Hallo Bernd!
Du kriegst Deine Hausaufgabe nicht auf die Reihe, und nun soll sie noch schnell jemand für Dich schreiben? Hmm, eigentlich habe ich selbst genug zu tun… ist auch etwas kurzfristig. Aber Du hast Glück, ich liebe Afrika und seine Menschen und kann auch schnell tippen…
Was ich anbieten kann, ist ein Brainstorming, d.h. ungeordnetes Sammeln, was mir zum Thema Hilfe für Afrika einfällt. Allerdings verstehe ich die Aufgabe nicht ganz: „… etwas über Hilfsorganisationen für Afrikaner suchen…“?? Du sollst verschiedene Hilfsorganistionen nennen können? Wahrscheinlich aber wohl auch noch was dazu sagen können, wie sie funktionieren und was sie ihre Zielsetzung ist?
Also hier mal auf die Schnelle ein paar Organisationen, die ich kenne, und die meiner Meinung nach gute Hilfe für Afrika (u.a. andere Länder) leisten:
Wir helfen Afrika: http://www.wir-helfen-afrika.de/
Entwicklung braucht Entschuldung: http://www.erlassjahr.de/dev2/cms/front_content.php?..
Solux - Verein zur Förderung und Verbreitung von photovoltaischen Leuchten in den Entwicklungsländern: http://www.solux.org/
Bildung: http://www.afrika-bildung.de/
WCE - Computerausbildung und Internet für Afrika: http://www.wce-deutschland.de/
Betterplace - Menschen die Hilfe brauchen treffen auf Menschen, die helfen wollen: http://de.betterplace.org/projects
Spenden für Kinder in Kamerun: http://www.ch-kalender.ch/index.html
Sollst Du Dich eventuell auch grundsätzlich mit der Frage Hilfe für Afrika auseinandersetzen? Sinn und Unsinn von Hilfe für Afrika, das ist ein Thema, das mich seit langem sehr beschäftigt, und dazu schreibe ich gern was auf. Weiß allerdings nicht, inwieweit Dir das weiterhilft. Aber ich finde, wer sich mit Hilfe für Afrika beschäftigt, sollte auch über den Sinn von Hilfe nachdenken. Vielleicht geben Dir meine Gedanken beim Lesen auch wieder neue Denk-Anstösse. Im Folgenden mein „Senf“ dazu …
Viele Leute haben dieses Bild im Kopf vom armen hungernden und vom Krieg gebeutelten Afrikaner im Kopf. Ja, ich habe diese Armut in Nigeria und Ghana gesehen! Das berührt einen natürlich, und man möchte gerne etwas tun. Aber …
… erstens möchte ich sagen, es wird hier in Europa ein viel zu einseitiges Bild von Afrika gezeigt! Afrika ist ein so reicher und vielfältiger Kontinent!! Afrika bedeutet nicht nur Krieg, Hunger, Kriminalität, despotische Diktatoren, Korruption … Afrika bedeutet auch Lebensfreude, Lebenskunst, Kreativität, Vitalität, kulturellen Reichtum… Und es gibt auch dort Wohlstand und Entwicklung - und viele Kräfte, die an einem neuen Afrika mitwirken, Menschen, die durchaus in der Lage sind, ihre Mißstände selbst zu beheben und viele kreative Ideen haben, um - in ihrer ganz eigenen, „afrikanischen“ Art - Probleme anzugehen zu lösen!!!
… zweitens wird meiner Meinung nach auch viel falsche Hilfe geleistet. Als erstes denkt man bei Hilfe ja meist an Geld- oder Sachspenden. Aber wer fragt sich schon, was das wirklich bringt!? Wir geben unsere Spende, beruhigen so unser Gewissen, und damit hat es sich für die meisten erledigt. Aber es darf nicht nur ums Austeilen von Almosen und die Beruhigung unseres schlechten Gewissens gehen!! Oft ist das gar keine wirkliche Hilfe, sondern kann auch schaden!! Es muß um sinnvolle Hilfe gehen - Stichwort: Hilfe zur Selbsthilfe!!
Bei Organisationen, die Spenden sammeln, wäre die Frage: Wer prüft, ob Sach-Spenden und Spenden-Gelder auch wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden!? Und wieviele Gelder werden vom Organisationsapparat der Organisation „aufgefressen“!!??
Eine andere Frage wäre auch, inwieweit Afrika unsere Hilfe überhaupt will und braucht? Immer Afrikaner rufen ihre Landsleute auf, diese Haltung des Forderns aufzugeben und stattdessen auch selbst aktiv zu werden. (Afrikaner, fangt an, euch selbst zu helfen!)
Welche Art von Hilfe für Afrika wäre sinnvoll? Bildung und Ausbildung spielen meiner Meinung nach eine wichtige Rolle. Nur wer lesen kann, wer Fach-Kenntnisse hat, wer seine Rechte kennt, hat die Chance, aus der Armut herauszukommen und kann sich in die Lage bringen, sich und seine Familie zu ernähren. Organisationen, die den Menschen eine für alle zugängliche, kostenfreie Bildung ermöglichen, leisten zum Beispiel in meinen Augen eine sinnvolle Arbeit.
Finanzielle Hilfe kann auch wichtig sein, sollte aber richtig eingesetzt werden. Gibt man den Menschen einfach nur Geld, werden sie es schnell verbraucht haben und dann wieder neues fordern. Das ist ein Faß ohne Boden und hilft letztlich keinem. Stichwort Mikrokredite - das sind Kleinkredite, die den Menschen helfen können, sich etwas aufzubauen, das sie befähigt, sich in Zukunft selbst zu helfen. Der Kredit muß später zurückgezahlt werden und kann dann erneut wieder anderen Menschen helfen… http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,574570,00.html
Hier im Gegensatz dazu noch ein paar Beispiele für schlecht angelegte Hilfe bzw Probleme beim Spenden, die es zu beachten gilt:
Beispiel 1 - Kleiderspenden nach Ghana: Wir schicken unsere alten abgelegten Klamotten, die uns nicht mehr gut genug sind, nach Afrika, fühlen uns gut dabei, etwas getan zu haben und erwarten auch noch, daß die sich freuen… Aber wenn man mal nachfragt, was für einen Effekt solche Spenden haben, kommt man ins Grübeln! In Ghana zum Beispiel machen diese Kleiderspenden die eigene Kleidungs-Industrie kaputt, weil unsere Kleidung dort zu Billigst-Preisen verkauft wird. Dagegen können die Ghanaer nicht konkurrieren!! Und was ist der Sinn, ihnen unsere westliche Kleidung aufzuzwingen, wenn sie vorher ihre eigene Kleidung produziert haben!?
Beispiel 2 - Medikamenten-Spenden nach Mali: Eine Freundin von mir ist dort Ärtzin. Sie hat regelmässig medizinische Spenden (Medikamente, Spritzen …) gesammelt und an ihr Krankenhaus gegeben. Irgendwann kam sie dahinter: Die Medikamente usw. werden dort vom Krankenhaus-Personal zu horrenden Preisen weiterverkauft. Und wer kann sich das leisten? Natürlich nur die Reichen - und die brauchen unsere Spenden nicht. Die armen Leute erreicht man also damit nicht.
Beispiel 3 - Spenden für ein Kinderheime in Nigeria: Kinderheime, Krankenhäuser u.ä. Einrichtungen werden in Afrika zum Beispiel nicht vom Staat oder durch ein Sozialsystem finanziert. Man ist auf Spenden oder die Mithilfe von Verwandten (z.B. fürs Essen im Krankenhaus) angewiesen. Freunde von mir haben einen Verein gegründet, der u.a. Kinderheime in Nigeria unterstützt. Das gesammlete Geld schicken sie aber nicht einfach hin. Sie fliegen persönlich runter, kaufen vor Ort dafür Lebensmittel, Matratzen und was gebraucht wird, und bringen es selbst in die Kinderheime. Auch überprüfen sie immer wieder persönlich, ob ihre Hilfe wirklich im Sinne der Kinder verwendet wird. Sie wissen: die Gefahr, daß das Geld gar nicht die bedürftigen Kinder erreicht, ist groß.
Abschließend möchte ich nochwas zu unserer moralischen Verpflichtung zur Hilfe sagen: Die westliche Welt hat in der Vergangenheit bis heute in Afrika viel Schaden angerichtet! Stichworte: Sklaverei, Kolonialisierung, willkürliche Grenzsetzung ohne Beachtung der Interessen von bestehenden Völkern und Kulturen (das Volk der Yoruba z.B. wurde in der Kolonialzeit auf mehrere verschiedene Länder aufgeteilt), Aufzwingen unserer für die Afrikaner fremden Kultur, Religion und Sprache und somit teilweise Zerstörung der afrikanischen Kultur, Aufdrängen westlicher Organisations-, Bildungs-, Werte-Systeme, unrechtmässige Bereicherung durch Ausbeutung der Bodenschätze (z.B. Diamanten, Öl) usw. Meiner Meinung nach ist die westliche Welt deshalb heute moralisch verpflichtet, in Afrika etwas wieder gut zu machen. Der Erlass von Schulden wäre ein Weg, ebenso die Aufhebung der ungerechten Ausfuhrzölle…
So, das sollte mal reichen. Ich schicke noch eine 2. Mail zum Thema Amnesty international.