Und nun kommt Jesus, Davidianer, mit dem traditionellen
Anspruch eines von Gott erwählten Königtums, und erklärt:
Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist (der Kaiser bekommt seine
Steuern)
aber gebt Gott, was Gottes ist (den Thron, der zu dieser Zeit
vom politisch unliebigen Herodes Antipas „besessen“ wurde).
Jesus bietet sich hier als Vasallenkönig Roms an! Und das
Angebot ist interessant genug um die Römer dazu zu bringen,
sich erstmal zurückzulehnen und darüber nachzudenken. Die
Römer hatten also nicht nur kein interesse daran, ihn
umzubringen, vielmehr hatten sie ein Interesse daran, ihn
nicht umzubringen.
Das nenne ich doch mal einen kreativen Umgang mit der Bibel!
Und das alles nur, weil ich mich rückwärts auf andere Stellen beziehe und die Sprache etwas lockerer gehandhabt habe? Und weil ich es mit der historischen Kenntnis der Situation verknüpft habe? Butter bei die Fische: Steht die Stelle mit dem Denar drin oder nicht? Ja, sie steht in der Bibel, bei Mt22, 16ff.
War Jasus Davidianer, d.h. Angehöriger des Hauses David? Ja, das finden wir gleich in zwei Evangelien (Mt1, Lk2).
War das Königtum der Davidianer ein „Gott gegebenes“? Ja, das finden wir ja Sam16, 13ff.
Das Herodes Antipas auf der Kippe stand ist historischer Fakt. Herodes der Große, sein Vater, hatte lediglich einen Militärtribun im Land der die Verbindungsfunktion zum Militär darstellte. Zu seiner Zeit gab es eine Legion im Land. Herodes Antipas hat wegen seiner Ehebruchsgeschichte nicht nur das Mißfallen eines Johannes des Täufers erregt. Viel saurer und vor allem mehr in der Lage, seinem Mißfallen Ausdruck zu verleihen war der Vater von dessen erster Frau, Aretas IV, der ihm auch prompt gleich mal an der Grenze mit einem Herr begnete und HA eine satte Niederlage zufügte, die a.) dazu führte, dass fürderhin HA militärisch mehr oder weniger Null war und b.) dass die Römer mal eben ihre eigenen Truppen verstärken mussten weil zu befürchten stand, dass der gekränkte Schwiegervater weiter vorstoßen würde. Ganz am Ende der Geschichte, und die ist ja nur ein paar Jahre nach der Kreuzigung geht Herodes Antipas nach Rom um endlich den Königstitel vom Kaiser zu bekommen (den sein Vater ja hatte), wird aber verbannt nachdem Herodes Agrippa schwere Anklagen gegen ihn erhebt (die nach römischem Recht offensichtlich gültig waren, d.h. gewissermaßen Straftatbestände erfüllten). Erst Jahre später, als Herodes Agrippa auch noch weitere Gebiete erhält, wird der Machtbereich von Herodes dem Großen wieder in einer Hand zusammengeführt. Herodes Antipas herrschte lediglich über ungefähr ein Viertel, selbst in seinen besten Zeiten. Und selbst dazu hatte man ihm noch einen Statthlter vor die Nase gesetzt, den er lange Zeit hasste wie die Pest.
Du siehst, es ist alles da. Man darf sich nur nicht weigern, die Schlußfolgerung daraus zu ziehen.
vielmehr hatten sie ein Interesse daran, ihn
nicht umzubringen.
Und genau darum bringen sie ihn dann um!
Das ist auch wahre Staatskunst: Gegen die eigenen Interessen
zu handeln.
Das tun Politiker dauernd. Also nicht wundern. In Deutschland werden auch die Steuern erhöht um die Wirtschaft anzukurbeln.
In diesem Fall muss man den Kontext sehen. Jesus wird von den Römern nicht weiter behelligt. Erst als die Pharisäer letzten Endes ihre Macht im Hohen Rat nutzen und ihn verhaften lassen, wird Rom involviert.
An dieser Stelle wird die Bibel wachsweich. Angeblich geschieht das, weil die Juden nicht das Recht hatten, jemanden zum Tode zu verurteilen. Aber das stimmt nicht. Sie konnten, und vollzogen auch Todesurteile durch Steinigung. Ihre Rechtsprechung bezog sich ja auf alle inneren Angelegenheiten. Wenn also die Anklage wirklich hätte Gotteslästerung lauten können und so durchsetztbar gewesen wäre, dann hätten die Juden können. Die Macht im Hohen Rat lag ja ohnehin bei den Pharisäern und Sadduzäern.
Aber sie taten es nicht. Sie involvieren Pontius Pilatus. Lassen wir mal die ganze Sache mit der Gefangenenfreilassung außen vor, das führt jetzt zu weit. Betrachten wir nur mal das Verhalten des PP. Der versucht nun, nachdem er bereits weiß, dass es Jesus offensichtlich nicht gelungen ist, sich gegen die Pharisäer durchzusetzen, er also als Kandidat doch nicht in Frage kommt, Rom sauber zu halten. Erster Versuch, er delegiert die Sache zurück an die Juden und zwar an Herodes Antipas. Politisch aus der persönlichen Sicht des PP gut gemacht. Es verbessert ja nicht nur sein schwieriges Verhältnis zu HA, sondern, sollte HA Jesus töten lassen würde die Schuld nicht auf die Römer fallen, das Verhältnis zum davidianischen Haus wäre weiter als Option offen.
Erst als Jesus zurücküberwiesen wird (Herodes, der den Täufer hat enthaupten lassen zeigt hier Zurückhaltung, warum?) und die Anklage ganz offen Hochverrat lautet (Jesus von Nazareth, König der Juden), ist PP gezwungen zu handeln. Denn das ist nun eine Anklage nach römischem Recht. Eine, die zwangsläufig die Kreuzigung nach sich zieht. PP, persönlich bereits strafversetzt, in einem Land am Rande des Aufstandes und in dme Wissen, dass ein Aufstand selbst wenn er niedergeschlagen würde seinen Kopf kosten würde, hat nun gar keine andere Wahl. Sowas nennt man wohl eine politischen Sachzwang.
Von allem anderen mal abgesehen - Deine Versuche, für
historisch zu halten, was in keinem Fall historisch genannt
werden kann: Jesu Abkunft von David, die verschiedenen
Speisungen.
a.) Natürlich kann man nicht beweisen, dass er wirklich von David abstammte. Aber aus der bibel geht hervor, dass er diesen Anspruch erhob und der auch nicht angezweifelt wurde. Womit alleine schon der Anspruch zu einem politischen Faktor wird.
b.) Das er die Leute mit 5 Fischen abgefüttert hat, was soll’s? Aber die Massenszenen wiederholen sich so oft, dass man drüber nachdenken muss. Vor allem, wenn man dann vergleicht, wie es später im Vorfeld des tatsächlichen Aufstandes aussah. Das gleiche Schema, die gleiche Vorgehensweise, die gleichen Anzahlen, die gleiche räumliche Verteilung. Da wir aber ziemlich sicher davon ausgehen können, dass die Evangelisten nicht dabei waren, ja sogar, dass die meisten nicht einmal über allzu tiefe Kenntnisse über das Land und die Zeit Jesu verfügten, muss man mal fragen, wie kamen die darauf? Antwort: Natürlich gab es Quellen. Seien es mündliche oder schriftliche gewesen, die uns verloren gegangen sind. Aber das würde die erstaunlich akkurate Darstellung dessen erklären, was uns ja nur 35 Jahre später dann tatsächlich und nachweisbar begegnet.
Mit dem von Dir zitierten Wort meint Jesus etwas ganz anderes:
Gebt dem Kaiser zurück, was ihm gehört, die Münzen nämlich.
Und habt nichts zu tun mit der römischen Markt- und
Finanzordnung; haltet euch fern davon!
Aha, darf ich fragen, woher Du das weißt? Hat Jesus Dir das verraten? Mal abgesehen davon, dass es nicht zu den politischen Verhältnissen der damaligen Zeit passt, in der die römische Markt- und Finanzordnung allgegenwärtig war, weil sie eben das Wirtschaftssystem der Zeit und Gegend war, wo liegt Jesus Intention? Was will Jesus? Natürlich, jetzt kommt mal wieder der spirituelle Jesus. Hungernde Beter für das Nachleben und so. Aber von einem Jesus, der an anderer Stelle ziemlich deutliche nationalistische Tendenzen zeigt? Das passt nicht.
Dass dies allerdings kein Aufruf zu einem weltfernen
Quietismus war, zeigt die Tatsache, dass die Römer es für
nötig hielten, ihn hinzurochten.
Dazu schrieb ich ja oben mehr. Erstaunlich ist, wenn es so war, wie Du sagst, dass sie ihn nicht gleich beim Einzug in Jerusalem einlochten. Und zwar die Römer, nicht die Pharisäer. Der springende Punkt ist doch, dass es immer die Pharisäer waren, die als treibende Kraft gegen Jesus auftraten. Erst am Ende, als es keine andere Wahl mehr gab, reagiert PP.
Natürlich, auch mir sit die These nicht unbekannt, dass mit dem Vordringen des Christentums nach Rom und vor allem in der Zeit Konstantins Teile der Bibel auf römisch schöngefärbt umgeschrieben wurden. Aber das wiederum würde in dieser vollständigen Form dann doch nicht zueinander passen. Wie hätten denn die Umschreiber etwa im 4.Jahrhundert über Wissen über die Verhältnisse verfügt, dass ein Johannes Anfang des 2. schon nicht mehr hatte? Das meiste, was wir wissen basiert ja auf Quellen, die erst im 18, 19. und 20. Jahrhundert entdeckt wurden.
Gruß
Peter B.