Hilfe bei Gedichtanalyse

Hallo , 
ich brauche Hilfe bei der Gedichtanalyse zu dem Gedicht von ernst Stadler : fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht (1913)
Hänge es am Ende der Frage nochmal komplett an.
Undzwar weiß ich einfach nich wieviele Strophen es hat und wie das Reimschema ist.
Habe schon gegoogelt , wie man bei Gedichten die Strophen erkennt und leider nichts gefunden. Haben aber in der Schule bisher nur „leichte“ Gedichte gehabt , wo die Strophen und das Reimschema klar erkennbar war. 

Stilistische Mittel und Inhalt ist kein Problem , aber ich hänge wirklich an den Strophen und an dem Reimschema fest :frowning:

Danke im Vorraus :smile:
Liebe Grüße Ernst Stadler: Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht (1913)
1 Der Schnellzug tastet sich
und stößt die Dunkelheit entlang.
Kein Stern will vor. Die ganze Welt ist nur ein enger,
nachtumschienter Minengang,
5 Darein zuweilen Förderstellen
blauen Lichtes jähe Horizonte reißen: Feuerkreis
Von Kugellampen, Dächern, Schloten,
dampfend, strömend … nur sekundenweis …
Und wieder alles schwarz.
10 Als führen wir ins Eingeweid der Nacht zur Schicht.
Nun taumeln Lichter her … verirrt, trostlos vereinsamt …
mehr … und sammeln sich … und werden dicht.
Gerippe grauer Häuserfronten liegen bloß,
im Zwielicht bleichend, tot -
15 etwas muss kommen … o, ich fühl es schwer
Im Hirn. Eine Beklemmung singt im Blut.
Dann dröhnt der Boden plötzlich wie ein Meer:
Wir fliegen, aufgehoben,
königlich durch nachtentrissne Luft, hoch übern Strom.
20 O Biegung der Millionen Lichter, stumme Wacht,
Vor deren blitzender Parade
schwer die Wasser abwärts rollen.
Endloses Spalier, zum Gruß gestellt bei Nacht!
Wie Fackeln stürmend! Freudiges!
25 Salut von Schiffen über blauer See! Bestirntes Fest!
Wimmelnd, mit hellen Augen hingedrängt!
Bis wo die Stadt
mit letzten Häusern ihren Gast entlässt.
Und dann die langen Einsamkeiten. Nackte Ufer.
30 Stille. Nacht. Besinnung. Einkehr. Kommunion.
Und Glut und Drang
Zum Letzten, Segnenden. Zum Zeugungsfest.
Zur Wollust. Zum Gebet. Zum Meer.
Zum Untergang.

Schlechtes Layout
Moin,

in der Form, wie Du das Gedicht vorliegen hast, kann man natürlich kein Reimschema erkennen.
Nimm mal diese Version, dann ist es ganz einfach
http://freiburger-anthologie.ub.uni-freiburg.de/fa/f…

Anscheinend ist das Gedicht ursprünglich nicht in Strophen aufgeteilt. Da aber die 14 Zeilen (im Link zur Freiburger Anthologie) dem Sonett entsprechen, hat jemand das Gedicht auch entsprechend typographisch gesetzt. Zwar nicht genau dem klassischen Sonett entsprechend, aber doch ähnlich - und er hat seine Entscheidung auch begründet:
http://dirk-schindelbeck.de/archives/3556

So, und nun bist Du an der Reihe ;-»
Viel Spaß!
Pit

Vielen Dank :smile:

hi,
vielen Dank,
werte bitte folgenden Link insgesamt aus:

https://www.google.de/search?q=Ernst+Stadler+1913&ie…

Gruß Frommy

Jede Strophe ist ein Limerick. Schaue unter Limericks nach, wie der genaue Reimschema geht. Google unter Limerick und viel Glück dabei.

MACH MAL SELBER EINEN: Das macht SDpaß

Grüße

R. Menges

Limerick???
Servus,

zum Limerick gehört ein bestimmtes Reimschema, ein bestimmter Rhythmus und der Bezug auf einen Ort in der ersten Zeile.

Nichts von den dreien ist hier gegeben.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

2 Like

Hat die Dame mal wieder einen Clown gefrühstükt? Fast so schräg wie ihre neuliche Aussage, am Hofe Augusts des Starken sei Mittelhochdeutsch gesprochen worden…

Limerickige Inhaltsangabe
Über die Brücke von Köln am Rheine
Donnert der Schnellzug, der feine.
Drin sitzt Ernst Stadler,
Äugt wie ein Adler,
Und kommt dabei mit sich ins Reine.

Schönes Wochenende!
Pit

3 Like

Hallo,

leider kann ich nicht wirklich helfen,
ich denke die Strophen sind immer 5 Zeilen lang, da passt der Umbruch am besten. Ansonsten bin ich leider auch überfragt, sorry!

LG CJ

Auf dem Trittbrett des D-Zugs
Hi Pit,

hier ist noch einer vom Trittbrett - nur betreffend die Deutzer Brücke an den ursprünglichen Inhalt angelehnt und daher fern von diesem, mit einem billigen Trick (Eigennamen auf Eigennamen) Reimworte verwendend und ohne den Witz der überraschenden Auflösung in der letzten Zeile, die eigentlich auch zum Limerick gehört.

Aber immerhin einen Namen verwendend, der mit weniger als 400 Trägern in D noch seltener ist als der Name Postler. Den Protagonisten dieses Werks hab ich übrigens als Kollegen gekannt:

Im Zug auf der Brücke nach Deutz
saß der reifere Buchhalter Heutz;
entnervt von dem Regen
und des Endreimes wegen
sprach er: „Wär’ ich doch schon in Scharbeutz!“

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

1 Like

Sei nicht so bescheiden
Moin Dichterpeder,

Dein Limerick ist nämlich nicht nur

betreffend die
Deutzer Brücke an den ursprünglichen Inhalt angelehnt

Guckema da, die letzten beiden Zeilen des Gedichts:
Und dann die langen Einsamkeiten. Nackte Ufer. Stille. Nacht. Besinnung. Einkehr. Kommunion. Und Glut und Drang
Zum Letzten, Segnenden. Zum Zeugungsfest. Zur Wollust. Zum Gebet. Zum Meer. Zum Untergang.

Und wo liegt Scharbeutz? - Richtig!
Dir ist also quasi eine Kürzestfassung gelungen. Und wenn Ernst Stadler zum Buchhalter Heutz wird, Du einen im Gedicht nicht präsenten Regen (der von der Stimmung her übrigens sehr passend wäre) in Deine Version einbaust , dann kann man das als dichterische Freiheit oder als gewollten Verfremdungseffekt betrachten.

Schönes Wochenende!
Pit

Unausgegorener Gedanke zur Interpretation
Hallo,

Du hast doch bestimmt schon einige Interpretationen des Gedichts gelesen - ist da jemand auf die zahlreichen Wörter/Bilder aus der Arbeitswelt der Bergleute eingegangen, die man in den ersten Zeilen findet?
Der Schnellzug tastet sich und stößt die Dunkelheit entlang.
Kein Stern will vor. Die ganze Welt ist nur ein enger, nachtumschienter Minengang,
Darein zuweilen Förderstellen blauen Lichtes jähe Horizonte reißen: Feuerkreis
Von Kugellampen, Dächern, Schloten, dampfend, strömend … nur sekundenweis …
Und wieder alles schwarz. Als führen wir ins Eingeweid der Nacht zur Schicht.
Nun taumeln Lichter her … verirrt, trostlos vereinsamt … mehr … und sammeln sich … und werden dicht.

Ich habe mir nur flüchtig ein paar Interpretationen angeschaut und war erstaunt, dass niemand darauf eingegangen ist. Falls Du diesen Aspekt bei der Interpretation berücksichtigen willst, Du aber die entsprechenden Querverbindungen nicht herstellen kannst, dann helfe ich Dir gern auf die Sprünge.

Grüße
Pit

P.S.: Diesen Fehler wirst Du hoffentlich nicht machen:
Frage:
Befindet der Zug sich die ganze Zeit auf der Brücke? und was heißt „Dareinn zuweilen Förderstellen blauen Lichtes jähe Horizonte reißen“?
Antwort mit dem Titel _ Hilfreichste Antwort - ausgezeichnet vom Fragesteller:
Deine Frage zu dieser Stelle ist so zu beantworten: Ernst Stadler fängt einen Augenblickseindruck ein. (Eine Sekunde dehnt sich in Zeitlupe!) „Förderstellen blauen Lichts“ dürften die Blitze des Stromabnehmers der Lok sein, welche plötzlich und für kurze Zeit zufällig etwas sichtbar machen, das bei der Fahrt in der Nacht sonst unsichtbar bleiben würde =„jähe Horizonte“._
http://www.gutefrage.net/frage/frage-zu-gedicht-fahr…
Zu Stadlers Zeiten gab es noch keine elektrifizierten Fernstrecken.

Ach ja, die Jugend von heute … ;-»

Eine gute Anleitung für eine ausführliche Gedichtanalyse findest du hier:

Hat mir auch sehr geholfen, als wir das Gedicht letzte Woche in der Schule analysiert haben