Hilfe mein Hund hat Angst vor anderen Hunden

Guten Tag Mein Name ist Attilio Es geht um meinen Hund Lion ein 10 Monate alter Schäferhund mischling.

Er kommt aus einem Tierheim in Russland Dort ist er schon seit Welpe gewesen ich weiß nicht was der Hund erlebt hat aber jedenfalls hat er große Angst vor anderen Hunden ??

Heute war ich mit ihm Gassi und er hat eine neue Freundin gefunden , die er anfangs auch an geknurrt hat und unruhig geworden ist Doch nach 10 Minuten Spaziergang hat er ihr vertraut , und mir ist aufgefallen das er ihr alles nach macht D.h schnuppern , Über all hin laufen wo sie hinläuft usw.

Dennoch hat mein Hund großer Angst vor fremden Hunden
Bei einem Zusammentreffen möchte er schnell die Richtung wechseln und abhauen Er knurrt , bellt , und will weg .

Nun meine Frage wie kann ich das Vertrauen zu anderen Hunden aufbauen so dass mein Hund anderen Hunde lernt zu vertrauen ???

Ich würde mich um Antworten und hilfreiche Tipps sehr freuen .

Attilio und Lion

Kann da seine neue Hundefreundin nicht bei helfen? Er wird doch sehen, dass sie keine Angst hat, und dass ihr auch nichts passiert. - Wenn das oft genug passiert, wird sich seine Panik sicher reduzieren.

Da ich selbst zwar einen ängstlichen/unsicheren Hund habe, aber bei ihm die Sozialkontakte nicht das Problem sind, kann ich Dir da keine perfekte Antwort geben, wie das im Einzelnen zu machen ist, aber was ich (in den meisten Fällen) für extrem gut halte, ist, mit der Fellnase regelmäßig auf ein organisiertes Hundetreffen zu gehen (nicht nur für ängstliche Fellnasen !)

Solche „Spielstunden“/„Ausläufe“ bieten oft Hundeschulen an (manchmal mit zusätzlicher Beschäftigung, z.B. Spiele oder Nasenarbeit, aber es sollte auch viel Zeit für das „freie Spiel“ der Hunde zur Verfügung stehen).

Ich finde es gerade bei einem ängstlichen Hund äußerst wichtig, dass unbedingt jemand Professionelles dabei ist, der die Situation gut einschätzen kann (also nicht einfach auf eine Hundewiese mit ihm gehen), und euch bei den „ersten Schritten“ mit anderen Hunden helfen kann, sodass er in geschütztem Rahmen freundliche Artgenossen kennenlernen kann (das solltet ihr dann aber auch regelmäßig tun), und dadurch hoffentlich die Angst mit der Zeit etwas verliert. Vielleicht geht es auch erst nur 1, 3 oder 5 Minuten, bevor das Stresslevel zu hoch ist…er sollte sich dann auch zurückziehen dürfen und können, wenn es nicht mehr geht. Aber jemand, der eine „professionelle“ Spielstunde/Hundetreff betreibt, sollte darauf auch achten…

Wobei gerade Angst ein Thema ist, das zu therapieren extrem lange dauert und schwierig ist, das weiß ich von meinem Hund (in anderen Bereichen) aus Erfahrung…

Du solltest aber auch unbedingt darauf achten, dass Du nicht unbewusst selbst panisch wirst (oh nein, da vorn kommt schon wieder ein Hund, da bekommt meiner wieder Angst…wie mach ich das jetzt bloß am besten)…das überträgt sich auf Deine Fellnase. Es wäre grundsätzlich auch nicht falsch, ein paar Einzelstunden bei einem Hundetrainer zu nehmen, der Dir zeigen kann, wie Du in so einer Situation am besten mit ihm umgehst.

Lg
L.

Vielleicht geht es auch peu a peu. Mit dem Angsthasen an der Leine durch Gegenden laufen, die man sowieso geht. Da lernst Du die anderen Hundebesitzer oder - innen kennen und kannst Ihnen das Problem Deines Hundes erklären. Du wirst auf einige mit Verständnis stoßen. Vielleicht sind kleine Hunderassen, wenn es sich um freundliche Typen handelt, am Anfang besser geeignet.
Lass Deinen Angsthasen ganz vorsichtig gute Erfahrungen machen und bau eine Bindung zu Dir auf, die für ihn sicher ist. Also immer ein bisschen fordern mit 1 -3 anderen Hunden, das so oft, bis es sitzt. Dann Geduld haben und die tolle Erfahrung peu a peu erweitern.
Das geht nicht von heute auf morgen. Er muss immer das Gefühl haben, dass er mutig ist, Du das toll findest, ihn aber notfalls immer beschützst.

Es könnte schon helfen, deine Hoffnungen auf ein realistisches Maß zu bringen :wink: .

In unserem Land möchten alle Hundebesitzer Hunde, die sich problemlos mit jedem fremden Hund verstehen und möglichst bei jeder Begegnung freudig in ein nettes Spielchen einsteigen.

Dabei vergessen die meisten, dass Hunde von Wölfen abstammen, welche darauf ausgelegt sind, ihr Leben in Familienverbänden zu verbringen und sich - abgesehen von Paarungen - von fremden Wölfen fern zu halten. Diese sind in Sachen Ressourcen in erster Linie Konkurrenz.

Natürlich haben unsere Hunde mittlerweile einiges andere an Sozialisation durchlaufen. Nur diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sie bereit sind, dem Menschen zu vertrauen und nicht jeden fremden Hund zu vertreiben oder zu töten, der sich in ihrem Revier befindet.

Dennoch bestehen bestimmte Anlagen noch immer. Dass einander fremde erwachsene, gleichgeschlechtliche Hunde sich häufig nicht vertragen, ist eine davon.

Das Angstverhalten, das dein Hund zeigt, kann entweder aus entsprechenden Erfahrungen mit anderen Hunden herrühren, es kann aber auch sein, dass er gar keine gemacht hat. So wie du sein Verhalten bei der Hündin beschreibst, scheint das sogar wahrscheinlich.

Was tun: Keinesfalls wild rumexperimentieren. Ich würde dazu raten, auf zwei Ebenen zu arbeiten:

  1. Die Kontrolle über den Hund, die dir dazu verhilft, mit deinem angeleinten Hund an anderen Hunden vorbei zu gehen, ohne dass er ausflippt. Videos, wie man das macht, findest du bei youtube zuhauf, ein Trainer, den ich ganz gut finde, ist der hier:
    https://www.youtube.com/watch?v=x4dweEvdigA

Leinenaggression wird IMMER entscheidend durch den Hundeführer beeinflusst. Ich gehe so weit, zu sagen, dass der Mensch dafür verantwortlich ist, ob sein Hund leinenaggressives Verhalten zeigt oder nicht.

2.Sich gut anschauen, mit welchen Hunden er Kontakt haben darf und mit welchen nicht. Ich würde für den Anfang ausschließlich zu weiblichen Hunden (wenn es ein Rüde ist) raten. Die Chance darauf, dass die beiden miteinander auskommen, ist deutlich höher.

Such dir freundliche, verhaltenssichere Hunde. Wenn du nicht entscheiden kannst, ob der Hund ein solcher ist, unterlasse den Kontakt lieber.

Kontakte an der Leine solltest du so gut wie möglich vermeiden, sie enden fast immer im Streit, weil die Hunde an der Leine nicht normal kommunizieren können.

Wähle zunächst immer nur einzelne Hunde, mit denen er Kontakt haben darf. Erst wenn das gut klappt, solltest du dich auf mehrere Hunde einlassen.

Und nicht vergessen: Es ist normal und okay, wenn dein Hund andere Hunde meidet. Was er lernen muss ist, dir so weit zu vertrauen, dass er nicht an der Leine pöbeln muss.

Jule

Vielen Vielen Dank liebe Jule werde es beherzigen :wink:

Das „freie Spiel“, das möglicherweise auch noch in einem umzäunten Gelände auf begrenztem Raum stattfindet, ist nichts anderes als potenzierter Sozialstress. Man kann bei diesen Aktionen hervorragend beobachten, wie das „Spiel“ nach einer Weile zu kippen beginnt und zunehmend lauter und aggressiver wird.

Unfähige Hundetrainer beginnen dann damit, Wassereimer zu schütten, Ketten zu werfen oder sonstwie reglementierend einzugreifen, anstatt das Ganze sofort zu beenden.

Jule

Hallo Jule,

dem kann ich nicht zustimmen.
Selbstverständlich sollte das freie Spiel schon aus Sicherheitsgründen, damit der ängstliche Hund nicht gleich über alle Berge ist (!!!) auf umzäuntem Gebiet stattfinden. Es sollte natürlich groß genug sein, um auszuweichen, und optimalerweise auch aufteilbar sein (mehrere umzäunte Bereiche, die man voneinander trennen kann). Ein verantwortungsvoller Trainer würde natürlich nicht einen panischen Hund einfach mit zwanzig anderen auf eine Wiese stecken…!!! Sondern unter Beobachtung z.B. erst mal wenige Augenblicke mit dem freundlichsten und zurückhaltensten Hund schauen, wie es geht, ggf. abbrechen…usw.

Aber ein gut geführter Auslauf kann sogar sehr stressfrei sein, ohne dass sich da etwas hochschaukelt, und - oh Wunder - völlig ohne Wurfketten und Wassergespritze…und für die Hunde - gerade unsichere - eine richtig tolle Sache sein (mein Angsthase liebt den Platz und ja, wir sind da auch nur „Kunden“ ). Da bist Du offenbar leider auf einen Platz getroffen, wo nicht alles gut gelaufen ist (zu viele Hunde, Trainer überfordert, komische Einstellung der Menschen…) - ja, das haben wir auch schon erlebt, wir haben uns viele Ausläufe angesehen - aber das ist nicht überall so.
Lg
L.

Bitte such Dir einen guten Trainer, ich denke, das solltest Du nicht alleine angehen, besonders, falls das Dein erster Hund ist.

Das ist die Mehrzahl der „Spielausläufe“. Die gut geführten kann man leider zählen. Und: Stressfrei ist es nirgends. Das meiste von dem, was Besitzer und Trainer als „Spaß“ interpretieren ist es nicht.

Hunde agieren im Sozialspiel immer unter ständigem Einschätzen von Statusansprüchen und dem Bemühen um Vermeidung von Aggression. Bei Hundegruppen, die keine stabile Rudelordnung ausbilden (was bei Spielstunden fast immer der Fall ist), kann sich kein Hund auf gefestigte Beziehungen verlassen.

Das führt dazu, dass jeder Hund permanent für jeden anderen Hund und jede auftretende Situation einschätzen muss, wie er sich verhalten muss, um Aggressionen zu verhindern. Das gilt besonders für erwachsene, gleichgeschlechtliche Hunde.

Ein wirklich gut sozialisierter Hund hat gelernt, zu erkennen, wann Distanz angesagt ist, um kein aggressives Verhalten zu provozieren. In den eingezäunten Spielarealen mit mehreren Hunden ist das kaum ausreichend möglich und führt zu permanenten Unterschreitungen der Distanzen.

Hunde, die das gewöhnt sind, weil man sie von Welpenbeinen an systematisch darauf trainiert hat, Distanzunterschreitungen zu tolerieren und ihrerseits zu tun, halten das meist eine ganze Weile aus. Das ist aber eigentlich eine Fehlsozialisation.

Diese erweist sich immer dann als problematisch, wenn ein solcherart trainierter Hund auf einen trifft, der normal sozialisiert ist und Distanz einfordert. Dann knallt es nämlich innerhalb kürzester Zeit, wobei die Schuld dafür meist bei dem Hund gesucht wird, der sich die Distanzunterschreitung nicht gefallen ließ.

Aus diesem Grund halte ich variable „Spielgruppen“ jenseits des Welpenalters für falsch. Toberunden mit einzelnen Hunden, deren Auswahl die Hunde selbst vornehmen sind wesentlich sinnvoller. Sie ermöglichen nämlich eine sichere Einschätzung des Artgenossen und eine demzufolge richtig angepasste Körpersprache.

Hunde in immer wieder anders zusammengesetzten Gruppen miteinander toben zu lassen, hat nur zwei positive Effekte: Die Hunde werden ausgepowert und die Menschen glauben, sie hätten etwas Gutes getan.

Jule

Also „unsere“ Spielstunde/Auslauf besteht (fast) nur aus Hunden, die sich inwzischen seit Jahren kennen - also sogar so etwas wie eine „Rudelordnung“ und wirklich wenig Stress haben.

Natürlich kommt es ab und zu zu Fluktuationen…etwa ein bis zwei mal im Jahr kommt ein neuer Hund dazu, und im Gegenzug kommt dann auch mal ein anderer Hund nicht mehr…es gibt dort so viel Platz, dass es sehr gut möglich ist, für die Hunde auch auszuweichen, aber nicht so groß, dass die Menschen nicht eingreifen können, sollte es nötig werden.
Die Hunde werden auch nicht sich selbst überlassen.
Ich habe da schon echt tolle Entwicklungen gesehen…und kann es nur empfehlen.
Aber NUR wenn es gut geführt und betreut wird. Unter Umständen muss man eine Weile suchen, und diverse solcher Stunden (zur Not auch erst mal ohne Hund) ansehen gehen. Wir fahren inzwischen 40 km eine Strecke zu „unserem“ Auslauf, aber es lohnt sich (JA, wir haben inzwischen eine ganze Menge in der näheren und weiteren Umgebung angesehen, aber nur dieser „taugt“). Mein Hund liebt es und freut sich jedes Mal unheimlich, wenn wir da hin kommen - es ist sein Highlight der Woche - und mag gar nicht wieder gehen (obwohl er nicht groß verspielt ist und oft - auch dort - lieber gemütlich in der Sonne liegt, aber bei „seinen“ Hundekumpels zu sein ist für ihn das Größte) - und so geht es eigentlich allen Hunden, die wir dort treffen.

Genau DAS ist der entscheidende Faktor. Innerhalb einer stabilen Rudelordnung - und nur da - kann auch Sozialverhalten gelernt werden. Fehlt diese, lernt ein Hund nichts, was er in Sachen Sozialverträglichkeit lernen sollte. Dafür aber jede Menge Verhaltensweisen, die in dieser Hinsicht völlig kontraproduktiv sind.

Ein Hund mit einer Angstproblematik gegenüber anderen Hunden hat in einem Hundeauslauf nichts zu suchen. Es sei denn, man möchte die Angst potenzieren.

Gruppen wie deine gibt es leider kaum. Die Wahrscheinlichkeit, dass die UP an eine andere gerät und sich den Hund komplett kaputt macht, ist enorm.

Jule

Deshalb sage ich auch: eventuell erst mal ohne Hund gucken gehen (und eventuell sogar jemand mitnehmen, der so eine Gruppe auch einschätzen kann, falls man sich das selbst nicht sicher zutraut…). Und dass ein guter Trainer und Leiter so einer Spielstunde so einen Hund auch nie „einfach so“ zur Gruppe dazu lassen würde.

Überhaupt denke ich, dass er das Ganze wirklich nicht ohne professionelle Hilfe angehen sollte (obwohl es sicher nicht leicht ist, immer einen wirklich guten Trainer zu finden).

Ich denke nicht, dass das Hauptproblem dieses Hundes andere Hunde sind. Es ist das - noch! - fehlende Vertrauen in seinen Menschen.

Das erste und wichtigste, was passieren muss ist, dass der Mensch lernt, seinen Hund zu führen und ihm die Sicherheit zu geben, die er braucht.

Alles andere wird sich dann nach und nach ganz von selbst regeln.

Jule