Hallo, was heißt „hericht“? Dieses Wort scheint in der deutschen Übersetzung
von Schwejks Monologen sehr oft auf. Ist es ein Austriazismus oder Böhmackeln?
Vielen Vorausdank, Peter
Hallo, was heißt „hericht“? Dieses Wort scheint in der deutschen Übersetzung
von Schwejks Monologen sehr oft auf. Ist es ein Austriazismus oder Böhmackeln?
Vielen Vorausdank, Peter
Hallo, Peter,
könnts sei, dass du ned ganz recht „ghert“ host?
„Herich“ - also ohne „t“ am End, ist „Hör ich!“ und dies ist wiederum so ein Wortfüllsel, dass die Böhmen oder bloß der Schwejk, herich, gern in fast jeden Satz einbauen, wie die Schwaben ihr „gell“ oder die Pälzer ihr „hoschamôl“ oder die Allgeuer ihr „odddrrrr“.
Fritz
Hallo Fritz,
oder die
Allgeuer ihr „odddrrrr“.
Ich dachte, das waeren die aus Züri?
Gruesse
Elke
Ich dachte, das waeren die aus Züri?
Natürlich, liebe Elke, gibt es dieses Anhängsel auch jenseits - von uns aus gesehen - des Bodensees und bis in die Berge.
Gruß Fritz
Ich will auch mal eins beisteuern, denn auch der Norden kennt solchen Blödsinn, der das Sprechen leichter macht. Bei uns heißt es einfach: „Nä“ - also ein schööön ausgebreitetes „nicht?“. Das können wir!
Fühl’ mich hier als Nordlicht irgendwie recht einsam hier, kann das sein? Anette
gibt’s überall
Hallo alle,
solche Füllsel sind allgegenwärtig, der Berliner sagt „wa“, der Weaner „heast“,
und ganz verbreitet in D ist das „nich“, „nichwah“ oder sogar „nichwahnich“.
Neueren Datums „sag ich mal“, „denk ich mal“ oder am Anfang „Ich denke mal“. Die
Engländer tun’s mit „isn’t it“ und „hasn’t it“.
und dazu kommen noch eine Menge persönlicher Unarten, ich kenne einen, der in
jedem Satz minestens drei Mal „sozusagen“ sagt …
Ich sag mal: Schöne Grüße!
Bolo2L
Hallo Anette,
Fühl’ mich hier als Nordlicht irgendwie recht einsam hier,
kann das sein?
ja, mir scheint, jeder Dialektkenner und/oder -sprechende aus einer Region nördlich Kassels ist hier eine rare Bereicherung.
Es ist wohl unverändert so, dass Dialektsprechen spätestens nördlich des 52ten Breitengrades tendenziell als etwas Minderes angesehen wird und dementsprechend eher von Dienstboten beherrscht wird.
Außerdem scheint mir im genannten Gebiet häufiger der eigene Dialekt für Standarddeutsch gehalten zu werden. Vor vielen Jahren hörte ich von einer Kommilitonin aus dem Wangerland:
„Also ich find dat s-köin dass man bei uns nich höat wo wia wechkomm“.
In diesem Sinne
MM
und ganz verbreitet in D ist das „nich“, „nichwah“ oder sogar „nichwahnich“.
wofür der Bayer „gëi!“ und der Ösi „göh!“ („gell“) sagt -
und selber auch nicht weiß, was das überhaupt heißen soll (?)
was das überhaupt heißen soll (?)
Servus, Michael:smile:
das *göh* oder *gell* der Wiener schreibt sich eigentlich *hochwienerisch* gelt und ist eine Bestätigungseinforderung:smile:
*Gilt es?* Bist du auch der Meinung, dass meine Ansicht gilt.
So seh ich das jedenfalls, gööö!!!
innerstädtischen gruss, jenny
Hallo Fritz,
danke für Deine Antwort. Ich habe es nicht gehört, sondern gelesen. Aber die
Endung -t hat wohl keine Bedeutung, schließlich sagen die Tiroler auch „decht“
statt „doch“. Interessant finde ich, dass dieses Füllsel mitten im Satz
vorkommt, nicht am Ende, zB „…und wie er hericht heimkommen is…“.
Gruß, Peter
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
und ganz verbreitet in D ist das „nich“, „nichwah“
Im kurpfälzischen heist das „nät“ bzw. „nätwor“
mfg
Holly
Hi Jenny,
Wobei das natuerlich keineswegs auf Oesterreich
oder gar Wienerisch beschraenkt ist.
Da gerade Fasnacht war, darf ich hier an einen
alten Fasnachtsschlager erinnert:
„Gell, du hoscht misch gelle gern,
gelle isch disch aa…“
Gruesse
Elke
Servus Elke, Servus Jenny,
betreffend der im „Gell“ rudimentär vorliegenden Form glaube ich allerdings, dass es sich um irgendeine Art von Zweiter Person geht. Nämlich, weil noch Ende des XXten Jahrhunderts in der weiland vorderösterreichischen Gegend BC/RV/SLG zu hören war: „Gelletse (= Gellen Sie?)“. Auch die hie und da benutzte Schreibweise „Gelt“ klingt nach einer zweiten Person Plural im Sinn der Ihr-Anrede.
Schöne Grüße
MM
Hallo, Martin (und die anderen Diskutanten),
ich habe mal wieder den Kluge herausgezogen und finde dort:
gelt (auch gell u.ä.) Interj std. stil (14.Jh.), mhd. gelte. Eigentlich »es möge gelten«.
Gruß
Eckard
Hallo Eckard,
tschä, dann hilft nichts . Um einmal anderem als Oberdeutschem zur Geltung zu verhelfen: Nu, mäg… (Strittmatter, Der Laden)
Schöne Grüße
MM
Hi, Martin,
gugge doch auch mal beim Grimm.
Der bestätigt Eckard!
Fritz
Hallo, Martin,
betreffend der im „Gell“ rudimentär vorliegenden Form glaube
ich allerdings, dass es sich um irgendeine Art von Zweiter
Person geht. Nämlich, weil noch Ende des XXten Jahrhunderts in
der weiland vorderösterreichischen Gegend BC/RV/SLG zu hören
war: „Gelletse (= Gellen Sie?)“. Auch die hie und da benutzte
Schreibweise „Gelt“ klingt nach einer zweiten Person Plural im
Sinn der Ihr-Anrede.
bei Grimm finde ich - neben der Bestätigung von Eckards Erläuterung -
auch dies dazu:
…
3)dazu endlich eine misverständliche weiterbildung.
b) der plur. geltet, noch schles., östr., bair., schwäb., schweiz., nürnb. FROMM. 2, 83 (auch gellet), tritt schon im 16. jh. auf: geltet aber, wie künt ir der leut spotten! Katzip. L 7b, …
c) aber es ist endlich auch wirklich ein zeitwort daraus rückwärts entnommen worden, in der Schweiz, und zwar mit der angleichung des -lt, die sonst md., nicht oberd. ist, hier aber auch schwäb., bair. gilt, eine wirkung des massenhaften gebrauchs: bei STALDER, 1, 416 neben der frage gältet, gället (geltet, gellet), sing. gäll, gält auch gällen einstimmen, ja sagen, recht geben, z. b. er hed em gäng g’gället, hat ihm immer beifall gegeben;
…
Gruß
Kreszenz
Hallo Kreszenz, gut gegellt!
neben der Frage gältet, gället (geltet, gellet), sing. gäll, gält
auch gällen einstimmen, ja sagen, recht geben,
Das scheint die plausible Lösung zu sein, als Frage bzw. Imperativ-Form
zumal es im österr. tatsächlich mit verschiedenen Fall-Endungen verwendet wird:
„göh!“ = gälle! („stimme mir zu!“)
„göhts?“ = gällt ihr? (mehrere Angesprochene)
„göhn S’?“ = gällen Sie?
Grüße an alle Mitgeller,
Michl
Herigkeit
Servus Peter!
Interessant finde ich, dass dieses Füllsel mitten im Satz
vorkommt, nicht am Ende, zB „…und wie er hericht heimkommen
is…“.
In meinem Mundartwörterbuch bin ich über dieses Wort gestolpert; ob man’s mit ‚hericht‘ in Verbindung bringen kann, lasse ich offen - mir ist das Wort noch nie untergekommen, auch in unserem Dialekt wird es nicht verwendet.
Ich zitiere:
Herigkeit, „zun Herigkeit“, soviel wie sozusagen, als ob, quasi;
Als Beispiel ist angeführt: „An Huat hot er aufgsötzt, zun Herigkeit er geht hoam“ (aber er ist in ein anderes Wirtshaus gegangen…)
In Zusammenhang mit „…und wie er hericht heimkommen
is…“ würde es sinngemäß passen, oder?
Pfiat di!
Helene
Gellet Se
Hallo Martin,
auch auf der Alb war das in meiner Kindheit eine durchaus gebräuchliche Wendung,
die von Personen gebraucht wurde, die sich auch ein wenig dem
„Honoratiorenschwäbisch“ angeglichen hatten. Es war einfach undenkbar, zu
jemendem „gell“ zu sagen, mit dem man sich nicht duzte. Und es war auch nahezu
unmöglich, einen Zustimmung heischenden Satz abzulassen, in dem nicht „gell“
vorkam. Daher zwingend: „Gellet Se“ …
Gellende Grüße
Bolo