Hochdeutsch: Wieso kein "Tiefdeutsch"?

Hallo,

da es ein „Hochdeutsch“ gibt, müsste es logischerweise doch auch ein „Tiefdeutsch“ geben.

Wieso aber gibt es das nicht?

Oder, anders gefragt: Warum heißt das Hochdeutsch so, wenn es kein Tiefdeutsch gibt?

Grübelt
Carsten

Hallo

Normalerweise versteht man unter „Hochdeutsch“ das Standarddeutsch, also eine Kunstsprache, die in der Regel eher geschrieben wird und die man als Ausländer im Fremdsprachenunterricht gelehrt bekommt.

Dazu gibt es in der Tat als Gegenstück nur die sogenannte Umgangssprache* bzw. die deutschen Dialekte in ihrer Gesamtheit.

Man kann aber unter „Hochdeutsch“ auch die hochdeutschen Dialekte verstehen – und da gibt es das Pendant: nur nicht Tief-, sondern Niederdeutsch.

Dieses Gegensatzpaar trifft man oft in der historischen Linguistik als Althochdeutsch vs. Altniederdeutsch und Mittelhochdeutsch vs. Mittelniederdeutsch an.

Die hochdeutschen Dialekte teilt man weiter auf in mitteldeutsche und oberdeutsche.

Die niederdeutschen Dialekte wiederum gehen in den entsprechenden Gebieten praktisch nahtlos in die niederländischen Dialekte (also mit anderen Worten in das Niederländische) über.

Herzlichen Gruss
dodeka
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Anmerkung:

*Die bei manchen Leuten sehr beliebte Herabsetzung der Umgangssprache als „nicht korrekt“ oder zumindest „eigentlich nicht ganz korrekt“ ist übrigens nicht zu begründen. In der Fremdsprachendidaktik anderer Sprachen (ich erwähne mal vor allem Tschechisch und Walisisch) ist man schon längst weiter und lehrt eben beide Varianten bzw. lässt die formell „hochstehenden“ Varianten erst mal aus. Solange man nicht jedem Modetrend nachläuft, ist das auch die einzige Möglichkeit, um die Sprache korrekt zu beschreiben. Und schon im „Schwejk“ (z. B.) findet man dieselben umgangssprachlichen Elemente wie heute, das ist also wahrlich nichts neues.

Und wo ich gerade dabei bin: Oft wird behauptet, die Umgangssprache würde verarmen, bzw. die Sprache an sich würde durch die Verwendung von „umgangssprachlichen“ Wendungen verarmen. Oft ist das Gegenteil der Fall, wenn man Formen wie „meinem Vater sein Haus“ ausmerzen und nur das blasse, juristensprachliche „das Haus meines Vaters“ akzeptieren will. Auf „meines Vaters Haus“ wiederum kommen diese Kleingeister in den seltensten Fällen.

Die Grammatik des modernen Schriftdeutschen (und anderer europäischer Sprachen) ist teilweise durchaus durch die Lateinbegeisterung mancher Gelehrter beeinflusst worden, und so wurden bestimmte Formen ganzen Schülergenerationen einfach als falsch angestrichen, weil sie im Lateinischen keine Entsprechung haben…

So, das musste jetzt mal raus. Gehört zwar nicht direkt zu deiner Frage, aber zum Thema.

:smile:

Danke!
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Natürlich hat eine Hochsprache ihre Vorteile. Vor allem kleine Sprachen wie das Rätoromanische oder die verbliebenen keltischen Sprachen können besser überleben, wenn es eine möglichst einheitliche Form gibt, in der sie weitergegeben werden. Aber die muttersprachlichen Sprecher (vor allem die alten) finden sich darin oft überhaupt nicht wieder und lehnen diese „neue“ Sprache ab. Auch ein Dilemma. Aber das ist jetzt nun wirklich offtopic…

Sorry. :wink:

Hallo,
hier wird Plattdeutsch gesprochen. Platt dürfte das gegenteil von hoch sein

Servus,

lies doch mal, was Dodeka ausführlich erklärt hat: Es gibt hochdeutsche Dialekte, die sich selbst als „Platt“ bezeichnen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

Und wieso gibt es Hartgeld aber kein Weichgeld?

LG

Silberloewe99

„Der für die deutsche Standardsprache oft gebrauchte Begriff Hochdeutsch bezeichnet in der germanistischen Sprachwissenschaft eigentlich eine Gruppe von Mundarten in Mittel- und Süddeutschland (Mittel- und Oberdeutsch), die sich durch die Benrather Linie vom Niederdeutschen abgrenzen.“ Quelle: wikipedia

Ich denke, dass die Bezeichnung auf geographische Unterschiede anspielt. Das Niederdeutsch oder Plattdeutsch, spielt auf das „niedere“, „platte“ --> norddeutsche Flachland an.

Ich bin aber kein Sprachwissenschaftler, ist nur ne Annahme.

Grüße

Servus,

diese Herleitung ist richtig für Nieder-, Hoch-, Mittel-, Oberdeutsch, aber nicht für Platt.

„Platt“ bedeutet hier „einfach, volkstümlich, derb“. Auch in einigen deutschen Mittelgebirgen wird die lokale Mundart als „Platt“ bezeichnet.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Standarddeutsch, auch Hochdeutsch oder Schriftdeutsch, ist lt. Wikipedia das „amtliche Deutsch“. Alles Nähere findest Du hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Standarddeutsch

Gruß
Albert, der Mundartpoet