Hinrichtungsmethode: Scheiterhaufen

Moin,

allgemein steht Feuer für -Reinigung -komplettes Vernichten (Körper Seele) -endgültiges abschließen

Warum dies selbst für Ehebruch galt… es wird sich mir auch in den nächsten 3000 Jahren nicht erschließen. Schließlich wird dem Kind die Mutter genommen, wofür es am wenigsten was kann.

Also: Frauen unterjochen, Männern in eine höhere Position heben und wirklich drastische Strafen ausprechen, dass dies auch weiter so bleibt…

ein Grund übrigens, warum ich mich von diesen Religionen gedanklich/moralisch distanziere…

LG
Ce

Hallo liebe Community,

in Gen 38,24 wird für „Ehebruch“ eine Todesstrafe gefordert, der Feuertod:

„Ungefähr um drei Monate wurde dem Jehuda berichtet: Deine Schwiegertochter Thamar hat Unzucht getrieben und sie hat auch unzüchtig empfangen. Jehuda sprach: Führet sie hinaus, dass sie verbrannt werde.“

Woher stammt diese Hinrichtungsart für die Tat „Ehebruch“?

Vielen Dank im Voraus für alle Antworten auf meine Frage!

LG
Semsi

Hallo.

Zu erst einmal geht es hier um einen spezifischen Ehebruch mit der Schwiegertochter und hier ist die Strafe „Verbrennen“ (‚Serefah‘). Im allgemeinen Fall ist die Strafe für Ehebruch „Erdrosseln“ (‚Chenek‘). Wobei auch in diesem Fall „Ehebruch“ mehr spezifisch zu sehen ist und zahlreiche Anforderungen für dieses Vergehen bestehen.

Im Judentum wird unter „Verbrennen“ auch nicht der Scheiterhaufen verstanden, welcher hier als Strafe überhaupt existiert, sondern hier wird nach der Mündlichen Lehre Blei in die Kehle gegossen.

Woher nun diese Strafe stammt, wird wohl niemand beantworten können, einfach weil dafür jeglichen Quellen fehlen.

Gruss,
Eli

Hallo, vielen Dank für Deine Beispiele.

Die unterschiedlichen talmudischen Todesarten (Babylonischer Talmud: 4. Ordnung: Nesikin, 4. Traktat: Sanhedrin, 7. Abschnitt) für diverse Spielarten von „Ehebruch“ sind - zumindest mir - bekannt; für interessierte Leser hier die Quellen:

Die Verbrennung, die Erdrosselung und die Steinigung.

Gruß,
Semsi

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Guten Morgen,

wie @Elimelech es in seinem Kommentar bereits angedeutet hat …

… wird in einem Midrasch zur Genesis für Gen 38,25 angemerkt: „Nach Rabbi Huna hätte nicht nur sie, sondern auch er hinausgeführt werden müssen.“, wobei hier aus gutem Grund nur von „hinausgeführt“ die Rede ist, nicht auch von „verbrennen“!

Die Todesstrafe „Verbrennen“ für die Tat זנות wurde erst viel später, im protomosaischen Gesetz, nach Lev 21,9 nur für Töchter levitischer Priester festgesetzt, wobei die eigentliche Handlung unklar bliebe, es sich bei dieser „Hurerei“ auch lediglich um einen Abfall vom Glauben („Götzendienst“) handeln könnte (etwas, das es gar nicht gibt, könnte man kaum verbrennen). Äquivalent (?) für die Töchter von (normalen) Israeliten wäre im Fall eines Verlustes physischer Jungfräulichkeit nach Dtn 22,20f die Steinigung.

Die Todesstrafe „Verbrennen“ wurde nach Lev 20,14 außerdem festgesetzt für Israeliten (und dann für alle Beteiligten), die sich Mutter & Tochter gleichzeitig zur Ehe nehmen.

Nach Dtn 22,23f wurde die Todesstrafe „Steinigen“ für Israeliten bestimmt, die (einvernehmlich) „Ehebruch“ mit einer verlobten Jungfrau begangen hatten.

Für einen „normalen“ Ehebruch, wie auch für den Verkehr mit einer (verlobten) Schwiegertochter, wurde zwar allgemein die Todesstrafe festgesetzt, aber keine bestimmte Todesart.

Alle diese späteren Regelungen des protomosaischen Gesetzes hätten natürlich nichts mit den Bräuchen z.Z. der Patriarchen zu tun. In der Tora gäbe es in Gen 34 eine Geschichte zum Thema „Hurerei“ (d.h. außerehelichem Verkehr), in der ausschließlich der männliche Teil der an der Tat Beteiligten mit dem Tod (durch das Schwert) bestraft wurde; die Bedeutung von ענה „vergewaltigen“ und/oder „ein Liedchen pfeifen“ in Gen 34,2 bliebe offen. Im späteren protomosaischen Gesetz (Dtn 22,28f) in jedem Fall nur eine Bagatelle …

LG
Semsi

viel interessanter finde ich - aus heutiger Sicht - den Teil Gen 38, 18

„Er gab es ihr, kam zu ihr, und sie empfing ihn“ …

zusammen mit dem Punkt, dass er sie nicht erkannte.

War es damals üblich, dass der Beischläfer der „Buhlerin“ nur den „Rock“ hoch über den „Schleier“ geschoben hat und tätig geworden ist … oder wie ist sonst zu erklären, dass er seine Schwiegertochter nicht erkannt hat? Oder steht vielleicht im Originaltext etwas anderes?

Hallo.

Dir ist schon klar, dass für Ehebruch Mann und Frau notwendig sind und im vorliegenden Fall beide bestraft werden?

Gruss,
Eli

Warum ist diese Stelle aus deiner Sicht heute interressanter? Ein Mann geht zu einer Tempelhure welcher verschleiert ist und erkennt darin nicht seine Schwiegertocher. Und?

Was wir über die Sexualität zu der Zeit wissen, so war diese genauso vielfältig wie heutzutage. Hier aus einer besonderen Handlung etwas allgemeines ableiten zu wollen, erscheint mehr als gewagt.

Ich glaube, mit erkennen ist in der Bibel etwas ganz Anderes gemeint. Heisst es nicht auch bei Adam und Eva, als sie den verbotenen Apfel gegessen haben, „sie erkannten einander“? Das ist eine Umschreibung für irgendwas Sexuelles.

Hallo

ידע ← dieses hebräische Verb, auf das Du verweist, bezeichnet eine intensive Form der Wahrnehmung, je nach Kontext als „sehen“, „hören“, „spüren“ oder „fühlen“ usw.
Eine sehr treffende Definition: „der Wirkung, der Folgen seines Thuns inne werden“

Im Zusammenhang mit Frau & Mann ist gewöhnlich die sexuelle Befriedigung gemeint, die mehr umfasst als nur „rein (?) und raus“, so z.B. erstmalig in Gen 4,1 „Und/Aber Adam er hatte erkannt (gehabt) die Eva, seine Frau“

Die Geschichte von „Juda & Tamar“ (= Kapitel 38 der Genesis) wäre tatsächlich ein in sich geschlossener Einschub in die Josefserzählung, die von dem üblichen Gebrauch abweichende Verwendung des Wortes ידע hätte dort aber nichts mit einer Quelle anderer Herkunft zu tun, wie es bei Wechseln bezüglich der Wortwahl/Schreibung in anderen Textabschnitten nicht selten der Fall ist, sondern mit dem speziellen Inhalt, dem Bemühen, Verwechslungen vorzubeugen: Hier wird „penetriert“ בוא („hineingehen“ als Umschreibung für „beischlafen“, so auch z.B. in Gen 6,4) und in anderer Hinsicht „gesehen“ (psychisch und physisch).

Grüße
Semsi