off-topic
hallo
ich bin zwar auch recht spät zum buch „herr der ringe“ gekommen, aber dennoch lange vor den filmen. insofern muss ich über dein posting schon ordentlich schmunzeln.
ich kenne nur extrem wenige filme, die es geschafft haben, ein buch halbwegs vollständig zu verfilmen. insofern finde ich es lustig, dass du der meinung warst, hier könnte es anders gewesen sein.
gerade beim buch „herr der ringe“ ist es so, dass selbst die 3 bücher (eigentlich sind es ja 6, nur sind üblicherweise jeweils zwei bücher zu einem band kombiniert) nur einen teil der gesammtgeschichte ausmachen. die geschichte beginnt ja eigentlich mit dem buch „der kleine hobbit“. damit man den hintergrund der geschichte voll versteht, sollte man zusätzlich noch „das silmarillion“ gelesen haben.
insgesammt ist das buch daher ziemlich komplex. lediglich der teil, wo frodo und sam durch mordor stapfen, ist ein ziemlicher dämpfer, da recht langweilig und langatmig. die verfilmung lässt notgedrungen fast alle nebenhandlungen des buches weg weil sonst 6 filme nicht genug gewesen wären.
das problem des filmes ist auch, dass peter jackson eigentlich ein horror-film-macher ist und keine ahnung von „historien-filmen“ hat. die kampfszenen sind in gleicher weise spannend, aufwändig produziert wie schwachsinnig. streckenweise hat man auch den eindruck, dass er das buch gar nicht gelesen hat sondern nur einen comic, der auf dem buch basiert. der zweite film ist meiner meinung nach sowieso nur in der extended dvd-version anschaubar - nur da hat er halbwegs einen sinn. die kino-version ist ziemlich inkonsistent.
den film habe ich bisher nur in englisch gesehen. die deutsche synchronisierung ist derart grottenschlecht, dass ich nach spätestens 5 minuten abschalten muss. und ich bin keiner der „synchronisierungen gehöhren verboten“-fanatiker.
beim buch ist es ähnlich: tolkien war in erster linie sprachwissenschafter. sein ziel war es, eine neue kunstsprache zu entwickeln, die aber natürlich wirken sollte. schnell hat er begriffen, dass eine sprache nicht für sich alleine steht sondern nur im kontext zur geschichte des volkes, dass diese sprache spricht, gesehen werden kann. also hat er ein volk und eine geschicht dieses volkes entwickelt. als „abfallprodukt“ kam dabei u.a. das eigentlich für kinder konzipierte „der kleine hobbit“ heraus. später wollte er die geschichte des geheimnisvollen ringes noch besser ausbauen was zum „herrn der ringe“ führte. das silmarillion ist quasi das geschichtslehrbuch der mittelerde, dass tolkien eben für das entwickeln der sprache benötigte. es wurde erst von seinem sohn veröffentlicht (der inzwischen praktisch alles, wo tolkien drauf gekritzelt hat, zu geld macht).
und eben der hintergrund als sprachwissenschafter und die tatsache, dass tolkien in muttersprache englisch gesprochen hat, führt dazu, dass das buch im original um einiges vielfältiger ist, da die übersetzung naturgemäss einiges unter den tisch fallen lässt. die „originalübersetzung“ ist dabei wenigstens noch von tolkien persönlich kontrolliert und gutgeheissen worden - als sprachwissenschafter spricht man halt etwas mehr als nur seine eigene sprache. wer sich also daran stört, dass das englische wort „elf“ mit „elb“ übersetzt wurde - das ist im sinne des erfinders!
die neue übersetzung hat vor allem einen hintergedanken: das buch zu einem höchst erfolgreichen film und eine relativ junge zielgruppe. klarerweise muss da die sprache etwas „aufgepeppt“ werden. dass so eine aufgepeppte sprache dann nicht zum gesammtkonzept passt, ist allergings auch klar.
mein tipp daher: wenns schon die übersetzung sein muss, dann die alte. die hält sich von der sprachmelodie besser ans original. besser ist natürlich das original - was aber anfangs extrem mühsam ist. ich lese inzwischen bücher lieber in englisch als in deutsch (natürlich nur, wenn der autor englisch als muttersprache spricht). hat aber auch einen anderen grund: die englischen paperbacks bekommst du über amazon um fast die hälfte billiger als die deutschen - und noch dazu viel früher…
lg
erwin