Zu 1. Die Höhle ist die Welt, wie wir sie kennen. Der Mensch
ist nicht in der Welt der Ideen, er kann das wahre Wesen der
Dinge nicht erkennen. Er ist dazu verdammt nur das zu sehen
von dem er annimmt es sei die Realität.
Oberflächlich gesehen kann der Körper als die Höhle gesehen werden, oder? Die Seele ist in dem Körper gefangen und wird von ihm daran gehindert sich „wieder zu erinnern“ (Anamnesis). Wenn jemand die Idee des Guten also erblickt hat, der hat seine Seele gepflegt und wird im nächsten Leben kein Fisch 
Aber im Allgemeinen stimme ich Dir zu, dass die Höhle die Scheinwelt - die Welt der Abbilder, in der wir Leben ist.
Ich denke, dass die Höhle kein Ort ist. Eher ein Zustand. Daher kann man auch nicht auf zwei Beinen aus ihr heraus gehen. Dieses „herausgehen“ gelingt also nur in Gedanken bzw. durch Denken. Richtig?
Zu 2. Das ist natürlich bildlich gemeint. Der Mensch ist an
das gebunden, was er kennt. Man könnte es auch
Voreingenommenheit nennen oder in gewisser Weise auch Phlegma.
Vielleicht auch nach unserem heutigen Verständnis sind die Fesseln auch unser Körper und seine Anforderungen oder Begierden. Diese lenken uns von dem Wahren ab. Wir sind, solange wir die Idee des Guten bzw. das Seiende nicht erblickt haben (also oberflächlich sind), zu sehr mit dem Körper und dem „Alltag“ beschäftigt. Wenn wir aber die Welt des Werdens verlassen, erkennen wir, dass das, was wir für wahr, primär und wichtig gehalten haben, nur vergängliche Abbilder sind, die im Vergleich zu dem wahren Wahren unwichtig sind.
Zu 3. Das Licht / Sonne steht wie in eigentlich allen
derartigen Gleichnissen für die Erkenntnis. Das Licht ist
Ausdruck der Ideenwelt, die außerhalb der Höhle, also
außerhalb der Welt der Menschen liegt. In der Welt der Höhle
sieht man die Gegenstände kaum, sobald das Licht der
Erkenntnis auf sie trifft ändert sich das aber. Man kann dann
wirklich erkennen, worum es sich dabei handelt.
Das Feuer in der Höhle ist also nur ein Abbild der Sonne, die wiederum für die Erkenntnis bzw. die Idee des Guten steht?
Zu 4. Die Gegenstände führen wieder zu Platons Vorstellung der
Ideenlehre. Sie sind verkürzt gesagt Ausdruck (oder der
schäbige Rest) der Ideen in der Sphäre der Menschen. Sie sind
die bloße Materie zur Idee.
Also sind die Gegenstände nur die Abbilder von den Ideen, ja? Aber wer macht diese Abbilder? Wir Menschen selbst? Alle Menschen oder nur die Künstler und Wissenschaftler? Wer trägt diese Gegenstäde und welchen Zweck verfolgen sie? Ist das so wie mit z.B. Fernsehen: Meinungen werden uns von Menschen als das Wahre verkauft, wir werden dadurch von dem Seienden abgelenkt?! Könnte es sein, dass diejenigen, die diese Gegenstände tragen nicht nur Wissenschaftler und Künstler sind, sondern auch diejenigen, die auf uns einwirken wollen, über und Macht haben wollen bzw. diese ausüben? Oder schaffen die Menschen die Abbilder selbst? Hat dies etwas mit unseren unpräzisen „Werkzeugen“, sprich Augen, Sprache usw., zu tun?
Zu der nächsten Frage: ergibt sich eigentlich aus dem schon
Gesagten. Anders formuliert: der Bauer isst nur was er kennt.
Was die Menschen anbetrifft, die uns bei der Befreiung helfen, so kann ich mir vorstellen, dass Platon den Menschen eigentlich nicht zutraut, sich selbst befreien zu können. Vielleicht war der erste Sokrates, der jetzt versucht, Glaukon zu befreien. Die Philosophenkönige sollten doch in Platons Akademie ausgebildet werden, oder? Würde dies nicht bedeuten, dass Platon, als Schüler von Sokrates befreit worden ist und nun den anderen helfen will?
Ich kann mir auch vorstellen, dass Platon der Überzeugung war, dass es zu wenige Menschen gibt bzw. dass es eine Ausnahme ist, dass sich ein Mensch alleine befreien kann und dass es schon alleine deshalb den anderen geholfen werden muss, um die Kontinuität der Regentschaft der Philosophenkönige zu sichern.
Zur letzten Frage: Es handelt sich bei dem Gleichnis nicht um
einen Aufruf zur Befreiung sondern um ein Gedankenspiel
innerhalb der Platonischen Ideenlehre. Dieses Gleichnis
harmoniert auch mit Platons Vorstellung von den
Philosophenkönigen. Das bedeutet verkürzt, dass die Weisesten
an der Macht sein und die Geschicke lenken sollten. Die Weisen
haben bei ihm eine intellektuelle Vorreiterrolle, sind also
auch die spirituelle Avantgarde. Eigentlich ist es den
Menschen verwehrt die Ideen in ihrer Reinform zu schauen. Die
Erkenntnis in der Philosophie der Griechischen Klassik das
Dauerbrenner-Thema Nr. 1. Daher darf sie in dem Gleichnis auch
nicht fehlen. Die Befreiung aus der Höhle würde sich durch
Nachdenken und die Ideenschau ergeben, am Ende steht die
Erkenntnis.
Geht also Platon davon aus, dass wir die Idee des Guten niemals sehen werden? Was ist mit den Philosophenkönigen bzw. mit den Menschen, die „oben“ angekommen und damit glückselig sind und nun in die Höhle zurückkehren müssen? Heißt es, dass wir nur danach streben können, die Idee(n) zu erkennnen, obwohl uns eigenlich klar ist, dass wir es niemals schaffen werden?
Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig helfen. Viel Spaß bei
Deiner eigenen Interpretation des Gleichnisses.
Das hast du in der Tat. Danke schön!
Isabella