Wie ich schon sagte: Gut, dass ich noch mal nachgefragt habe. Aus deiner ersten Antwort konnte ich ja nun unmöglich all das schließen, was du hier ausführst.
Meinst du damit, dass es seinerzeit selbstverständlich war, den heaven im sky zu verorten?
Nein, ich meine damit, daß es keinen Sinn macht, spätere,
insbesondere heutige, Vorstsellungen und Differenzierungen in
antike texte hineinpressen zu wollen.
Gewiss, aber das will ich doch auch gar nicht. Ich bin nach wie vor von dem Versuch des Verstehens getrieben. Ausgangspunkt kann dabei nur die mir bekannte Art zu denken sein; wie sonst soll ich anfangen?
Im Übrigen war ich bei dem, was ich von Augustinus gelesen habe, und was mich dann wieder mal ins Forum führte, etwas überrascht, weil ich gerade den Eindruck hatte, dass die Art zu denken doch sehr der heutigen ähnelt oder sogar entspricht. Z.B. geht die Begründung für das Verbot, sich selbst zu töten, nämlich die Subsumtion unter das Gebot „Du sollst nicht töten“ mit ganz konkreten Argumenten, völlig konform mit juristischer Logik und Methodenlehre, wie sie heute Standard ist. Und dann eben jener Text, der für mich klang, als erkläre Augustinus, wieso ein Körper in den Himmel auffahren kann. Diese Aussagen ergaben für mich nur Sinn, wenn es sich gerade um den Sky-Himmel handelt, weil, so dachte ich, die quasinaturgesetzlichen Erklärungen andernfalls völlig überflüssig wären.
Dass ich mir aber nicht sicher war, bezeugt ja die Tatsache, dass ich hier im Forum noch mal nachgefragt habe. Und dass ich mir nicht sicher war, lag nicht zuletzt auch daran, dass ich mir darüber bewusst bin, dass sich antike Texte mit heutigen Maßstäben kaum zuverlässig verstehen lassen. Wenn ich auch vieles noch nicht verstehe, so habe ich das doch begriffen, wenn auch sicher nicht in seiner ganzen Tragweite.
Dadurch kommt man zu
Fragestellungen, die noch kurioser sind als die Texte uns
erscheinen, aus denen wir auf antike Vorstellungen schließen
wollen - und müssen, denn andere Wege in antike Weltbilder
gibt es nicht.
Eben. Andere Wege gibt es nicht. Ich hoffe, dass auch du mal klein angefangen hast und darum vielleicht noch ein wenig Verständnis für die Anlaufschwierigkeiten anderer aufbringst. Mir ist durchaus bewusst, dass man in seinem Fachgebiet recht schnell mal denken kann, dass andere, die nicht vom Fach sind, sich doch erstaunlich schwer damit tun, das zu verstehen, was einem selbst so selbstverständlich scheint.
Und damit stecken wir im Prozess des
hermeneutischen Zirkels: Wir müssen aus der Paralleität vieler
anderer antiker zeitgenössischer Texte auf die Vorstellungen
schließen, die den betrachteten zu Grunde liegen.
Nun, hier hast du Gott sei Dank in deinem Leben schon einige Vorarbeit geleistet, und du lässt uns hier auch daran teilhaben. Es fällt mir allerdings nicht immer ganz leicht, dir gedanklich zu folgen. Das muss nicht an einer mangelhaften Didaktik liegen, es kann auch meinen eingeschränkten intellektuellen Fähigkeiten geschuldet sein, wie ich anmerke, ohne mich für diesen Gedanken sonderlich zu schämen. Ich bin ja eigentlich ganz froh, nicht der klügste Mensch der Welt zu sein, denn wen sollte ich dann noch wissen, den ich fragen kann?
Daraus folgt, daß wir von biblischen und zeitgenössischen
Texten nicht Fragen zu unseren heutigen Weltbildern
beantworten können.
Meine Fragen bezogen sich ja auch nicht auf heutige, sondern auf frühere Weltbilder.
Zumindest gilt das für
physikalisch-kosmologische Fragen.
Und sonst?
Natürlich setze ich hier
auch mal vorsichtshalber voraus, daß du NICHT ernsthaft
fragst, ob die Alten glaubten, ein Mensch würde „wie eine
Rakete“ (was ist das?) die Gravitation (was ist das?)
überwinden und nun dort herumkreisen, wo wir die Fixsterne
verorten …
Nun ja, die Frage war zumindest kein reiner Spaß und mehr als bloße Ironie, auch wenn die Ausdrucksweise vielleicht einen anderen Eindruck erweckte. Es fällt mir wahnsinnig schwer, mir vorzustellen, wie man etwa eine Himmelfahrt verstehen kann, wenn es sich nicht um den körperlichen Aufstieg nach oben, aber auch nicht um einen rein geistigen Prozess handelt. Ich vermute mal, dass ich mit diesen Verständnisproblemen nicht ganz allein dastehe. Was es natürlich nicht besser oder schlechter macht.
Glaubte man also wirklich, Gott, Engel und erlöste Seelen (bzw. ggf. Körper) würden oben wohnen, so dass man sie, könnte man nur hoch genug fliegen, quasi sehen und vielleicht sogar besuchen könnte?
Ich weiß nicht, welche Texte dich zu dieser Frage animieren.
Jenes Zitat: „Sollte am Ende nicht doch kraft des Wertes dieser so vorzüglichen Natur bewirkt werden können, daß [der Seelen] Leib in den Himmel erhoben wird?“ und zwar im Kontext von dem hier:
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1940-10.htm
Ist Jesus nach damaliger Vorstellung also doch quasi gleich einer Rakete abgehoben und körperlich nach oben geschwebt, wo er schließlich geblieben ist?
Das war vielmehr mein „kurzes Nein“
Nun, das Nein verlangte ja auch nach einer Erklärung. Ein Ja wäre wohl zu einfach gewesen.
Schönen Dank!