Liebe Experten,
habt Ihr evtl. Erfahrung im Bereich Wandbilder in Secco-Technik ? Oder nicht so geschwollen ausgedrückt Ein Bild an die Wand auf trockenen Untergrund selbst malen. Ich bräuchte Tips zur Vorbereitung des Untergrunds und Auskunft darüber welche Farben dafür am besten geeignet sind (Acryl, Mineral,…).
Vielen Dank bereits im voraus.
Viele Grüße
Tom
Moderne Decken- u. Wandmalerei im Altbau u Neubau
Moderne Decken- und Wandmalerei im Altbau und Neubau
Hallo Tom. Ihre Frage blieb bisher unbeantwortet. Daher für Sie und alle Suchenden:
Sie möchten gerne in Ihrer Miet- oder Eigentumswohnung oder in eigenen Haus eine Wand und Decke bemalen, Fenster- Türumrandungen oder andere Bauteile mit farbigen Dekors verzieren? Das ist im Grunde recht einfach, denn die Farben können direkt und ohne Vorbehandlung auf den glatten Putz aufgemalt werden.
Die Tücken stecken aber meist in vielen Details.
Nur beim Erstbezug einer Neubauwohnung trifft man auf eine glatte, direkt bemalbare Wand (siehe unten), es sein denn man baut selbst.
Ganz große Probleme gibt es, wirklich gut gelungene Motive direkt auf die Wand zu malen. Hier empfehle ich die Motive vorher am Tisch auf dünnes (Echtes) Reispapier etc. zu malen. Die besten Motive auszuwählen und dann an der geeignete Stelle in die richtige Position gebracht, wie ein Stück Tapete aufgeklebt und und die Farbe eingebettet.
(siehe unten).
Ich denke, das ist ein wichtiges Thema für viele. Daher ist der Text umfassend
(Copyright: Kunst-kreativ.de)
Die historischen Wandmalereien:
Unsere Vorfahren in der Altsteinzeit hatten nur Kohle, Kalkstein und Rötel (farbige, gelbe, rötliche und braune Schiefertone) als Farbmittel und nackte Kalksteinwände als Malgrund. Es haben sehr lebendig und farbenfroh wirkende Kunstwerke etliche zehntausend Jahre überdauert. Diese Bilder hatten nur den Zweck, die Jäger auf die Jagd vorzubereiten, Kindern und Jugendlichen die Jagdtiere „hautnah“ zu zeigen und die jungen Jäger in die Geheimnisse, Kenntnisse und Fertigkeiten der Jagd einzuführen. Die Künstler haben die Tiere geschickt auf den Felsen platziert und dabei stets die Unebenheiten und Strukturen der Felswände mit in die Komposition einbezogen. Gerade das macht diese Zeichnungen so natürlich und lebendig. So ist es auch heute noch besonders spannend eine aus Bruchsteinen und mit Kalkputz uneben verfüllte Wand mit einem Dekor zu verzieren.
Die Steinzeitmaler fanden in den Höhlen solche unebenen Kalksteinwände vor.
Wandputz im Wohnungsbau:
Im Wohnungsbau finden wir verschiedene Wandoberflächen vor:
- Kalkzementputz, Kalkputz, mehr oder weniger rau
- Gipsputz, Anhydritputz
- Fertigputz, rein mineralisch, Kalk, Gips z.T mit Acryl- oder Kunstharzanteil
- Gipskarton, Karton mit Gipsfüllung, Gips-Faserplatten, Fertigplatten
- Beton, Sichtbeton, Platten-Fertigbeton, im Keller wasserundurchlässiger Beton
Malereien direkt auf den Glättputz aufbringen
Sind im Altbau die Wände / Decken von einheitlichem hellem Farbton, roh aber glatt, so wird die Malerei direkt auf die trockene Putzschicht („It. „secco“) aufgebracht.
Im Mittelalter wurden vor allem Kalk-,Kasein und Temperafarben verwendet, später auch Öl- und Silikatfarben. Kalk- und Kaseinfarben verlangen keine Vorbehandlung, wie das bei anderen Techniken erforderlich ist.
Wird nach dem Entfernen von Tapeten eine glatte Putzfläche mit kleinen Schäden vorgefunden, so reicht meist das Feinspachteln der Schadstellen. Ist der Putz rauund uneben, so mmuss er durch das Aufbringen eines Glättputzes geebnet und bei ungleicher Färbbung ggf. mit Dispersionsfarbe u.a. gestrichen werden.
Malereien auf fertig gestrichenen Wänden
Beim Bezug einer Wohnung findet man heute statt den vor Jahren noch sehr üblichen Raufasertapeten meist mit Dispersionsfarbe gestrichene Wände und Decken vor, die ein guter Malgrund für Decken- und Wandmalereien mit allen modernen Farben bieten.
Historischer Kalkputz und Kalkfarbe
Früher verwendete man sowohl für Wohnraume und Ställen ausschließlich Kalkfarbe. Diese ist sehr preiswert, feuchtigkeitsbeständig, wirkt desinfizierend und fungizid. Schimmelpilz kann auf Kalkputz und Kalkfarbe nicht überleben, da sie stark alkalisch sind.
Sumpfkalk bedarf keinerlei synthetischer Stoffe, weder in der Herstellung, noch in Form von Zusatzstoffen wie z.B. gegen Schimmelbefall. Er ist daher sehr umweltfreundlich. Der Kalkanstrich ist hochporös und damit gut durchlässig für Sauerstoff und Feuchtigkeit. Er besonders dort gut geeignet, wo viel Feuchtigkeit aus dem Raum in das Mauerwerk abtransportiert werden muss oder vom Mauerwerk zur Außenluft abgeführt werden muss.
Kalkfarbe haftet nicht auf Dispersionsfarben, Leimfarben, Tapeten und vielen Spachtelmassen und umgekehrt. Möchte man mit modernen Farben auf gekalktem Untergrund streichen, ist dies nahezu unmöglich, da sich der Kalk beim Auftragen der neuen Farbe ablöst, weil diese eine wesentlich höhere Schichtspannung aufbaut. Hier hilft meist nur ein völliges Entfernen der Kalkschicht mit Spachtel oder Schleifgerät. Zum Abtönen von Kalkfarbe sind nur kalkechte Pigmente geeignet, doch sind mit diesen keine kräftigen Farbtöne möglich, weil das Calciumhydroxid die Pigmente nur bis etwa 5% bindet. Mit Wasserfarben (Aquarellfarbe, Schul-Deckfarbe) lassen sich jedoch recht preiswerte Dekorationen malen, die in ihrer Zartheit der Farbgebung an mittelalterliche Wandmalereien erinnern. Gerade im Altbau sieht das sehr schön aus.
Leimfarbe auf Wänden und Decken im Altbau:
Finden Sie beim Renovieren einer Altbauwohnung Leimfarbe an den Decken oder Wänden vor, so versuchen sie bitte nicht diese zu entfernen, um mit moderner Deckenfarbe zu streichen, sondern arbeiten Sie weiter mit Leimfarbe das geht viel schneller und ist zudem ökologischer und senkt die allergene Belastung!
Leimfarben sind Anstriche, die Leim als Bindemittel und Wasser als Lösungsmittel verwenden. Als Weißpigment und Füllstoff werden Kalksteinmehl, Lithopone oder Kreide verwendet, weitere Buntpigmente werden zur Abtönung zugesetzt. Sie wird deshalb auch gelegentlich als „leimvergütete Kalkfarbe“ bezeichnet. Das ist fachlich nicht richtig, denn es geht nichts über eine natürliche und unverfälschte Kalkfarbe.
Leimfarbanstriche können beinahe beliebig oft wieder mit Leimfarbe überstrichen werden, ohne dass dadurch die Mauer abgesperrt wird oder das Raumklima leidet. Moderne Dispersionsfarben haften jedoch nicht auf Leimfarbe. Beim Renovieren einer Altbauwohnung endet der Versuch eine mit Leimfarbe gestrichene Decke mit der Rolle überstreichen zu wollen mit einem Fiasko. Die nunmehr angelöste Leimfarbe bleibt in Schichten an der Rolle kleben. Statt den vergeblichen Versuch sofort abzubrechen und sich Leimfarbe zu besorgen, wird diese mühsam und sehr zeitaufwendig mit einem Schwamm von der Decke abgewaschen.
Für die authentische Restaurierung einer Innenausstattung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Biedermeier, Gründerzeit, Jugendstil) ist Leimfarbe die erste Wahl, mit eigenen ästhetischen Reizen: Die Farbe hat eine sehr gute Deck- und Leuchtkraft, und doch zugleich - durch die Einbindung der Farbpigmente in den Leim - eine sehr dezenten, temperierten und gemilderten Charakter, die vor allem die zarten Wand Deckenmalereien des Jugendstil auszeichnen.
Leimfarben werden ohne Kunstharze hergestellt und dürfen deswegen als besonders umwelt- und gesundheitsfreundlich gelten, außerdem sind sie meist recht preisgünstig.
Auftragen des Hintergrundes und der Malerei:
Die Malerei kann dann mit Abtönfarbe (Dispersion), Acrylfarben, Dispersionsfarben, Naturdispersionsfarben, Silikonharzfarben („Wohnraumfarben“), (Organo-)Silikatfarben (Mineralfarben, Wasserglasfarben), Gouasche, Pflanzenfarben, Tempera, Ölfarbe oder Kunstharzfarbe usw. ausgeführt werden, je nach dem, welche farblichen Effekte erreicht werden sollen.
Der Farbauftrag des Hintergrundes kann flächenhaft in der Wickeltechnik, Schwammtechniik (Tupftechnik, z.B. Wolken), Rollen, moderne Graffiti oder mittels Airbrush usw. auftragen werden. Auch beim Darstellen der Motive und der Verteilung der Farbe ist jedes Malwerkzeug einsetzbar: Pinsel, Spachtel, Artmodelleur (shaper), Schwamm, Tücher, Finger, Hand, Sprühverfahren, Schablonentechnik usw.
Malereien auf Papieroblaten aus Reispapier am Tisch malen!:
Schöne Dekors am Tisch zu zeichnen oder zu malen erfordert schon eine Menge Geschick und Fertigkeiten. Große Probleme gibt es, wirklich gut gelungene Motive direkt auf die Wand oder an die Decke zu malen. Hier empfehle ich, die Motive vorher am Tisch auf dünnes (Echtes) Reispapier etc. zu malen. Dann kann man sich die besten Motive auszuwählen. Die Ränder der „Papieroblaten“ werden sorgsam abgerissen, damit ein unscharfer Rand entsteht. Die Oblaten werden der geeigneten Stelle anhalten, in die richtige Position gebracht und wie ein Stück Tapete auf die unfertige Wand aufgeklebt. Nun muss das Motiv am besten Tupftechnik in die Färbung der Wand mit einbezogen, denn das durchscheinende Reispapier hat eine naturbelassene Farbe. Die Fasern der Ränder werden dabei mit der Wandfarbe übertupft und darin eingebettet.
Möchte man mit weißem Hintergrund arbeiten, so emporhielt sich eher das sehr strapazierfähige und vielseitig einsetzbare Palastmuseumpapier (Palastmuseum Papier „Palace-Museum drawing am writing paper“) zu verwenden. Dieses reinweiße 60 g schwere wurde in den Künstlerwerkstätten des Palastmuseums Taipeh für die Erhaltung von Abdrucken von historischen Holzschnitten und für andere künstlerische Archivierungs-Zwecke entwickelt. Künstler nehmen es gerne für Kalligraphien und Tuschebilder und zum Zeichnen, für Kohle, Pastell - Kreide, Holzschnit- und Linol-Drucke usw., die auf dem reinweißen Paper gut zur Geltung kommen, aber auch für Origami, die individuell farblich gestaltet werden. Es wird in gleichbleibender Qualität maschinell als Rollenware (0,45 x 10,0 Meter) gefertigt.
Auch für die Bemalung eigener Tapeten ist es sehr geeignet, denn es hat wie kein anderes Papier eine hohe Naßfestigkeit und Naßreißfestigkeit.
Wandzeichnungen mit Kohle, Pastellkreide, Farbpigmenten:
Wie in der Altsteinzeit lassen sich auch Pastell- und Kohlezeichnungen auf die Wand aufbringen. Nur müssen diese fixiert werden, da sie nicht wie die Höhlenmalereien Unberührbare Kultobjekte waren. Mit losen Farbpigmenten kann tupfend gearbeitet werden. Alternativ lassen sich die Zeichnungen auf dem Palastmuseum-Papier zeichnen, fixieren und dann auf die Wand zu Tapezieren, Das erspart das eher flächenhafte Fixieren der Farbpartikel auf der Wand, die viel Fixativ aufnimmt. Gute und umweltfreundliche Fixative auf Alkoholbasis sind relativ teuer.
(Copyright: kunst-kreativ.de)
Diese Abhandlung ist zwar recht umfangreich, aber in der Praxis treten bei der Planung, Vorbereitung, Umsetzung und Ausführung immer nicht vorhersehbare Probleme auf.
Gerne helfe ich mit meiner langjährigen Erfahrung weiter.
Absender: Fachwissen