Selektive Wahrnehmung
Hallo,
Das macht mich dann doch nachdenklich, denn das wären ja dann doch einige Zufälle zu viel.
Ich glaube weniger an Zufälle als eher daran, dass die angeblichen Verhaltensänderungen zum einen falsch zugeordnet wurden, zum anderen aber auch der Betrachtungsweise der Besitzer zu schulden sind.
Der Grund dafür liegt darin, dass Hundebesitzer, die erst mal via Chip eine Kastration „ausprobieren“ wollen, dieser oft ohnehin skeptisch gegenüber stehen und deswegen genau das Verhalten ihres Hundes beobachten. Dabei fallen ihnen Dinge auf, die mit dem Chip überhaupt nichts zu tun haben - und die sie unter anderen Umständen entweder gar nicht bemerkt oder anders bewertet hätten. Dafür spricht, dass - wie auch in deinem Fall - „Auswirkungen“ bemerkt werden, die rein medizinisch noch gar nicht eingetreten sein können - selbst wenn sie tatsächlich auftreten sollten - weil einfach die Wirkungsdauer zu kurz ist.
Im Austausch mit anderen Hundebesitzern bestätigt man sich dann zusätzlich gegenseitig, weil einem dann plötzlich auch noch Dinge bewusst werden, die man selbst bisher gar nicht wahrgenommen hat, die einem aber anlässlich der Schilderung anderer in Erinnerung kommen.
All das erfüllt aber letzten Endes nur einen Zweck: Das zu bestätigen, was man vorher eigentlich schon wusste: Dass man den Hund lieber nicht kastrieren lassen möchte
. Fortan hat man aber sowohl für sich als auch für andere den „Beweis“, dass es ohnehin nicht gut gewesen wäre.
Im Gegensatz dazu ist übrigens auffällig, dass Leuten, die eine Kastration wollen, weil sie sich eine Verhaltensänderung zum Positiven erhoffen, genau das Gegenteil passiert: Obwohl ihnen abgeraten wird, den Hund aus den bestehenden Gründen zu kastrieren, weil z.B. die Hormone mit dem Verhalten nichts zu tun haben, halten sie an der Hoffnung fest und entdecken unter dem Chip Änderungen zum gewünschten Verhalten.
Ich bin keine grundsätzliche Kastrationsbefürworterin. Und ich halte es für durchaus sinnvoll, einen solchen Eingriff gut zu überlegen, denn natürlich sind Risiken und Nebenwirkungen zu erwarten. Und wie schon im Vorfeld der Entscheidung werden eigentliche Kastrationsgegner diese stärker registrieren als Hundebesitzer, für die Kastration erstrebenswert erscheint.
Tatsächliche Indikationen für eine Kastration gibt es durchaus. Sie sind aber recht überschaubar. Deshalb: Wenn du deinen Hund lieber intakt lassen willst, dann tu es einfach
. Du wirst ihn auch in diesem „Zustand“ führen können, denn die meisten Verhaltensweisen sind in erster Linie durch Erziehung zu korrigieren 
Schöne Grüße,
Jule