Heute ist der 6. August

Hallo,
der 06. August ist ein Tag des Mahnens und Gedenkens.
Vor 56 Jahren wurden über den japanischen Städten Hiroshima
(06.08.) und Nagasaki (09.08.) Atombomben abgeworfen, mit
verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung. Die Opfer atomarer Kriegsführung mahnen zu Frieden und einer atomwaffenfreien Welt.
Nichtverbreitungsvertrag, Testverbotsvertrag und weltweite
Abrüstung, insbesondere die Abschaffung aller Msssenvernichtungswaffen, sind dabei notwendige Schritte.
Insbesondere die US-amerikanischen Pläne für eine Missile
Defense (MD) missachten dieses Ziel und gefährden den ABM- Vertrag. Ein neues nukleareres Wettrüsten könnte vorprogrammiert sein.

Gruß mic
http://www.mibor.de

Hi,

ich war letzten Oktober in Hiroshima, und hatte dabei Gelegenheit den Peace Memorial Park und die Atomic-Church zu besichtigen. Ich bin ziemlich locker ins Museum geschlendert und hatte anschließend eine ‚Dauergänsehaut‘.

Wen so etwas kalt läßt, muß entweder blind sein oder G.W.Bush heißen.

In diesem Sinne.

Gruß

Tom

Ich bin auch durch Hiroshima gelaufen, hatte aber andere Gedanken:
Die Staatengemeinschaft sollte mit aller Macht verbrecherische Staaten bekämpfen, die die Welt mit Krieg und Terror überziehen und andere Staaten dazu zwingen, solche Waffen wie Atombomben einzusetzen. Immerhin war der Krieg nach Hiroshima und Nagasaki schnell zu Ende und hat Tausenden von amerikanischen Soldaten das Leben gerettet.
Ähnliche Gedanken kommen mir bei Dresden.

Atombomben
Hallo Bonifatius,

kurze Zeit fand ich den Gedanken interessant. Dann habe ich aber nachgedacht, und ich finde diese Art der Aufrechnung nicht nur geschmacklos, sondern zynisch.

In deiner ViKa steht, dass du Hochschullehrer in einer deutschen Stadt bist und gleichzeitig, dass du in Berlin wohnst. Darf ich raten, wo du Hochschullehrer bist? Man könnte auf den Gedanken kommen, dass du sowohl bei der Formulierung deines Postings als auch bei der Ausfertigung deiner ViKa nicht lange genug nachgedacht hast.

Um es ganz klar zu sagen: Jeder der Toten ist ein Toter zuviel! Eine Aufrechnung zwischen Dresden und Hiroshima ist unmöglich und wäre übrigens dem historischen Bonifatius in vergleichbarer Situation sicher nicht eingefallen.

Thomas Miller

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Hallo Thomas,
erlaube mir die alte Lebensweisheit zu erwähnen, dass man seinem ersten Eindruck mehr trauen solle!
Und nun stehe ich kleiner Hochschullehrer aus Berlin vor der bewegenden Frage, was sich im Kopf eines philosophischen Beraters wohl so abspielen mag, meine kurzen Zeilen für geschmacklos und zynisch zu halten.
Was mag wohl „aufrechnen“ bedeuten und warum tut man das nicht?
Wir leben von Vergleichen und der Vergleich zwischen Dresden und Hiroshima bietet sich doch an!
Zwei Verbrecherstaaten, in ihren Untaten und in ihrem Weltbeherrschungsdrang vergleichbar haben die Welt terrorisiert und sind für entsetzliches Unheil verantwortlich. Und die angegriffenen Staaten haben sich gewehrt und zwar mit den Waffen, die ihnen zur Verfügung standen. Was ist daran zynisch, wenn man das in Beziehung setzt?
Dresden steht mit Auschwitz in Verbindung und Hiroshima mit der Mandschurei und Korea. Gleiwitz ist Pearl Harbour! Oder etwas nicht?
Und dass jeder Tote zu viel ist erscheint mir als untaugliches Argument, wenn es darum geht Verbrechern das Handwerk zu legen.
Die Atombombe war furchtbar - aber sie hat den Frieden gebracht. Dass so viele Menschen streben mußten geht auf das Konto der damaligen japanischen Führung. Ich finde es geschmacklos, auf diesen Zusammenhang nicht hinzuweisen.
Gruß
Bonifatius

Und nun stehe ich kleiner Hochschullehrer aus Berlin vor der
bewegenden Frage, was sich im Kopf eines philosophischen
Beraters wohl so abspielen mag, meine kurzen Zeilen für
geschmacklos und zynisch zu halten.

Sind sie ja auch, aber das muß ja nicht unbedingt negativ sein.

Wir leben von Vergleichen und der Vergleich zwischen Dresden
und Hiroshima bietet sich doch an!

Nö.

Zwei Verbrecherstaaten, in ihren Untaten und in ihrem
Weltbeherrschungsdrang vergleichbar

Nö.

haben die Welt
terrorisiert und sind für entsetzliches Unheil verantwortlich.
Und die angegriffenen Staaten haben sich gewehrt und zwar mit
den Waffen, die ihnen zur Verfügung standen. Was ist daran
zynisch, wenn man das in Beziehung setzt?

Zynisch, dass die Amis ja nur eine Gelegenheit gesucht haben, um diese Waffe einzusetzen. War ja eigentlich gegen Deutschland gedacht. Als da der Frieden zu schnell kam, hat man halt Japan genommen.

Dresden steht mit Auschwitz in Verbindung und Hiroshima mit
der Mandschurei und Korea. Gleiwitz ist Pearl Harbour! Oder
etwas nicht?

Nö. Will ja nicht auf alles eingehen: aber glaubst Du wirklich, die Amis hätten die Atombombe wegen Mandschurei und Korea eingesetzt?

Die Atombombe war furchtbar - aber sie hat den Frieden
gebracht.

Nö, zu dem wäre es auch ohne Einsatz der Atombombe gekommen. Im übrigen ist Hiroshima für mich gar nicht DAS Kriegsverbrechen sondern Nagasaki. Bei Hiroshima kann man so argumentieren, auch wenn es nicht richtig ist. Aber Nagasaki war nun wirklich nicht mehr nötig, da wurde nur deutlich, dass die Amis unbedingt auch den zweiten Atombombentypus (Wasserstoffbombe) testen wollten.

Hallo Bonifatius,

erlaube mir die alte Lebensweisheit zu erwähnen, dass man
seinem ersten Eindruck mehr trauen solle!

eine falsche Lebensweisheit.

Und nun stehe ich kleiner Hochschullehrer aus Berlin vor der
bewegenden Frage, was sich im Kopf eines philosophischen
Beraters wohl so abspielen mag, meine kurzen Zeilen für
geschmacklos und zynisch zu halten.

Philosophische Berater benutzen ihren Kopf dazu, das Denken zu verbessern. Wenn Dinge miteinander verglichen werden, die zwar aufeinander bezogen werden können, aber deren Vergleich dazu dient, Unrecht (welches auch immer) zu rechtfertigen, dann ist das sehr wohl eine Aufgabe für den Philosophen.

Was mag wohl „aufrechnen“ bedeuten und warum tut man das
nicht?

Der Begriff sagt es schon: Es geht um den Mengenvergleich. Aber der Holocaust ist nicht aufgrund der Menge, also der Quantität, so schrecklich, sondern aufgrund qualitativer Merkmale. (Aber selbst quantitativ lässt sich Hiroshima mit Dresden nicht vergleichen!)

Wir leben von Vergleichen und der Vergleich zwischen Dresden
und Hiroshima bietet sich doch an!

Dass wir von Vergleichen leben, bestreite ich, und dass sich der Vergleich zwischen diesen beiden Städten auch. Was soll das denn heißen, dass wir von Vergleichen leben. Dass wir zu dumm sind, Werte zu setzen? Oder dass sich Werte aus Vergleichen ergeben? Beides halte ich für falsch, zumindest aber für einseitig.

Zwei Verbrecherstaaten, in ihren Untaten und in ihrem
Weltbeherrschungsdrang vergleichbar haben die Welt
terrorisiert und sind für entsetzliches Unheil verantwortlich.

Das kann ich selbstverständlich unterschreiben, denn hier werden Absichten mit den dazugehörigen Folgen verglichen.

Und die angegriffenen Staaten haben sich gewehrt und zwar mit
den Waffen, die ihnen zur Verfügung standen. Was ist daran
zynisch, wenn man das in Beziehung setzt?

„Zynismus“ ist die gewollte Abwertung von Werten schlechthin. Wenn ich jetzt „Leben“ als Wert ansetze, und zwar als grundlegenden Wert, weil nur Leben Entwicklung ermöglicht, dann ist mit dem Werfen von Bomben in jedem Fall eine (Grund-)Wertevernichtung verbunden. Wenn man nun - wie du - die eine Wertevernichtung gegen die andere aufrechnet, dann ist das eine Besserstellung einer Wertevernichtung, indem nämlich eine andere Wertevernichtung als „weniger wichtig“ dargestellt wird. Das aber bedeutet, dass der (Grund-)Wert relativiert wird und das nennt man Zynismus, weilgesagt wird, dass der Wert kein wirklicher Wert ist, weil er nur für einen Teil gilt und nicht universell.

Dresden steht mit Auschwitz in Verbindung und Hiroshima mit
der Mandschurei und Korea. Gleiwitz ist Pearl Harbour! Oder
etwas nicht?

Politisch ja, axiologisch wohl kaum.

Und dass jeder Tote zu viel ist erscheint mir als untaugliches
Argument, wenn es darum geht Verbrechern das Handwerk zu
legen.

Da hilft aber auch Schuldzuweisung in den seltensten Fällen.

Die Atombombe war furchtbar - aber sie hat den Frieden
gebracht. Dass so viele Menschen streben mußten geht auf das
Konto der damaligen japanischen Führung. Ich finde es
geschmacklos, auf diesen Zusammenhang nicht hinzuweisen.

Darauf hat mein Vorredner schon geantwortet. Dem schließe ich mich an.

Herzliche Grüße

Thomas Miller