Hallo!
Mir ging/geht es genauso: Nie was gesagt in der Schule, oder nur dann, wenn ich mir ganz sicher war, das es auch wirklich eine sehr kluge Bemerkung ist, die ich von mir gebe, und möglichst keine Referate.
Dass es Beratungsstellen gibt, kann ich mir gut vorstellen; wenn du auf den Internetseiten deiner Uni nichts findest, ist wahrscheinlich die Allgemeine Studienberatung die erste Adresse, die dir vermutlich sagen kann, wohin du dich wenden kannst.
Ich habe so etwas nicht gemacht, weil in meinem Studiengang Seminare wie „Rede-Rhetorik“, „Präsentationstechniken“, „Sprechen in Theorie und Praxis“ (ernsthaft!) in den ersten Semestern eh zum Kurrikulum gehörten. Dann bin ich halt hingegangen und habe den Blödsinn mitgemacht, aber meine Erfahrung ist, dass diese Kurse generell nicht viel bringen. Der Ablauf war im Wesentlichen immer gleich: Man referiert irgendwas, wird dabei gefilmt und Leute notieren sich ihre Anmerkungen, dann kriegst du Feedback und kannst deinen eigenen Vortrag noch mal angucken. Ich bin in meinem Leben sieben Mal beim Reden gefilmt worden, und sieben Mal habe ich exakt dasselbe Feedback bekommen: Ich würde unsicher wirken. Da wäre ich ja selber nie drauf gekommen
Auf meine Frage, wie ich denn sicherer wirken könnte, bekam ich immer nur die Antwort: „Ja, sei halt nicht so unsicher; rede mal lauter, mach nicht so fahrige Gesten etc.“ Mal ehrlich; wenn es reichen würde, sich das einfach mal so vorzunehmen, dann hätte wohl keiner das Problem 
Der langen Rede kurzer Sinn: Geld ausgeben würde ich für solche Kurse eher nicht, und auch nicht zu viel erwarten.
An deiner Stelle würde ich mal in ein Seminar gehen, in dem du ein Referat halten musst, aber den Schein nicht brauchst und außerdem keinen kennst. Damit nimmst du so viel Druck wie möglich aus der Situation (selbst wenn du dich unsterblich blamierst, kriegt es keiner mit, dessen Meinung dir wichtig ist, und du kannst danach verschwinden und nie wieder in diesem Kurs auftauchen).
Mir hat es auch geholfen, mir klarzumachen: Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass ich ein schlechtes Referat halte. Mal ehrlich, wie viele schlechte Referate hast du in deinem Uni-Leben schon gehört? In jedem Seminar mindestens eins, vermutlich. Total viele Leute sind schlecht im Präsentieren, und zwei Minuten nach ihrem Vortrag hat das jeder wieder vergessen, wenn überhaupt einer zugehört hat. Wenn du dir vorher sagst: „Okay, ich gehe jetzt nach vorne und werde ein Referat halten. Vermutlich werde ich zu leise und zu schnell reden, meine Stimme wird zittern und ich werde viel zu viel ablesen und vermutlich mindestens zwei Mal den Faden verlieren. Aber: Ich werde reden, und ich werde am Ende rausgehen und ein Referat gehalten haben, einen Schein bekommen und die ganzen Deppen können mich am Arsch lecken“, dann brauchst du dich schon mal nicht selbst fertig machen, wenn es wirklich schlecht war. Es ist besser, ein schlechtes Referat gehalten zu haben als gar keins.
Was mir außerdem geholfen hat: Gruppenreferate. Ich habe mir immer Gruppen mit Leuten ausgesucht, die irgendwie schüchtern oder inkompetent wirkten; dann konnte ich mir einreden, dass ich zwar auch nicht gut bin, aber immer noch besser als die eine komische, die so eine schlechte Einleitung gemacht hat. Das mag gemein klingen, aber es hilft. Und in der Gruppe musst du natürlich viel kürzer alleine reden, und solange du nicht anfängst, hast du ein wenig Zeit, dich an die Situation des „vorne stehens“ zu gewöhnen, ohne direkt im Mittelpunkt zu stehen.
Außerdem immer gut: So gut wie möglich vorbereitet zu sein, und zwar inhaltlich. Ich halte nicht viel davon, Referate bis zum Erbrechen vorher zu üben. Erstens wird man dann live schon unsicher, sobald man ein wenig vom eingeübten Vortrag abweicht, zweitens bin zumindest ich vor Freunden und Verwandten viel unsicherer als vor Leuten, die ich kaum kenne und die mir auch egal sind, und drittens ist es nie gut, wenn man sein eigenes Referat schon völlig über hat, bevor man es überhaupt gehalten hat. Zwei Mal vorher durchgehen, um die Zeit zu checken, reicht meiner Meinung nach, aber den Inhalt solltest du so umfassend wie möglich kennen. Ich habe jedes Semester mehrere Referate halten müssen, und irgendwann im sechsten Semester ist der Knoten geplatzt und ich dachte während des Vortrags: „Hey, wie gut, dass ich gerade dieses Referat halte und nicht irgendjemand anderes, denn so gut wie ich kennt sich hier garantiert niemand mit dem Thema aus.“ Das sollte natürlich eigentlich immer so sein, aber na ja … wenn du jedenfalls wirklich das Gefühl hast, der mit Abstand kompetenteste Mensch im Raum für dein Referatsthema zu sein, dann macht das den Vortrag normalerweise auch besser.
In meinem letzten Semester, in der letzten Woche im letzten Seminar habe ich für den letzten Schein noch ein letztes Referat gehalten, und das war die allererste Eins für ein Referat, die ich in meinem Uni-Leben bekommen habe. Das hat 12 Semester gedauert, in denen ich eine zweistellige Anzahl schlechter Referate gehalten habe - aber was soll’s?
Ich würde also einfach mal loslegen, in einer Situation, in der es dir echt wurst sein kann, ob du dich blamierst oder nicht. Und nicht vergessen: Es ist kein Verbrechen, ein schlechtes Referat zu halten.
Und eins noch:
Nun ist es an der Uni jedoch auch so, dass in meinen Fächern
oft Referate oder Präsentationen gehalten werden müssen, und
das ist für mich nun noch schlimmer, zumal da teilweise
wirklich hochgradige Leute (Prof. Dr. Dr. etc.) sitzen, die
mir zuhören.
Ich unterstelle mal, dass du auch kein Akademiker-Kind bist? Eine wichtige Sache, die ich an der Uni gelernt habe, ist, dass es jede Menge promovierter Leute gibt, die trotzdem nicht besonders helle sind. Und auch Professoren sind nur Menschen, die nicht automatisch alles können und mit allem recht haben, sondern vielleicht in ihrem Fachgebiet hervorragend sind (oder einfach nur viel redundantes Zeug publizieren), aber im Zweifel schlecht Englisch sprechen, den Beamer nicht anschließen können und ständig überziehen (oder so). Jedenfalls kochen die alle auch bloß mit Wasser und haben als Studenten garantiert auch mal ein schlechtes Referat gehalten. Da musst du keine Panik haben.
Das war jetzt ein ziemlicher Sermon, aber es ist ja auch ein kompliziertes Thema 
Viel Erfolg
Sonja