Hallo Maja,
wir tappen nach wie vor im Dunkeln, aber hältst Du es für
richtig ein weiteres hochwirksames Medikament (Gift) zu
empfehlen, ohne die Diagnose zu kennen? Wahrscheinlich sind
allein wegen der Desi- Tropfen die Bakterien der Filter
hinübergegangen…
Teile mir bitte Deine Beweggründe mit, denn ich lerne auch
gerne.
nehmen wir mal an, du bist total krank mit hohen Fieber und deine besten Freunde sind schon gestorben. Würdest du dann keine Medikanente einnehmen?
Jetzt auf sachlicher Basis: es geht hier für mich um eine Nutzen-Risiko-Abwägung. Wenn es wirklich eine Weißpünktchenkrakheit ist (die Symptome sind ja eigentlich unverwechselbar) und noch eine bakterielle Sekundärinfektion im Spiel ist und die Fische schon so geschwächt sind, dass es Verluste gibt, dann würden ohne eine SOFORTIGE medikamentöse Behandlung mit großer Sicherheit viele oder alle Fische sterben.
Gesetzt dem Fall, es wäre keine Krankheit und alle Fische wären kerngesund, würden die von mir empfohlenen Medikamente zumindest keinen großen Schaden anrichten. Ich habe diese selbst schon 100fach eingesetzt. Selbst falls eine Vergiftung/ Verätzung der Fische erfolgt sein sollte (aber hierfür müsste es ja dann auch eine Ursache geben, die die Aquarienbesitzer eigentlich kennen müssten), wäre es nach Ausschalten der Vergiftungsursache eher angebracht als falsch, das Antibiotikum Nifurpirinol und Methylenblau zur Verhinderung einer bakteriellen Infektion auf der geschädigten Haut und zur Unterstützung der Atmung zuzugeben. Ein Humanmediziner wurde bei dir ähnliche Maßnahmen ergreifen.
Malachitgrünoxalat…und Methylenblau…heidanei…sie soll
sich mal im Inet schlau lesen, was es mit diesen Mitteln auf
sich hat…
Methylenblau ist ja noch vergleichsweise harmlos…
Ist das der letzte Weg?
Malachidgrün ist an sich nicht sonderlich gefährlich, es wurde viele Jahre lang zur Desinfektion medizinischer Instrumente eingesetzt, bevor es von moderneren Desinfektionsmitteln verdrängt wurde. Es steht heute im Verdacht, kanzerogen zu sein, was auf Grund seiner Wirkungsweise nachvollziehbar ist. Das hat aber für die Aquaristik keinen Belang, da es sich hier erstens um Spätwirkungen handelt, die innerhalb der normalen Lebensspanne eines Aquarienfisches ohnehin nicht zum tragen kommen und zweitens wird es ja nicht konzentriert eingesetzt, sondern hoch verdünnt. Bei der Behandlung mit FMC werden dem Aquarienwasser ca. 0,0000037% Malachidgrünoxalat zugegeben (falls ich jetzt richtig gerechnet habe). In dieser Dosis ist es für Menschen beim Hautkontakt völlig ungefährlich.
Methylenblau ist selbst in höheren Konzentrationen ungefährlich und Bactopur direct ist ein äußerst nebenwirkungsarmes und gut verträgliches Antibiotikum. Humane Antibiotika, wie Sulfonamide oder Penicillin sind für Fische gefählicher.
Wie kann man ausschliessen, dass sich Nichtkenner=kleine
Kinder an dem Becken zu schaffen machen?
Es stellt kein Problem dar, wenn sie sich am „Aquarium zu schaffen machen“. Wie gesagt, da sind so stark verdünnte Medikamente drin, dass man es schon literweise Aquarienwasser trinken müsste, um irgendeinen pharmakologischen oder schädlichen Effekt zu erzielen. An den Stammlösungen/ Tabletten sollte sich natürlich niemand vergreifen können. Es wäre mit Sicherheit fatal, wenn ein Kleinkind eine Flasche FMC leert, denn da ist Formalin als Lösungsmittel drin. Aber ich denke, dass man es nicht extra sagen muss, dass Medikamente und Haushaltsschemikalien vor Kindern geschützt aufbewahrt werden müssen.
PS keine Kritik an Dir Jesse, aber mein Sohn würde schon
wissen wollen , warum das Wasser jetzt giftgrün wäre…oder
bläulich…
Ja, meiner auch. Ganz sicher sogar. Dann sage ich ihm, die Fische sind krank und haben eine blaue Medizin bekommen. Dann würde er vermutlich in klugscheißerischem Ton sagen: „Jetzt sind die nicht mehr krank, stimmts?“ *g*
Vielleicht kannst Du nochmal auf die anschliessende
Ausschleichung des Medeikamentes hinweisen, dazu hast Du mehr
Ahnung 
FMC zersetzt sich im Aquarium unter Lichteinfluss von allein (darauf basiert auch seine Wirkung). Bei Nifurpirinol ist es ähnlich, es ist eigentlich nicht mal unbedingt ein Wasserwechsel erforderlich.
Allgemeine Behandlung:
Man sollte erstmal zu Beginn der Behandlung einen großzügigen(!) Teilwasserwechsel (incl. intensiver Boden- und Filterreinigung) machen, um möglichst viele organische Stoffe aus dem Becken rauszubringen. Schließlich sterben die Bakterien im Aquarium bei der Behandlung ab, so dass es zu einer zusätzlichen organischen Wasserbelastung kommt. Außerdem werden die Medikamente an jeglichen Mikroorganismen und organischem Material abgebunden und dadurch bei höherer organischer Wasserbelastung schneller wirkungslos. Beim Wasserwechsel gibt man FMC und Bactopur direct mit dem neuen Wasser nach Dosieranweisung zu. Bactopur direct wird vorher in lauwarmem Wasser aufgelöst.
Nach etwa 10 Tagen wechselt man 50 - 60% des Aquarienwassers (wieder mit gründlicher Schmutz-Entfernung) und dosiert die Medikamente anteilmäßig nach. Danach sollte es eigentlich überstanden sein. Nach weiteren 10 Tagen nochmal einen großzügigen Wasserwechsel und danach weiter wie gewohnt.
Während der Behandlung muss das Aquarium gut belüftet und wenig gefüttert (organische Belastung) werden. Schön hell beleuchten, dann wirkt das Malachidgrün im FMC besser. Und regelmäßig die Fische beobachten, ob es Vergiftungserscheinungen oder Atmungsschwierigkeiten gibt. Bei auftretenden Problemen sofort Teilwasserwechsel (50%) und etwas geringer nachdosieren.
FMC beschaffen: in der Apotheke anmischen lassen nach folgendem Rezept:
Pro 1 Liter Formalin 37-40% je 3,7 g Methylenblau und 3,7 g Malachidgrünoxalat (zinkfrei)
FMC dosieren: 20 - 25 Tropfen (= 1,0 - 1,2 ml) pro 100 Liter Aquarienwasser, Zugabe mit dem Frischwasser beim Wasserwechsel
Alternativ zu FMC kann auch ein anderes Malachidgrün-haltiges Präparat gegen einzellige Parasiten aus dem Zoofachhandel eingesetzt werden, die Wirksamkeit ist aber meist geringer.
Sera Bactopur direct beschaffen: in der Zoohandlung
Sera Bactopur direct dosieren: 1 Tablette auf 50 l Aquarienwasser, vorher in warmem Wasser auflösen, Zugabe mit dem Frischwasser beim Wasserwechsel