Hallo Benvolio,
- Die spätmittelalterlichen und neuzeitlichen
Hexenverfolgungen waren in katholisch geprägten Gegenden
seltener als dort, wo der Protestantismus den Ton angab.
Naja, für spätmittelalterliche Hexenverfolgungen kann man schlecht einen Vergleich zwischen katholischen und protestantischen Gegenden anstellen. Selbst wenn man „spätmittelalterlich“ großzügig ansetzt, kommt man gerade mal in die Anfänge der Reformation. Aber im allgemeinen scheint deine Meinung in der Literatur vorzuherrschen. Da ich nur Laie bin, kann ich das weder bestätigen noch widerlegen. Ich möchte aber trotzdem zu Bedenken geben, daß solch eine Aussage zumindest schwierig ist, man müsste sozusagen das Verhältnis von Prozessen/Hinrichtungen zur Bevölkerungszahl feststellen und dies noch zeitlich und ürtlich differenzieren, da ja auch die Verfolgung je nach Zeit und Ort durchaus unterschiedlich war. Dies mag interessant sein, aber ob man das dann wie bei einem Fußballspiel auswerten kann, 3:2 gegen den Protestantismus, ich weiß nicht recht. Zumal man aus beiden Lagern Geistliche hervorheben kann, die ganz besonders „eifrig“ waren.
- Hexenglaube als solcher setzt kein christlich-theologisches
Konzept voraus, sondern war und ist (auch) ein vor- und
außerchristliches Phänomen
Nun, da würde ich das „auch“ schon stärker betonen. Da ja das Christentum nicht aus dem Nichts entstanden ist, sondern seine Wurzeln im Judentum hat, das sich wiederum als monotheistische Religion immer mit polytheistischen Religionen und Einflüßen auseinandergesetzt hat, ist das schon richtig. Für die wahren Anhänger des einzigen Gottes Jahwe mussten natürlich alle anderen Götter ein Greuel sein und deren Göttlichkeit bezweifelt werden. Ein Mittel dazu war sicher auch, sie zu Götzen, Dämonen und Widersachern Gottes zu „degradieren“, um diesen sicher komplizierteren Vorgang mal etwas verkürzt darzustellen.
Inbesondere bedarf es nicht des
Konzepts eines Teufels
Kommt drauf an, was Du jetzt unter diesem Konzept verstehst. Aber ich denke schon, das es eines solchen, wie auch immer gearteten Konzeptes bedarf. Ist doch der Hexenglaube wohl immer mit Schadzauberei verbunden, und diese „Kraft“ oder „Fähigkeit“ zur Hexerei gewinnen die Hexen ja nicht aus sich selbst heraus, sondern indem sie ein Bündnis mit dämonischen Mächten eingehen. Und in der betreffenden Zeit und dem Raum (Europa) wurden solche dämonischen Mächte nun mal als Verkörperungen des Teufels (z.B. Incubus) angesehen, auch wenn man sie aus heutiger Sicht religionshistorisch bis in heidnische (was ja nichts anderes als außerchristlich bedeutet) bzw. vorchristliche Zeiten (Mesopotamien) zurückführen kann.
Ich bitte, soweit erforderlich, um Korrektur. Soweit meine
Behauptungen zutreffen, würde ich mich über eine Quellenangabe
freuen
Uff, das ist ein weites Feld, über das man gewißlich mehr als ein Buch schreiben kann. Ich denke, auch wenn ich deine Behauptungen nicht ganz zutreffend finde, ist dir dieser Link nützlich (und auch wissenschaftlich untermauert)
http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/
Da findest Du links in den grün hinterlegten Links genug Stoff zum Studieren.
Und was die Wikipedia betrifft, so kann ich nicht anders und möchte darauf hinweisen, daß, selbst wenn man den eigentlichen Text der Artikel „verachtet“, im unteren Teil immer mehr Verweise auf meist durchaus wissenschaftlich anspruchsvolle Literatur vorhanden ist. Aber klar, ein gesundes, wissenschaftliche unterfüttertes Hinterfragen von Texten empfiehlt sich immer, aber eben nicht nur bei der Wikipedia…
Viele Grüße
Marvin