seit Corona wird Homeoffice offenbar häufiger und verm. auch in Zukunft gern genutzt werden.
Für die Arbeitgeber nat. von Vorteil, da die Kosten für Arbeitsräume wegfallen.
Müssten Homeofficearbeiter nicht entsprechend besser bezahlt werden, da sie ja selbst den Arbeitsplatz stellen, also Miete, Heizung, Nebenkosten etc.?
Natürlich. Und dagegen rechnen wir die gesparten Kosten für das Pendeln inkl. Verschleiß für das KfZ, die gewonnene Lebenszeit und die sonstigen gesparten oder zusätzlichen Kosten für Essen, Toilettenwasser usw.
Kann man alles machen und die Diskussion ist sicherlich in vielen Betrieben auch schon im Gange, aber mir fehlt im Moment die Phantasie, zu erkennen, wo am Ende der echte Nachteil für den Arbeitnehmer besteht.
Manche Arbeitgeber beteiligen sich an den Kosten, das ist auch nachvollziehbar. Einen höheren Arbeitslohn halte ich eher für nicht gerechtfertigt, da die Arbeitsleistung ja bestenfalls gleich bleibt, oftmals (aufgrund fehlender Vernetzung) absinkt.
Ich dachte immer, man wird aufgrund der Arbeitsleistung bezahlt?
Aber (im ersten Teil sind wir uns einig):
In meinem gesamten Home-Office-Umfeld war gerade das Gegenteil zu erkennen: Die Arbeitsleistung erhöhte sich, da sehr viele „Störfaktoren“ wegfielen bzw. gegen Null tendierten.
Dass die Vernetzung „fehlte“ ist mir jetzt irgendwie schleierhaft, es fehlte lediglich der persönliche Kontakt, wobei dieser elektronisch wesentlich straffer und weniger zeitintensiver als im Büro geschieht.
Wie immer gibt es natürlich auch hier Ausnahmen.
Grüße,
Tomh
PS: In meiner alten Firma gab es eine Prämie, die aufgrund des Kostenstellenergebnisses berechnet wurde und da wurden eben auch die Nebenkosten anteilsmäßig miteinberechnet, so hätte ich damals mit Home-Office dann zumindest eine höhere Prämie erhalten, wenn ich keinen/einen geteilten Arbeitsplatz im Büro gehabt hätte (was der dann wahrscheinlich höhere Steuersatz wieder aufgefressen hätte)
das hängt von Funktion und Tätigkeit der einzelnen Beteiligten ab, und bei allen Funktionen und Tätigkeiten klappt das bloß mit Mitarbeitern, die schon eine ganze Weile dabei sind.
Haum-Offis und Fluktuation schließen sich gegenseitig aus.
Ich beobachte eher, daß seit einem halben Jahr deutlich weniger Leute in meinem Büro auftauchen, die mal eben eine Frage haben (weil sie zu faul zum Suchen oder Recherchieren sind), mal eben über das Wochenende plaudern oder mal eben über den doofen Kollegen XY lästern wollen. Für so einen Quatsch ruft auch keiner den anderen an, so daß durch arbeitsfremdes Quatschen deutlich weniger Zeit draufgeht als früher.
Hinzu kommt, daß die Kollegen deutlich weniger gestreßt sind, weil sie nicht - neben allen anderen Verpflichtungen - 1-2 Stunden pro Tag fürs Pendeln einplanen müssen. Und selbst in der Situation gibt es Leute, die sich ernsthaft beklagen, daß sie nun mehr als 3,xx Euro für ihr (sonst vom Arbeitgeber bzw. Steuerzahler gesponsertes) Mittagessen ausgeben müssen, mehr Wasser- und Stromverbrauch haben und ihr Sofa durchsitzen (siehe Ausgangsfrage).
Da hätte ich gerade noch eine Nachfrage gestellt: wieso zahlt man als Arbeitnehmer mehr Miete, wenn man von zu Hause aus arbeitet? Und gibt es wirklich Menschen, die normalerweise morgens die Heizung runterdrehen, um sie abends wieder hochzustellen? Und wieso steigen die Nebenkosten? Wenn man meinetwegen an einem Arbeitstag zwei- oder dreimal auf die Toilette geht, dann ist das im Monat noch nicht einmal ein Kubikmeter Wasser - also insgesamt (Frisch- und Abwasser) weniger als zehn Euro. Strom? Selbst wenn man eine eine KWh ansetzt, sind das im Monat wieder weniger als zehn Euro.
Mein Büro ist noch da, obwohl ich seit April nicht mehr darin gearbeitet hat. Welche Ersparnis hat mein Arbeitgeber dadurch, daß ich von zu Hause aus arbeite?
Kurzfristig kostet Vernetzung Zeit, mittel- und langfristig bringt sie Vorteile. Deswegen werden für Führungspositionen meist auch „exzellent vernetzte“ Kandidaten gesucht, statt „plauderfaule“.
Wobei sich die Frage stellt: Was sagt der Vermieter dazu? Er hat die Wohnung zum wohnen vermietet und nicht für gewrbliche Zwecke. Da verliert er haufen Geld, oder?
Und wie „hier kann jeder ein Experte sein“ ist auch jeder eine potentielle Führungskraft, der dann - in fünf, zehn oder 20 Jahren - dieses halbe Jahr fehlt.
Im übrigen möchte ich noch zitieren, was Du ursprünglich schriebst:
Da steht nichts von „langfristig“ und „Führungskraft“.
Ein halbes Jahr macht das Kraut nicht fett, abert dauerhaft ist das für die meisten Funktionen nicht sinnvoll. Eine Mischung (ein oder zwei Homeofficetage in der Woche, Rest im Büro o.ä.) macht jedoch m.E. in vielen Fällen für Arbeitgeber und Beschäftigte durchaus Sinn.
Da will ich gar nicht grundsätzlich widersprechen, zumal die Ausstattung eines improvisierten Heimarbeitsplatzes anders ist (auch ergonomisch) als die eines vollwertigen Büroarbeitsplatzes. Vor dem Hintergrund der aktuellen Gesamtsituation ist aber ein dreiwöchiger Wechsel sinnvoller, d.h. eine Woche im Büro, zwei Wochen zu Hause. So wird a) die Wahrscheinlichkeit von großen Infektionsherden reduziert und b) kann jeder Mitarbeiter seine am Arbeitsplatz erworbene (und ggfs. nicht erkannte) Infektion zu Hause auskurieren, ohne daß andere Mitarbeiter infiziert werden.
langfristig wird dein Büro in der Firma verschwinden, zumindest, wenn der Arbeitgeber mit einem Taschenrechner umgehen kann. Aber derzeit laufen verm. noch alte Mietverträge und das Ganze ist in der Probephase.
aber den Nutzen für den Arbeitgeber kannst Du sicher erkennen?
Warum soll der allein an der Einsparung verdienen, statt fair zu teilen?
Zumal vielleicht nicht jeder Homeoffice als so schön und problemlos empfinden wird.
Wenn der Arbeitgeber einen neuen Papierlieferanten findet, bei dem er im Jahr 100.000 Euro sparen kann, teilt er das auch nicht mit seinen Mitarbeitern. Und wenn er 5 Mio. im Jahr an Miete sparen kann, weil die Leute nur noch einen Tag in der Woche ins Büro kommen und sich deswegen 10 Leute ein Zweierbüro teilen können, dann teilt er das auch nicht mit seinen Mitarbeitern. Die dürfen sich darüber freuen, daß sie pro Tag 1-2 Stunden mehr Lebenszeit zur freien Verfügung haben, 5-10 Euro Sprit pro Tag sparen (bzw. zig Euro pro Tag, wenn man auf die Karre mal eine vernünftige Vollkostenrechnung anlegt) und während der Arbeitszeit auch mal die Wäsche machen oder in der Sonne sitzen können, wenn nichts zu tun ist.
Daß die ganze Sache zu einer veritablen Immobilienkrise führen kann, habe ich schon vor Monaten ausführlich dargelegt. Aber bis dahin, daß der Arbeitgeber Kosteneinsparungen hat, ist es noch ein weiter Weg und frühestens dann kann man überhaupt auf den (meiner Ansicht nach nicht berechtigten) Gedanken kommen, daß der Mitarbeiter Teile der Vorteile ausbezahlt bekommt.
Hinzu kommt - und das wird gerne übersehen -, daß durch die Heimarbeit auch Kosten entstehen und zwar vor allem im Bereich der EDV. Gerade die eilig herbeigezauberten Fernzugänge kosten - je nach gewähltem Modell und Sicherheitsstandard - u.U. einen Haufen Geld, was übrigens auch der Grund für das Dreischichtmodell ist, das bei uns seit Ende Mai gefahren wird.