Hirnforschung

Hallo Expertin, hallo Experte,

gerade lese ich einen Artikel zum Thema „bildgebende Verfahren“.

Können wir heute schon mit Gewisssheit sagen, welche Hirnregion „gereizt“ wird, wenn dieses (oder jenes) Bild auf unser Auge trifft oder sind es evtl. mehrere ?!

Danke: Zerni

Hallo Zerni,

ja, man kann schon seit einiger Zeit sagen, welche Hirnregionen aktiviert werden, wenn bestimmte visuelle Reize auftreten. Mit Deiner Vermutung hast Du recht, daß es mehrere Hirnregionen sind.

Der größte Teil (90%) des Sehnervs läuft zum Corpus geniculatum laterale (CGL), einem Kern im Thalamus. Der Rest zieht zum Collicus superior, in dem die Augenbewegungen gesteuert werden. Im CGL erfolgt die Verarbeitung retinotrop, d.h. daß jeder Ort auf der Netzhaut auf einen Ort im CGL abgebildet wird und benachbarte Orte auf der Netzhaut auch im CGL benachbart sind. Vom CGL ziehen dann Nervenfasern zum primären visuellen Cortex im Brodman-Feld 17 (im hinteren Okzipitallappen - am Hinterkopf). Dieses Gebiet wird auch Area striata oder Streifenfeld - wegen des weißen Streifens aus ihn durchziehenden Nervenfasern - genannt.

In der Area striata entdeckten die Nobelpreisträger Hubel und Wiesel 3 Typen von Nervenzellen, die als Merkmalsdetektoren fungieren - einfache Zellen, komplexe Zellen und hyperkomplexe Zellen. Diese Zellen reagieren auf streifenförmige Reize mit unterschiedliche Eigenschaften. Einfache Zellen reagieren auf Streifen mit einer bestimmten Ausrichtung. Bei komplexen Zellen erfolgt die Reaktion auf Streifen einer bestimmten Orientierung, die sich über das gesamte rezeptive Feld bewegen. Hyperkomplexe Zellen reagieren auf sich bewegende Linien bestimmter Länge oder auf sich bewegende Ecken und Winkel.

Ungerleider und Mishkin (1982) fanden heraus, daß aus der Area striata 2 getrennte Bahnen in die extrastriären Areale im Parietal- und im Temporallappen ziehen. Die temporale (Was -)Bahn enthält Informationen über die Art (Form, Farbe) des Reizgegenstandes, die parietale (Wo-)Bahn über die Lokalisierung und Bewegung des Reizgegenstandes. So reagieren die Zellen im mediotemporalen Areal v.a. auf Bewegung, die im V4-Areal der parietalen Bahn v.a. auf Farbe und die im infratemporalen Areal v.a. auf die Form.

Gruß,

Oliver Walter