Herr(chen) und Hund(chen)

Guten Tag,

mich beschäftigt folgende Frage:

Wieso ist es in der deutschen Sprache üblich, Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen in der verniedlichenden Form als „Herrchen“ und „Frauchen“ zu bezeichnen, das zugehörige Tier jedoch unverniedlicht einfach als „Hund“? Warum sagt man nicht Herr, Frau und Hundchen?

Sagt das irgendetwas über das Machtgefälle in einer solchen Konstellation aus?

Servus,

der Duden arbeitet, wie Du richtig bemerkst, nicht normativ, sondern deskriptiv.

Dort steht zum Schlagwort „Herrchen“:

1. Verkleinerungsform zu Herr
2. Herr des Hundes
3. (umgangssprachlich scherzhaft) [sehr] junger Mann

Schöne Grüße

MM

4 Like

Servus,

einer der Meister der deutschen Sprache, Thomas Mann, hat das in seinem Titel „Herr und Hund“ anders gehandhabt.

„Herrchen“ und „Frauchen“ sind verniedlichende Diminuitive, die zärtlich klingen sollen und den Hund vermenschlichen, als würde dieser seine Halter und Führer ansprechen wie ein Kind seine Eltern.

Umgekehrt gibt es für Hunde auch eine Menge verniedlichende Diminuitive, von „Hundi“ über „Wauzi“ bis zu allen möglichen individuell erdachten albernen Kosenamen „Stinki“, „Dickerle“ usw.

Schöne Grüße

MM

Es wird zwar sehr häufig so gesprochen, wenn der Hund ähnlich einem Kindersatz gehandhabt wird, mit deutschem Sprachgebrauch sollte das ebensowenig zu tun haben, als wenn ein Baby mit „Duziduzidu“ begrüßt wird.
Wenn du in den Duden siehst, der eher die deutsche Sprache eher widerspiegeln sollte, dann findest du wohl statt dessen Begriffe wie Hundehalter oder Hundeführer (also keine Verniedlichungsform).

Dass trotzdem so gesprochen wird, mag an folgendem liegen:
In der Vorstellung, man würde verständlich für den Hund (aus Hundesicht) sprechen, wird die Verniedlichung klar, denn der Hund wird wie ein Kleinkind nicht „für voll genommen“. Umgekehrt sollte der Halter schon für voll genommen werden und damit der Hund nicht ihm gegenüber nicht verniedlicht.