Hallo Maria,
über den Hinanyana-Buddhismus lässt sich eine ganze Reihe sagen. Vieles steht ganz übersichtlich im Buch von Hans Wolfgang Schumann „Buddhismus: Stifter, Schulen und Systeme“ drin.
Was mir dazu zuerst einfiel ist, dass der Name Hinanyana keine sehr günstige und in den entsprechenden Regionen gebräuchliche Bezeichnung für diese Schule ist. Sie wird als sehr abwertend verstanden.
Vielleicht wäre es mal interessant, die Entwicklungslinie des Hinanyana und des Theravada näher anzuschauen und in der Klausur zu diskutieren. Ich weiß allerdings nicht, welche Anforderungen und Erwartungen an euch gestellt wurden und wie viele „Freiheiten“ ihr in eurer Recherche habt.
Die Fragen „Was macht eine Religion aus?“, „Ist der Buddhismus eine Religion?“ werden in der Religionswissenschaft heiß diskutiert. Ob der Buddhismus eine Religion ist, hängt dabei ganz stark von der Definition von Religion ab.
Ninian Smart hat 7 Dimensionen, die eine Religion kennzeichnen herausgestellt. Dies wäre EINE Möglichkeit, Religion zu charakterisieren:
- die praktische und rituelle
- die erfahrungsmäßige und emotionale
- die narrative oder mythische
- die doktrinale und philosophische
- die ethische und rechtliche
- die soziale und institutionale
- die materielle Dimension (z. B. sakrale Bauwerke).
Interessant ist diese „Definition“ von Religion, da sie eine Gottheit nicht zur Voraussetzung für eine Religion macht. So gesehen zählt auch der Buddhismus zur Religion (zu einer atheistischen Religion).
Dies ist ein funktionalistischer Religionsbegriff: Religionen müssen dann auch nicht unbedingt an Gottheiten oder „transzendente Wesen“ glauben, um als Religion zu gelten.
Dieser Religionsbegriff lässt es auch zu, auch kulturelle Phänomene zu untersuchen, die unter Umständen „kurz vor“ einer Anbetung von „transzendenten Wesen“ stehen. (Du siehst: gerade kleinere Religionen entwickeln sich natürlich auch heute noch weiter)
Die andere Möglichkeit, Religion zu bestimmen, wäre auf die Inhalte und Merkmale von Religionen zu schauen. Damit wird ein -substanzialistischer Religionsbegriff- vertreten. Hier heißt es bspw. „eine Religion braucht etwas Transzendentes, Absolutes oder Numinoses.“ Dann wird es mit dem Buddhismus schwierig. Doch auch mit einem substanzialistischen Religionsbegriff ist der Buddhismus eine Religion. Denn auch beim Buddhismus geht es um eine Art „Macht“ oder „Kraft“, die der einzelne Glaubende (bzw. Meditierende) erleben kann.
Ich persönlich halte die Definition von Ninian Smart für sehr praktisch auch wenn man sich nicht nur auf diese eine beschränken sollte. Es zeigt sich heute immer mehr, das aufgrund der hochkomplexen kulturellen Phänomene keine einfache Definition mehr ausreicht. Es gibt nicht den Buddhismus, das Christentum, den Islam oder das Judentum. Es gibt aber auch nicht den Hianyana-Buddhismus (einige verwerfen den Begriff völlig) oder den christl. Protestantismus, denn auch hier spaltet es sich weiter auf bis wir beim einzelnen Menschen angekommen sind, der seine ganz persönliche Vorstellung von Religion hat und sich zwar teilweise anh die jeweiligen Institutionen orientiert, doch das was er „Gott“ nennt sich nicht zwangsläufig mit diesen Institutionen decken muss. So ists auch im Buddhismus. Zwar kann allgemein gesagt werden, dass im Buddhismus keine transzendenten Wesen „angebetet“ werden, doch sieht es bei den einzelnen Menschen wieder ganz anders aus… Die haben dann doch schon vorstellungen von lenkenden Wesen und gewissen Arten von Göttern.
Ich hoffe ich konnte dir einen einigermaßen breiten und doch etwas tiefer gehenden Überblick geben.
Wenn du noch fragen hast, dann schreibe mir einfach noch einmal.
Wenn nicht, dann viel Erfolg in der Klausur!
vastitas