Hilfe! Skalar frisst nicht und schwimmt nur oben!

Hallo zusammen,

seit einiger Zeit beobachten wir bei unserem Skalar, dass er kaum bis gar nicht frisst und sich nur an der Sauerstoffabgabe an der Oberfläche aufhält. Er ist auch schon sehr dünn geworden. in den letzten 10 Tagen haben wir bereits 3 mal 50% Teilwasserwechsel gemacht.

Der Besatz:

1 x größerer Wabenschilderwels (etwa 10 cm lang)
2 x Purpurprachtbarsche (wohl ein Pärchen)
2 x Skalare (ein Pärchen)
10 x kleine Kupfersalmler
4 x kleine Ancistruswelse

Fassungsvermögen des Aquariums: 200 Liter

Ammoniak wurde nicht nachgewiesen. Der Skalar zeigt auch keine äußerlichen Merkmale, außer seiner rechten kaputten Seitenflosse, die nicht so recht verheilen will. Das hat er auch schon eine Weile.

Ich habe noch keine Hinweise gefunden, die geholfen haben (Wasserwechsel, anderes Futter etc)

Was kann ernur haben? Ist das evtl eine Infektion? Soweit ich sehen konnte, ist der Kot aber nicht weißlich oder schleimig (da er kaum frisst bzw im Moment nicht mehr, ist es schwer, das zu überprüfen).

Ich weiß nicht, was ich noch tun soll :frowning:

Bin für Tipps dankbar
Liebe Grüße
tbaurora

Hallo.

Bei den von dir angegebenen Symptomen könnte, quasi als Schrotschuss-Technik, Trypaflavin helfen.

0,6 Gramm auf 100 l Wasser.

Mehrere Tage drin lassen, danach großzügiger Teilwasserwechsel

Trypaflavin, auch bekannt als Acryflavin, kann man in der Regel durch eine Apotheke bestellen lassen.

(Wenn grad wenig zu tun und der Apotheker freundlich ist, kann man die benötigte Menge auch da abwiegen lassen.)

mfg

Hallo,

Bei den von dir angegebenen Symptomen könnte, quasi als
Schrotschuss-Technik, Trypaflavin helfen.

0,6 Gramm auf 100 l Wasser.

das halte ich prinzipiell bei einer Darminfektion für wenig effektiv und würde es bestenfalls unterstützend geben. Ist IMHO eher als mildes Antisektikum zur Unterdrückung fungaler und bakterieller Sekundärinfektionen gedacht und dort besonders zur äußeren Anwendung.

Grundsätzlich müsste man bei Darmproblemen erstmal abklären, ob eine primäre Infektion mit Fadenwürmern (Abmagerung bei anfangs erhaltener oder sogar geteigerter Fresslust, lange weiße Kotfäden, Wurmeier im Kot) oder Flagellaten wie Protopalina, Hexamita etc. (eher rasch Fressunlust und aufgequollener, schleimiger Kot) vorliegt. Gegen Fadenwürmer ist Mittel der ersten Wahl Flubendazol. Das gibst als ‚Flubenol 5%‘ in der benötigten Menge für kleines Geld beim Tierarzt, es wird hauptsächlich für Schweine und Geflügel eingesetzt. Gegen einen Flagellatenbefahl (wäre bei Fressunlust wahrscheinlicher) gibts Medikamente im Zoofachhandel (Hexa-ex etc.), Wirkstoff ist 2-Amino-5-nitrothiazol. Wenn 2-Amino-5-nitrothiazol versagt, kann man sich vom TA auch Metronidazol verordnen lassen (verschreibungspflichtig). Das wirkt wesentlich effektiver, muss aber sehr umsichtig angewendet werden, da es bei zu langer Behandlungsdauer schnell nephrotoxisch wird.

IMHO sollte bei schlechtem Allgemeinzustand (Apathie, Haut- oder Augentrübungen, hohe Atemfrequenz, ggf. aufgequollener Bauch) auch immer eine begleitenden Antibiose gegen bakterielle Sekundärinfektionen durchgeführt werden, am besten ist hier wegen der guten Verträglichkeit und extrem schnellen Wirkung Nifurpirinol (JBL Furanol oder Sera Baktopur direct aus dem Zooladen). Sinn der Begleitantibiose ist Folgender:
Darmflagellaten sind gerade beim Skalar fast immer vorhanden und werden von ihn i.d.R. toleriert. Das Immunsystem hält sie in Schach. Erst wenn das Immunsystem aufgrund anderer Einflüsse (Alter, Stress, Nährstoff-/Vitaminmangel, Wasserwerte etc.) schlapp macht, vermehren sich die Flagellaten übermäßig und zerlöchern die Darmschleimhaut. Die entstandenen Wunden werden meist sofort auch von Bakterien besiedelt (=Sekundärinfektion), die sich hier rasend vermehren und den Fisch schneller schädigen bzw. töten, als die eigentlichen Krankheitsverursacher.

Gruß, Jesse

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…wie viele Skalare kostet ein Tierarztbesuch?

Hallo Jesse,
zunächst mal sei gesagt, dass ich nach der Beschreibung eher an einen Befall mit Kiemenparasiten gedacht habe.

Aber egal.
Natürlich ist mir bewusst, dass man eigentlich eine genaue Diagnose braucht, bevor man einen kranken Fisch richtig behandeln kann.
Nur, wer, außer einem begeisterten Hobbypathologen kann die schon stellen? Und die Alternative, den Fisch abzutöten und einzuschicken nützt diesem eigentlich auch nichts.

Trypaflavin hat den Vorteil, dass es relativ billig ist, hat man einmal die Mindestmenge, die man abnehmen muss, gekauft, kommt man Jahre lang damit aus und es hilft häufig, auch gegen Krankheiten, die man nicht genauer diagnostizieren kann. Vor allem auch gegen Ichtyo.

Natürlich gibt es besseres, aber schon die Mittel von Sera bedingen eigentlich eine genauere Diagnose und sind empfindlicher im Umgang.

Es ist halt ein Unterschied, ob man gewöhnliche Zierfische züchtet, oder etwa Diskus, bei denen dann einer ein paar hundert Euro kosten kann.

Ich züchte unter anderem Makropoden, draußen in Speißfässern, und ich mag sie sehr. Aber wenn einer davon krank ist, dann kommt er heraus und wenn dann die üblichen Heilungsmethoden nicht ansprechen, dann muss er halt dran glauben. Besser ein schneller Tod, als langes Leiden. Das Geld für einen Tierarztbesuch erscheint mir dann doch zu schade.

Wenn jemand natürlich das Glück hat, einen Tierarzt zu kennen, der selbst begeisterter Aquariamner ist, mag das wieder anders sein.

mfg

Hallo,

Natürlich ist mir bewusst, dass man eigentlich eine genaue
Diagnose braucht, bevor man einen kranken Fisch richtig
behandeln kann.
Nur, wer, außer einem begeisterten Hobbypathologen kann die
schon stellen? Und die Alternative, den Fisch abzutöten und
einzuschicken nützt diesem eigentlich auch nichts.

Ich denke, mit dem nötigen Interesse für seine Tiere hat man die Basisdiagnostik anhand der verfügbaren Hobbyliteratur schnell drauf. Ich persönlich bin der Ansicht, dass man sich umfassend informieren sollte, bevor/wenn man sich Tiere anschafft und dazu gehört auch, dass man die Symptome der häufigsten Krankheiten kennt. Auch bei größeren Tieren muss man ja ersteinmal auf die Idee kommen, dass sie was haben könnten, bevor man zum Tierarzt geht. Bei Zierfischen bleibt leider neben der Verdachtsdiagnose meist auch die korrekte Medikation am halter selbst kleben, weil sich wirklich kaum ein Tierarzt damit auskennt. Dafür gibts gute Fachliteratur gebraucht im Amazon Marketplace fürn Appel und’n Ei: http://www.drta-archiv.de/wiki/pmwiki.php/Diagnose/L…
Ein absoluter Geheimtipp ist der Bildatlas der Fischkrankheiten von Gerald Basleer.

Letztlich gibt es nur 4, 5 verbreitete Krankheitsbilder (bakterielle Infektionen, Weißpünktchen und Hauttrüber, Darmflagellaten und Nematoden) bei Aquarienfischen mit einer Handvoll Symptome. Da diese wenigen Erregergruppen über 95% aller Erkrankungen abdecken, liegt meist auch der interessierte Hobbyaquarianer mit seiner Verdachtsdiagnose richtig. Sporozoen, Kiemenwürmer oder Pilzbefall sind schon äußerst selten und alle anderen Krankheiten sind eigentlich auf frei gehaltene Tiere (deine Makropoden *g*) oder Wildfänge beschränkt.

Ich züchte unter anderem Makropoden, draußen in Speißfässern,
und ich mag sie sehr. Aber wenn einer davon krank ist, dann
kommt er heraus und wenn dann die üblichen Heilungsmethoden
nicht ansprechen, dann muss er halt dran glauben. Besser ein
schneller Tod, als langes Leiden. Das Geld für einen
Tierarztbesuch erscheint mir dann doch zu schade.

Nee, es war von meiner Seite auch nicht gemeint, dass man den Fisch zum Tierarzt tragen sollte. Da würden die meisten TÄ (und Fische) wahrscheinlich sehr entsetzt gucken. :smile:
Aber sich ein Rezept zu holen oder ein paar Gramm von einem Medikament abwägen zu lassen ist kein Ding und auch nicht teuer. Viele Zierfischmedikamente werden vor allem bei Nutzvieh und größeren Heimtieren eingesetzt. Die aquaristisch benötigten Kleinmengen braucht man oft nicht mal bezahlen oder sie kosten untere einstellige EUR-Beträge. Man muss nur selber wissen, was man braucht und dem TA plausibel erklären können warum, dann ist das üblicherweise kein Ding. Ich habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Ich habe mir von -fischunkundigen- Tierärzten schon Flubendazol (allgemein Kiemen- und Eingeweidewürmer), Praziquantel (Bandwürmer) und Metronidazol (einzellige Parasiten) geholt und per TA-Rezept in der Apotheke FMC (je 0,37 M-% Malachidgrünoxalat und Methylenblau in Formalin) gegen Hautparasiten zubereiten lassen. Das hat immer deutlich weniger gekostet, als irgendein überteuertes Präparat aus dem Zoofachhandlung.

Wenn jemand natürlich das Glück hat, einen Tierarzt zu kennen,
der selbst begeisterter Aquariamner ist, mag das wieder anders
sein.

Das dürfte leider wirklich eher selten sein. Nach meiner Erfahrung kennen sich TÄ mit Kleinsäugern noch ganz gut aus, aber bei Vögeln wirds schon schwierig mit der Fachkunde und als Reptilien-, Amphibien- oder Fischhalter muss man selber wissen, was man will.

Gruß, Jesse

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