LIebe Interessierte,
mir kommt die Frage etwas „konstruiert“ vor, ohne dass ich es weiß, ob es tatsächlich so ist.
Es gibt alles, das ist klar.
Und ich bin der Auffassung, dass wenn es so ist, wie beschrieben, dass man die Schublade nicht so eng fassen sollte. Letztlich geht es darum, wie Menschen sich der Liebe annähern und wie sie miteinander umgehen und auf welche Weise sie miteinander wachsen und sich aufeinander einlassen wollen. Ob mit umgeschnalltem Penis oder von Vagina zu Vagina ist dabei sehr unwesentlich. Und der Wunsch des Zusammenlebens, ob mit Mann oder Frau, sagt meines Erachtens nichts aus.
Ich selbst habe als Mann zwanzig Jahre mit Männern Sexualität und meine Zeit geteilt und schlafe nun mit Frauen. Bin ich deswegen immer noch schwul? Oder bin ich jetzt bi? Oder hetero?
Das klassische Verständnis von Schwul, Lesbisch und Bisexuell ist aus m einer Erfahrung unzeitgemäß und wird weichen müssen, weil die Menschen sich zunehmend trauen, ihren körperlichen Gelüsten genau so Ausdruck zu verleihen, wie sie gewachsen sind. Derzeit geistert in der „Szene“ der Begriff „queer“ herum. „Queer“ bezeichnet alles, das nicht dem Bild einer herkömmlichen Mann/Frau-Beziehung entspricht. Die Dame, von der in deiner Frage die Rede ist, würde ich dorthin einsortieren, wenn es denn schon eine Bezeichnung braucht.
„Queer“ schließt, im Gegensatz zu den Begriffen „schwul“, „lesbisch“ oder „bisexuell“, die eine starre Einsortierung vorgeben, auch die möglichen Veränderungen in der Sexualität mit ein, die im Laufe der Zeit eintreten. Es gibt nicht wenige Menschen, bei denen sich die Neigungen und Vorlieben im Laufe des Lebens stark verändern.
Ich sehe es als wichtig an, die Möglichkeit für solche Veränderungen auch durch Benutzung der entsprechenden Begrifflichkeit anzuerkennen, da durch Begriffe auch eine Art „Label“ aufgebracht wird, was wiederum mit der Psyche sowohl der betreffenden Person als auch mit dem Umfeld etwas macht, das nicht unerheblich ist. Man stelle sich ein Kind vor, dem man immer sagt: „Du bist ein artiges Kind.“ Dann wird in etwa klar, dass so eine Aussage Wirkung trägt. So macht es einen Unterschied, ob jemand lesbisch ist oder sein will, hetero oder „queer“.
Liebe Grüße
Piam Oliver Unger