Hallo Bonifatius,
erlaube mir die alte Lebensweisheit zu erwähnen, dass man
seinem ersten Eindruck mehr trauen solle!
eine falsche Lebensweisheit.
Und nun stehe ich kleiner Hochschullehrer aus Berlin vor der
bewegenden Frage, was sich im Kopf eines philosophischen
Beraters wohl so abspielen mag, meine kurzen Zeilen für
geschmacklos und zynisch zu halten.
Philosophische Berater benutzen ihren Kopf dazu, das Denken zu verbessern. Wenn Dinge miteinander verglichen werden, die zwar aufeinander bezogen werden können, aber deren Vergleich dazu dient, Unrecht (welches auch immer) zu rechtfertigen, dann ist das sehr wohl eine Aufgabe für den Philosophen.
Was mag wohl „aufrechnen“ bedeuten und warum tut man das
nicht?
Der Begriff sagt es schon: Es geht um den Mengenvergleich. Aber der Holocaust ist nicht aufgrund der Menge, also der Quantität, so schrecklich, sondern aufgrund qualitativer Merkmale. (Aber selbst quantitativ lässt sich Hiroshima mit Dresden nicht vergleichen!)
Wir leben von Vergleichen und der Vergleich zwischen Dresden
und Hiroshima bietet sich doch an!
Dass wir von Vergleichen leben, bestreite ich, und dass sich der Vergleich zwischen diesen beiden Städten auch. Was soll das denn heißen, dass wir von Vergleichen leben. Dass wir zu dumm sind, Werte zu setzen? Oder dass sich Werte aus Vergleichen ergeben? Beides halte ich für falsch, zumindest aber für einseitig.
Zwei Verbrecherstaaten, in ihren Untaten und in ihrem
Weltbeherrschungsdrang vergleichbar haben die Welt
terrorisiert und sind für entsetzliches Unheil verantwortlich.
Das kann ich selbstverständlich unterschreiben, denn hier werden Absichten mit den dazugehörigen Folgen verglichen.
Und die angegriffenen Staaten haben sich gewehrt und zwar mit
den Waffen, die ihnen zur Verfügung standen. Was ist daran
zynisch, wenn man das in Beziehung setzt?
„Zynismus“ ist die gewollte Abwertung von Werten schlechthin. Wenn ich jetzt „Leben“ als Wert ansetze, und zwar als grundlegenden Wert, weil nur Leben Entwicklung ermöglicht, dann ist mit dem Werfen von Bomben in jedem Fall eine (Grund-)Wertevernichtung verbunden. Wenn man nun - wie du - die eine Wertevernichtung gegen die andere aufrechnet, dann ist das eine Besserstellung einer Wertevernichtung, indem nämlich eine andere Wertevernichtung als „weniger wichtig“ dargestellt wird. Das aber bedeutet, dass der (Grund-)Wert relativiert wird und das nennt man Zynismus, weilgesagt wird, dass der Wert kein wirklicher Wert ist, weil er nur für einen Teil gilt und nicht universell.
Dresden steht mit Auschwitz in Verbindung und Hiroshima mit
der Mandschurei und Korea. Gleiwitz ist Pearl Harbour! Oder
etwas nicht?
Politisch ja, axiologisch wohl kaum.
Und dass jeder Tote zu viel ist erscheint mir als untaugliches
Argument, wenn es darum geht Verbrechern das Handwerk zu
legen.
Da hilft aber auch Schuldzuweisung in den seltensten Fällen.
Die Atombombe war furchtbar - aber sie hat den Frieden
gebracht. Dass so viele Menschen streben mußten geht auf das
Konto der damaligen japanischen Führung. Ich finde es
geschmacklos, auf diesen Zusammenhang nicht hinzuweisen.
Darauf hat mein Vorredner schon geantwortet. Dem schließe ich mich an.
Herzliche Grüße
Thomas Miller