Hochbegabung

Liebe/-r Experte/-in,
Liebe/-r Experte/-in,
Einen wunderschönen guten Abend, ich möchte mich schon vorab für die Mühe bedanken. Denn mittlerweile haben wir erkannt, dass Hilfe bekommen nicht immer selbstverständlich ist.
Umso mehr würde ich mich über schnelle Antworten freuen, da wir am Dienstag ein wichtiges Schulgespräch haben.

Unser Jüngster ( 8 )ist hochbegabt ( laut Test 135 vor zwei Jahren; dieses Ergebnis kam trotz Erkältung mit beginnendem Fieber , sehr schlechter Laune und wenig Schlaf in der Nacht zuvor , zustande ).
Das Thema : Klasse überspringen, war immer wieder ein Stichwort. Am Anfang war die Lehrerin sehr überrascht über das Ergebnis; ihre Aussage: „Tja wenn das so ist, dann gehen Sie doch mal mit ihm ins Museum.“
Meiner Meinung nach, ist diese Aussage schon aussagekräftig genug… näher möchte ich darauf nicht eingehen.
Nur kurz: Wir haben bereits für verschiedene Museum sogar Jahreskarten.
Was die Hochbegabung betrifft, haben wir von der Schule bisher keine Unterstützung bekommen.
Man bot uns an,ihn in seinen stärksten Fächern an einer deutlich höheren Klassenstufe teilnehmen zu lassen.
Doch er war nie in einer anderem Jahrgang. Bei meiner mehrmaligen Nachfrage, woran es läge, dass unser Sohn noch nicht "in anderen Welten schnuppern durfte ( wie vereinbart )… kam man uns schulische Stressfaktoren an (man fügte jedoch hinzu, dass diese Situation von ihm ausginge, sondern vielmehr von der Lehrerin die in einer Prüfungssituation sich befand ).
Einen Tag nach Zeugnisvergabe (die Sommerferien waren bereits zwei Tage alt ) rief seine Lehrerin an, kurz um:
„Ich finde, Ihr Sohn ist nun bereit zum Springen“.
Vor ein paar Tagen war die Schulkonferenz ( hier in Baden-Württember beginnt ab kommenden Montag die Schule )… nächsten Dienstag ist DAS Schulgespräch ( seine Lehrerin die er zuvor hatte, der Rektor, eine Beratungslehrerin, die evt. zukünftige Klassenlehrerin… und wir natürlich )
Die Lehrerin gab mir zu verstehen, dass Zweifel im Raume stehen ( nicht von seiner Lehrerin ).
Daher sehe ich diesem Termin mit einer gewissen Anspannung entgegen.
Fabians Noten: Mathe : 1 ( 1,0)
Deutsch:2 ( 1,5)… da sich Fabian im Unterricht kaum meldete, wollte sie sein Ego fürs nächste Jahr anspornen und gab ihm daher eine zwei im Zeugnis. Das ist ihre Aussage zu mir persönlich gewesen.
Selbstverständlich akzeptiere ich ihre Einstellung,aber einen Ansporn ist das für ihn nicht.

Fabian würde dann statt in die dritte Klasse in die vierte Klasse gehen.
Nun zu meiner Frage: Was für Rechte und Pflichten haben wir als Eltern ? Ich meine auch im Hinblick auf dieses Gespräch .
Was ist, wenn sich die Lehrer gegen ein Auslassen einer Klassenstufe entscheidet ?
Wir sind über eine Probezeit bereits informiert, und begrüssen diese Möglichkeit sehr.
Unser „Kleiner“ kann bereits den Stoff der vierten Klasse, da er einen grossen Bruder hat.Dieser schob ihm oftmals seine Hausaufgaben dem Jüngeren rüber ( egal in welchem Fach )… wenn ich sie dabei nicht mehrmals inflagranti ertappt hätte… hätte ich es nicht gemerkt… auch nicht bei der Schrift… Selbst beim Lernen hat er dem Grossen oft geholfen.
Mittlerweile werden für uns die Gesprächsthemen richtig schwierig… den Politik , Krieg, Evolution, Gewalt ( via Nachrichten ) sind nicht immer leichte Kost am Abendtisch.
Wir sind ihm nicht mehr gewachsen.
Er hat ein sehr gutes ( das ist eher untertrieben ) Gedächtnis,erfasst komplexe Zusammenhänge,hat vielseitige Talente, und ist Multi-tasking-fähig.
Wir wohnen im ländlichen Bereich… hier scheint es kaum Möglichkeiten zu geben.

Wie führt man ein solches Gespräch erfolgreich?
Damit meine ich, im Sinne für das Kind, denn schliesslich ist das unser aller Ziel: Für das Kind.
Doch was haben wir für Rechte und Möglichkeiten als Eltern ?

Ich möchte mich nochmals für Ihre Mühe bedanken und wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende.

Mit freundlichen Grüssen Tatjana

Hallo Tatjana,

die Geschichte ähnelt meiner, wie wahrscheinlich der vieler Hochbegabter.
Ich wurde vor der Einschulung getestet. Mein Ergebnis war auch ein IQ von 135. Ich war ebenfalls krank. Starkes Fieber. Musste mich bei der Psychologin, die den Test durchführte, sogar übergeben. So schlecht war mir an dem Tag. Übelkeit beim/vorm Test ist keine Seltenheit, so kann ich das aus meiner Erfahrung mit „Leidensgenossen“ feststellen. Meine Vermutung ist, dass es psychosomatisch auftritt. Ein Kind möchte normalerweise einfach nur ein Kind sein. Glücklich mit allen anderen Kindern zusammen. Nicht etwas stark anderes sein. Die unterbewusste Angst vor soetwas kann sich sehr wohl durch solcherlei starke Beschwerden äußern.

Damit Sie wissen, wer Ihnen schreibt: Ich heiße Jenny, komme aus Berlin und bin 21 Jahre alt.

Ich weiß, dass sie speziell nach Ihren Rechten in Bezug auf die eventuelle Versetzung fragten, worauf ich ihnen keine „rechtskräftige“ Antwort geben kann. Vielleicht aber interessiert Sie ja trotzdem, was jemand, der die Schule quasi gerade hinter sich hat, zu der ganzen Sache an sich sagen kann.

Aus meinen städtischen Erfahrungen heraus, kann ich sagen, dass einem Überspringen einer Klasse eigentlich nichts im Wege steht. In Berlin steht man dem offen gegenüber. Da wird dann getestet, auf welchem Stand der Schüler ist, und dann werden ggf. ein paar Teststunden in der höheren Klasse absolviert. Besonders, da Sie einen guten IQ-Test vorliegen haben und die Leistungen Ihres Sohnes momentan ja glänzend sind, würde ich nicht verstehen können, sollte seine Schule dem Überspringen nicht zustimmen. ICh würde mich dann an eine andere Schule wenden.

Denn was Hochbegabte zu seelischen Toten machen kann, ist wenn sie nicht genug Input bekommen. Ich habe durch den „Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind“ (http://www.dghk.de/index.html) mehrere ebenfalls betroffene Jugendliche kennengelernt, welche, wie ich, zu Underachievern wurden. Ist Ihnen das Thema Underachievement bekannt?
Vielen Hochbegabten widerfährt schreckliches in der Schule. Sie werden nicht verstanden, weil sie zu weit sind, und können sich irgendwann nicht mehr ausreichend beschäftigen, weil der Stoff zu lange zu lasch gewesen ist. Dann sinken viele ab. Verweigerung, Resignation, Isolation. Ich habe das selbst leider erlebt.
Ich war immer Klassenbeste gewesen. Eine 1er-Schülerin, die gemobbt und erniedrigt wurde, und sich in der Schule zu Tode langweilte. Irgendwann wurde es zu viel. Meine Noten wurden langsam schlechter. Sie waren gegen Ende der 6. Klasse mehr mittelmäßig als großartig. Der Wechsel aufs Gymnasium stand bevor. Das gab mir den letzten Mut. Ich dachte, dort würde es endlich interessant werden. Ich würde überall auf gelehrte Geister treffen und mich unterlegen fühlen… Doch es war ein Wunschtraum.
Auf dem Gym wurde alles nur schlimmer. Hier waren die Lehrer nun auch mit gemein und machten mich zum Sonderling, sobald ich über Sie Nähe zu anspruchsvollerem Stoff suchte.
Sie bremsten mich. Sie wollten nicht Tempo. Sie wollten einfach nur ab dem Klingeln den Stoff des Lehrplans durchziehen, und beim Klingeln des Endes der Stunde die Schüler mit Ignoranz strafen.

Ich könnte noch so viel mehr schreiben. Ich hoffe ich belästige Sie damit nicht.

Jedenfalls tat sich da etwas in mir. DIe Situation war schon über Jahre hinweg schwer zu ertragen für mich gewesen, doch nun kam ich durch diverse Vorfälle endgültig an meine Grenzen. Meine 1en wurden zu 6en. Ich verweigerte mich. So wie die Welt mir meine Förderung verweigert hatte, und mich (so fühlte ich es) innerlich verkümmern lässt, würde ich nun alles andere verweigern. Ich war trostlos. Ich konnte nicht mehr.
Ich habe, als das Halbjahreszeugnis der 8. Klasse kam, auf dem mittelmäßige bis schlechte Noten zu finden waren, meiner Mutter gesagt, dass ich nicht mehr so Leben könne. Sie hat mich mit Verständnis aufgefangen.
Wir haben lange Hilfe gesucht. Schulen gesucht.

Egal wo man mit dem Wort Hochbegabung auftaucht - Es scheint nach wie vor vielen Leuten gegen den Strich zu gehen. Man läuft ständig in Gefahr als Überheblich/Arroganz abgestempelt zu werden. Alle Stellen vom Staat (Schulamt, Jugendamt, usw) haben uns in NICHTS geholfen und wussten auch NIE etwas, das uns weiterbrachte!

Oh, wenn ich sage „uns“, so spreche ich von meiner Mutter und mir…

Das, was uns wirkliche Einsicht in die Thematik gab, war der Austausch mit anderen Familien, mit gleichem Schicksal.

Ich merke, ich schreibe viel zu viel. Eigentlich möchte ich nur folgendes auf den Weg geben:
Machen Sie sich für Ihren Sohn und seine Bedürfnisse stark. Geben Sie nicht auf, wenn irgendwelche Ämter oder Beamte bei Ihren Anliegen Abwinken.
Hören Sie Ihrem Sohn gut zu und fragen sie evt. auch einmal nach. Seien sie achtsam, ob er sich in der Schule einsam oder sogar gedemütigt fühlt. Nichts ist schlimmer als sich als Kind einer schlimmen Situation ganz alleine ausgeliefert zu fühlen.

Es gibt diverse Internate für Hochbegabte Kinder. Leider kosten diese sehr viel Geld (ca. 2000 Euro/Monat). Wer sich das leisten kann, hat Glück. Dort sind endlich Lehrer, die mit kleinen Genies vertraut sind.
Früher, in Fällen wo es Schülern sehr schlecht ging, hat das Jugendamt sogar die Kosten getragen. Leider kam ich damals schon zu spät. Seit einigen Jahren machen die Medien immerwieder solcherlei Internate publik und ziehen über sie her, wegen einzelner reicher Leute, die ihr Kind auf Kosten des Staates hinschicktne, ohne dass ein Notfall vorlag. Daher, so weit ich weiß, wird so eine Kostenübernahme nicht mehr bewilligt.
Das wäre meine letzte vernünftige Chance gewesen.

Ich hatte 4 verschiedene Schulen besucht. Auf einer war es schlimmer als auf der anderen. Einfach ein neues Gym zu finden, kam für mich nicht in Frage. Außerdem war ich fertig mit der Welt.
Ich habe Fernstudium probiert, was anfangs sehr gut lief. Wieder Bestnoten. Viel Vorarbeiten. Ich hatte sogar Spaß. Doch irgendwann war ich nur noch demotiviert niemanden vor mir zu haben, mit dem ich direkt über den Stoff, ganz frei, reden konnte. Da beim Lehrgangsleiter anrufen… das ist nicht das Selbe.
Ich war letztendlich 3 Jahre nur zu Hause. Jeden Tag. Ich war 15. Meine Mutter absolut ratlos. Wir irrten von Behörde zu Amt. Keiner wollte uns helfen. Schlimmer noch; ich sollte per Zwang in den Unterricht zurückgebracht werden. Die Leute wollten nicht zuhören. Sie wollten nicht verstehen. Sie wollten knallhart die Symptome, und nicht die Ursache für sie behandeln.
Ich kenne Hochbegabte, die mit der Polizei zurück in den Unterricht geschickt wurden, wegen der Schulpflicht.

Ich hoffe sehr, dass ihr Sohn liebere Mitschüler hat, als ich sie hatte. Vielleicht ist das auf dem Land ja anders, als in der lauten, aggressiven Stadt. Jedenfalls ist die Schulzeit extrem wichtig. Ich weiß ich bin erst 21, aber ich spüre, dass mich meine Erlebnisse und die Gefühle von damals mein Leben lang verfolgen werden. Es ist enorm wichtig, so wie Sie es scheinbar bereits tun, einen großen Augenmerk auf die Situation Ihres Sohnes zu legen.

Um die verwirrende „Mal hier, mal da“-Erzählung abzuschließen:
Ich wohne seit drei Jahren alleine und habe in der Zeit auf der Abendschule erst meinen Haupt- und dann den Realschulabschluss nachgeholt. Jetzt muss ich nach einem Kolleg fürs Abi suchen, das mich irgendwie Quereinsteigen lässt, denn Abi nachzuholen dauert 3-4 Jahre. Das ist definitiv zu lange für mich.
Und ich fühle mich furchtbar. Verkümmert.
Ich war mit 13 schon sauer auf mich, dass ich immernoch kein Buch geschrieben hatte und ich die Welt noch mit keiner neuen wissenschaftlichen Erkenntnis bereichern konnte. Das mag lächerlich klingen, aber für mich war und ist das beklemmend.

Helfen Sie Ihrem Sohn unbedingt, weiter vorran zu kommen, sich zu bilden und sich am Leben zu erfreuen und nicht in Frustration abzurutschen.
Wenn ich genau wüsste, wie man das kann, würde ich es sagen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie und Ihr Sohn da mehr Glück haben, als meine Mutter und ich.

Übrigens: Ich hätte auch überspringen können, 2 Klassen, Ende der 3. Klasse und wollte es einfahc nicht. Warum? Weil ich bereits zwei Schulwechsel hinter mir hatte. Die Mitschüler waren gemein zu mir und erniedrigten mich, doch ich glaubte in meiner Unschuld, sie würden mich irgendwann sogar Mögen, wenn ich Ihnen weiterhin zeige, dass ICH nicht gemein bin. Hinzu kamen die immer neuen Gesichter… Ich hatte einfach nur noch Angst.
Heute bereue ich das zutiefst. Ich hätte ÜBrspringen sollen. Und ich wünschte, ich hätte ein dickeres Fell und gute, wahrhaftige Freunde gehabt.

Falls Sie mir wegen irgendetwas noch einmal schreiben möchten, können Sie das gern unter [email protected] tun. Ich weiß nämlich nicht, ob Sie mir hierauf nochmal antworten können. Schreibe hier zum ersten Mal :smile:

Fragen Sie doch ruhig mal bei der DGhK an - Die MÜSSEN das mit den Rechten wissen und können Sie sicherlich gut beraten! www.dghk.de (Deutsche Gemeinschaft für das hochbegabte Kind)

Mit freundlichen Grüßen,
Jenny

Hallo Tatjana,
ich sag mal " du" , so schreibt es sich leichter. Ist hoffentlich o.k.
Eine wirkliche hilfreiche Antwort ist mit in euerm Fall leider nicht möglich, da ich
aus Hessen komme und mich mit der unsrigen Schulrechtslage ganz gut
auskenne, aber nicht weiß wie so was in Baden- Würtenberg gehalten wird. In
Hessen haben wir den „Elternwillen“ , der den Eltern ein relativ großes
Mitspracherecht in solchen Entscheidungen einräumt. Abhängig ist man aber auch
hier vom Verständnis und der Kooperationsbereitschaft von Klassenlehrern und
Schule. Und das ist auch hier sehr verschieden.
Laut Professor Rost vom Begabungsdiagnostischen Institut BRAIN in Marburg ist
vorrangig der Wunsch des Kindes zu springen zu beachten, und nicht, ob eine
Lehrerin meint er sei nun reif dafür. Außerdem muss das Kind immer wissen, dass
es die Möglichkeit hat in seine alte Klasse zurückzukehren.

Für Gespräche mit Schule oder gar Schulamt würde ich mir immer Unterstützung
holen und auf eine sorgfältige Dokumentation des Besprochen achten
(Gesprächsprotokolle, die von allen unterzeichnet werden). Zur Unterstützung ist
es immer hilfreich eine Schulsystem interne Person zu wählen. Z.B den
Schulpsychologen, oder einen Förderlehrer( Sonderpädagoge), der die
Grundschulen in genau solchen Fällen berät. In Hessen heißt das Beratungs- und
Förderzentrum (BFZ) , aber ich weiß leider nicht, ob es etwas vergleichbares bei
euch gibt.
Kompetente Beratung findest du bestimmt bei der Landesgruppe der DGhK
(Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind). Die haben auf ihrer
Internetseite Kontaktadressen aus den verschiedenen Regionen. Ich habe damit
schon recht gute Erfahrungen gemacht.

Ich hoffe ich konnte wenigstens ein paar hilfreiche Hinweise geben und drücke
die Daumen für das Gespräch!

Schöne Grüße!
Kristina

Guten Abend,

ich entschuldige mich, dass ich mich jetzt erst melde, weiß ich doch, wie dringlich die Anfrage für Sie und die Familie ist.

Vermutlich ist Ihnen §4 der Versetzungsordnung Baden- Württembergs bekannt:

§ 4 Überspringen einer Klasse
In Ausnahmefällen können Schüler mit Einverständnis
der Erziehungsberechtigten nach folgenden
Maßgaben bis zu zwei Klassen überspringen:

  1. Schüler, deren geistiger Entwicklungsstand so
    überdurchschnittlich ist, dass eine Einschulung
    in Klasse 1 pädagogisch nicht sinnvoll erscheint,
    können in Klasse 2 eingeschult werden. Die Entscheidung
    trifft der Schulleiter; er kann hierzu
    ein fachpsychologisches Gutachten einholen.

  2. Schüler, deren Gesamtleistungen so überdurchschnittlich
    sind, dass ein Verbleiben in der bisherigen
    Klasse pädagogisch nicht sinnvoll erscheint,
    können in der Regel am Ende des ersten
    Schulhalbjahres der Klassen 1 bis 3 in die nächsthöhere
    Klasse oder zum Schuljahresende der
    Klassen 1 bis 2 in die übernächste Klasse überwechseln.
    Die Entscheidung trifft die Klassen
    konferenz. An der Klassenkonferenz nehmen die
    Lehrer der Klasse, in die der Schüler übertreten
    soll, mit beratender Stimme teil.

  3. Bei Schülern, deren Gesamtleistungen so überdurchschnittlich
    sind, dass ein Verbleiben in der
    Grundschule pädagogisch nicht sinnvoll erscheint,
    kann am Ende der Klasse 3 festgestellt
    werden, dass das Ziel der Abschlussklasse der
    Grundschule erreicht ist, und eine Grundschulempfehlung
    ausgesprochen werden. Die Entscheidung
    trifft die Klassenkonferenz § 4 der
    Aufnahmeverordnung gilt entsprechend.

Was Sie auf jeden Fall bedenken sollten - wenn Fabian den Stoff der vierten Klasse bereits beherrscht, wird er sich vermutlich auch in einer neuen Klasse schnell langweilen, es sei denn, er würde zusätzlich gefördert. Womit ich nicht meine, ihm „einfach“ ein paar mehr Aufgaben des bereits bekannten Stoffs zu geben, sondern ihn anderweitig herauszufordern und zu motivieren, etwa durch Vorbereiten eines Referats zu bestimmten Themen, oder durch Einbeziehen in Förderunterricht für schwächere Schüler beispielsweise.

Es sollte selbstverständlich sein, Fabian zu befragen, was er denn eigentlich will und was er sich von einem Springen verspricht, welche Erwartungen er an die neue Klasse und den Unterricht stellt usw.

Leider hörte ich von sehr vielen Eltern, dass sie in der Schule nicht ernst genommen würden, dass Aussagen folgen, wie z.B. „na, wenn er hochbegabt ist… dann soll er erst mal lernen, eine ordentliche Schleife zu binden“ oder ähnliches. Es ist bedauerlicherweise nach wie vor so, dass viele Lehrer meinen, Hochbegabung käme „Wunderkindern“ gleich, die in allen Bereichen überdurchschnittliches leisten. Dass Hochbegabte häufig in einzelnen Bereichen besonders befähigt sind, in anderen Bereichen, vor allem in ihrer körperlichen Entwicklung, aber eben so weit entwickelt sind, wie Kinder in dem Alter nun einmal entwickelt sind, lassen sie dabei außer Acht.

Allein die Tatsache, dass eine Klassenkonferenz stattfinden wird, ist hoffentlich ein „gutes“ Zeichen dafür, dass die Schule einem Überspringen aufgeschlossen gegenüber steht.

Ich würde vorsichtshalber Unterlagen vorbereiten, vermutlich sind Sie in Besitz des ein- oder anderen Buches, in denen Merkmale Hochbegabter aufgeführt sind, welches Sie als Argument für ein Überspringen nutzen können.

Anbei ein Auszug aus meiner Diplomarbeit zum Thema Hochbegabung:

„Mehr ist nicht genug!“
ODER:
„Übliche“ schulische Fördermaßnahmen
Aufgabe der Schule ist es, allen Schülern eine ihren Fähigkeiten entsprechende Bildung zu vermitteln. Es reicht nicht, grundlegende Kenntnisse zu vermitteln, vielmehr sollen Leistungsfähigkeit entwickelt, Interesse geweckt, Neigungen und Begabungen gefördert werden. Es geht nicht nur um eine Förderung der kognitiven Fähigkeiten, sondern auch um die Förderung der Gesamtpersönlichkeit, was Motivation, Kreativität, Ausdauer sowie das Lern- und Leistungsverhalten einschließt.
Nicht nur fördernde Unterstützung seitens engagierter Lehrkräfte, sondern auch organisatorische Maßnahmen sind möglich, die die Entwicklung begabter Kinder unterstützen:

  • Innere Differenzierung,
  • Offene Unterrichtsformen,
  • Projektunterricht, fächerübergreifender Unterricht,
  • Arbeitsgemeinschaften (s.u.),
  • Individuelle Schullaufbahngestaltung (vorzeitige Einschulung, Überspringen, D- Zug- Klassen, s.u.),
  • Teilnahme an Wettbewerben und Schülerakademien (s.u.) und andere.

Es gibt unterschiedliche Ansätze, hochbegabte Kinder und Jugendliche im Unterricht zu fördern: zum Einen Akzelerationsansätze (Akzeleration= Beschleunigung), zum Anderen Enrichmentprogramme (Enrichment= Bereicherung).

(…)

Mit 11 Jahren in der achten Klasse!?
ODER:
Überspringen von Klassen
Friedrich Oswald bezeichnet das Überspringen einer Klasse als „Wahrnehmung des Menschenrechts auf individuelle Entwicklung“.
Eine Klasse zu überspringen, ist eine in allen Bundesländern zugelassene Maßnahme, die bedauerlicherweise aber nur selten praktiziert wird. Wir sind der Meinung, daß das Überspringen das Pendant zum Sitzenbleiben darstellt: bei einigen Schülern ist, aufgrund der schlechten Schulleistungen, deutlich, daß sie ein Jahr wiederholen müssen. Bei herausra-genden Schülern ist ebenso offensichtlich, daß der Besuch einer höheren Klasse den individuellen Fähigkeiten besser entspräche.
In der Regel darf ein Kind zwei Mal während seiner Schullaufbahn „springen“: einmal in der Grundschule und einmal auf dem Gymnasium.
Gründe für das Überspringen einer Klasse sind folgende:

  • offensichtliche schulische Unterforderung,
  • hoher Wissensstand und Interesse, sowie
  • schnelles, effektives Lernen.
    Eine Voraussetzung des Überspringens ist die Fähigkeit und Bereitschaft zu selbständigem Erarbeiten des Unterrichtsstoffes in den Sommerferien.
    Zum Überspringen werden die Klassen 6, 10 und 11 besonders empfohlen weil in diesen drei Jahrgangsstufen kaum neue Themen zu lernen seien.
    Das Überspringen bietet verschiedene Vorteile:
  • Stärkung des Selbstbewußtseins,
  • Steigerung der Motivation und Lernfreude,
  • Minderung schulischer Unterforderung sowie
  • Erwecken des Gefühls der Herausforderung.

Im Gegensatz hierzu existieren auch Nachteile des „Springens“: ein gelangweiltes Kind entdeckt vermutlich nicht ohne weiteres sein Interesse an der Schule wieder, zudem wird die Herausforderung voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein, weshalb keine grundlegende Veränderung des Lernverhaltens notwendig ist. Das Nacharbeiten des Unterrichtsstoffes bestärkt das Kind in seinem Lerneifer, so daß es dementsprechend noch schneller lernt.
Auch bei der Maßnahme des Überspringens einer Klasse handelt es sich um keine Förder-maßnahme in pädagogischem Sinn. Es liegt eher eine Korrektur der formalen Klassenzu-ordnung vor, Ch. Fels nennt dies „eine therapeutische Maßnahme gegen Unterforderung und Langeweile“.

Ich hoffe, Ihnen damit zumindest ein wenig behilflich zu sein. Gern stehe ich für weitere Anfragen zur Verfügung.

Herzliche Grüße und viel Erfolg für das Gespräch,
Nina

Liebe Tatjna,

leider konnte ich Ihre Anfrage nicht früher beantworten, da ich geschäftlich verreist war. Umsomehr tut es mir leid, dass Ihr Gespräch nun schon vorbei ist.

Wenden Sie sich in jedem Fall an die zuständige Schulpsychologin bzgl Hilfestellungen auch für Sie als Eltern. Sie obligt der Schweigepflicht, Sie können ihr die Vorgänge schildern und wenn sie kompetent ist kann sie Ihnen in Ihrer Gegend weiter helfen und Empfehlungen aussprechen. Rufen Sie auch beim zuständigen Landesschulamt an und lassen sich weiterempfehlen. Manchmal stehen verschiedene Ansprechpartner auch schon auf den Internetseiten.
Auch weiß der Kinderarzt oder Psychologe der den Test durchführte oft weiter.

Ich könnte Ihnen zu dem Thema jetzt Vorträge halten, aber das hilft Ihnen nichts. Im Sinne Ihres Sohnes ist es am Wichtigsten, dass Sie als Eltern Ruhe bewahren (ich spreche aus Erfahrung :smile: ), Geduld aufbringen und Gespräche mit ansässigen Experten suchen.
Ihr Kind die Klasse oder Schule wechseln zu lassen ist Ihr Recht, sollte aber nicht überstürzt werden. Hören Sie sich auch Argumente der Schule an und bedenken Sie, so frustrierend es auch ist, dass diese sich (wie Sie ja auch schrieben) nicht sehr für die außerschulischen Aktivitäten und Ihre Bemühungen interessiert.
Wie gesagt, suchen Sie sich unbedingt vor Ort Hilfestellungen und für Ihren Sohn auch evtl. Gleichgesinnte.

Trotz der verspätetenden Antwort hoffe ich, Ihnen ein bisschen Mut machen zu können. Wenn er so fix ist, wird er seinen Weg schon schaffen und spätestens auf der weiterführenden Schule können Sie ihn springen lassen.

Viel Erfolg und alles Gute :smile:
Alexandra

Hallo,
es kommt immer darauf an, ob das Kind mit seiner jetzigen Klassensituation zufrieden ist. Verzeihen Sie, dass das jetzt so spät kommt, aber ich schaue nur nur ab und zu rein.
Ein Sprung kann vor allem hilfreich sein, wenn sich das Kind unterfordert fühlt und sich beispielsweise im Unterricht halb zu Tode langweilt. Doch vergessen Sie bitte nicht, dass das Kind auch soziale Bindungen zu seinen Klassenkameraden aufgebaut hat (oder auch nicht), die bei einem Sprung womöglich verloren gehen könnten. Bei einem so hohen IQ scheint es jedoch sinnvoll, das Kind früh und ausreichend zu fördern.

Zu dem Gespräch: Achten Sie mal auf die Ansichten der Lehrer bezüglich ihres Sohnes. Meinen die auch, es wäre besser für Ihren Sohn, eine Klasse zu überspringen? Nicht jeder Hochbegabte muss zwangshaft eine Klasse überspringen, viele bleiben auch unentdeckt und durchlaufen die Schullaufbahn wie ganz gewöhnliche Kinder. Ihre „Pflichten“ als Eltern kann man vielseitig interpretieren. Im Vordergrund steht natürlich das Wohle des Kindes. Es kommt immer auf die jetzige Situation an. Solange sich das Kind in seiner Klasse wohlfühlt, warum dann springen? Und was sagt Ihr Sohn zu der ganzen Sache? Es ist wichtig, dass sie vor allem auf die Wünsche Ihres Sohnes achten und ihn so gut wie möglich unterstützen. Andererseits gibt es jedoch sehr gute Erfahrungen, was das Springen von hochbegabten angeht.

Wenn die Lehrer einen Sprung nicht akzeptieren sollten, fragen Sie ausreichend nach der Begründung. Ansonsten gibt es ja auch noch eine Menge außerschulischer Aktivitäten bzw. Angebote, an denen Ihr Sohn teilnehmen könnte.

Wenn Sie noch eine Frage haben, wenden Sie sich bitte an mich!

Viele Grüße

Hochbegabt!(-)

Hallo Tatjana,
leider habe ich erst jetzt bei Sichtung des Forums gesehen, dass Ihre Nachricht wohl in meinem Spam-Ordner gelandet ist :frowning:
Falls Sie noch einen Rat benötigen, melden Sie sich doch bitte noch einmal!
S. Brüssel

Hallo Tatjana,

tut mir leid das ich letztes Jahr (oh Gott) nicht geantwortet habe.
Ich habe von der Mailadresse einfach das Passwort vergessen und hatte leider nichts zur Sicherheit hinterlegt.Heute ist es mir urplötzlich eingefallen … Sorry,sorry,sorry.

Konntet ihr Euer Problem klären?

Gruß Romy

Ja… es konnte sich alles klären.

Vielen Dank für Deine Zeilen und die Mühe.
LG Tatjana