Hemmungen beim Halten eines Referats

Hallo!

Möchte gleich direkt einsteigen: Ich habe das Problem, dass ich mich nicht traue, vor vielen Leuten zu reden. Schon zu Schulzeiten hatte ich immer einen Kommentar im Zeugnis, dass ich mich zu selten am Unterricht beteilige, obwohl ich aber trotzdem immer ein guter Schüler war. Ich habe halt immer genau überlegt, bevor ich mich gemeldet habe, damit meine Antwort auch ja richtig wird. Und das Überlegen hat immer zu lange gedauert.

Auch das Halten von Referaten war für mich immer äußerst übel, da ich nicht gut frei vor der Klasse reden konnte, auch wenn ich Karteikarten mit Stichpunkten hatte. Zum Glück kam das nicht so oft vor, meistens mussten immer nur dann die Leute ein Referat halten, die ihre Note noch unbedingt vor den Zeugnissen verbessern wollten.

Naja, mein Abitur habe ich gut bestanden (die mündliche Prüfung war natürlich demnach ein Graus, aber die schriftlichen Prüfungen waren alle sehr gut, sodass mein Abi-Schnitt durch die schlechte mündliche Prüfung nicht erheblich nach unten gezogen wurde) und ich studiere mittlerweile im dritten Semester an der Uni.

Nun ist es an der Uni jedoch auch so, dass in meinen Fächern oft Referate oder Präsentationen gehalten werden müssen, und das ist für mich nun noch schlimmer, zumal da teilweise wirklich hochgradige Leute (Prof. Dr. Dr. etc.) sitzen, die mir zuhören. Es geht sogar schon so weit, dass ich mir meine Seminare einzig und allein danach aussuche, was ich als Prüfungsleistung machen muss. Seminare, in denen ein Referat oder eine Präsentation als Prüfungsleistung verlangt wird, fallen für mich komplett unten durch, auch, wenn das Thema noch so interessant ist. Dann nehme ich lieber ein Seminar mit einem unbeliebten Thema und schreibe gerne eine 30-seitige Hausarbeit oder eine Klausur. Damit habe ich überhaupt kein Problem.

Trotzdem möchte ich nicht, dass es so weiter geht. Ich habe noch ein paar Semester vor mir und ich ahne es, dass ich es irgendwann nicht vermeiden kann, ein Referat oder eine Präsentation halten zu müssen. Nun möchte ich aber auch nicht ins kalte Wasser springen und einfach ein Referat an der Uni halten. Mein letztes Referat an der Schule ist nun auch bestimmt geschätzte 5 Jahre her.

Wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten? Hättet ihr eine Idee, wie ich meine Hemmungen abbauen kann? Gibt es diesbezüglich vielleicht sogar irgendwelche Beratungsstellen, an die man sich wenden kann?

Würde mich sehr über Antworten freuen.

Hi,

Beratungsstellen kann ich mir nicht vorstellen.

An Deiner Stelle würde ich mir für das nächste Semester ein Seminar aussuchen, wo ein REferat eine Pflichtleistung ist, und unter denen das auswählen, das das schickste Thema hat. Und dann würde ich die Zeit bis zum REferat nutzen, um mit Komilitonen zu üben. Erst einer, dan mehr, und dann dürfen die ihre (dir noch unbekannten) Freunde mitbringen. Das erste Probereferat wiederholst du, und dann jedes Mal was anderes. Referiere über Dein Hobby, dein Haustier, die Wahl Deines Studiengangs, mit und ohne Vorbereitung. Und dann halte das Referat vor deinem Seminar :smile:
Während des Seminars kannst Du üben, dich zu melden - bei den Referaten vor allem gibt es ja immer die Gelegenheit, Fragen zu stellen, aber auch in Veranstaltungen ohne Rferate hat man dazu die Gelegenheit. Nimm dir vor, jeden Tag eine Frage zu stellen, und nimm Dir bewusst vor, es zu akzeptieren, dass sie nicht perfekt formuliert ist.
Ganz wichtig: führe Dir am Ende jeder dieser „Übungen“ bewusst vor Augen, was gut geklappt hat, was besser war als beim letzten Mal. Beschäftige dich nicht aktiv damit, was du verkehrt gemacht hast, das drängt sich Dir von alleine auf. Führe vielleicht sogar Tagebuch darüber, was von diesen schwierigen Sachen Dir heute gut gelungen ist - man vergisst das so schnell: wenn man vor etwas Angst hat, ist das Gehirn so sehr damit beschäftigt, alle die schrecklichen Dinge im Kreis laufen zu lassen, die einem doch unterlaufen sind und wieder unterlaufen könnten usw. … es braucht Hilfe dabei, sich an die tollen Sachen und die (manchmal auch kleinen) Erfolge zu erinnern.

Wenn Du professionelle Hilfe möchtest, kann ich mir jetzt nur Psychotherapeuten oder psychologische Berater vorstellen… aber vielleicht weiß ja jemand mehr und kann was dazwischen anbieten.

die Franzi

Hi

Manchmal gibt es tatsächlich Beratungsstellen. An unserer Universität wären das BosKop (Kulturprogramm mit Kursangebot), die OASE (Freizeitkurse, Selbstentwicklung etc.) oder sogar einfach der Optionalbereich, bei dem im Bereich „Kommunikation“ extra Kurse fürs Präsentieren, Stimme trainieren, Selbstbewusstsein aufbauen etc. angeboten werden.

Schau doch mal ob es sowas bei dir auch gibt.

lg
Kate

Hallo!

Mir ging/geht es genauso: Nie was gesagt in der Schule, oder nur dann, wenn ich mir ganz sicher war, das es auch wirklich eine sehr kluge Bemerkung ist, die ich von mir gebe, und möglichst keine Referate.

Dass es Beratungsstellen gibt, kann ich mir gut vorstellen; wenn du auf den Internetseiten deiner Uni nichts findest, ist wahrscheinlich die Allgemeine Studienberatung die erste Adresse, die dir vermutlich sagen kann, wohin du dich wenden kannst.

Ich habe so etwas nicht gemacht, weil in meinem Studiengang Seminare wie „Rede-Rhetorik“, „Präsentationstechniken“, „Sprechen in Theorie und Praxis“ (ernsthaft!) in den ersten Semestern eh zum Kurrikulum gehörten. Dann bin ich halt hingegangen und habe den Blödsinn mitgemacht, aber meine Erfahrung ist, dass diese Kurse generell nicht viel bringen. Der Ablauf war im Wesentlichen immer gleich: Man referiert irgendwas, wird dabei gefilmt und Leute notieren sich ihre Anmerkungen, dann kriegst du Feedback und kannst deinen eigenen Vortrag noch mal angucken. Ich bin in meinem Leben sieben Mal beim Reden gefilmt worden, und sieben Mal habe ich exakt dasselbe Feedback bekommen: Ich würde unsicher wirken. Da wäre ich ja selber nie drauf gekommen :wink: Auf meine Frage, wie ich denn sicherer wirken könnte, bekam ich immer nur die Antwort: „Ja, sei halt nicht so unsicher; rede mal lauter, mach nicht so fahrige Gesten etc.“ Mal ehrlich; wenn es reichen würde, sich das einfach mal so vorzunehmen, dann hätte wohl keiner das Problem :wink:

Der langen Rede kurzer Sinn: Geld ausgeben würde ich für solche Kurse eher nicht, und auch nicht zu viel erwarten.

An deiner Stelle würde ich mal in ein Seminar gehen, in dem du ein Referat halten musst, aber den Schein nicht brauchst und außerdem keinen kennst. Damit nimmst du so viel Druck wie möglich aus der Situation (selbst wenn du dich unsterblich blamierst, kriegt es keiner mit, dessen Meinung dir wichtig ist, und du kannst danach verschwinden und nie wieder in diesem Kurs auftauchen).

Mir hat es auch geholfen, mir klarzumachen: Das schlimmste, was passieren kann, ist, dass ich ein schlechtes Referat halte. Mal ehrlich, wie viele schlechte Referate hast du in deinem Uni-Leben schon gehört? In jedem Seminar mindestens eins, vermutlich. Total viele Leute sind schlecht im Präsentieren, und zwei Minuten nach ihrem Vortrag hat das jeder wieder vergessen, wenn überhaupt einer zugehört hat. Wenn du dir vorher sagst: „Okay, ich gehe jetzt nach vorne und werde ein Referat halten. Vermutlich werde ich zu leise und zu schnell reden, meine Stimme wird zittern und ich werde viel zu viel ablesen und vermutlich mindestens zwei Mal den Faden verlieren. Aber: Ich werde reden, und ich werde am Ende rausgehen und ein Referat gehalten haben, einen Schein bekommen und die ganzen Deppen können mich am Arsch lecken“, dann brauchst du dich schon mal nicht selbst fertig machen, wenn es wirklich schlecht war. Es ist besser, ein schlechtes Referat gehalten zu haben als gar keins.

Was mir außerdem geholfen hat: Gruppenreferate. Ich habe mir immer Gruppen mit Leuten ausgesucht, die irgendwie schüchtern oder inkompetent wirkten; dann konnte ich mir einreden, dass ich zwar auch nicht gut bin, aber immer noch besser als die eine komische, die so eine schlechte Einleitung gemacht hat. Das mag gemein klingen, aber es hilft. Und in der Gruppe musst du natürlich viel kürzer alleine reden, und solange du nicht anfängst, hast du ein wenig Zeit, dich an die Situation des „vorne stehens“ zu gewöhnen, ohne direkt im Mittelpunkt zu stehen.

Außerdem immer gut: So gut wie möglich vorbereitet zu sein, und zwar inhaltlich. Ich halte nicht viel davon, Referate bis zum Erbrechen vorher zu üben. Erstens wird man dann live schon unsicher, sobald man ein wenig vom eingeübten Vortrag abweicht, zweitens bin zumindest ich vor Freunden und Verwandten viel unsicherer als vor Leuten, die ich kaum kenne und die mir auch egal sind, und drittens ist es nie gut, wenn man sein eigenes Referat schon völlig über hat, bevor man es überhaupt gehalten hat. Zwei Mal vorher durchgehen, um die Zeit zu checken, reicht meiner Meinung nach, aber den Inhalt solltest du so umfassend wie möglich kennen. Ich habe jedes Semester mehrere Referate halten müssen, und irgendwann im sechsten Semester ist der Knoten geplatzt und ich dachte während des Vortrags: „Hey, wie gut, dass ich gerade dieses Referat halte und nicht irgendjemand anderes, denn so gut wie ich kennt sich hier garantiert niemand mit dem Thema aus.“ Das sollte natürlich eigentlich immer so sein, aber na ja … wenn du jedenfalls wirklich das Gefühl hast, der mit Abstand kompetenteste Mensch im Raum für dein Referatsthema zu sein, dann macht das den Vortrag normalerweise auch besser.

In meinem letzten Semester, in der letzten Woche im letzten Seminar habe ich für den letzten Schein noch ein letztes Referat gehalten, und das war die allererste Eins für ein Referat, die ich in meinem Uni-Leben bekommen habe. Das hat 12 Semester gedauert, in denen ich eine zweistellige Anzahl schlechter Referate gehalten habe - aber was soll’s?

Ich würde also einfach mal loslegen, in einer Situation, in der es dir echt wurst sein kann, ob du dich blamierst oder nicht. Und nicht vergessen: Es ist kein Verbrechen, ein schlechtes Referat zu halten.

Und eins noch:

Nun ist es an der Uni jedoch auch so, dass in meinen Fächern
oft Referate oder Präsentationen gehalten werden müssen, und
das ist für mich nun noch schlimmer, zumal da teilweise
wirklich hochgradige Leute (Prof. Dr. Dr. etc.) sitzen, die
mir zuhören.

Ich unterstelle mal, dass du auch kein Akademiker-Kind bist? Eine wichtige Sache, die ich an der Uni gelernt habe, ist, dass es jede Menge promovierter Leute gibt, die trotzdem nicht besonders helle sind. Und auch Professoren sind nur Menschen, die nicht automatisch alles können und mit allem recht haben, sondern vielleicht in ihrem Fachgebiet hervorragend sind (oder einfach nur viel redundantes Zeug publizieren), aber im Zweifel schlecht Englisch sprechen, den Beamer nicht anschließen können und ständig überziehen (oder so). Jedenfalls kochen die alle auch bloß mit Wasser und haben als Studenten garantiert auch mal ein schlechtes Referat gehalten. Da musst du keine Panik haben.

Das war jetzt ein ziemlicher Sermon, aber es ist ja auch ein kompliziertes Thema :wink:

Viel Erfolg
Sonja

Hallo!

Vielen Dank erstmal für die zahlreichen Antworten.
Am besten fand ich bisher die Antwort von Idrhe!, auch wenn sie sehr lang war. Aber das spiegelt genau das wieder, wie die Situation wirklich ist.

Ich stelle mir unter solchen Beratungseinrichtungen auch nur vor, dass ich in irgendeinen Kommunikationskurs gesteckt werde und vor der Kamera Referate halten muss…

Aber es ist wirklich so, dass ich in meinen drei Semestern, die ich bisher an der Uni bin, noch nie ein schlechtes Referat gehört habe. Es ist noch nie ein Referent aus dem Konzept gekommen, selbst, wenn der Dozent Zwischenfragen gestellt hat. Alle Leute wirkten auf mich immer sehr kompetent und redesicher.

Und es ist leider nicht so, wie Sonja es beschrieben hat, dass ich die Leute aus einem Seminar nie wieder sehe. Man trifft sich an der Uni immer wieder und meine Studienfächer sind auch keine Massenfächer wie BWL oder Soziologie. Der Kreis der Studierenden pro Semester ist recht überschaubar und somit ist das Risiko recht hoch, dass man sich nach einem Seminar wiedersieht.

Aber Sonja hat es richtig erkannt, ich bin kein Akademiker-Kind. Mein Vater ist Gas-Wasser-Installateur und meine Mutter Banksekretärin…

Moin,

Wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten?

dringend etwas an diesem Defizit tun!
Noch geht es ‚nur‘ um eine Note. Später wirst Du im Beruf mit einiger Wahrscheinlichkeit auch Vorträge halten müssen und dann geht es manchmal um die Existenz, wenn z.B. bei Projektanträgen Vorträge zu halten sind. Wenn die in die Hose gehen, gibts kein Projekt und ev. ist Deine Stelle futsch.

Hättet ihr
eine Idee, wie ich meine Hemmungen abbauen kann?

Ran an den Speck.
Üben und üben und noch mal üben.
Und sich selber überwinden und Seminare belegen, die Vorträge enthalten.

Gibt es
diesbezüglich vielleicht sogar irgendwelche Beratungsstellen,
an die man sich wenden kann?

An einigen Hochschulen gibt es Beratungsstellen, die teilweile auc hKurse anbieten. Dort werden Vortragstechniken vorgestellt und geübt. Meist am Objekt, sprich, Du kriegst ein Thema, mußt es ausarbeiten und vor der Gruppe vortragen. Dann gibt es ‚Manöverkritik‘ sprich die anderen Teilnehmer und die Trainer sagen, was ihnen gefallen und (oft wichtiger!) nicht gefallen hat.

Gandalf

Hi,

Aber es ist wirklich so, dass ich in meinen drei Semestern,
die ich bisher an der Uni bin, noch nie ein schlechtes Referat
gehört habe. Es ist noch nie ein Referent aus dem Konzept
gekommen, selbst, wenn der Dozent Zwischenfragen gestellt hat.
Alle Leute wirkten auf mich immer sehr kompetent und
redesicher.

vielleicht liegt das daran, dass du die Seminare mit Vorträgen meidest. So siehst du immer nur Vorträge von Dozenten, die das relativ professionell betreiben.
Anders kann ich mir das wirklich nicht erklären, ich habe schon so viele schlechte Vorträge an der Uni gehört, dass ich das teilweise eher als Standard bezeichnen würde:wink:
Zusätzlich gibt es zwei Arten von nicht-optimalen Vorträgen. Die einen bereiten ihren Vortrag gut vor und sind beim Vortragen nervös, während die anderen keine Zeit in den Vortrag gesteckt haben und deshalb inhaltlich schlecht vorbereitet sind.
Meiner Erfahrung nach wird der erste Fall im Studium (und teilweise auch darüber hinaus) gerne verziehen, während schlecht vorbereitete Vorträge als unhöflich gegenüber dem Publikum gewertet werden.

Gruß

rantanplan

1 Like

Hallo!

"vielleicht liegt das daran, dass du die Seminare mit Vorträgen
meidest. So siehst du immer nur Vorträge von Dozenten, die das
relativ professionell betreiben. "

Hmm, dem kann ich nicht so zustimmen. Ich habe auch bereits viele Seminare besucht, wo die Wahl gestellt wurde, ob ein Referat oder eine Hausarbeit als Prüfungsleistung gewünscht wird. Ich war dann von ca. 30 Teilnehmern immer einer der wenigen, die eine Hausarbeit geschrieben haben, die war dann aber meistens gut.

Das sollte nicht so gemeint sein, dass ich immer nur an Referate von Dozenten oder wissenschaftlichen Mitarbeitern an der Uni ausging, ich meinte eigentlich damit die Referate, die ich von meinen Kommilitonen gehört hatte…

Hemmungen analysieren
Servus Stefano !

Erstmal finde ich es gut, dass Du Deine „Schwäche“ erkennst und noch dazu die Erkenntnis hast, dass Du etwas dagegen tun musst.
Einige - wie ich finde - gute Tipps hast Du ja schon bekommen.
Was vielleicht noch hilfreich sein kann: Deine Hemmungen „analysieren“, soll heißen: Was genau ist es, dass Dir „Angst“ vor dem Referat macht?
Der fachliche Inhalt kann es ja nicht sein, denn im Schriftlichen bist Du ja gut, d.h. Du bist in der Lage, den geforderten Stoff zu verarbeiten, Deine eigenen Gedanken zu entwickeln, richtig zu recherchieren, und das ganze in wohl geformte Sätze zu bringen. Also muss es etwas anderes sein.
Am besten wäre es, wenn Du mit einer Vertrauensperson ehrlich darüber reden kannst und diese Person dann Dir die „passenden“ Fragen stellt. Z.B. „Ich habe u.a. Angst davor, im Referat zu stottern.“ Frage: „Und was wird passieren, wenn Du stotterst?“ Es wird nämlich vermutlich nichts „passieren“. Das als banales Beispiel.
Wichtig wäre also, dass Du das Positive Deines Tuns klar vor Augen hast (fachlich bist Du gut), und das vermeintlich Negative auf „normales Niveau“ bringst.
Das sagt sich natürlich hier vom Sessel aus relativ locker (wenn man nicht selber betroffen ist), aber vielleicht ist es ein Ansatz für Dich, der Dir hilft. Ich wünsche es Dir.

Grüße aus Wien
Helmut

Hi

Vielleicht hast du wirklich nur die falschen Kurse. Mein Studiengang ist nicht riesig, aber ich habe schon unendlich viele grottenschlechte Referate gehört. Aber auch die an die ich mich noch bruchstückhaft erinnern kann identifiziere ich nicht mit der Person.

Aber Sonja hat es richtig erkannt, ich bin kein
Akademiker-Kind. Mein Vater ist Gas-Wasser-Installateur und
meine Mutter Banksekretärin…

Irgendwann fängt alles einmal an. Ich bin auch die erste Akademikerin der Familie. In den frühen Semestern merkt das kein Mensch, die sind alle gleich unsicher. Manchmal gibt es ein paar verwöhnte Rotzgören und manchmal einige stille Gewässer die wirklich von Gott gegebene Redefähigkeiten besitzen, aber das ist nicht die Norm.

Ich bemerke erst jetzt kurz vor dem Abschluss die Nachteile, nicht aus einem Akademikerhaushalt zu kommen (abgesehen vom Finanziellen). Jetzt steht nämlich in jeder zweiten Hausarbeit „schlechter Stil“, „umgangssprachlich!“ etc.
Gestern habe ich mir eine Korrektur durchgelesen und mir an einigen Stellen gedacht: Ja, aber wie schreibt man das denn sonst?! Und wie finde ich heraus, dass es eine andere Ausdrucksmöglichkeit für etwas gibt?

Wenn du jetzt aber schon viel schreibst, wird dieses Problem sicher auch geringer ausfallen.

lg
Kate

N’abend,

Üben und üben und noch mal üben.
Und sich selber überwinden und Seminare belegen, die Vorträge
enthalten.

Dem kann ich mich nur anschließen. Während meiner Diplomarbeit und auch später im Beruf musste ich meine Projekte größeren Gruppen vorstellen.
Ich wollte am Anfang regelmäßig vorher sterben.
Ich wusste nichts mehr über das Thema, hörte nur noch wie durch Watte, der Raum bekam ein seltsames Licht, ich fühlte mich, als wenn der Schweiß in Strömen durch mein Gesicht lief.
Durch regelmäßiges Präsentieren fühlte ich mich zunächst nicht besser, ich stand innerlich immer noch kurz vor dem Koma, aber die Außenwirkung wurde besser. Es hatten sich Automatismen festgesetzt, die mir über Wortfindungsprobleme und Unsicherheiten halfen. Und das widerum sorgte für ein sichereres Auftreten.
Außerdem gucke ich mir meistens eine Person der Zuhörer aus, für den ich innerlich ganz allein die Präsentation halte.
Mir hat es geholfen, obwohl ich mich immer noch nicht um sowas reiße :wink:

Viel Mut und Glück,

Susanne

Flucht nach vorn
Hallo,

wie im Betreff schon angemerkt: Versuchs einfach mal mit der Flucht nach vorn.

Habe ich damals auch so gemacht und hat Wunder gewirkt. Angefangen damit, dass ich mich ständig im Unterricht meldete, weil ich somit die Chance reduzierte, vom Lehrer aufgerufen zu werden, wenns mir grad nicht passt. Im Studium sprang ich über meinen Schatten und hatte über Jahre pro Semester 3 Tutorenstellen, danach Lehraufträge und in meiner regulären Arbeit sowieso laufend Vorträge oder zumindest Reden vor Gruppen.

Das bringt Übung, die schafft Vertrauen in sich selbst und das wiederum lässt einen souverän wirken. Irgendwann wirds zur Sucht :smile:

Man muss natürlich bereit dafür bzw. der Typ dafür sein (bisschen der Entertainer) - ob du das bist, kannst aber nur du selbst checken. Für jeden ist diese Offensive sicher nicht geeignet.

Gruß, Leebo

Hallo,

ist vllt. etwas idiotisch, wenn ich dir antworte, weil ich immer jemand war, der gut und gerne vor Publikum reden konnte und auch mal vor 500 Erstsemestern bei den Einführungstagen das Mikro ergreift. Aber vllt. ist ja trotzdem irgendwas für dich dabei, was mal ausprobierenswert wäre.

Mir wars für Referate immer wichtig, Prozesse verstanden zu haben. Den Inhalt auch wirklich jemandem erklären können, außerhalb des Gedankens, da ein Referat drüber halten zu müssen. Sprich, ich hab das dann z.B. meinen Eltern am Abendbrottisch erzählt, was ich spannendes über das Thema gelesen hatte oder später halt der WG oder Freunden. Das hat den Vorteil, dass du dich als kompetent erlebst. Das hat auch den Vorteil, dass du - wenn die Erklärung nicht gleich fruchtest - evtl. nochmal neu ansetzt und somit deine Strategien, Dinge zu erklären, trainierst. Du bist dann nicht mehr so sehr an irgendeine Gliederung gebunden, sondern kannst die ganzen Fakten und Zusammenhänge freier kombinieren. Das kann dir im Referat ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
Desweiteren steckte hinter Seminaren für mich immer die Idee, dass sich da Leute zusammengefunden hatten, die sich gegenseitig über verschiedene Aspekte eines Rahmenthemas informieren wollten. Ich hab ein Referat also nicht so sehr zum Selbstzweck (Prüfungsleistung ablegen) gehalten, sondern bin da rangegangen mit dem Gedanken, meine Kommilitonen informieren und fürs Thema begeistern zu wollen. Dabei geht es nicht um Pefektion, sondern einfach darum, jemandem was interessantes zu erzählen. Etwa so, wie du vllt. deiner Freundin von einem interessanten Zeitungsartikel berichtest, nur halt auf anderem Niveau. Solche Seminare hatten für mich also eher den Eindruck einer gemütlichen, interessierten Runde. Sowas kann natürlich ganz schnell in negative Zwänge gepresst werden, wenn es eine lange Liste absoluter Vorgaben (z.B. minutiöse Zeitvorgaben, endlos viele Formalia für die Präsentation usw.) gibt. Zumindest die Seminare die ich besucht habe, hatten aber meist informativen Charakter und die Referate dienten als Denkanstöße und Grundlage für eine anschließende Diskussion.
Ich hab kaum Karteikarten o.ä. benutzt. Ich finde, mit diesen Dingern klammert man immer übermäßig sehr an der Gliederung und kann dem Vortrag schlecht seinen eigenen Lauf lassen. Ich hab meistens versucht, viel an den Powerpointfolien zu arbeiten. Also Bilder, Schemata etc. draufgepappt, an denen sich was erklären lies. Wenn du das Schema verstanden hast, brauchst du dann auch keine Karteikarte mehr.

Du könntest ja mal im Kleinen anfangen. Versammel doch mal 3-5 Freunde und bespaße sie mit einer Präsentation zu irgendeinem Thema. Kann ja auch was entspanntes sein wie z.B. „Die perfekte Zubereitung von Chili con carne“ oder „Wichtige Funktionen einer Spiegelreflexkamera“ oder irgendsowas :wink:. Versuch zu erklären, nicht strukturiert Wissen an deine Zuhörer rüberzupressen. Zusammenhänge sind wichtiger als absolut perfektes Detailwissen. Ich denke, du wirst schnell merken, wie sich ein Gefühl von Kompetenz aufbauen kann und wie sich das positiv auf deine Ruhe auswirkt.

Gruß
Yvette

In der Du-musst-Schule quält man seine Talente, wenn sie etwas nicht können, in der neuen Ich-kann-Schule stärkt man sie, setzt auf sie und behandelt sie als Freunde. Freunde tun alles für einen.

Wenn es also mit dem Referathalten klappen soll, dann halte es nicht sondern lass es los! Stärke Deine Kräfte zuvor durch Autosuggestion. In Coués kleinem Buch dazu kannst Du lesen, wie das ganz praktisch geht.
Ich freue mich auf Deinen Erfolg.

Franz Josef Neffe