Hessisch: (sich) embern=sich äußern

Guten Morgen, Wissende,

gestern habe ich im Quiz erfahren, dass „(sich) embern“ im Südhessischen „sich äußern“ bedeutet.

Nun bin ich auf der Suche nach der Etymologie dieses Wortes.

Gesucht habe ich im Archiv, Lexer, Grimm, Bernecke, auf Französisch, Ahd + Mhd, etc.
Gestoßen bin ich auf Einbeere, Himbeere, Eimer und (weit hergeholt) auf Mensch.

Aber nichts, was der Bedeutung „sich äußern“ auch nur ähnelt.

Woher kommt dieser Dialektausdruck?

Dank und lieben Gruß, jenny

Hi,
das „Hessische“ steckt voller regionaler Unterschiede. Den Ausdruck kannte ich auch nicht (Ried). Vielleicht hilft dieser link weiter (hessisches Wörterbuch)?
lg O

http://www.ats-group.net/woerterbuecher/woerterbuch-…

Hi, Osmond,

leider nein - die Seite hatte ich schon durch - und wenn ich nichts übersehen habe, dann kennen die Wörterbücher das Wort gar nicht, oder sie erklären nur, was es bedeutet, nicht, wo es herkommt.

Dennoch Dank und lieben Gruß, jenny

Moin Jenny,

die wahrscheinlichste Erklärung: es handelt sich um eine regionale Variante des Verbs „antworten“, dessen Aussprache bis zur Unkenntlichkeit dialektalisiert, den regionalen Artikulationsgewohnheiten angepasst wurde.

" ämbern ęmbərə

  1. antworten, sich äussern. Er ämbert net geht nicht drauf ein. Den hat neist ze ä. hat nichts zu sagen; auf seine Rede wird nicht gehört. Amber doch! Sprich doch.

  2. etwas ä., in Erinnerung bringen Rheingau.

  3. sich ä., widerstreiten Altk. S. **äbern, änfern
    http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Schöner wäre diese Herleitung (aus dem selben Link):
" amber ambər, ā- meist ęmbər, ę- (-mpər)
(…)
Adj.: rein, ungemischt. Amber Wass reines Wachs. Das es puren, a.ən Äbbelviz[*]. Dat es ä. Wasser dünnes Bier. Den lo esst de Botter ä. ohne sie aufs Brot zu schmieren.
Verstärkt purämber(isch)."

Klammer auf
[*] Äbbelviz = Apfelviez = Apfelwein; Viez Klammer zu**

Ich habe das Buch „Die Volkssprache der unteren Saar und der Obermosel - ein moselfränkisches Wörterbuch“ von Karl Konrad.
Dieses Adjektiv (von dem man sich ja -zig verschiedenene Schreibweisen vorstellen kann), wird dort in der Form „emper“ aufgeführt. Konrads Herleitung vom Französischen „en pur“ kann man phonetisch durchaus nachvollziehen, die verstärkte Form „purämber(isch)“ aus dem Link spricht ebenfalls dafür.

Da könnte man doch auf diesen Gedankengang kommen: wenn jemand etwas „emper“ sagt, dann sagt er es rein, klar, deutlich unvermischt - er äußert seine Meinung.
Aber ich glaube, das wäre zu schön um wahr zu sein :wink:

Etymo-mythologische Grüße

Pit

Ach Pit:smile:)))

wenn ich so lese, wie du ableitest - und weiß, dass ich da auch schon irgendwie in den Nähen war - aber eben nur den Nähen, dann freu ich mich, dass es „euch“ gibt…*lächel*

Leuchtet mir alles sehr ein - und ich werde mal weitersuchen, ob sich diese Formen auch irgendwo im Österreichischen finden…spannend!

Habe Dank!!
Lieben Gruß, jenny

Hallo Jenny!

Leuchtet mir alles sehr ein - und ich werde mal weitersuchen,
ob sich diese Formen auch irgendwo im Österreichischen
finden…spannend!

Wenn ich der 40. Auflage des Österreichischen Wörterbuches, dieser Datenbank hier http://oewb.retti.info/oewb/index.html und meiner eigenen Erfahrung im Österreichischen trauen darf, embert man sich im Österreichischen nicht.
Ich möchte aber auf ein Pfälzisches Wörterbuch hinweisen, wo sich - neben „sich äußern“ - die verschiedensten Bedeutungen für das dortige „embern“ finden: sich tummeln, schnell wachsen, sich regen, aufmucken. Zur Herleitung siehe auch die Hinweise auf ampern und ämbern - was es nicht alles gibt :smile: - http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/WBB/woert…
Grüße, Peter

1 Like

Hallo,
nur zusätzlich zu Osmond: es muss doch recht regional begrenzt sein.
Ich kenne es aus dem Odenwäldischen (hessischer und badischer Prägung) nicht, auch nicht aus dem Kurpfälzischen, bzw. hessische Bergstraße Heppenheim bis Darmstadt.
Gruß
Elke

Servus, Peter:smile:

auch ich bin bei meiner Suche auf nix Österreichisches gestoßen, aber
durch meine - und vor allem Pits und jetzt deine - Ableitungen geistert ein österreichisches „Empern/eampan/…etc“ durchs Hirn, das nicht Eimer meint. Aber ich habe im Augenblick noch keine Ahnung, aus welcher Region es sein könnte und was es bedeutet.

Lieben Gruß, jenny

Moin,
zur Etymologie kann ich grad auch nicht mehr sagen, aber man kennt den Ausdruck auch im Moselfränkischen (zumindest im Hunsrück).
Dort heißt embere, ämbere ‚sich offenbaren, verstehen, kapieren‘ aber auch ‚Alimente zahlen‘ (vgl. ‚Zwischen Hunsrück und Nahe - ein Mundartwörterbuch‘ von Armin Peter Faust und Manfred Müller).
LG (von Christiane, die den Ausdruck zwar nicht aus Mittelhessen kennt, dafür aber eben aus dem Hunsrück)