Germanistinnen und Germanisten
Was bedeutet ‚müde‘ im Ausdruck ‚keine müde Mark‘ bzw. ‚nicht eine müde
Mark‘? Den Ausdruck ‚kein roter Rappen‘ kann ich verstehen, der ist
schliesslich aus Kupfer.
Mit freundlichem Gruss
Rolfus
Germanistinnen und Germanisten
Was bedeutet ‚müde‘ im Ausdruck ‚keine müde Mark‘ bzw. ‚nicht eine müde
Mark‘? Den Ausdruck ‚kein roter Rappen‘ kann ich verstehen, der ist
schliesslich aus Kupfer.
Mit freundlichem Gruss
Rolfus
HI Rolfus,
wie fast immer bei solchen Sachen vermute ich den Ursprung im Jiddischen oder Rottwelsch.
Müde ist dann sicher eine Verballhornung eines Begriffs aus diesen Sprachen.
Gandalf
Sprachlich dürfte es an den mittelalterlichen Stabreim angelehnt sein. Beim Stabreim reimt sich nicht das Ende, sondern der Anfang, und zwar der erste Buchstabe bzw. die ersten zwei von Begriffen. Beispiele: Mit Mann und Maus (Schiffsuntergang mit Besatzung und "sonstigen Mitreisenden), mit Kind und Kegel (eheliche und uneheliche Kinder), in Bausch und Bogen (aus der Kaufmannssprache, wenn etwas komplett verkauft wird, ohne irgendwelche Einzelpositionen zusammenzurechnen) …
" Keinen roten Rappen" kenne ich gar nicht (dürfte Schwyzerdütsch sein), aber „keinen roten Heller“ schon.
Gruß, Artefakt
‚Schwyzerdütsch‘ als Dialekt existiert nicht
Danke, Dietmar
" Keinen roten Rappen" kenne ich gar nicht (dürfte
Schwyzerdütsch sein), aber „keinen roten Heller“ schon.
Das Nomen ‚Rappen‘ ist gemeindeutsch, das heisst, es wird in allen
Standarddeutsch verwendet (at, ch, de …). Der gesamte Ausdruck
‚keinen roten Rappen‘ ist im schweizerischen Standarddeutsch
gebräuchlich. Er lautet in den zahlreichen nicht standardisierten
lokalen Dialekten sehr verschieden. (‚Schwyzerdütsch‘ als Dialekt
existiert nicht.)
Gruss
Rolfus
Wir hatten diese Diskussion schon einmal:
(‚Schwyzerdütsch‘ als Dialekt existiert nicht.)
Aber offensichtlich existiert Schwyzerdütsch als Begriff. Und wie ich meine: als sehr nützlicher Begriff. Den Begriff „Vogel“ gibt es ja auch, obwohl ein Bussard keine Meise ist.
Ich wundere mich darüber, dass Du die Existenz dieses Überbegriffs so - ich möchte fast sagen - missionarisch leugnest. Wann verdient denn eine Klasse von Mundarten als zusammengehöriger Dialekt bezeichnet zu werden? Mir ist es selbstverständlich, dass „Schwäbisch“ ein Dialekt ist. Dennoch gibt es klar hörbare Unterschiede zwischen Allgäuerisch, Älblerisch, Stuttgarter-Schwäbisch, … (Wir geben das nicht gerne zu, aber irgendwo sind auch die Grenzen zum Badischen fließend).
Ein Dialektsprecher, der einen Schweizer Dialekt spricht, wird von einem Deutschen spätestens nach zwei Wörtern als Schweizer erkannt, und zwar egal aus welchem Teil der deutschsprachigen Schweiz er stammt. Damit ist für mich eindeutig klar, dass der Begriff „Schweizerdeutsch“ seine Berechtigung hat, auch wenn Schweizerdeutsch und Schweizerdeutsch zweierlei ist.
Gruß, Michael
Ein Dialektsprecher, der einen Schweizer Dialekt spricht, wird
von einem Deutschen spätestens nach zwei Wörtern als Schweizer
erkannt
Außer er kommt aus Vorarlberg.
Deutsche unterscheiden Standard und Dialekt nicht
Danke, Michael
Missioniert wird hier eher mit der falschen Bezeichnung
‚Schweizerdeutsch‘. Warum beharre ich darauf, diese zu vermeiden?
Ein Dialektsprecher, der einen Schweizer Dialekt spricht, wird
von einem Deutschen spätestens nach zwei Wörtern als Schweizer
erkannt, und zwar egal aus welchem Teil der deutschsprachigen
Schweiz er stammt. Damit ist für mich eindeutig klar, dass der
Begriff „Schweizerdeutsch“ seine Berechtigung hat, auch wenn
Schweizerdeutsch und Schweizerdeutsch zweierlei ist.
Weil Obiges nun einfach nicht stimmt. Weil die Deutschen in der Regel
den Schweizer erkennen, jedoch NICHT unterscheiden können, ob dieser
das Standarddeutsch der Deutschschweiz oder seinen Dialekt spricht,
und beiden Sprachvarietäten den Begriff ‚Schweizerdeutsch‘ zuordnen,
was nun einfach nicht korrekt ist. Wenn es nicht so wäre, könnte man
das Wort durchaus als Sammelbegriff für die Dialekte der
Deutschschweiz gelten lassen.
Freundlich grüsst
Rolfus
Hallo!
Außer er kommt aus Vorarlberg.
Ich bin öfters im Vorarlberg. Ich finde, dass man den Unterschied zum Schweizerischen schon deutlich hört. Klar, es gibt Gemeinsamkeiten, z. B. das Rachen-Ch, aber die Satzmelodie ist eine ganz andere.
Ich durfte mal miterleben, wie sich zwei Mädels in einer Sprache unterhalten haben, die ich überhaupt nicht einordnen konnte. Auf die Frage, was das sei, sagten sie „Wäldler Dialekt“ (Bregenzerwald). Das klang wirklich so fremd, dass ich nicht einmal sagen konnte ob es Deutsch oder irgendeine andere Sprache war. Aber es klang definitiv nicht Schweizerisch.
Michael
Hallo Rolfus!
Weil Obiges nun einfach nicht stimmt. Weil die Deutschen in
der Regel den Schweizer erkennen, jedoch NICHT unterscheiden können
ob
dieser
das Standarddeutsch der Deutschschweiz oder seinen Dialekt
spricht,
und beiden Sprachvarietäten den Begriff ‚Schweizerdeutsch‘
zuordnen,
was nun einfach nicht korrekt ist. Wenn es nicht so wäre,
könnte man
das Wort durchaus als Sammelbegriff für die Dialekte der
Deutschschweiz gelten lassen.
Okay. Wunderbar! Ich glaube, jetzt habe ich Dich endlich verstanden. Wenn Du mir zubilligst, dass ich den Unterschied durchaus (er)kenne, dann können wir diesen Fall wohl zu den Akten legen. Ich gebe Dir Recht, dass viele meiner Landsleute etwas für Schweizer Dialekt halten, was eigentlich „Hochsprache“ ist. (Vor rund 20 Jahren glaubte man z. B., dass das Bühnenprogramm von Emil Steinberger auf Schweizerdeutsch stattfände. Tatsächlich sprach Emil in Deutschland Standarddeutsch mit Schweizer Akzent - weil er sonst schlicht nicht verstanden worden wäre).
Nach wie vor glaube ich aber, dass es einerseits einen Quantensprung zwischen Schweizer Standardsprache und Schweizer Dialekten gibt (da sind wir uns nun offensichtlich einig), dass aber andererseits ein Schweizer innerhalb eines Dialekts immer noch einen gewissen Spielraum hat und unterschiedlich sprechen kann, je nachdem, ob er sich mit einem Fremden aus einem anderen Kanton oder mit der eigenen Großmutter unterhält.
Servus!
Michael
Salli,
Weil die Deutschen in
der Regel
den Schweizer erkennen, jedoch NICHT unterscheiden können, ob
dieser
das Standarddeutsch der Deutschschweiz oder seinen Dialekt
spricht,
Gottfriedli! Dös is doch nüüt schwar.
Die Unterscheidung ist denkbar einfach:
Versteht der Deutsche, was der Schweizer sagt, spricht der schweizerisches Standarddeutsch. Versteht er nur Bahnhof, dann spricht der Schweizer Dialekt.
Gruß (Grüßlis mach ich nicht)
Elke
Nein, es gibt keinen Spielraum
Danke, Michael
dass aber andererseits ein Schweizer innerhalb eines Dialekts
immer noch einen gewissen Spielraum hat und unterschiedlich
sprechen kann, je nachdem, ob er sich mit einem Fremden aus
einem anderen Kanton oder mit der eigenen Großmutter
unterhält.
Nein, es gibt keinen Spielraum, ausgenommen jemand spricht mehr als
einen Dialekt, dann wechselt er diesen von Fall zu Fall.
Dann gibt es noch ein reflexartiges Weglassen schwieriger Begriffe
und Wendungen im Berndeutschen, wenn man annimmt der Partner mit dem
andern Dialekt verstehe einen nicht. Ich habe so im Aargau zwanzig
Jahre lang meinen Berner Dialekt über die Runden gebracht und jetzt
acht Jahre im Kanton Luzern.
Ähnlich erscheint im Zürcher Dialekt das Ersetzen von Begriffen mit
rückübersetztem Standardeutsch, das Zürichdeutsch ausgesprochen wird:
dieses Dialektgeschwür heisst Fernsehdeutsch oder ‚Flamandisation der
Deutschschweiz‘.
Gruss
Rolfus
Hallo Rolfus!
Zu guter letzt:
Nein, es gibt keinen Spielraum, …
Wie erklärst Du Dir dann, dass ich in der Schweiz die Radiosprecher beinahe mühelos verstehe, selbst wenn sie Dialekt sprechen (Dialekt in dem Sinne, über den wir uns inzwischen einig geworden sind), dass ich aber erhebliche Schwierigkeiten hatte, als ich versuchte der Unterhaltung einer Schweizer Familie zu folgen (südliches Sankt Gallen)?
Michael
Das wird am Dialekt liegen.
Wie erklärst Du Dir dann, dass ich in der Schweiz die
Radiosprecher beinahe mühelos verstehe, selbst wenn sie
Dialekt sprechen (Dialekt in dem Sinne, über den wir uns
inzwischen einig geworden sind), dass ich aber erhebliche
Schwierigkeiten hatte, als ich versuchte der Unterhaltung
einer Schweizer Familie zu folgen (südliches Sankt Gallen)?
Das wird am Dialekt liegen.
Rolf
Gehört nicht ins Brett ‚Dialekte und Mundarten‘
Guten Tag
Ich habe eine Frage zu einer Redewendung gestellt, die in den
verschiedenen Standarddeutsch verwendet wird - also richtigerweise im
Brett ‚Deutsche Sprache‘.
Ich kann nichts dafür, wenn sich jede Diskussion über eine solche
Frage zuerst umständlich von Beiträgen zu nicht standardisierten
Sprachvarietäten (Dialekten …) abgrenzen muss.
Nun muss ich zum zweiten Mal dagegen protestieren, dass deswegen mein
Thread in das Brett ‚Dialekte und Mundarten‘ verschoben wird.
Hiermit schliesse ich meine Mitarbeit in www ab.
Mit freundlichen Grüssen
Rolfus
Hallo Rolf,
wo du recht hast, hast du recht. Du konntest nicht wissen, wie sich der Thread entwickelt. So wie er sich entwickelt hat, ist er hier wahrscheinlich wirklich besser aufgehoben.
Aber ich verstehe nicht, warum du den Verschiebungshinweis als „Rüge“ empfindest. Wenn ein Thread verschoben wird, gibt es einen Standardtext, der an den Ursprungsposter bzw. die anderen Teilnehmenden abgeschickt wird. Klar steht da drin, dass man sich beim Posten Gedanken machen soll, wo man die Frage stellt, aber das ist, wie gesagt, ein Normtext.
Deswegen Werweisswas zu verlassen, ist wirklich nicht nötig.
Gruß
Elke
Nein, es gibt kein Zürichdeutsch?
Hallo Rolfus
Ähnlich erscheint im Zürcher Dialekt das Ersetzen von
Begriffen mit
rückübersetztem Standardeutsch, das Zürichdeutsch
ausgesprochen wird:
Ich dachte, ein Zürichdeutsch gäbe es überhaupt nicht, sondern unbedingt das Züridütsch.
Gruß,
pathfinder