Hallo Metapher,
schriftkritisch und ausschließlich bezogen auf die Bibel, rein nach den Worten richtig. Nuuuur, Markus und Lukas sind älter als Johannes. Johannes zeigt in vielen Punkten ein überraschendes Unwissen über Judäa wie Galiläa. Abgesehen davon springt ja Joh. sowieso mitten in die Geschichte, also sagt gar nichts explizit über Jesus Abstammung, weder pro Davidianer noch contra.
Das Markus die Abstammung schrieb wie er sie schrieb, bedeutet nicht, das sie stimmt, auch in diesem Punkt gebe ich Dir Recht. Allerdings ist alleine die Tatsache, dass Matthäus sie schrieb, kein Beleg dafür, dass sie falsch sein muss.
Der springende Punkt hier ist der Geburtsort Bethlehem und die Widersprüchlichkeit in der Vaterschaft. Ist es Gott oder Joseph, usw. Das alles ist ja ein in der Antike nur allzu bekanntes Spiel. Wie viele Herrscher und Möchtegern-Herrscher haben ihre Legitimation in der Antike über solche Abstammungsansprüche bezogen? Wesentlich ist also gar nicht mal, war diese Abstammung wahr oder nicht sondern konnte sie so verkauft werden. Nicht in der Bibel, an die hat ja keiner gedacht als die Dinge geschahen. Sondern an die Leute verkauft. Ist es nicht auffällig, wie gut die bei Markus erwähnte Abstammung in den damaligen Zeitgeschmack passte?
Die ganze Sache hat einen Haken. Genau wie es Hasmonäer gab und Herodianer, so gab es auch Davidianer. Das alles waren ja politische Kräfte hinter den Kulissen, die sich munter mit neueren Gruppierungen mischten, verbanden und diesen ganzen Topf am Kochen hielten. Was hätten die Davidianer getan, wenn da einer beansprucht hätte, einer der ihren zu sein und dann so einen Zinnober vom Zaum gebrochen hätte? Noch viel interessanter, was hätten die Pharisäer getan? Die standen den Hasmonäern nahe. Die wiederum hätten sich einen Ast gelacht, wenn die Davidianer plötzlich ein faules Ei im Nest gehabt hätten. Vor allem hätten sie aber sicher nicht diese ganzen Handstände angestellt um für die eigene Konkurrenz dieses Problem zu lösen. Also die Tatsache, dass man bei Johannes, dem absolut unsichersten Evangelium der Bibel, das darüber hinaus eben nur den zweiten Teil der Geschichte enthält, nichts über ein Detail des ersten Teiles findet ist nicht verwunderlich, beweist aber gar nichts. Während die Handlungsweise der Beteiligten im zweiten Teil ja eben wieder in allen vie Evangelien unter politischen Gesichtspunkten deckungsgleich ist.
Bleibt Markus, der älteste von allen. Nur der beginnt auch erst mit einem erwachsenen Jesus. Was viel signifikanter erscheint ist, dass er vieles bereits voraussetzt. Da steht, Jesus (aus Galiläa), ließ sich taufen von Johannes - Punkt. Welche Rolle Johannes spielt wird als bekannt vorausgesetzt. Das wiederum deutet darauf hin, dass Markus in einem Kontext weiterer Texte entstanden ist. Das kann aber nicht die viel angemerkte Logienquelle Q gewesen sein, denn die läßt sich aus Mt und Lk zu deutlich heruasfiltern, als dass sie in Mk auch nur hineininterpretierbar wäre. Daraus folgt, der Kontext ist unbekannt, wir können lediglich auf dessen Existenz schließen.
Was bleibt dann von der Idee Markus, dass Jesus nicht Davidianer gewesen sein kann weil Markus das nicht erwähnt? Gar nichts. Markus befasst sich nicht mit Kindheit und Abstammung und wir wissen, dass er unvollständig sein muss.
Bleibt die Frage, kann ein Davidianer auch Galiläer gewesen sein? Natürlich wurde trickreich versucht, seinen Geburtsort nach Bethlehem zu verlegen, das war ja auch der Geburtsort Davids. Demgegenüber behaupten zwei andere, er sei Galiläer gewesen. Aber zur Zeit Jesu hatten sich ja bereits alle alten Familien weit über das Land verstreut. Warum also soll er nicht in Galiläa geboren worden sein und trotzdem aus dem Hause Davids?
Bei Johannes 12 finden wir den Einzug nach Jerusalem. Die Leute nennen ihn den König von Israel. Mit welcher Legitimation? Und Legitimation, durch Gott und Blut, war damals alles.
Und Markus, der ja nicht die Abstammung aufführt, schreibt an gleicher chronologischer Stelle (Mk11) „Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt in dem Namen des HERRN!“ Da wird ja sogar die Legitimation ausdrücklich erwähnt. Genau in dem Evangelium, dass als Beweise dagegen dienen soll?
Gruß
Peter B.
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]