, dass die Deutschen besser Bescheid wissen über die Helvetismen als die Schweizer. Uns Schweizern fallen sie eben weniger auf.

Gruss
Vreni