Hallo,
Könnte das tatsächlich funktionieren?
Ja, tut es. In Spanien und Frankreich werden sie schon lange erfolgreich eingesetzt. Auch dort gibt es aber immer wieder Hetzkampagnen, so dass man gut recherchieren muss, welchen Berichten man glauben kann.
Die gelesenen Artikel sprechen aber
nicht dafür, dass es sich um „Anfängerhunde“ handelt
Das sind sie definitiv nicht. Sie sind Spezialisten, die einen Spezialistenjob ausüben. Um das richtig tun zu können, brauchen sie Leute, die wissen, wies geht.
- Wie funktioniert die „Vergesellschaftung“ mit der Herde?
Vorab: Es eignen sich nur Hunde aus entsprechenden Arbeitslinien. Inzwischen gibt es viele HSH-Züchter, die primär für den privaten Markt züchten. Diese Hunde sind in aller Regel untauglich. Zudem braucht es erfahrene Althunde an der Herde, denn erfolgreiche HSH-Gruppen verfügen über einen großen Erfahrungsschatz und arbeiten arbeitsteilig. Aus diesem Grund sollte man HSH-Rassen auch nicht beliebig mischen, sondern solche zusammenfügen, die aus vergleichbaren Regionen stammen.
HSH sind in erster Linie Wächter eines Territoriums. Die Gewöhnung an die Herde erfolgt durch früheste Sozialisation in den ersten 16 Wochen. Idealerweise werden HSH in der Herde geboren. Werden sie dazugekauft, kommen sie meist schon im Alter von 5-6 Wochen in die neue Herde. Auch hier sind Althunde wichtig, die die Sozialisation der Welpen begleiten, wenn die Mutterhündin wegfällt. Das ist nicht unproblematisch, da immer auch die Gefahr besteht, dass fremde Welpen getötet werden, besonders wenn Hündinnen im Rudel sind.
Woher weiss der Hund, was (Die Herde, das Areal?) zu
beschützen ist?
Das „weiß“ der Hund aufgrund seines angeborenen Territiorialverhaltens grundsätzlich von selbst. Bis die Sozialisation auf die Herde, die Hundegruppe und die (wenigen) Menschen, die dazu gehören, vollzogen ist, dauert es in etwa 2 Jahre.
- Kann dann nur das „Vertrauenspersonal“ zur Herde vordringen?
Oder auch Fremde bzw. Fremde in Begleitung von einem
Vertrauten?
Grundsätzlich dürfen nur Vertraute das Territorium betreten. Fremde werden oft auch dann nicht toleriert, wenn sie in Begleitung von Vertrauten sind. Begegnungen außerhalb des Territoriums (welches HSH sehr großzügig auslegen) verlaufen aber in aller Regel unproblematisch. Ich bin sowohl in der Türkei als auch in Spanien immer wieder HSH begegnet, die lediglich Präsenz zeigten, aber nicht angriffen.
Wie funktioniert das mit der Eingliederung
weiterer Tiere in die Herde?
Am erfolgversprechendsten sind eigene Nachzuchten. Übernahmen von erwachsenen Hunden gelingen nur äußerst selten (z.B. eine Hündin zu einer Rüdengruppe) und auch Übernahmen von Welpen sind nicht immer erfolgreich.
Ich hatte einen HSH (Südrussischer Owtscharka) aus dem Tierschutz, dessen Integration in eine Gruppe gescheitert ist. Der Hund kam im Alter von 7 Wochen zu mir, nachdem er beinahe von einer Hündin getötet worden wäre. Er war ein - für HSH-Maßstäbe - umgänglicher Hund, der in meinem Beisein auch Fremde tolerierte, aber ansonsten ein gnadenloser Wächter und Verteidiger war.
Schöne Grüße,
Jule