Ein Freund hat zwei Geschäfte mit handgemachten Lederprodukten und würde gerne weitere zwei eröffnen. Für den Ladenbau der ersten beide Geschäfte hat er sich an den Vater seiner damaligen Lebensgefährtin gewandt. Das Paar hat sich jedoch mittlerweile getrennt und daher muss er sich erstmals diesbezüglich umhören. Das Innendesign kann natürlich auch anders aussehen. Er könnte sich auch vorstellen, die ersten beiden Shops dann quasi an die zwei weiteren zu adaptieren. Hat jemand oder weiß jemand in der Runde von Erfahrungen hinsichtlich des Ladenbaus und kann uns dazu berichten? Vielen Dank vorab!
Was willst Du jetzt hören? Es gibt regional immer diverse Firmen, die Ladenbau anbieten. Das sind oft Tischler/Schreiner, teilweise auch Firmen die sich auf Ladenbau, Gastronomie-Ausstattung und ggf. Messebau spezialisiert haben. Es gibt jede Menge Standardsysteme für diverse Zwecke wie Regale, Umkleidekabinen, Kassentische, … die man zu einem mehr oder weniger großen Anteil nutzen kann, um Kosten zu sparen und leichte Erweiterbarkeit zu gewährleisten. Je mehr Individualität man will um so teurer wird der Spaß durch Einzelanfertigungen.
Wenn in den vorhandenen Läden schon Systemkomponenten verbaut sind, würde es ggf. Sinn ergeben, deren Hersteller zu identifizieren und sich einen alternativen Lieferanten hierfür zu suchen, der dann ggf. auch gleich den Rest mit erledigen kann.
Ist auch die Frage, was genau das Ziel deines Freundes ist und welche Kunden er ansprechen möchte. Gerade bei Leder nehme ich an stehen natürliche Produkte im Vordergrund und wenn du schon von handgefertigten Dingen schreibst würden Tischlermöbel gut passen, allerdings sind die ziemlich kostspielig…Wenn er dann erreichen möchte, dass man die einzelnen Shops als zusammengehörig identifizieren kann, dann wären solche Systemkomponenten wie @wiz erwähnt interessant. Ein alter Freund von mir hat vor vielen Jahren sein Kamerazubehör-Geschäft mit den Systembauteilen von Syma ausgestattet und ist da bis heute zufrieden, auch wenn er den Shop inzwischen oft umgebaut hat, die sind eben ziemlich flexibel einzusetzen. Kann man dann ja auch mit einzelnen natürlicheren Elementen kombinieren… Sind denn in den anderen Shops auch typische Ladenbausysteme verwendet worden oder eher Möbel?
Vielen Dank für eure Rückmeldungen!
@Wiz wie gesagt, es handelt sich in dem Fall um Geschäfte mit handgemachten Lederprodukten. Die Hauptzielgruppe ist jene der Touristen. Und da ist meines bzw. unseres Erachtens kontraproduktiv, wenn man 0815-Ausstattungen oder Standardsysteme verwendet. Also natürlich kann es sinnvoll sein, darauf zurückzugreifen, aber dann, wenn die Zielgruppe vorwiegend aus dem eigenen Land stammt bzw. es weniger wertvolle Produkte sind. Wenn man solche Ware anbietet und dann bei der Ausstattung spart, dann macht das keinen sonderlich guten Eindruck.
Oder ist es grundsätzlich auch machbar, diese Ausstattungen von Schreiner sowie Tischlern und die Standardsysteme designtechnisch zu individualisieren?
@romopa: Wie sieht es mit diesen Systembauteilen bei der Individualität aus? Und warum hat er das Geschäft mittlerweile oft umgebaut? Es wurden in den anderen Geschäften eher Möbel verwendet.
Die Bandbreite ist riesig. Vom billigen typischen Chrome kompletter Fertigteile über Fertigteile, die man zumindest nach eigenen Vorstellungen lackieren kann, Systemwände, die dann mit individuellen Platten abgedeckt werden können, dass nur noch die Funktionalität über die Standardsystemteile abgedeckt wird, bis hin zu Beschlagsätzen und „Innenleben“ für individuell gefertigte Möbel. Ein Ladenbauer vor Ort wird die für das gewünschte Budget machbaren Dinge benennen können.
Zu Studizeiten hatte ich drei Ladenbauer als Kunden meiner kleinen IT-Firma. Der eine machte u.a. für eine große Tankstellenkette nur Standardteile in kundenspezifischer Lackierung, der andere machte nur recht teure italienische Kastenmöbel (aufgestapelte kleine Vitrinen- und Regalelemente). Der dritte war ein Tischler, der seine Beschlagserien, Innenausbauten und Systemwände hatte, für die er dann die passenden Platten (Material/Beschichtung/Lackierung) und Möbelteile auf Kundenwunsch fertigte, mit denen jeder Laden individuell aussah, aber trotzdem Standardtechnik dahinter stecken hatte.
Er ist einfach so, er braucht es immer abwechslungsreich. Er hat auch sein Wohnzimmer jedes Monat umgestellt… Also es waren keine großen Umbauten und auch nur alle paar Jahre, aber es hat doch immer wieder ganz anders ausgesehen.
Diese Systembauteile, die er da im Geschäft hat sind ähnlich wie die Kinderbausätze meiner Enkel, da gibt es genormte Teile mit denen man Ecken bildet und Längsteile für die Rahmen und die kann man individuell bespannen oder Platten einpassen. Somit kann man ganze Wände bauen, aber auch Regale oder Vitrinen. Ich denke das lässt sich dann auch gut individuell gestalten oder kombinieren. Der Vorteil zu Möbeln ist, dass die flexibler umgebaut werden können und wesentlich leichter sind. Aber er hatte Möbel auch zusätzlich drin, damit könnte man dann schon ein ähnliches Bild zu den anderen Geschäften deines Freundes kreieren.
@Wiz vielen Dank für die weiteren Erklärungen! Du scheinst dich richtig gut auszukennen und ich entschuldige mich für die Tatsache, dass ich aus Standardsystemen gleich 0815-Systeme gemacht habe. Jetzt abseits der Kunden deiner IT-Firma (und Hut ab vor der Tatsache, dass du das parallel zum Studium so hinbekommen hast), hast du selbst Erfahrungen damit? Und wenn ja, hättest du grundsätzlich auch die Möglichkeit, den Ladenbau vom selben Unternehmen planen zu lassen oder wäre es notwendig, sich diesbezüglich an eine Drittfirma zu wenden?
@romopa verstehe ich also richtig, dass man mit diesen Systembauteilen die Innenarchitektur des Geschäfts relativ einfach immer anders umgestalten kann? Und wie hat er es mit der Planung gehandhabt?
Wenn es „nur“ um die Gestaltung (abgestimmt auf ein vorhandenes Betriebskonzept) geht, könnte Dein Freund sich an Hochschulen mit dem Ausbildungsgang „Produktdesign“ und Vorschlag für ein „Projekt“ wenden.
Oder er sucht sich wie auch immer angehende oder gerade „fertige“ Produktdesigner, die oft freiberuflich arbeiten.
Die drei, die ich kenne, erwarten allerdings ein klares und nachvollziehbares inhaltliches Konzept, berücksichtigen Vorhandenes und Finanzen und klemmen sich rein.
Machen aber nicht Alles.
Ich würde das mal versuchen.
LG
Amokoma1
Ja genau, zumindest mit den Elementen von Syma, die mein Freund da hat. Die Planung hat er selbst gemacht. Er hat sich selbst einen Plan gezeichnet und überlegt, wie er die vorhandenen Teile neu zusammensetzen kann, sodass die Produkte alle hineinpassen und gut präsentiert werden können. Ich hab ihm nur hin und wieder einmal beim Umbau selbst geholfen. Der Vorteil ist eben, dass er mit den Systembauteilen sowohl Vitrinen für die hochwertigen Produkte wie Objektive, als auch Regale für Kamerataschen zum Beispiel bauen konnte und Trennwände waren da auch möglich – die Firma macht auch sehr viele Messestände und da braucht man wirklich alles (von Wänden, über Treppen bis Vitrinen) und das möglichst schnell aufgebaut.
@Amokoma1 vielen Dank für deinen Input! Es geht sowohl um das Design als auch um den Bau. Und ich gehe einmal davon aus, dass der Workflow einfacher ist, wenn alles vom selben Anbieter abgewickelt wird. Wir behalten deinen Tipp aber selbstverständlich im Hinterkopf.
@romopa oh, das erinnert wirklich stark an Kinderbausätze bzw. etwa an Lego, wenn man mit einer Packung verschiedenes zusammenbauen kann. Jetzt gibt es ja, glaube ich, sogar einzelne Teile im Handel. Und wenn dein Freund ein Fotografie-Fachgeschäft besitzt, dann ist er mit ziemlicher Sicherheit ebenfalls ein Fotograf und kreativ. Da hat das mit Sicherheit gut hin. Hat er eigentlich anfangs ebenfalls alles selbst das Design geplant?
Ja das ist er auf jeden Fall! Und ja deshalb hat er auch schon ganz am Anfang sein Design selbst gemacht, er hat sich nur ein wenig marketingtechnisch erkundigt, was sinnvoll wäre wo anzuordnen, aber das war auch Eigenrecherche.
Aber soweit ich weiß kannst du die Beratung zur Gestaltung auch von derselben Firma bekommen, da sie, wie gesagt, auch Messestände bauen, haben die eigene Architekten im Haus. Da kann dein Freund sich auch für den einen Shop Hilfe holen und eventuell die anderen dann selbst umbauen – je nachdem wie viel Aufwand das ist.
Vielen Dank für die weitere Rückmeldung! Die Tatsache, dass es im Unternehmen auch eigene Architekten gibt, klingt schon allein aufgrund der kürzeren Wege gut. Helfen diese eigentlich auch bei der Planung eines Umbaus, wenn man hinsichtlich der Kreativität nicht mit deinem Freund mithalten kann?
Ja ich denke schon, aber das müsstest du einmal anfragen oder eben dein Freund. Hat er sich generell schon entschieden wie er den Ladenbau angehen möchte oder liegt das noch in weiterer Zukunft?
Mein Freund hat sich in diesen Tagen an das von dir genannte Unternehmen gewandt. Dabei wurde ihm auch das mit den Bausteinen erklärt, im Bedarfsfall kann er dafür auf ihre Dienste dazu greifen. Bezüglich des Designs hatte er grobe Vorstellungen. Die Architekten nehmen, wenn ich das richtig verstanden habe, diese Vorstellungen, das Logo und das Homepage-Design als Grundlage.
Schön zu hören, dass das funktioniert hat, dann wünsche ich viel Erfolg mit den neuen Shops!