Servus,
Berner Hobelkäse kommt aus dem Berner Oberland, das ist richtig. Dank solcher Einrichtungen wie dem Lastenschlitten, dem Postauto, der BLS und der Spanisch-Brötli-Bahn gibt es ihn aber auch sonst vielerorts. Weil er so stark getrocknet ist, kann man ihn auch z.B. nach Izmir, Gladbeck oder Liverpool transportieren, ohne dass er leidet.
Seit einigen Jahren wird in Deutschland vor dem Hintergrund des aus deutscher Sicht wenig berauschenden Wechselkurses nicht mehr sehr viel Käse aus der CH angeboten, schlicht weil er in ordentlicher Qualität saumäßig teuer geworden ist - hauptsächlich Appenzeller und Emmentaler, Gruyère, vielleicht auch Sbrinz (der ist dem Berner Hobelkäse ein klein wenig ähnlich, aber stark salzig). Eigentliche Spezialitäten sind rar geworden - in der Saison September bis April findet man hie und da Vacherin Mont d’Or, und jetzt um Weihnachten/Neujahr auch ziemlich verbreitet Tête de Moine.
Diesen würde ich übrigens als hierzulande besorgbare Alternative zum Berner Hobelkäse vorschlagen. Er ist zwar in der Konsistenz ganz anders, im Geschmack „insgesamt“ auch, aber er hat mit dem Hobelkäse diese herrliche Note knapp an der Grenze zu lange getragenen Socken gemeinsam, die ein Käse nur bekommt, wenn an seiner Entstehung Propionsäurebakterien beteiligt sind. Beiläufig: Der Hobel „Girolle“ für den Tête de Moine lässt sich auch für andere Hartkäse verwenden; er ist zwar schon auch ein Männerspielzeug, aber die hauchdünnen Blumen, die man damit machen kann, sind schon etwas Schönes für die Nüstern.
Schöne Grüße
MM