Hilfe bei Panikattacken

Hallo,

ich habe eine Frage und Hoffnung auf ein paar nützliche Tipps.
Ich leide seit einigen Jahren unter Panikattacken.
Diese schrecklichen Monster tauchen plötzlich (vorwiegend beim Autofahren) auf. Sie überrollen mich wie eine Lawine, plötzlich, ohne Vorwarnung, ohne jegliche vorherige Symptome.
Es ist der Horror. Los geht es, wenn ich eine längere (aber auch bei kurzen Strecken) Strecke fahre.
Anfangs ist eine leichte Unsicherheit, vielleicht mit leichter Nervosität zu vergleichen.
Weiter geht es, dass mein Körper zu reagieren beginnt.
Der Höhepunkt sind dann Kurzatmigkeit, Herzrasen, ein Brennen in der Herzgegend, Schwindel und eine riesige Angst um mein Leben.
Ich versuche dann, noch an das Fahrtziel zu kommen, was ich, ich weiß nicht wie, auch irgendwie schaffe.
Das Problem ist, dass es danach noch lang nicht vorbei ist,
Weiter geht es, indem ich dann Magenschmerzen bekomme, die Galle spinnt und mein Bauch anschwillt, wie bei einer hochschwangeren Frau (ich denke, dass meine ganzen Organe sich dann erst mal entkrampfen-weiß es aber nicht genau).
Zu guter Letzt muß ich dann erbrechen.
Nach dem ganzen Spektakel brauche ich mindestens einen Tag körperliche Erholung, habe Angst vorm Autofahren usw.
Das Problem an der Sache ist, dass ich jetzt ca. 7 Monate Ruhe hatte- es war gar nichts in der Art.
Es kommt ohne jeglichen für mich ersichtlichen Grund.

Hat jemand von Euch Erfahrungen damit?
Vielleicht gibt es ja Tipps mein „Monster“ auszuschalten?

Danke im Voraus für Eure Antworten
Liebe Grüße
Alice

Hallo alice!

Ich leide seit einigen Jahren unter Panikattacken.
Diese schrecklichen Monster tauchen plötzlich (vorwiegend beim
Autofahren
) auf. Sie überrollen mich wie eine Lawine,

Der Höhepunkt sind dann Kurzatmigkeit , Herzrasen , ein Brennen
in der Herzgegend, Schwindel und eine riesige Angst um mein
Leben.
Ich versuche dann, noch an das Fahrtziel zu kommen, was ich,
ich weiß nicht wie, auch irgendwie schaffe.

Es kommt ohne jeglichen für mich ersichtlichen Grund.

Hat jemand von Euch Erfahrungen damit?
Vielleicht gibt es ja Tipps mein „Monster“ auszuschalten?

Bevor du irgendwann jemanden totfährst, wäre eine Psychotherapie der einzig richtige Weg.

Man kann diese „Monster“ nicht ausschalten wie eine Lampe.

Dass dir die Gründe unersichtlich erscheinen deutet darauf hin, dass die Ursache tiefer in der Psyche verankert ist.

Tu dir und andere bitte den Gefallen und suche dir einen gescheiten Psychotherapeuten.

LG DDD

Vielleicht gibt es ja Tipps mein „Monster“ auszuschalten?

Der Rat, das mit Hilfe einer Psychotherapie anzugehen, wurde schon vorgebracht und ist sicher der Richtige. Insofern ist mein Beitrag nicht als Gegenvorschläg zu verstehen, sondern als Ergänzung

Tipps, da im Akutfall erst mal selbst was zu machen, gibts mehrere.
Oft genannt, weil wirksam und leicht erlernbar, wird z.B. die 54321-Regel zur „Dehypnose“*, so wie es hier beschrieben ist:
http://www.traumatherapie.de/users/bambach/hydratext…
Das muss allerdings regelmäßig praktiziert werden, damit es im Akutfall helfen kann.

* Das heißt btw deshalb so, weil die Hypnotherapeuten (das 54321 ist eine alte hypnotherapeutische Technik) solche Bewusstseinzustände wie die Angstattacke als (Problem)Trance-Zustand konzeptualisieren -> Dehynpose = aus der Trance heraus

Gruß
F.

Hallo,

aus meinem Umfeld kenne ich die Erkrankung und vieles, was Du beschreibst.

Ich bitte Dich eindringlich, nicht mehr selbst ein motorisiertes Fahrzeug zu führen, solange das nicht geklärt ist - Du gefährdest Dich und andere (Unschuldige) und da die Pankiattacken offenbar nur oder vorwiegend beim Autofahren auftreten, solltest Du vorerst nicht mehr selbst ein Auto führen. Ich weiss nicht einzuschätzen, wie man (Deine Versicherung) Dein Handeln unter dem Aspekt der Kenntnis dieser Anfälle juristisch bewertet, falls Du einen Unfall verursachst - als Laie erscheint es mir zumindest leichtsinnig und fahrlässig.

Neben der bereits erwähnten Psychotherapie könnte ggf. auch eine Hypnose-Therapie was bringen . . . ?!

Ein bisschen OT
Huhu!

Ich als ebenfalls betroffene Panikattackenpatientin (auch vor allem wenn es darum geht, Strecken in Verkehrsmitteln zurückzulegen, wenn auch mit anderen „Symptomen“) kann dir schon mal sagen:

Das geht vermutlich nie wieder weg. Das kann auf ein Minimum zurückgehen, aber die Verknüpfung unserer Hirne, auf etwas mit so einer Attacke zu reagieren, ist nun mal da.

Was wir üben/lernen/können sollten, ist, diese Attacke vorher-dabei-hinterher negativ zu bewerten. Vielleicht verglichen mit einem Nießer. Oder kurzem Schluckauf.

So weit die Theorie, in der Praxis bin ich auch noch nicht so weit. Aber ich finde den Gedanken sehr wichtig, dass das nichts ist, was man komplett loswerden kann, wenn man nur den richtigen Weg findet. Denn solange man diesen Weg sucht, sperrt man sich noch gegen diese verdammt schwere Akzeptanz.

Es tut mir leid, dass ich keine „hilfreichere“ Antwort habe.

Liebe Grüße (und ich lese natürlich trotzdem interessiert mit)
Lockenlicht

Ergänzung Fahren
ich nochmal…

Nachdem ich die anderen Antworten gelesen habe, hab ich noch das Bedürfnis, etwas zum Fahren zu sagen.

Speziell im Zusammenhang mit „Das hört nicht auf“ kann ich die Empfehlung, das Fahren sein zu lassen, nicht teilen.
Mein Therapeut schickt mich sogar auf die Straßen, anders kann ich ja die Attacken nicht rauskitzeln bzw. ohne Fahren nähre ich ja die Panik durch das Vermeidungsverhalten.

Wenn ich nun gerade, ohne Panik, rational drüber nachdenke, bin ich in solchen Situationen sogar oft noch geschärfter für Gefahren als ich das normalerweise bin (weil eben Angst ja zur Vorsicht mahnt). Und man wird ja auch automatisch vorsichtiger, ich zumindest. Zwar tobt es im Kopf, aber dennoch glaube ich, habe ich die Verkehrsteilnehmer bei sowas immernoch gut im Auge, vielleicht besser. Da wäre es sinnvoller, trotzdem noch zu fahren und, wenn es zu hart wird, eine kurze Pause zu machen - Autobahnen haben ja Abfahrten in regelmäßigen Intervallen (oder eben ganz zur Not nur noch Straßen benutzen, bei denen man in noch kleineren Abständen Gelegenheit zum Anhalten hat).

Dass du gerade während einer Attacke höchst unwahrscheinlich ohnmächtig wirst, also unwahrscheinlicher als ohne Attacke, weißt du vielleicht bereits (Ohnmacht als Angst stand da nicht direkt, ist aber ja irgendwie ein theoretisches Resultat aus deinen beschriebenen Körpereindrücken in dem Moment, darum erwähne ich das mal).

als ehemals Betroffene: mein Weg raus aus der Angst
Hallo Alice,

vor bald 25 Jahren hatte ich ebenfalls extreme Panik-Attacken, von jetzt auf gleich, und sie haben mein Leben unglaublich eingeschränkt und mich belastet.

Nach der üblichen Suche nach Ursachen für meine (körperlichen) Beschwerden wurde (mir, nicht den Ärzten) schnell klar, dass es sich um ein psychisches Problem handelt.

Glücklicherweise bekam ich recht schnell einen Termin beim Fachmann, FA für Neurologie und Psychiatrie.

Er wollte mich parallel zur Gesprächstherapie mit Medikamenten behandeln, was ich zunächst ablehnte im Glauben, das selbst zu schaffen.

Ein Trugschluss.

Nach einem kompletten Zusammenbruch habe ich mich dann aber doch darauf eingelassen und über insgesamt 1,5 Jahre ein angstlösendes Medikament genommen, das nicht abhängig macht.

Die Vermeidungsstrategie mit dem Autofahren ist zwar zunächst verständlich, bringt Dich aber nach meiner Erfahrung in keiner Weise weiter, sondern schränkt Dich permanent weiter ein.

Nach 6 Monaten harter Arbeit, Therapie und bewusst gewählter Konfrontationssituationen war ich weitgehend frei von Panikattacken. Bin dann in eine Selbsthilfegruppe gegangen, was mir sehr geholfen hat.

Wenn die Panik einem doch mal wieder über die Schulter guckt, hat man Menschen, denen man das nicht groß erklären muss.

Heute weiß ich, dass die Panikattacken bei mir zur ADS-Symptomatik gehören.

Was ich Dir also sagen will: geh zu einem Fachmann, der Dir ggf. auch Medikamente verordnen kann.

Mit dieser Hilfe ist es nach meiner eigenen Erfahrung gut möglich, eine Therapiefähigkeit herzustellen.

Was nutzt Dir eine Therapie, die Du gar nicht sinnvoll nutzen kannst?

Und verzweifel nicht an Deinem „Begleiter“, ich habe ihn mir immer wie einen Hund vorgestellt.
Zunächst aggressiv und bissig, nervend, beängstigend, aber im Lauf der Zeit wie ein Beschützer.
Wenn sich heute - sehr, sehr selten - mein „Hund“ meldet, dann weiß ich „Achtung, Du musst besser auf Dich achten!“

Alles Gute,
Angelika

P.S. Etwas zum Lesen „ADS-Panikattacken“

http://www.adhs-deutschland.de/Home/Begleitstoerunge…

Es gibt noch seelische Erkrankungen, die bei AD(H)S gehäuft auftreten dazu gehören

Angst

Diese tritt häufig auch mit Depression zusammen auf. Es gibt darüber hinaus eine generalisierte Angststörung, was bedeutet, dass die Betroffenen ständig von Ängsten überflutete werden und dauernd in Katastrophenerwartungen leben, was jetzt an Schrecklichem in ihrem Leben passieren könnte.
Weiterhin gibt es Panikattacken, die plötzlich wie aus heiterem Himmel entstehen und von heftigen körperlichen Reaktionen begleitet sind: wie schnellen Herzschlag, Beklemmungsgefühle, Schwindel, Luftnot usw. Weiterhin gibt es noch die Phobien, die auftreten, wenn ein Angst machendes Objekt z. B. eine Spinne wahrgenommen wird.

Auch hierdurch können sich dann Panikattacken entwickeln.
Die Behandlung der Angstzustände gleicht in großen Teilen der Behandlung der Depression, weil genauso Psychotherapie, hier allerdings vorwiegend die Verhaltenstherapie, zum Einsatz kommen und ebenfalls die gesamte Bandbreite der Antidepressiva.
Angstpatienten sollten aber in jedem Falle über eine Notfallmedikation verfügen wie Tavor Expidet, die sie bei Auftreten einer Panikattacke einnehmen können.
Diese Medikamente sind im Notfall ( bitte nicht als Dauerbehandlung, wegen der Suchtgefahr) sehr wirksam und helfen den Betroffenen sich aus dem unerträglichen Zustand der Panik, Ohnmacht und des Ausgeliefertseins zu befreien.

AD(H)S-ler berichten auch öfter über das Auftreten von Minipaniken, die sie befallen, wenn etwas nicht so klappt, wie sie sich das vorgestellt haben. Hier hilft es zu lernen diese Minipaniken zu akzeptieren, um sie zu wissen, sich selbst zu beruhigen und den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten um sich damit abzulenken.

Hallo LadyLockenkicht,

sei mir nicht böse, aber mit Bezug auf die Beschreibung im UP

Anfangs ist eine leichte Unsicherheit, vielleicht mit leichter Nervosität zu vergleichen.
Weiter geht es, dass mein Körper zu reagieren beginnt.
Der Höhepunkt sind dann Kurzatmigkeit, Herzrasen, ein Brennen in der Herzgegend, :Schwindel und eine riesige Angst um mein Leben.

finde ich Deine Empfehlung zum Führen eines KFZ geradezu leichtsinnig - spätestens bei einsetzendem Schwindel(-gefühl) ist m. E. die Wahrnehmung der Umgebung arg eingeschränkt.

Vlt. sind Panikattacken von Mensch zu Mensch unterschiedlicher als von Dir angenommen . . . ?

Huhu!

Ich bin NIE böse :smile: (quasi)
Und natürlich ist vermutlich keine Panikattacke wie die andere bei unterschiedlichen Menschen. Das „mit anderen Symptomen“ aus meinem ersten Post bezog sich mehr auf die Nachwehen, die Stunden später bzw am nächsten Tag noch passieren.

Bei mir ist Schwindel das Haupt"gefühl" bei einer Panikattacke. Meine Oberangst ist nämlich die Befürchtung, jeden Moment ohnmächtig zu werden und da gehört Schwindel ja zu den Dingen, die man sich dann perfekt herbeireden kann.

Natürlich kann es sein, dass es bei der UP tatsächlich so ein Schwindel ist, den man mit Betrunkensein vergleichen könnte. Ich kenne es so, dass man zwar denkt, man wäre total schwindelig, aber es ist nicht vergleichbar mit …keine Ahnung „echtem“(?) Schwindel, wenn der Kreislauf tatsächlich zumacht. Wenn ich stehend eine Attacke bekomme, dann schwanke ich nicht, oder muss mich nicht stützen oder solche Dinge. Mir merkst du nicht an, dass ich gerade glaube, dass ich jeden Moment umkippe - solange ich es dir nicht sage.

Ich wollte auch nicht sagen, dass ihr falsch liegt, natürlich kann es sein, dass sie so eingeschränkt ist, dass Fahren gefährlich wird. Aber es kann auch sein, dass Fahren immer noch möglich ist. Und solange es das ist, wäre „nicht mehr Fahren“ ein schlechter Rat, weil es dazu einlädt, zu vermeiden.

Liebe Grüße
Lockenlicht

PS: Das was Angelika (war es Angelika? über uns hier) sagt, ist wohl das allerbeste. Man meint, man kriegt das schon allein wieder hin. Ist meist nicht so. Aber da sind wir uns ja ziemlich einig alle

der gefühlte Schwindel
Hallo zusammen!

Dieser gefühlte Schwindel ist nach dem, was in unserer Selbsthilfegruppe im Lauf der Jahre berichtet wurde, so, dass es kein konkreter Schwindel wie bei einer Ohnmacht ist.

Sondern eher ein Wattegefühl im/um den Kopf.

Von außen sieht NIEMAND etwas, bemerkt NIEMAND etwas, weder Gangstörungen noch sonstwas.

Und zu einer konkreten Ohnmacht ist es bei allen Panik-Betroffenen, die ich kenne, noch NIE gekommen.
Nicht mal ansatzweise.

Es findet alles ausschließlich im Kopf statt , und meistens geht parallel der Puls hoch.

Angelika

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Hallo,

nur, um das etwas mehr verstehen zu können: dieses Wattegefühl - das beeinträchtigt dann wirklich nicht die Fähigkeit ein Auto zu führen?

Es gibt Tests, die prüfen, wie sehr Fähigkeiten durch Alkohol eingeschränkt werd. Ein generelles Ergebnis ist wohl, dass sich JEDER überschätzt, d.h. dass man es nicht selbst einschätzen kann, ob man noch in der Lage ist, ein Auto ohne Beeinträchtigung zu führen. Natürlich ist so eine Testsituation mit einer Panikattacke nicht zu kombinieren, bzw. ich stelle es mir schwer bis unmöglich vor, eine Panikattacke bewusst dann herbeizuführen, wenn die Testumgebung zur Verfügung steht.

Sicher ist ein Verzicht aufs Autofahren eine Einschränkung, vor allen Dingen, wenn man das nicht als temporär ansieht. Andererseits gibt es eben Zustände, die das Führen von Maschinen auf längere Dauer verbieten. Und es gibt Menschen, die ohne Auto und ohne Führerschein leben, und das als normal empfinden und nicht als Einschränkung.

Für mich, jemand, der möglicherweise zur gleichen Zeit die Straße benutzt, bleibt bei der Schilderung der Symptome eine ziemliche Verunsicherung zurück. Ich halte es für unverantwortlich, wenn jemand unter Alkoholeinfluss Auto fährt. Ich sehe, bei dem, was bis jetzt geschrieben wurde, keine Argumente, warum das bei Panikattacken anders sein soll.

Siboniwe

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Huhu!

Hallo,

nur, um das etwas mehr verstehen zu können: dieses Wattegefühl

  • das beeinträchtigt dann wirklich nicht die Fähigkeit ein
    Auto zu führen?

Ich kann ja nur von mir sprechen - und ich kann es, wie du das auch unten bei dem Test mit Alkohol sagst, nicht einschätzen. Meine Vermutung ist:

Auf so geraden, „schnellen“ Strecken wie z.B. Autobahn bin ich vermutlich genauso beeinträchtigt/anfällig, wie der normale Autofahrer auch. Ich vermute, in dem Moment, wo es eine brenzliche Verkehrssituation gäbe, wäre ich sofort „wieder da“ und die Panik wäre weg.
Ich glaube, in der Stadt oder auf Landstraßen kann es tatsächlich ein bisschen gefährlicher sein, weil es mehr Störungsquellen gibt. Der Vorteil ist da aber, dass ich da quasi jederzeit und überall anhalten kann, ohne mich und andere zu gefährden. Wenn es da dann zu schlimm würde, könnte ich eben aussteigen aus Auto und Situation.

Es gibt Tests, die prüfen, wie sehr Fähigkeiten durch Alkohol
eingeschränkt werd. Ein generelles Ergebnis ist wohl, dass
sich JEDER überschätzt, d.h. dass man es nicht selbst
einschätzen kann, ob man noch in der Lage ist, ein Auto ohne
Beeinträchtigung zu führen. Natürlich ist so eine
Testsituation mit einer Panikattacke nicht zu kombinieren,
bzw. ich stelle es mir schwer bis unmöglich vor, eine
Panikattacke bewusst dann herbeizuführen, wenn die
Testumgebung zur Verfügung steht.

Also mit mir könnte man fast jederzeit so eine Panikattacke herbeiführen, auch in einer Testumgebung, ich weiß nicht, ob es da Studien gibt, aber an Attacken mangelt es sicher nicht. Wenn dann eher daran, dass es vermutlich nicht so vergleichbar von einem Mensch zum anderen ist wie die Auswirkung von Alkoholeinfluß

Sicher ist ein Verzicht aufs Autofahren eine Einschränkung,
vor allen Dingen, wenn man das nicht als temporär ansieht.
Andererseits gibt es eben Zustände, die das Führen von
Maschinen auf längere Dauer verbieten. Und es gibt Menschen,
die ohne Auto und ohne Führerschein leben, und das als normal
empfinden und nicht als Einschränkung.

Mein Punkt war nicht so sehr die Einschränkung der, ich nenn es mal „mobilen Selbstbestimmung“. Im Gegenteil, wenn du mir sagen würdest, dass ich so kein Auto mehr fahren darf, das wäre eine Erleichterung, weil ohne Autofahren keine Panikattacken mehr (sagt mir erst mal mein Gefühl). Keine Gefahr mehr, dass ich irgendeine Pflicht „auf mich nehmen muss“ um daunddahin zu fahren.
Aber Panik ernährt sich von Vermeiden. Die wächst daran, dass man Sachen nicht mehr macht, bei denen man Panik bekommt - und der ist es dann egal, ob man das aus Verantwortungsgefühl den anderen Verkehrsteilnehmern macht oder einfach, um der Panik auszuweichen. Und wenn man bei einem vermeidet und das „funktioniert“; weil die Attacken ja ausbleiben…dann kommt irgendwann woanders mal eine Atttacke (weil wie oben geschrieben, das Hirn nun einfach so funktioniert, dass das mal passiert) und dann muss man die nächste Situation vermeiden, damit die nicht wieder kommt. Ich sage das nicht als Argument fürs fahren, sondern rein zum Verständnis, was das nicht-fahren ausmacht

Für mich, jemand, der möglicherweise zur gleichen Zeit die
Straße benutzt, bleibt bei der Schilderung der Symptome eine
ziemliche Verunsicherung zurück. Ich halte es für
unverantwortlich, wenn jemand unter Alkoholeinfluss Auto
fährt. Ich sehe, bei dem, was bis jetzt geschrieben wurde,
keine Argumente, warum das bei Panikattacken anders sein soll.

Total verständlich und ehrlich gesagt habe ich mir da noch nie Gedanken drüber gemacht, dass das vergleichbar sein könnte. Und es könnte so sein, ich weiß es nicht. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass „uns“ das fahren nur weiterhin erlaubt ist, weil Panikattacken nicht so „greifbar“ sind wie beispielsweise Epilepsie.

Die zwei PRO-Argumente, die ich für mich habe, sind deshalb auch ziemlich „dünn“ und rein subjektiv:

  1. Der Therapeut schickt mich fahren, der sollte sich damit ja irgendwie auskennen
  2. Ich bin tendenziell eine eher vorsichtige um nicht zu sagen schissige Person und würde bei Gefahren immer eher einmal zu viel als einmal zu wenig anhalten und bilde mir deshalb ein, dass ich da ungefährlich „bin“.

Allerdings, jetzt verrate ich ein Geheimnis, bin ich einmal vor Jahren mit Restalkohol gefahren, weil ich Panik hatte. Keine Panik beim Fahren, sondern Panik, an dem Ort zu bleiben, an dem ich war und darum bin ich dann nach Hause gefahren - das war komplett irrational und hätte ich ohne dieses Fluchtgefühl nie gemacht (auch wenn ich immerhin immer schön langsam mit 70 hinter einem LKW her bin, weil mir immerhin bewusst war, dass ich möglicherweise nicht so fahrtüchtig bin, wie man sein sollte. Das war echt nicht ruhmreich.)

So ganz von der Hand zu weisen ist deine Sorge nicht.

Siboniwe

Liebe Grüße
Lockenlicht

Noch eine Ergänzung
Ich möchte noch einen Gedanken anfügen:

Panikattacken klingen ja immer so ein bisschen nach Ausflippen für Leute, die das nicht kennen. Und nach unkontrollierbar-sein usw.

Nach meiner Erfahrung und dem Wissen, wie viele Leute sich damit rumschlagen, wirst du vermutlich im letzten Monat mal mit einer Person zu tun gehabt haben, die während eurer Interaktion eine leichte oder mittelschwere Panikattacke hatte. Und du wirst es ihr nicht angemerkt haben, wenn sie von sich aus nichts gesagt hat. Ihr werdet euch normal unterhalten haben, sie dich bedient haben an der Kasse oder im Restaurant, du sie beraten haben (oder je nachdem, was du tust) etc.

Also alle „Interaktionsfunktionen“ sind immer noch vorhanden und im Prinzip wie immer; daher auch diese Unterscheidung von echtem Schwindel und diesem Panikschwindel. Die meisten Leute in meiner Umgebung merken mir eine Attacke nach wie vor nicht an (und es wissen eigentlich alle, die mich kennen, dass ich damit zu tun habe).

Also man ist da nicht so total neben sich und nur noch mit sich selbst beschäftigt. Schwer zu beschreiben :smile:

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Hallo! (Elke?)

Von *mir* kann ich nur sagen, dass es sich völlig anders angefühlt hat, als wenn man Alkohol getrunken hat.

(Nein, ich bin noch nie unter Alkoholeinfluss gefahren, nur gegangen…)

Es war bei mir eher das Empfinden „gleich passiert etwas Schlimmes“, aber gekoppelt mit eher gesteigerter Aufmerksamkeit, focussiert auf den Verkehr.

Inwiefern ein Mensch mit Panikattacken verkehrstüchtig ist, kann ich beim besten Willen nicht einschätzen - dazu ist das Ganze wohl auch zu individuell.

So vom Gefühl her würde ich aber sagen, dass von anderen Verkehrsteilnehmern (Smartphone bedienen während der Fahrt, Beruhigungstabletten, Alkohol, Familienstreit usw.) eine höhere Gefahr ausgeht.

Angelika

Moin noch Mal, Angelika!

So vom Gefühl her würde ich aber sagen, dass von anderen
Verkehrsteilnehmern (Smartphone bedienen während der Fahrt,
Beruhigungstabletten, Alkohol, Familienstreit usw.) eine
höhere Gefahr ausgeht.

Das Führen eines Fahrzeuges (und bestimmter Maschinen) ist ja nicht ohne Grund unter dem Einfluss von Alkohol und best. Medikamenten VERBOTEN!

Der Versuch der Gefahrenrelativierung ist m. E. in diesem Zusammenhang widersinnig: Einen Familienstreit odgl. kann man i. d. R. nicht vorhersehen (wie eine wahrscheinliche Panikattacke während des Fahrens) und kaum eine Familie dürfte sich auf die Fahrbahn begeben, wenn/weil dort das Risiko eines handfestens Streites höher ist . . . ;-|

Insofern verstehe ich Deinen Beitrag als Bestätigung meiner Bedenken zum Führen eines KFZ.

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Hallo! (Elke?)

Ja. Aber so heiße ich ja vielleicht auch nicht :smile:
Danke an dich und auch an Lockenlichts Beschreibung. Ich verstehe schon, wie schwierig es ist, so etwas einem Außenstehenden zu erklären. Oder überhaupt jemandem zu erklären. Allerdings geht es mir wie Tom. Beruhigt haben mich eure Berichte nicht wirklich.

Diese Alkohol-tests gibt es inzwischen auch schon auf Jahrmärkten (nicht nur zu Studienzwecken), vielleicht könnte man das einfach mal selbst machen. Denn ihr beide schreibt ja: richtig abschätzen kann ich das nicht.

alles Gute!
Siboniwe

Hallo nochmal!

Vor gut 20 Jahren hat eine Teilnehmerin unserer SHG eine Konfrontationstherapie im Dornier-Institut Münster gemacht.

Ziemlich zu Beginn der Behandlung musste sie (…die nur selten Auto gefahren ist…) mit dem PKW auf die Autobahn. Zunächst saß ein Therapeut daneben, danach nicht mehr.

Insofern gehe ich davon aus, dass wohl nach Einschätzung der Therapeuten eine Fahrtüchtigkeit vorhanden gewesen sein wird.

Angelika

Hallo Alice,

normalerweise könnte man erstmal sagen - Augen zu und durch. Es gibt Menschen, die müssen mit Flugangst fliegen, mit Angst vor Hunden leben oder mit der U-Bahn fahren. Mit einer Angst bzw. Panikatacke sind die entsprechenden Situationen eine Hölle, aber in den wenigsten Fällen lebensbedrohlich.
Das sehe ich in Deinem Fall anders: versuche ganz dringend Deine Autofahrten einzuschränken und bei längeren Strecken auf die Bahn auszuweichen, denn hier begibst Du Dich, wie Du es schilderst, tatsächlich in lebensgefahr und noch schlimmer - Du beziehst andere Verkehrsteilnehmer möglicherweise in die Gefahr mit ein.

Ich bezweifele, dass Tips aus dem Internet da wirklich hilfreich sind. Angst / Panik sind die klassischen Themen der psychologischen Verhaltenstherapien. Du musst da nicht gleich zum Psychiater und Medikamente nehmen, sondern zum Psychologen.

Diese Fachperson wird Dir Empfehlungen aussprechen und dich ggf. zum Facharzt überweisen. Bei Angststörungen ist aber ein Arzt oft nicht notwendig. Er/sie wird auch entscheiden können, ob eine Ursachenforschung sinnvoll ist. Du schreibst, dass die Panikatacken nur beim Autofahren auftreten, also ist das ein klar umgrenztes Gebiet.

Viele Grüße

Hallo,

die Reaktion ist bei Panikatacken stark eingeschränkt bzw. verzerrt. Es ist unzumutbar jemanden, der darunter leidet „auf die Strasse“ zu schicken um ihn zu „heilen“. Das ist eine absolut unkontrollierbare Variable, die u.U. auf Kosten von Menschenleben geschieht.

Viele Grüße

Liebe Alice, dem bisher Gesagten möchte ich noch die Empfehlung zu einer Familienaufstellung hinzufügen. Kann man auch begleitend zu anderen therapeutischen Verfahren machen. Deine Ängste haben vermutlich eine echte „Geschichte“ zum Ursprung. Diese kann aus deinem eigenen Leben stammen (z. B. wenn du einmal eine schlimme Erfahrung in einem Auto gemacht hast) oder aus dem Leben eines Angehörigen (z. B. jemand aus deiner Familie ist im Auto tödlich verunglückt). Es ist hilfreich, diese echte Geschichte zu finden. Das kann mit therapeutischen Verfahren, z. B. Hypnosetherapie, geschehen oder in einer Familienaufstellung. Mir hat diese Methode bei meinen Ängsten sehr weiter geholfen. Wenn es dich anspricht, informier dich mal darüber, z. B. http://de.wikipedia.org/wiki/Familienaufstellung […] Gute Besserung wünscht Toewanda


[MOD Kreszentia: Werbelink entfernt]