Hochwasser der Vergangenheit vs. Klimawandel

Hallo … nachfolgend mal eine Frage, die mich als Nicht-Fachmann bei diesem Thema immer wieder beschäftigt, wenn mal wieder ein „Jahrhundert-Hochwasser“ in Deutschland ist … oder wenn ich an einem Fluss spazieren gehe.

Auf vielen alten Toren, Mauern, etc … finden sich die Hochwassermarken der vergangenen Jahrhunderte. Und wenn ich da die Jahre 1557, 1623, 1717, 1804, 1912, etc … lese, so frage ich mich, ob es die Erwärmung damals schon gab oder was waren die " natürlichen" Ursachen dieser Katastrophen ? Denn ich denke, auf Grund der viel geringeren Verbauung hatte das Wasser damals noch wesentlich bessere Möglichkeiten, sich zu „verlaufen“.

Danke + Gruss

Kai G.

Auf vielen alten Toren, Mauern, etc … finden sich die
Hochwassermarken der vergangenen Jahrhunderte. Und wenn ich da
die Jahre 1557, 1623, 1717, 1804, 1912, etc … lese, so frage
ich mich, ob es die Erwärmung damals schon gab oder was waren
die " natürlichen" Ursachen dieser Katastrophen ?

Hochwasser passieren - damals, wie auch heute.
Die fast flächendeckende Bebauung der Landschaft und moderne Kommunikationsmittel führen aber zu einer gewissen, „selektiven Wahrnehmung“.

Wenn vor 500 Jahren ein Fluß über die Ufer trat und einen Wald überschwemmte, war das keine Notiz wert - heute stehen dort Häuser.

Hochwasser treten auf, wenn in einer Zeiteinheit mehr Wasser anfällt, als Flüsse und Bäche abtransportieren können - meist sind die Ursache kurzfristige Wetterereignisse (Starkregen, Schneeschmelze), mit dem Klima (langfristige Wetterentwicklung) hat das nur sehr bedingt zu tun.

LG
Stuffi

Die Ursache für ein Hochwasser ist ja in erster Linie mal eine bestimmte Wetter-Konstellation, die zu sehr viel Regen führt. Wenn dies dann noch ungünstige mit anderen Faktoren wie z.B. der Schneeschmelze in einem sehr schneereichem Winter zusammenfällt, dann kommt es zu diesen extremen Hochwassern.

Wichtig ist also v.a. ein gutes Zusammenspiel dieser verschiedenen Faktoren, und nicht nur das Klima an sich. Auch vor 1850 hat es starke Regenfälle und schneereiche Winter gegeben.

Natürlich gab es damals noch keine so starke Verbauung der Flüsse und Versiegelung der Erdoberfläche. An und für sich hast du damit natürlich recht, dass dies eher Faktoren sind, die die Hochwasserhöhe senken würden.
Andererseits nehmen die Schneemengen im Winter seit der Erwärmung eher ab bzw schmelzen im Winter durch kurze Warmphasen öfters weg, so dass nicht alles auf einmal schmelzen muss.
Und es gibt noch andere Dinge, die damals eher ungünstiger waren. Flüsse schneiden sich ja prinzipiell immer tiefer ins Gelände, d.h. das Flussbett lag zur damaligen Zeit u.U. etwas höher als heute, so dass der Fluss erst gar nicht so weit steigen musste, um über das Ufer zu treten.
Eine der größten Ursachen für Hochwasser lag aber oft an etwas ganz anderem. Bedingt durch die langsamere Fließgeschwindigkeit, kältere Winter und einen ganz anderen Schiffsverkehr waren die Flüsse damals im Winter wesentlich stärker und öfter zugefroren. Bei Hochwasser brach diese Eisdecke und ein riesiger Eisschollenstrom bewegte sich flußabwärts. Bei Engstellen oder Brücken kam es dann dazu, dass sich die Eisschollen verhackten und aufstauten, es bildete sich also eine Art Damm. Dieser lies das Wasser weitaus höher steigen, als dies durch das Hochwasser selbst jemals möglich gewesen wäre.
Viele mittelalterliche Hochwassermarken stammen von diesem Phänomen, welches heutzutage bei uns kaum noch auftritt und selbst wenn, ist es durch geeignete Mittel (Sprengung) in den Griff zu kriegen, was im Mittelalter nicht möglich war.

Wenn’s dich interessiert, hier findest du die PowerPoint-Folien eines Vortrags zu genau diesem Thema. Der Autor kommt dort ebenfalls zu dem Schluss, dass es im Mittelalter an und für sich keine extremeren Hochwasser gegeben hat als heute. Allerdings nehmen v.a. Winter- und Frühjahrshochwasser aus o.g. Gründen in den letzten Jahrzehnten bei uns eher ab.
http://www.uni-leipzig.de/~meteo/MUDELSEE/talk/bern2…

Mit dem Klimawandel muss man hier aber sehr vorsichtig sein. Viele Leute assozieren mit Klimawandel extreme Katastrophen, jedoch ist Klimawandel ein globales Phänomen. Es kann also durchaus sein, dass in einem Gebiet der Erde (z.B. bei uns) die Hochwasser abnehmen, während sie woanders (z.B. in Bangladesh) zunehmen. Von der Entwicklung in Deutschland daher auf die globale Situation zu schließen, wäre also kaum praktiabel und führt mit Sicherheit nicht zu einem richtigem Ergebnis.
Aber eine globale Hochwasserentwicklung der letzten Jahrhunderte zu erstellen, dürfte unmöglich sein, da es dort zu viele Lücken in den Daten gibt, es ist ja schon bei uns kaum möglich, Hochwasser-Ereignisse im Mittelalter in ihrer Inensität genau abzuschätzen, wie sollte das in Afrika oder anderswo erst gehen, wo man nicht mal Aufzeichnungen hat…

mfg
deconstruct

Hallo,
wie schon bemerkt, gibt es verschiedene Ursachen für Hochwasser.

  1. Hochwasser durch etxreme Regenfälle
  2. Hochwasser durch akute Schneeschmelze (Frühjahrshochwasser)

Während alte Hochwasserstände eher durch Frühjahrshochwasser
bedingt waren, ist z.B. das Jahrtausendhochwasser in Dresden
im Sommer passiert.

Während extreme Hochwasser durch Schneeschmelze auch in
Kaltzeiten stattfinden können, weil da im Winter auch in
niedrigeren Lagen einfach mehr Schnee liegen bleibt, sind
extreme Hochwasser durch Regenfälle eher mit Warmzeiten verbunden,
weil die warme Luft mehr Wasser aufnimmt und sich passende Wetterereignisse häufen.

Letztere ist also eher auf Klimaerwärmung zurückzuführen,
genauso wie z.B. höhere Tornado und Hurricanwahrscheinlichkeiten
oder längere Dürreperioden.
Gruß Uwi

Auf vielen alten Toren, Mauern, etc … finden sich die
Hochwassermarken der vergangenen Jahrhunderte. Und wenn ich da
die Jahre 1557, 1623, 1717, 1804, 1912, etc … lese, so frage
ich mich, ob es die Erwärmung damals schon gab oder was waren
die " natürlichen" Ursachen dieser Katastrophen ? Denn ich
denke, auf Grund der viel geringeren Verbauung hatte das
Wasser damals noch wesentlich bessere Möglichkeiten, sich zu
„verlaufen“.

Danke + Gruss

Kai G.

Hallo,
wie schon bemerkt, gibt es verschiedene Ursachen für
Hochwasser.

  1. Hochwasser durch etxreme Regenfälle
  2. Hochwasser durch akute Schneeschmelze (Frühjahrshochwasser)

Bevor man über Hochwasser spricht, sollte man zuerst die Kriterien für den Begriff Hochwasser und dessen Wahrnehmung festlegen. Wie der Fragesteller richtig bemerkt hat, gibt es seit Menschengedenken Hochwasser. Was sich jedoch verändert hat, sind dessen Begleitumstände. Waren früher fast nur unbewohnte oder schwach besiedelte Gebiete betroffen, so ist jetzt genau das Gegenteil der Fall. Somit hast du leider die häufigste Ursache von Hochwasser vergessen:
Die Deregulierung von Flüssen und Bächen.

Während alte Hochwasserstände eher durch Frühjahrshochwasser
bedingt waren, ist z.B. das Jahrtausendhochwasser in Dresden
im Sommer passiert.

Ein weiterer Punkt von Hochwasserkatastrophen ist die enorme Besiedelung. Früher waren nur selten Menschen und Bauwerke in Gefahr. Das sieht das z. B. heute ganz anders aus. Wir bauen unsere Häuser immer öfter in hochwassergefährdeten Regionen in denen ein Fluss reguliert wurde. Keiner unserer Urgroßeltern wäre jemals auf die Idee gekommen im Hochwassergebiet (HKU100, HKU30) zu bauen.

Während extreme Hochwasser durch Schneeschmelze auch in
Kaltzeiten stattfinden können, weil da im Winter auch in
niedrigeren Lagen einfach mehr Schnee liegen bleibt, sind
extreme Hochwasser durch Regenfälle eher mit Warmzeiten
verbunden,
weil die warme Luft mehr Wasser aufnimmt und sich passende
Wetterereignisse häufen.

Letztere ist also eher auf Klimaerwärmung zurückzuführen,
genauso wie z.B. höhere Tornado und
Hurricanwahrscheinlichkeiten
oder längere Dürreperioden.
Gruß Uwi

Was wir gerne vergessen ist die Tatsache, dass die Bezeichnungen HKU100, HKU30 usw. aussagen, dass dies ein Hochwassergebiet mit 100 oder 30jähriger Regelmäßigkeit! ist. Blöd ist nur, wenn man sich dann über ein aktuelles Hochwasser wundert und dem Klimawandel - der übrigens allgegenwärtig ist und seit Anbeginn der Erde stattfindet - die Schuld gibt.
Ebenso deine Aussage über Hurrikans. Die Häufigkeit steigt von Jahr zu Jahr und nimmt aber dann wieder ab. Wir sind natürlich alle entsetzt über die Folgen eines Hurrikans, wenn dieser zufällig über eine Stadt wie New Orleans hinwegfegt. Wir ignorieren dabei aber, dass diese Stadt zur Absicherung gegen das Meer - und das war ja der Grund der Überschwemmungen - eine Vorrichtung hat, die in unseren Breiten nicht einmal bei einem Mäusekäfig zulässig wäre. Es kommt halt immer auf die Betrachtungsweise an!

LG Peter

Somit hast du leider die
häufigste Ursache von Hochwasser vergessen:
Die Deregulierung von Flüssen und Bächen.

Mag sicher in Einzelfällen vorkommen, aber es treten durchaus auch regulierte Flüsse über die Ufer - von einer „häufigsten Ursache“ würde ich hier nicht sprechen.

Hochwasser treten auf, wenn mehr Wasser anfällt, als die vorhandenen Flüsse (egal ob nicht reguliert, regliert oder dereguliert) abtransportieren können.

LG
Stuffi

Waren früher fast nur
unbewohnte oder schwach besiedelte Gebiete betroffen, so ist
jetzt genau das Gegenteil der Fall.

Darum geht es aber dem Fragesteller IMO nicht. Die Fragestellung war doch, soweit ich das verstanden habe, folgende:

In fast allen Städten, welche an Flüßen liegen und einen mittelalterlichen Stadtkern haben, findet man an Gebäuden alte Hochwasser-Marken. Diese Marken liegen aber z.T. so extrem hoch, dass sie kein Hochwasser seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen erreichen konnte. Zum Teil scheinen sie fast unglaubwürdig hoch zu liegen.
Die Frage ist nun, wie das sein kann?
Denn die auch von dir gerade z.T. aufgeführten Dinge, wie z.b. dass es damals weit mehr unbebautet Überflutungsflächen und Flußauen gab, dass die Flüße nicht begradigt waren und dass die Erdoberfläche viel weniger versiegelt war, würden ja eigentlich nahe legen, dass die Hochwasser damals in der Scheitelhöhe betrachtet nicht so extrem ausgefallen sind. Denn das Wasser konnte ja ungehindert viele flußnahe Gebiete überschwemmen, was ja die Scheitelhöhe eines Hochwassers senken sollte. Um also die heute sichtbaren Markierungen zu erreichen, müssten demnach damals ja wesentlich höhere Regenmengen gefallen sein, als dies bei den schlimmsten Hochwassern unserer Zeit je passier war.

Für diese Sache könnte man dann drei Möglichkeiten angeben, von denen eine auf jeden Fall zutreffen muss:
a) Die Hochwassermarken in den Altstädten wären übertrieben und falsch
b) Die Niederschlagsmengen waren damals höher
c) Es gibt andere Faktoren, welche für die extremen Scheitelhöhen gesorgt haben

Abgesehen davon hast du natürlich Recht, dass es damals weniger Flußnahe Bebauung gab und viele Hochwässer einfach keine Schäden in Städten anrichteten, da sie v.a. Felder, Flußauen und ähnliches überschwemmt haben. Aber das ist wie gesagt IMO nicht die Frage hier.

mfg
deconstruct

Meiner Meinung nach hat die Ursachen der Hochwasser weniger mit der Häufigkeit des Niederschläge (Regen, Schnee etc.) zu tun. Zwar nimmt sicher die Wetterkapriolen zu, jedoch ausschlaggebend ist die Besiedlungen. Damals hatte man auch nicht immer gleich an Hochwasserschutz gedacht weil die Hochwassersituationen häufig erst Jahrzehnten kommen und man gleich „nichts dabei denkt“: Häuslbauen in Reih und Glied. AAAAH Hochwasser! Heutzutage ist es schlimmer.

Die Regulierungen der Flüsse haben stark zugenommen, sodass keine Rückstaumöcklichkeiten gibt, daraus ergibt sich: Zerstörerische Druck des Wassers auf enge Bereiche. Da können Dämme&Deiche schlecht standhalten.
Also der Wetter ist nicht schuld, die Bebauung ist das schlimmere Problem. Aber wer tut schon gerne Landmassen für Hochwässer freihalten? Gerade diese sind oft die besten Plätze…

lg deafmax

Hallo Stuffi,
ich hoffe, deine Aussage ist als „Scherz des Tages“ gemeint. Ich würde vorschlagen, dass du dir die Hochwasser Österreichs der letzten 20 Jahre anschaust und versuchst festzustellen, ob die in den betroffenen Gebieten liegenden Flüsse verbaut oder reguliert wurden. Oder anders gefragt: Kennst du ein Hochwasser bei dem ein natürlich gebliebener Fluss in einem unbewohnten Gebiet über die Ufer getreten ist?
Gruß Peter

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Hallo,

erstens schriebst Du von „Deregulierung“ und nicht von „Regulierung“, und darauf habe bezog ich mich.

Zweitens überlege Dir mal, warum man Flüsse reguliert:
Man will das Wirrwarr aus Altarmen, Auen, etc. „bereinigen“, dem Fluß ein eng begrenztes Bett geben und den Rest des Landes nutzbar machen.

Wenn nun einmal viel mehr Wasser als üblich kommt, tritt der Fluß über die Ufer (jeder). Beim nicht regulierten Fluß wird größtenteils der ohnehin vom Fluß beanspruchte Bereich überschwemmt - Altarme und Auwälder. Beim regulierten Fluß wird weitgehend derselbe Bereich überschwemmt, mit dem kleinen Unterschied, daß dort nun Felder und Siedlungen liegen.

Das heißt aber keineswegs, daß das Hochwasser durch die Regulierung ausgelöst wurde, sondern nur, daß seine Auswirkungen durch die Landnutzung verschlimmert wurden - hätte man dieselben Abstände zum Fluß wie früher eingehalten, gäber es kein Problem. Einzig am Unterlauf von Flüssen kann es durch Regulierungsmaßnahmen weiter oben zu verstärktem Auftreten von Hochwasser kommen, weil die Pufferwirkung der ehemaligen Flußlandschaft wegfällt.

ZU Deinem Beispiel von den Hochwassern in Österreich: Das verheerende Kamp-Hochwasser betraf einen weitgehend unregulierten Fluß - also kein Grund, gleich mit übelster Polemik („Scherz des Tages“) zu kontern - insbesondere wenn man sich selbst mehr als unklar ausdrückt.

LG
Stuffi

Halo Stuffi,
es tut mir leid, wenn ich mich unklar ausgedrückt habe. Mein Vorschlag, du liest noch einmal die Beiträge durch und versuchst zu verstehen. Zu deiner Hilfe: deregulieren oder regulieren bedeutet den ursprünglichen Zustand zu verändern. Es mag durchaus sein, dass du der Meinung bist, dass „weitgehend unreguliert“ unwichtig ist. Aber die Natur reagiert halt nicht immer nach unseren Vorstellungen von „geht schon noch, kein Problem, wird schon nichts passieren“. Außerdem war das Kamptal nicht die einzige Katastrophe, da könnte ich z. B. Mittersiel, die Donau, den Inn usw. erwähnen und bei allen wurde nach Vorstellung der Politik, Wissenschaflern etc. eh fast nichts verändert.
LG Peter

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Zu deiner Hilfe: deregulieren oder
regulieren bedeutet den ursprünglichen Zustand zu verändern.

Blödsinn:
„De-regulieren“ bedeutet das Gegenteil von „regulieren“ - das sind keine Synonme sondern Antonyme.

Deregulieren würde ich dahingehend interpretieren, daß versucht wird einen bereits regulierten Fluß wieder dem „Naturzustand“ anzunähern.
Das sollte die Wahrscheinlichkeit für Hochwasserschäden (nicht jedoch für Hochwasser an sich) reduzieren.

Es mag durchaus sein, dass du der Meinung bist, dass
„weitgehend unreguliert“ unwichtig ist.

Gänzlich unregulierte Flüsse wirst Du (in unseren Breiten) kaum noch finden - im Naturzustand waren praktisch alle Täler unpassierbar, die (wenigen) „Straßen“ verliefen auf den Bergkämmen.

Aber die Natur
reagiert halt nicht immer nach unseren Vorstellungen von „geht
schon noch, kein Problem, wird schon nichts passieren“.

Die Natur „reagiert“ überhaupt nicht - das würde ein bewußtes Handeln bedeuten. Sie IST einfach. Ein Hochwasser ist keine Strafe, sondern das logische Ende einer Kausalitätskette.

Außerdem war das Kamptal nicht die einzige Katastrophe, da
könnte ich z. B. Mittersiel, die Donau, den Inn usw. erwähnen
und bei allen wurde nach Vorstellung der Politik,
Wissenschaflern etc. eh fast nichts verändert.

Ja was sollte Deiner Meinung nach die Lösung sein? Mittersill und Passau absiedeln? Es geht - wie so oft - um eine Abwägung von Interessen. Es wird Fälle geben, in denen die Verstärkung des Hochwasserschutzes („Regulierung“) das Mittel der Wahl ist, und andere, in denen man sich für eine Re-naturierung („Deregulierung“) entscheidet. Trotzdem wird es auch weiterhin Schäden durch Hochwasser geben.

LG
Stuffi

Hi, Leute,
entschuldige wenn ich dazwischen komme,
ich finde auch dass Deregulierung (das Wort gibts meines Wissens eigentlich nicht, wir verwenden entweder Ökologisierung oder Revitalisierung) eigentlich das gegenteil von Regulierung bedeutet.

Ein Hochwasser ist keine
Strafe, sondern das logische Ende einer Kausalitätskette.

Diese Feststellung gefällt mir, werde es mir merken :smile:

Ich glaube wir sind uns alle einig: Der Mensch ist es, der diese Katastrophen herbeigeführt hat, mit der Bebauung, Besiedlungen bzw. Bevölkerungswachstum. Kürzlich sah ich in einem Reportage dass 70% der Menschen am Ufer der Gewässer leben, das schliesse ich auch auf die Flüsse (vor allem in Österreich: alle Hauptstädte ausser Eisenstadt liegen an Gewässer/Flüsse)

LG deafmax

Für diese Sache könnte man dann drei Möglichkeiten angeben,
von denen eine auf jeden Fall zutreffen muss:
a) Die Hochwassermarken in den Altstädten wären übertrieben und falsch
b) Die Niederschlagsmengen waren damals höher
c) Es gibt andere Faktoren, welche für die extremen
Scheitelhöhen gesorgt haben

Es trifft c) zu. Ich würde das durch die Schleusen, Flusskraftwerkausbau und Hochwasserschutzmaßnahmen erklären. Während früher das wasser in Einzugsgebiete ohne Hindernisse zusammenkam und auf eine großen Fluss zu mörderische bisher unerreichte Hochwassermarken kam, werden diese heute durch diverse bauten aufgefangen. Z.B. der Kamp im Vorjahr war zunächst noch durch die Staumauern zuvor „geschützt“ aber wegen anhaltender Niederschläge doch dem Hochwasser ausgeliefert.
a) ist schon eine Unterstellung :-/
b) trifft für mich kaum zu, Niederschläge können heutzutage genauso unerbitterlich sein wie damals.

lg deafmax

Es trifft c)

Im großen und ganzen stimmt das. Aber die von dir genannten Punkte sind nur einige von vielen. Das Wasseranstauen durch Eisschollen z.b. ist heute kaum mehr zu beobachten bei uns, war damals aber für sehr extreme Pegelstände verantwortlich.

a) ist schon eine Unterstellung :-/

Nicht unbedingt. Die heutigen Pegelhöhen entsprechen in der Tat an manchen Orten nicht mehr den Pegelhöhen des Mittelalter, da der Fluß sich z.B. tiefer in das Bett gegraben hat in der Zwischenzeit. Daher sind so alte Marken z.T. gar nicht mehr vergleichbar mit den heutigen Pegeln.

b) trifft für mich kaum zu, Niederschläge können heutzutage
genauso unerbitterlich sein wie damals.

Naja, Klima verändert sich. Auch im Mittelalter hat es das getan. Die Frage, ob damals mehr Niederschläge gefallen sind, kann man daher nicht so ohne weiteres verneinen.

Der Mensch ist es, der
diese Katastrophen herbeigeführt hat, mit der Bebauung,
Besiedlungen bzw. Bevölkerungswachstum.

Nein, das ist falsch. Ein Hochwasser wird erstmal durch starke Niederschläge oder Schneeschmelze ausgelöst. Die Regulierung der Flüße oder die Oberflächenversiegelung kann ein Hochwasser aber verstärken, sind aber nicht dessen Ursache.
Auch ist die Stärke eines Hochwassers nicht von den verursachten Schäden abhängig. Wenn in Flußnähe gesiedelt wird, können die Schäden schon bei einem eher schwachen Hochwasser groß sein. Ein starkes Hochwasser in unbesiedelten Gebiet mag dagegen eher weniger Schaden verursachen.
Die Stärke eines Hochwassers wird durch den Abfluss gemessen. Und dem Abfluss ist es egal, ob er über eine Wiese fließt oder durch ein Siedlungsgebiet.

Auf vielen alten Toren, Mauern, etc … finden sich die
Hochwassermarken der vergangenen Jahrhunderte. Und wenn ich da
die Jahre 1557, 1623, 1717, 1804, 1912, etc … lese, so frage
ich mich, ob es die Erwärmung damals schon gab oder was waren
die " natürlichen" Ursachen dieser Katastrophen ?

Hochwasser sind keine Folge von Klimakatsatrophen, sondern von seltenen Wetterphänomenen. Bekanntermaßen ist das Wetter nicht jeden Tag gleich. Niederschlagsmengen und Temperaturen unterliegen Schwankungen. Die Wahrscheinlichkeit dieser Schwankungen nimmt mit ihrer Höhe ab, so daß beispielsweise sehr große Niederschlagsmengen, die zu Überschwemmungen führen selten sind. Je höher so ein Hochwasser ist, um so seltener tritt es auf. Das war schon immer so und wird auch in Zukunft so bleiben.

Eine Klimakatastrophe führt nun nicht dazu, daß Hochwasser auftreten, die es früher nicht gab, sondern sie kann beispielsweise dazu führen, daß Hochwasser, die es früher nur alle hundert Jahr gab, heute alle zehn Jahre auftreten, weil die Schwankungsbreiten der Wetterphänomene wachsen.

Daß ein Hochwasser gleicher Höhe heute andere Auswirkungen hat, als vor ein paar hundert Jahren kommt dann noch hinzu und wurde ja schon von anderen angesprochen. Wenn heute also ein Hochwasser als „Jahrhunderthochwasser“ bezeichnet wird, dann muß das noch lange nicht heißen, daß es tatsächlich mit Hochwassern vergleichbar ist, die es früher nur alle hundert Jahre gab. Das macht die Entscheidung, ob die Häufigkeit solcher Ereignisse zunimmt, ausgesprochen schwierig.

Hochwasser hat in dem Sinne etwas mit Klimawandel zu tun, dass das Wetter insgesamt vielleicht im Jahresmittel so ist wie früher, aber es ist extremer geworden.

So fallen durschnittlich im Monat August 100L/m² (fiktive Zahlen). Früher vielen sie über den Monat verteilt, heute an zwei Tagen…

Ursachen dafür sind ja „bekannt“. Zum Einen der vom Menschen verursachte Klimawandel, der leider ein wenig verzögert auftritt (wir leiden heute an Ursachen, die vor 10-15Jahren waren, wie warm wird es erst in 20 Jahren sein) und zum anderen schlicht und ergreifend der Fakt, dass wir am Beginn einer neuen Warmwetterperiode der Erde sind.

Je nachdem, auf welcher Seite man steht, nimmt man das eine oder andere als Ursache. Die Amerikaner reden von natürlichem Klimawandel, die Deutschen von C02…

Grüße

Thomas