Die Ursache für ein Hochwasser ist ja in erster Linie mal eine bestimmte Wetter-Konstellation, die zu sehr viel Regen führt. Wenn dies dann noch ungünstige mit anderen Faktoren wie z.B. der Schneeschmelze in einem sehr schneereichem Winter zusammenfällt, dann kommt es zu diesen extremen Hochwassern.
Wichtig ist also v.a. ein gutes Zusammenspiel dieser verschiedenen Faktoren, und nicht nur das Klima an sich. Auch vor 1850 hat es starke Regenfälle und schneereiche Winter gegeben.
Natürlich gab es damals noch keine so starke Verbauung der Flüsse und Versiegelung der Erdoberfläche. An und für sich hast du damit natürlich recht, dass dies eher Faktoren sind, die die Hochwasserhöhe senken würden.
Andererseits nehmen die Schneemengen im Winter seit der Erwärmung eher ab bzw schmelzen im Winter durch kurze Warmphasen öfters weg, so dass nicht alles auf einmal schmelzen muss.
Und es gibt noch andere Dinge, die damals eher ungünstiger waren. Flüsse schneiden sich ja prinzipiell immer tiefer ins Gelände, d.h. das Flussbett lag zur damaligen Zeit u.U. etwas höher als heute, so dass der Fluss erst gar nicht so weit steigen musste, um über das Ufer zu treten.
Eine der größten Ursachen für Hochwasser lag aber oft an etwas ganz anderem. Bedingt durch die langsamere Fließgeschwindigkeit, kältere Winter und einen ganz anderen Schiffsverkehr waren die Flüsse damals im Winter wesentlich stärker und öfter zugefroren. Bei Hochwasser brach diese Eisdecke und ein riesiger Eisschollenstrom bewegte sich flußabwärts. Bei Engstellen oder Brücken kam es dann dazu, dass sich die Eisschollen verhackten und aufstauten, es bildete sich also eine Art Damm. Dieser lies das Wasser weitaus höher steigen, als dies durch das Hochwasser selbst jemals möglich gewesen wäre.
Viele mittelalterliche Hochwassermarken stammen von diesem Phänomen, welches heutzutage bei uns kaum noch auftritt und selbst wenn, ist es durch geeignete Mittel (Sprengung) in den Griff zu kriegen, was im Mittelalter nicht möglich war.
Wenn’s dich interessiert, hier findest du die PowerPoint-Folien eines Vortrags zu genau diesem Thema. Der Autor kommt dort ebenfalls zu dem Schluss, dass es im Mittelalter an und für sich keine extremeren Hochwasser gegeben hat als heute. Allerdings nehmen v.a. Winter- und Frühjahrshochwasser aus o.g. Gründen in den letzten Jahrzehnten bei uns eher ab.
http://www.uni-leipzig.de/~meteo/MUDELSEE/talk/bern2…
Mit dem Klimawandel muss man hier aber sehr vorsichtig sein. Viele Leute assozieren mit Klimawandel extreme Katastrophen, jedoch ist Klimawandel ein globales Phänomen. Es kann also durchaus sein, dass in einem Gebiet der Erde (z.B. bei uns) die Hochwasser abnehmen, während sie woanders (z.B. in Bangladesh) zunehmen. Von der Entwicklung in Deutschland daher auf die globale Situation zu schließen, wäre also kaum praktiabel und führt mit Sicherheit nicht zu einem richtigem Ergebnis.
Aber eine globale Hochwasserentwicklung der letzten Jahrhunderte zu erstellen, dürfte unmöglich sein, da es dort zu viele Lücken in den Daten gibt, es ist ja schon bei uns kaum möglich, Hochwasser-Ereignisse im Mittelalter in ihrer Inensität genau abzuschätzen, wie sollte das in Afrika oder anderswo erst gehen, wo man nicht mal Aufzeichnungen hat…
mfg
deconstruct