Holz verbrennen vs. verrotten

Hallo,

Holz zu verbrennen ist CO2-neutral heisst es. Wie ist das beim Verrotten? Da wird ja auch CO2 frei gesetzt. Oder wird dabei Kohlenstoff gebunden?

Kurz: Wie ist die CO2-Bilanz verbrennen versus verrotten?

Danke
Laika

Hallo,

Kurz: Wie ist die CO2-Bilanz verbrennen versus verrotten?

Kurz: Identisch.

Chemisch ist Verrotten in der Bilanz das selbe wie Verbrennen. Bei der Verbrennung steht durch Hitze ausreichend Aktivierungsenergie zur Verfügung, der Prozess geht sehr schnell. Beim Verrotten wird die Biomasse durch andere Oragnismen (Pilze, Insekten, Würmer, Bakterien) zersetzt bzw. verdaut. Die Viecher atmen dazu Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus, genau wie du auch, wenn du ein gutes Essen verdaust :wink: Die nötige Aktivierungsenergie wird hier von Verdauungsenzymen herabgesetzt, der Prozess läuft schrittweise und relativ langsam, ohne eine große Wärmeentwicklung. Ganz am Ende hast du aber in beiden Fällen das selbe: Wasser(dampf), Kohlendioxid und Asche (=Mineralstoffe, die nicht weiter verbrannt werden können und ihrerseit wieder Dünger für Pflanzen darstellen).

Danke

Bitte.

Jochen

Servus,

Holz zu verbrennen ist CO2-neutral

ist es nur, wenn das freigesetzte CO2 gleichzeitig irgendwo gebunden wird.

Kleinräumiger betrachtet (auf Festland, Kontinente etc. bezogen) ist das nicht grundsätzlich gegeben. Derzeit verliert die Erde jährlich etwa 10 Mio ha Wald, und selbst wenn auf den freiwerdenden Flächen (meistens für relativ kurze Zeit) irgendwas kultiviert wird, binden diese Kulturen deutlich weniger CO2 als die Wälder, die sie ablösen.

Schöne Grüße

MM

Derzeit verliert
die Erde jährlich etwa 10 Mio ha Wald

Wahnsinn… was passiert denn mit all dem Holz? Möbelmachen? Verheizen? Und was noch? Gibt es dazu auch genauere Aufstellungen/ Zahlen?

MfG, IHF

Kurz: Wie ist die CO2-Bilanz verbrennen versus verrotten?

Hallo Laika,

wie Jochen schon gesagt hat, das ist das Gleiche - nur dass, vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, keine verwertbare Energie anfällt, z.B. in Form von schwarz verfärbten Grillwürsten.

Es könnte aber auch sein, dass je nach Umständen (z.B. Sumpf) nicht alles verrottet, sondern in ein paar Millionen Jahren in Kohle oder Erdöl verwandelt wird. Dieser Kohlenstoffanteil gelangt dann nicht in die Atmosphäre, sondern als zukünftige fossile Energie in den Boden - beides ist für unsere ev. Nachkommen erfreulich.

Gruss Reinhard

Servus,

besonders genaue Zahlen kann man dafür naturgemäß nicht angeben.

Ein nicht unerheblicher Teil des verlorenen Waldes wird an Ort und Stelle verbrannt, allenfalls nach grobem Aussortieren der Bäume, die auf dem Weltmarkt gute Preise erzielen. Man kann z.B. in Südamerika, wo sehr viel Wald verloren geht, auf der frei gewordenen Fläche ein paar Jahre lang Feldbau betreiben, danach einige Jahre lang Viehweidewirtschaft, und danach ist die Fläche eine Art Dauerbrache, Ödland.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

wenn man das liest, dann können einem die Tränen kommen:frowning:

MfG, IHF

Es könnte aber auch sein, dass je nach Umständen (z.B. Sumpf)
nicht alles verrottet, sondern in ein paar Millionen Jahren in
Kohle oder Erdöl verwandelt wird. Dieser Kohlenstoffanteil
gelangt dann nicht in die Atmosphäre, sondern als zukünftige
fossile Energie in den Boden - beides ist fĂĽr unsere ev.
Nachkommen erfreulich.

Wenn man in Millionen Jahren noch immer auf fossile Brennstoffe angewiesen ist, wird nicht mehr viel damit anzufangen sein.

GrĂĽĂźe,
R.H.

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Falsch!

Beim Verrotten wird die Biomasse durch andere Oragnismen (Pilze, Insekten, WĂĽrmer, Bakterien) zersetzt bzw. verdaut. Die Viecher atmen dazu Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus, genau wie du auch, wenn du ein gutes Essen verdaust :wink:

Im Prinzip richtig.
Was du dabei jedoch ĂĽbersiehst, ist das sich speziell Schimmelpilze, Bakterien und Hefen dabei rasant vermehren - und dabei wird Kohlenstoff in Form von Biomasse verwendet.

Weiterhin hat jedes Lebewesen die Bestrebung, Reserven aufzubauen. Es wird keineswegs alles, was gefressen wird, auch sofort verstoffwechselt, sondern es wird ordentlich Fett, Stärke oder eine andere Speichersubstanz gebildet und für schlechte Zeiten eingelagert.

Damit ist der Verrottungsprozess fĂĽr sich alleine betrachtet erst mal besser als der Verbrennungsprozess.

lg, mabuse

besonders genaue Zahlen kann man dafür naturgemäß nicht
angeben.

Aber zumindest Schätzungen gibt es. Da die zumeist auf Zahlen der nationalen Statistiken basieren, sind die natürlich mit Vorsicht zu genießen, da natürlich die Art der Datenerhebung von Land zu schwankt und illegale Einschläge teilweise nicht oder nur unzureichend berücksichtigt sind.

http://www.fao.org/forestry/fra/fra2005/en/
http://rainforests.mongabay.com/defor_index.htm

Aber so grob lag der jährliche Verlust im Zeitraum von 1990-2000 bei 8,9 Mio. Hektar und von 2000-2005 bei etwa 7,3 Mio Hektar. Das ganze schwächt sich also auf hohem Niveau vermutlich langsam ab. Teilweise dürfte das vielleicht an einem besseren Schutz des Waldes liegen aber IMO liegt es auch einfach daran, dass die am leichtesten zugänglichen und zu rodenden Flächen langsam schlicht weniger werden.
Wäre interessant wie es sich seit 2005 entwickelt hat. Denn das Tempo von 7,3 Mio Hektar pro Jahr entspricht immerhin grob einer Fläche so groß wie Österreich jedes Jahr.

1 Like

Es könnte aber auch sein, dass je nach Umständen (z.B. Sumpf)
nicht alles verrottet, sondern in ein paar Millionen Jahren in
Kohle oder Erdöl verwandelt wird.

Also soweit ich weiß, entsteht Erdöl nicht aus alten Bäumen, sondern aus der Sedimentierung abgestorbener Meeresorganismen wie Algen, Plankton, usw…
Lediglich Kohle könnte dann daraus mal werden.

Dieser Kohlenstoffanteil
gelangt dann nicht in die Atmosphäre, sondern als zukünftige
fossile Energie in den Boden - beides ist fĂĽr unsere ev.
Nachkommen erfreulich.

Also wenn unsere Nachkommen in mehreren Mio. Jahren noch auf Kohle zur Energiegewinnung angewesen sind, dann gute Nacht… Die würden sich wohl eher freuen, wenn ihnen eine halbwegs intakte Umwelt übergeben wird.

Hallo!

Was du dabei jedoch ĂĽbersiehst, ist das sich speziell
Schimmelpilze, Bakterien und Hefen dabei rasant vermehren -
und dabei wird Kohlenstoff in Form von Biomasse verwendet.

Völlig klar: Ein Teil der Biomasse, die gefressen wird, wird schlicht in andere Biomasse überführt.

Das ist aber noch keine vollständige Rottung. Bei der vollständigen Rottung bleibt -über lange Sicht!- die Biomasse der Destruenten konstant. Die Vermehrung und die Gewichtszunahme von Destruenten ist ein Zwischenergebnis. Zur vollständigen Rottung gehört auch, dass die zus. aufgebeute Biomasse selbst wieder weiter verrottet. Ganz am Ende steht jedoch wirklich nur Wasser, Kohlendioxid und ein paar Mineralstoffe (Nitrate, Sulfate, Phosphate usw.). DerWeg dahin kann Jahre dauern. Aber dort endert er - womit die (langfristige) Bilanz beim Verbrennung und Verrotten identisch sind. Zwangsläufig.

Wie schon von anderen angesprochen, ist die Bilanz nur dann verschieden, wenn die Biomasse NICHT VOLLSTÄNDIG verrottet. Das passiert v.a. unter Luft(Sauerstoff-)abschluss, zB. in Sümpfen und Mooren, aber auch beim Absinken mariner Biomasse in sauerstofffreie Tiefen. Hier finden weitere Umwandlungen statt (anaerob), aber es findet keine vollständige Zersetzung mehr statt (die Rückstände sind immer noch energiehaltig und können mit Sauerstoff weiter verbrannt werden).

Damit ist der Verrottungsprozess fĂĽr sich alleine betrachtet
erst mal besser als der Verbrennungsprozess.

Was ist denn „besser“?

VG
Jochen

Es könnte aber auch sein, dass je nach Umständen (z.B. Sumpf)
nicht alles verrottet, sondern in ein paar Millionen Jahren in
Kohle oder Erdöl verwandelt wird.

Also soweit ich weiß, entsteht Erdöl nicht aus alten Bäumen,
sondern aus der Sedimentierung abgestorbener Meeresorganismen
wie Algen, Plankton, usw…
Lediglich Kohle könnte dann daraus mal werden.

Meines Wissens kann schon die ganze Palette unserer fossilen Energieträger daraus werden.
Als erstes entstehen hierbei doch „Humusschichten“ oder Torfböden und unter besonders feuchten Bedingungen auch Moore und Sümpfe.
Die Permafrostböden beinhalten auch abgestorbene Pflanzenreste (auch Bäume) und sind sehr effektiv im Binden von Kohlenstoff. Bei einer weiteren Zersetzung durch Mikroorganismen entsteht dann CO2 und vor allem auch Methan. Dieses Gas entsteht aber auch schon bei der normalen Verrottung von Biomasse sozusagen auch in unseren Wäldern- oder?

MfG Christian

Hallo,
dazu müsste man selbstverständlich die Zeit berücksichtigen. Holz verbrennt rechnerisch neutral aber messtechnisch natürlich nicht, denn der natürliche Verrottungsprozess dauert mehrere Jahre und beim Verbrennen wird das gebundene CO2 binnen weniger Stunden freigesetzt. Wenn man dies nun mit allen Bäumen die verbrannt werden multipliziert, dann hat man schon ein Problem (Ansieg der CO2-Konzentration), das beim Verrotten nicht gegeben ist. Außerdem wird, im Gegenzug zu Verbrennen, beim Verrotten ja nicht das ganze CO2 freigesetzt, sondern ein großer Teil im Boden (Humus) gebunden.
GruĂź biopeso

Meines Wissens kann schon die ganze Palette unserer fossilen
Energieträger daraus werden.
Als erstes entstehen hierbei doch „Humusschichten“ oder
Torfböden und unter besonders feuchten Bedingungen auch Moore
und SĂĽmpfe.

Und wie soll dann daraus Ă–l werden? Die Bildung von Torf ist doch gerade eine Vorstufe in der Bildung von Kohle und nicht von Ă–l:
http://de.wikipedia.org/wiki/Inkohlung

Die Permafrostböden beinhalten auch abgestorbene Pflanzenreste
(auch Bäume) und sind sehr effektiv im Binden von Kohlenstoff.
Bei einer weiteren Zersetzung durch Mikroorganismen entsteht
dann CO2 und vor allem auch Methan. Dieses Gas entsteht aber
auch schon bei der normalen Verrottung von Biomasse sozusagen
auch in unseren Wäldern- oder?

Sicher. Aber was hat das mit Ă–l- oder Kohleentstehung zu tun?

Wahnsinn… was passiert denn mit all dem Holz?

Hallo,
auf der Flaeche wird „Fleisch“ angebaut, Flaechenverbrauch ist einer der Gruende zum Vegetarier zu werden.

Auch für deutsche Schweinemästereien und Milchfabriken brennen dort Regenwälder…
http://www.vebu.de/umwelt/probleme-der-viehwirtschaf…
Gruss Helmut

Hei!

Die Vermehrung und die Gewichtszunahme von Destruenten ist ein Zwischenergebnis.

Aber nur ganz langfristig betrachtet - da die Desturenten ihrerseits ja auch wieder Nahrung für höhere Lebewesen sind. Und die ihrerseits wieder. Und die wiederum können dann sogar als Nahrung für uns dienen. Damit bleibt ein nicht unerheblicher Teil der Kohlenstoffmasse zunächst mal im biologischen Kreislauf und wird eben nicht zu CO2.

Der Weg dahin kann Jahre dauern. Aber dort endert er - womit die (langfristige) Bilanz beim Verbrennung und Verrotten identisch sind. Zwangsläufig.

Da geb ich dir völlig recht.
Aber ich denke nicht, das das der Sinn der Frage war.
Denn wir „langfristig“ mal nicht eingrenzen, wäre sogar die Verbrennung von Kohle CO2-neutral. War ja auch irgendwann mal Biomasse.

Was ist denn „besser“?

Eine ungeschickte Wortwahl ;D

lg, mabuse