Hilfe bei der Überprüfung der Hypothesen

Hallo wer-weiss-was- Mitglieder,

mein Name ist Jörg, ich bin Student und interessiere mich für die Überprüfung von Hypothesen. Ich habe einen Fragebogen erstellt und ausgewertet, es geht dabei um Antworten verschiedener Firmen zum Thema Berufsausbildung.

Es haben ca. 50 Unternehmen geantwortet, nun möchte ich anhand der Ergebnisse die aufgestellten Hypothesen überprüfen. Ich muss leider gestehen, dass ich aus der mir vorliegenden Literatur (Kromrey, Atteslander) nicht schlau werde und einige Probleme bei der Überprüfung habe.

Folgende Hypothesen wurden aufgestellt und sollen überprüft werden:

Hypothese 1: Sofern in Indien nicht ausgebildet wird, liegen die Gründe dafür mehrheitlich an einem fehlenden Ausbildungsangebot.

  • Hypothese 2: Die Mehrheit der indo-germanischen Unternehmen hat Schwierigkeiten , qualifizierte Fachkräfte am Standort Indien zu finden.

  • Hypothese 3: Die Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften in Indien variieren von Branche zu Branche.

¬- Hypothese 4: Die Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften sind in Indien größer als in Deutschland.

-Hypothese 5: Die Unternehmen sind mit der Produktivität ihrer deutschen Mitarbeiter zufriedener als mit der Produktivität ihrer indischen Mitarbeiter.

  • Hypothese 6:smiley:ie Mehrheit indo- germanischer Unternehmen befürwortet die Einführung einer dualen Berufsausbildung in Indien.

Mir liegen Daten vor, die diese Aussagen bestätigen, bzw. widerlegen. Nun soll das Ganze halt überprüft werden, ich weiss nur nicht wie. Hat jemand einen Rat für mich und kann mir eine geeignete Methode für die Überprüfung beschreiben/erklären?

Vielen Dank im Voraus für alle hilfreichen Antworten.

Jörg

Hallo Jörg,

Mir liegen Daten vor, die diese Aussagen bestätigen, bzw.
widerlegen. Nun soll das Ganze halt überprüft werden,

hier runzle ich die Stirn, denn wenn Du schon weißt, daß die Daten die Aussagen bestätigen bzw. widerlegen, dann hast Du die Hypothesen bereits geprüft. Dabei müßtest Du die inhaltlichen Hypothesen („Aussagen“) in statistische Hypothesen überführt haben. Wie Du das genau gemacht hast (vielleicht implizit?), erschließt sich mir nicht, weil Deine inhaltlichen Hypothesen (Aussagen) mir zu vage sind, um sie in statistische Hypothesen zu überprüfen. Aber ich versuch’s dennoch mit Hypothese 1, um Dir ein Beispiel dessen zu geben, was man machen könnte:

„Hypothese 1: Sofern in Indien nicht ausgebildet wird, liegen die Gründe dafür mehrheitlich an einem fehlenden Ausbildungsangebot.“

Prüfen könnte man P(„fehlendes Ausbildungsangebot“|Ausbildung nicht in Indien) = P („andere Gründe als fehlendes Ausbildungsangebot“|Ausbildung nicht in Indien). Die Alternativhypothese wäre dann P(„fehlendes Ausbildungsangebot“|Ausbildung nicht in Indien) > P („andere Gründe als fehlendes Ausbildungsangebot“|Ausbildung nicht in Indien).

Als statistisches Prüfverfahren könnte man den Chi-Quadrat-Test auf Gleichverteilung heranziehen.

Beste Grüße

Es haben ca. 50 Unternehmen geantwortet, nun möchte ich anhand
der Ergebnisse die aufgestellten Hypothesen überprüfen. Ich
muss leider gestehen, dass ich aus der mir vorliegenden
Literatur (Kromrey, Atteslander) nicht schlau werde und einige
Probleme bei der Überprüfung habe.

Hallo Jörg, gibs zu, du hast erst die Fragebögen erstellt und dann die Literaur angefangen. Denn sonst hättest du dir bereits die Fragen und vor allem die Antwortmöglichkeiten so ausgesucht, dass sie durch den ein oder anderen Test beleuchtet werden können.

Was für ein Skalendesign hast du ausgewhlt? Da du dazu nichts schreibst, vermute ich, dass du frei hast antworten lassen. Das ist ziemlich übel, dann muss du die Antworten nun Werten zuorden, was das ganze natürlich verfälschen kann (du kannst dich zwar bemühen, aber einen Statistikprof wirds die Tränen in die Augen jagen).

Vielleicht hilft dir das Buch Wie lügt man mit Statistik von Walter Kramer, 1997 Campus Verlag oder es verwirrt nur zusätzlich.
Oder Hans Peter Beck-Bornholdt: Der Hund, der Eier legt : Erkennen von Fehlinformation durch Querdenken; Rowohlt 2004

Gruß Susanne

Hi, zunächst mal vielen Dank für die schnelle Antwort. wie gesagt, die Hypothesen wurden vor der Befragung gestellt, ich hatte natürlich vergessen zu erwähnen, dass ich diese in entsprechende Programmfragen bzw. Testfragen umgesetzt habe.
Gefragt wurde zum Beispiel zu Hypothese 1:

  1. Bilden Sie Auszubildende am Standort Indien aus?

Antwortmöglichkeiten: Ja/ Nein

  1. Was sind die Gründe warum Sie nicht ausbilden?

Antwortmöglichkeiten: 1.kein Ausbildungsangebot, 2. Keine Berufsschule in der Nähe, 3. Keine Betreuungsmöglichkeiten usw.

So, nun habe ich die Antworten ausgewertet. Knapp 60% der Befragten gaben an, in Indien nicht auszubilden. Als Grund dafür wurde mehrheitlich das Fehlende Ausbildungsangebot angegeben.

Für mich steht nun fest, dass die Hypothese bestätigt ist, das muss ich in meiner Arbeit aber noch belegen.
Kannst du mir sagen ob der Chi- Quadrat Test dafür geeignet ist, bzw. wie dieser anzuwenden ist?

Du kannst mir auch gerne eine persönliche Nachricht schicken unter [email protected]

Danke für die Hilfe, wenn noch andere Mitglieder hilfreiche Tipps haben, würde ich mich sehr darüber freuen.

Danke,

Jörg

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Hallo,

  1. Bilden Sie Auszubildende am Standort Indien aus?

Antwortmöglichkeiten: Ja/ Nein

  1. Was sind die Gründe warum Sie nicht ausbilden?

Antwortmöglichkeiten: 1.kein Ausbildungsangebot, 2. Keine
Berufsschule in der Nähe, 3. Keine Betreuungsmöglichkeiten
usw.

ich würde die Daten zu Frage 2 umkodieren in

1: kein Ausbildungsangebot; 0: andere Antworten.

Dann betrachtest Du nur die Fälle, bei denen die erste Frage mit „nein“ beantwortet wurde, und prüfst dann für die umkodierten Daten von Frage 2, ob P(„1“|„nein“) > P(„0“|„nein“), mit dem Chi-Quadrat-Test auf Gleichverteilung.

So, nun habe ich die Antworten ausgewertet. Knapp 60% der
Befragten gaben an, in Indien nicht auszubilden. Als Grund
dafür wurde mehrheitlich das Fehlende Ausbildungsangebot
angegeben.
Für mich steht nun fest, dass die Hypothese bestätigt ist, das
muss ich in meiner Arbeit aber noch belegen.

Ja, das „mußt“ Du in der Tat. Ich nehme nämlich an, daß Du die Daten nur deskriptiv ausgewertet hast. Eine höhere relative Häufigkeit der Antwort „kein Ausbildungsangebot“ gegenüber „0: andere Antworten“ weist zwar darauf, daß P(„1“|„nein“) > P(„0“|„nein“). Der deskriptive Befund könnte aber im Rahmen des Meßfehler- bzw. Stichprobenfehlers liegen.

Du kannst mir auch gerne eine persönliche Nachricht schicken
unter [email protected]

Danke, aber dafür habe ich derzeit weder Zeit noch Lust.

Beste Grüße

Eiskalt erwischt kann ich nur sagen. Leider erst den Fragebogen erstellt und dann mit der Literatur begonnen, grober Fehler, bin aber auch nicht der erste dem das passsiert ist, wie ich gelesen habe. Schade ist es trotzdem, jetzt ist es umso schwieriger, ein vernünftiges Ergebnis zu präsentieren.

vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit, die Ergebnisse vernünftig zu überprüfen.

habe dir ne persönliche Mail geschickt, vielleicht kannst du damit was anfangen. Für Hilfe wäre ich dankbar, hatte eigentlich gehofft dass diese Seite der richtige Platz für Anfragen ist.

Danke jedenfalls, und schönes Wochenende an alle.

Hallo!

Eiskalt erwischt kann ich nur sagen. Leider erst den Fragebogen erstellt und dann mit der Literatur begonnen, grober Fehler, bin aber auch nicht der erste dem das passsiert ist, wie ich gelesen habe.

Was es aber nicht besser macht: es ist ein Verstoß gegen forschungsethische Grundsätze.

Immerhin haben 50 Mitarbeiter von Firmen sich Zeit zur Beantwortung genommen. Es wurden also Ressourcen eingesetzt - ich hoffe nicht, verschwendet.

vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit, die Ergebnisse
vernünftig zu überprüfen.

Das ist dennoch möglich. Wenn Du Dich nicht selber in die Literatur der Statistik und Methodik einarbeiten möchtest, dann solltest Du je nach Bedeutung der Aufgabe einen Statistiker rekrutieren.

Ansonsten gilt, was Oliver geschrieben hat: das Ganze mittels einer Chi-Quadrat-AUswertungsstrategie statistisch zu überprüfen.

Es wäre auch eine Itemanalyse denkbar, ebenso wie Clusteranalystische Verfahren zur Gruppierung der befragten Firmen.

Persönlich habe ich inhaltlich schon Probleme mit der ersten Hypothese, die verstehe ich nämlich nicht: „Sofern in Indien nicht ausgebildet wird, liegen die Gründe dafür mehrheitlich an einem fehlenden Ausbildungsangebot.“ Da weiß ich nicht, was ich darunter vestehen soll.

Ansonsten: wie ist die Stichprobe zu verstehen? Handelt es sich um Unternehmen mit Standorten sowohl in Indien als auch in Deutschland?

Wenn an dem ist, so kann man eine solche Frage: „Haben sie bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften in Indien größere Schwierigkeiten als in Deutschland“ (wenn es sie gibt) auch einen simplen Binomialtest zur Anwendung bringen.

Hypothesentesten beinhaltet ja immer zwei konkurrierende Hypothesen (H0 und HA), wobei die eine Gleichheit, die andere einen Unterschied vorraussetzt. Gäbe es in der Antwort keinen Unterschied zwischen der Suche in Indien und Deutschland (H0), dann wären die Antworten bei 50 Firmen theoretisch binomial B(50, 0.5)-verteilt. Es ließe sich exakt bestimmen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich ein Ergebnis kleiner/gleich bzw. größer/gleich dem gefundenen einstellt.

Aber wie gesagt, eine Analyse des Testmaterials (Itemschwierigkeiten, Trennschärfe, Faktorenanalyse, Reliabilitätsschätzung) kann ebenso sinnvoll sein.

Ansonsten hängt es eben von der Skalierung und dem Umfang der einzelnen Fragen ab (teilweise Likert-Skalierung?) was genau sich machen lässt und was nicht.

Lieben Gruß
Patrick

Hallo Patrick,

danke erstmal für den guten Beitrag und die Hilfe.

es ist wie gesagt so, dass der Fragebogen erst erstellt wurde, dann die Literatur zu Rate gezogen wurde. Eindeutig der falsche Ansatz, muss ich zugeben.

Hier ein paar zusätzliche Infos:

Die Befragung wurde bei 500 Unternehmen durchgeführt, von denen bekannt ist, dass sie ihren Hauptsitz in Deutschland haben und Niederlassungen in Indien.

Es wurde angenommen, dass die Unternehmen Schwierigkeiten haben, geeignetes Fachpersonal am Standort Indien zu finden.
Es wurde zudem angenommen, dass die Unternehmen in Indien nicht ausbilden.
Es wurde angenommen, dass die Gründe für eine Nicht- Ausbildung fehlende Ausbildungsangebote sind.

Es sollten folgende Fragen geklärt werden:

Haben die Unternehmen Schwierigkeiten Facharbeiter in Indien zu finden?

Sind diese Schwierigkeiten größer als in Deutschland?

Sind die Schwierigkeiten in einigen Branchen größer als in anderen?

Bilden die Unternehmen Auszubildende in Deutschland aus?
Wenn nein, was sind die Gründe dafür

Bilden die Unternehem Auszubildende in Indien aus?
Wenn nein, was sind die Gründe dafür?

Dazu wurden die Fragen erst auf den Standort Deutschland bezogen gestellt, dann auf den Standort Indien.

Also: Hat Ihr Unternehmen Schwierigkeiten in Deutschland…
Hat Ihr Unternehmen Schwierigkeiten in Indien…
Welcher Branche gehört ihr Unternehmen an?

Was sind die Gründe weshalb nicht ausgebildet wird in Deutschland usw.

Die Antworten auf diese Fragen sollten anhand der Häufigkeitsverteilung miteinander verglichen werden, um dadurch Aufschlüsse über die Forschungsfragen zu gewinnen.

Zur Erstellung des Fragebogens wurde das Programm Grafstat benutzt und geschlossene Fragen mit festen Antwortmöglichkeiten verwendet.

Der Gedanke war eigentlich, den Fragebogen so einfach wie möglich zu halten, daher wurden auch keine Skalen wie „stimme zu, stimme nicht zu“ verwendet.

Die Antworten sind ziemlich eindeutig und es lassen sich gute Tendenzen erkennen, aber ich hätte nicht gedacht dass die Interpretation und die Beantwortung der Fragen und Hypothesen so schwierig ist.

Vielleicht gibt es noch den ein oder anderen Tipp hier im Forum, zudem bedanke ich mich für die bereits gegebenen Antworten. Aus Fehlern wird man klug, vielleicht etwas klüger jedenfalls.

Danke für die Hilfe,

Jörg

Hallo Jörg,

ok, jetzt ist etwas klarer.

war bei den Fragen mit Mehrfachantworten denn Mehrfachnennungen möglich?

Ansonsten hattest Du auch Fragen mit echtem dichotomen Charakter (z.B. ja/nein)?

Wieviele der jeweiligen Fragentypen sind enthalten?

LG
Patrick