Hormonchip beim Hund, Nebenwirkungen

Hallo,

seit ca. 5 Wochen hat unser Hund (1 Jahr und 4 Monate alt) einen Hormonchip zur chemischen Kastration. Seit einiger Zeit fällt uns auf, dass er sich mit einigen Hunden, die er schon lange kennt und mit denen er sich bisher immer vertragen hat, nicht mehr verträgt.

Bei den anderen alten Freundschaften zeigt er sich beim Spielen sehr ruppig, teilweise fast aggressiv. Dieses Verhalten zeigt er eigentlich in der Form erst, seit er diesen Hormonchip hat, seitdem wurde es immer schlimmer.

Hat jemand sowas bei seinem Hund vielleicht auch beobachtet? Kann es am Chip liegen?

Sollte es an dem Chip liegen, kann es dann sein, dass bei einer richtigen Kastration das gleiche Verhalten auftritt?

Vielen Dank für hilfreiche Antworten und viele Grüße,

Doro

Hi Doro,

unseren Terrier haben wir mit ca. knapp 3 Jahren chem. kastrieren lassen, da er bei den Mädels sehr aufdringlich war. Probleme mit anderen Jungs hatte er fast nie, weder vor noch nach dieser Kastration.
Auch nach der richtigen Kastration gab es keine besondere Veränderung.

Vielleicht liegt es daran, dass Dein Hund mit seinen 1 1/2 Jahren (erinnere ich hoffentlich richtig) langsam ein ganzer Kerl, sprich erwachsen wird. Ich glaube nicht, dass es an dem Implantat liegt, sondern tippe auf das Alter.

Gruß Inge

Hallo Inge,

an das Alter haben wir natürlich auch erst gedacht, aber da diese Veränderung in seinem Verhalten relativ genau mit dem Implantieren des Chips begann und sich bis jetzt immer weiter steigert, liegt für uns auch dieser Verdacht nahe.

Nun müssen wir uns ja eh erstmal die nächsten Monate damit arrangieren, aber es interessiert uns einfach, ob andere vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Gruß,
Doro

Hallo Doro,

… aber da
diese Veränderung in seinem Verhalten relativ genau mit dem
Implantieren des Chips begann und sich bis jetzt immer weiter
steigert, liegt für uns auch dieser Verdacht nahe.

allein das spricht dagegen, dass das Verhalten mit dem Implantat zu tun hat. Es dauert einige Wochen, bis der Chip überhaupt seine Wirkung entfalten kann - der Testosteronspiegel beginnt erst nach 3-4 Wochen langsam zu fallen.

Gruß

Johnny

Hallo

allein das spricht dagegen, dass das Verhalten mit dem Implantat zu tun hat. Es dauert einige Wochen, bis der Chip überhaupt seine Wirkung entfalten kann -

Ich hab gehört, dass eine Verhaltensänderung bei einem Chip auch daher kommen kann, dass der Halter des Hundes eine solche bzw. eine Änderung des Verhaltens anderer Hunde erwartet, und daher entweder entspannter oder auch nervöser als sonst auf Begegnungen mit anderen Hunden reagiert. Dass Hunde halt manchmal wesentlich feinfühliger auf so was reagieren, als der Halter denkt.

Viele Grüße

Hallo,

Ich hab gehört, dass eine Verhaltensänderung bei einem Chip
auch daher kommen kann, dass der Halter des Hundes eine solche
bzw. eine Änderung des Verhaltens anderer Hunde erwartet, und
daher entweder entspannter oder auch nervöser als sonst auf
Begegnungen mit anderen Hunden reagiert.

bzw. sich ein Verhalten anbahnt, das den Besitzer befürchten lässt, dass dieses ihm demnächst aus dem Ruder laufen könnte. Oft erhoffen sich Hundehalter, durch eine Kastration bzw. das GnRH-Implantat eine soziale Schieflage beheben zu können.

Gruß

Johnny

Hallo,

ich schließe mich den Einschätzungen meiner Vorposten an: Der Chip hat nichts mit dem veränderten Verhalten zu tun. Der Hund beginnt lediglich, sich erwachsen zu verhalten - und da gehören verstärkte Auseinandersetzungen mit (gleichgeschlechtlichen) Artgenossen nun mal dazu.

Im Prinzip ist es derzeit eher die letzte Gelegenheit, hormonell bedingte Aggression noch im Griff zu behalten, indem man jetzt kastriert. In ein paar Monaten hat der Hund das Ganze ohnehin eher im Kopf als in den Hoden (mit Ausnahme wirklich pathologischer Fälle, wie bei Hunden mit übersteigertem Sexualtrieb) und wird durch eine Kastration keine nennenswerten Verhaltensänderungen mehr zeigen.

Ob er das jetzt noch tut, ist ebenfalls fraglich. Bei Hunden sind die Übergänge zwischen sozialen Verhaltensweisen und hormonell bedingten/verstärkten durchaus fließend. Rudelordnung und Rangdiskussionen werden durch Testosteron möglicherweise verstärkt - sie hören aber nicht automatisch auf, wenn die Hormonproduktion zurückgefahren wird.

Schön Grüße,
Jule

Hallo Doro und hallo in die Diskussionsrunde,

ohne Studien dazu nennen zu können, fände ich es logisch, dass durchaus ein Zusammenhang zwischen aggressiverem Verhalten und der chemischen Kastration bestehen kann. Suprelorin (der Kastrationschip) arbeitet über einen Wirkstoff, der nicht nur auf die Hoden und die dortige Hormonproduktion Auswirkungen hat, sondern auf den ganzen Hormon-Kreislauf: Hypothalamus, Hypophyse (beides Teile des Gehirns), damit auch Schilddrüse, natürlich Hoden.

Wenn ich mir jetzt bewusst mache, dass z.B. bei einer Unterfunktion der Schilddrüse vermehrt und vermeintlich grundlos aggressives Verhalten vorliegen kann, und dass der Kastrationschip eben Einfluss auf das komplette Hormonsystem hat, warum sollte er nicht in Einzelfällen die Schilddrüse bzw. die dortige Hormonproduktion so durcheinanderbringen können, dass auch mal vermehrt aggressive Verhaltensweisen auftreten?

Mal abgesehen davon, dass es natürlich auch schlichtweg das Erwachsenwerden sein kann, wäre mein Gedankengang auch eine Möglichkeit, oder hab ich da was in meinen (rudimentären) Medizinkenntnissen durcheinandergeschmissen?

Viele Grüße,
Anna

Hallo Anna,

Wenn ich mir jetzt bewusst mache, dass z.B. bei einer
Unterfunktion der Schilddrüse vermehrt und vermeintlich
grundlos aggressives Verhalten vorliegen kann, und dass der
Kastrationschip eben Einfluss auf das komplette Hormonsystem
hat, warum sollte er nicht in Einzelfällen die Schilddrüse
bzw. die dortige Hormonproduktion so durcheinanderbringen
können, dass auch mal vermehrt aggressive Verhaltensweisen
auftreten?

gegen eine durch Suprelorin induzierte Hypothyreose spricht, dass es sich um eine bisher unbekannte Nebenwirkung handeln würde und dass es eigentlich unmöglich wäre, dass das Verhalten mit Verabreichung des Implantates begann. Wenn überhaupt dürften hormonelle Folgen erst Wochen bis Monate später auftreten.

Was auch gegen eine Hypothyreose spricht, ist das ruppige Verhalten Artgenossen gegenüber. Wenn überhaupt, dann treten übersteigerte Aggressionen in Verbindung mit einer Schilddrüsenunterfunktion eigentlich immer aus der Defensive auf. Manche Hypothyreotiker werden ängstlicher, stressempfindlicher und ziehen sich mehr zurück. Je nach Veranlagung, Sozialisation und Erziehung kann es dann sein, dass die Hunde heftiger auf Unterschreitung von Individualdistanzen oder andere Stressfaktoren reagieren.
Dass sie als „Rambo“ durch die Gegend laufen, wäre äußerst untypisch.

Gruß

Johnny

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Hallo Doro!
Sind seine Hundekumpels alles noch Rüden oder auch kastrierte dabei?
Das Dein Hund sich nicht mehr mit anderen Hunden versteht kann schlicht und einfach an der Rangordnung liegen. Wenn Dein Hund immer in der Ragnordnung hoch gestanden hat, kann er Probleme mit seinen Rudelkumpls bekommen. Hunde die Kastriert sind egal in welcher Art und Weise dienen nicht mehr der Erhaltung des Rudels und der Vorpflanzung sie sinken in der Herachie und können wenn das Selbstbewusstsein Hundes nicht ausgeprägt sind zum absoluten Außenseiter werden. Egal ob Hündinnen oder kastrierte Rüden. Bei unkrastrieren Rüden wird er stehts Rangniedrig sein.
Wichtig ist das Dein Hund sich behauptet und sich seinen Rang im Rudel erarbeiten muss.
Mit Calming Signals kannst Du die Sprache der Hunde lernen und so das Verhalten der Hunde verstehen und auch handeln.
Nebenwirkungen können evtl. mal Hormonbedingter Haarausfall sein, ansonsten sind Nebenwirkungen ehr gering, es sei denn es liegt schon vorher eine Erkrankungen z.B der Schilddrüse vor.

Hallo,

Das Dein Hund sich nicht mehr mit anderen Hunden versteht kann schlicht und einfach an der Rangordnung liegen.

Das ist zwar durchaus richtig, allerdings stimmt die Begründung nicht.

Hunde die Kastriert sind egal in welcher Art und Weise dienen nicht mehr der Erhaltung des Rudels und der Vorpflanzung sie sinken in der Herachie und können wenn das Selbstbewusstsein Hundes nicht ausgeprägt sind zum absoluten Außenseiter werden.

Hunde wissen nicht, was ein kastrierter Artgenosse ist. Sie stellen fest, dass er anders riecht und registrieren durchaus, wenn der Geruch nicht zum Verhalten passt. Dennoch können sie nicht schlussfolgern, dass der Knabe nicht mehr zeugungsfähig ist und aus diesem Grund nichts zum Erhalt des Rudels beiträgt.

Und was den Rudelerhalt betrifft: Der Umstand, dass ein Hund grundsätzlich fortpflanzungsfähig ist, sagt noch nichts darüber aus, inwieweit er auch zeugen darf. In wild lebenden Rudeln kann es durchaus passieren, dass ein Rüde niemals zum Decken kommt, obwohl er es könnte.

Egal ob Hündinnen oder kastrierte Rüden. Bei unkrastrieren Rüden wird er stehst Rangniedrig sein.

Das ist schlicht und ergreifend falsch. Selbstbewusstsein und Verhaltenssicherheit machen sich nicht ausschließlich am Testosteronspiegel fest. Ich kenne viele kastrierte Rüden, die dennoch in ihren Rudeln tonangebend sind.

Zu Verwirrungen kann es allerdings bei rudelfremden Hunden kommen, bei denen die Geruchsinformation und die Ausstrahlung bzw. Körpersprache des Kastraten kein schlüssiges Bild ergeben. Darin liegt auch der Grund, dass zu spät kastrierte Rüden dennoch häufig in Raufereien verwickelt werden.

Mit Calming Signals kannst Du die Sprache der Hunde lernen und so das Verhalten der Hunde verstehen und auch handeln.

„Calming Signals“ ist ein Begriff für das Beschwichtigungsverhalten von Hunden und somit bestenfalls ein Teil der Hundesprache. Das, was Turid Rugaas unter diesem Titel erfolgreich vermarktet (wenn auch nicht entdeckt) hat, ist allerdings mit großer Vorsicht zu genießen.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo,

erstmal danke an alle, die geantwortet haben.

Nur kurz zur Erklärung, wie ich auf den Gedanken kam, dass die gesteigerte Aggessivität mit dem Chip zusammenhängt:

Eine Bekannte berichtete, dass es in ihrer Hundeschule einige Hunde gibt, die ebenfalls aggressiver seit Einsetzen eines solchen Chips geworden wären.

Und gerade heute berichtete beim Spaziergang eines Hundebesitzerin von gleichen Erfahrungen.

Das macht mich dann doch nachdenklich, denn das wären ja dann doch einige Zufälle zu viel. Auch wenn sich die meisten Antworter gegen Aggressivität als Nebenwirkung des Chips ausgesprochen haben, scheint es ja doch Hundebsitzer zu geben, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Na ja, nun ist es sowieso zu spät, aber das war der erste und der letzte Chip. den unser Hund bekommen hat.

Gruß,
Doro

Selektive Wahrnehmung
Hallo,

Das macht mich dann doch nachdenklich, denn das wären ja dann doch einige Zufälle zu viel.

Ich glaube weniger an Zufälle als eher daran, dass die angeblichen Verhaltensänderungen zum einen falsch zugeordnet wurden, zum anderen aber auch der Betrachtungsweise der Besitzer zu schulden sind.

Der Grund dafür liegt darin, dass Hundebesitzer, die erst mal via Chip eine Kastration „ausprobieren“ wollen, dieser oft ohnehin skeptisch gegenüber stehen und deswegen genau das Verhalten ihres Hundes beobachten. Dabei fallen ihnen Dinge auf, die mit dem Chip überhaupt nichts zu tun haben - und die sie unter anderen Umständen entweder gar nicht bemerkt oder anders bewertet hätten. Dafür spricht, dass - wie auch in deinem Fall - „Auswirkungen“ bemerkt werden, die rein medizinisch noch gar nicht eingetreten sein können - selbst wenn sie tatsächlich auftreten sollten - weil einfach die Wirkungsdauer zu kurz ist.

Im Austausch mit anderen Hundebesitzern bestätigt man sich dann zusätzlich gegenseitig, weil einem dann plötzlich auch noch Dinge bewusst werden, die man selbst bisher gar nicht wahrgenommen hat, die einem aber anlässlich der Schilderung anderer in Erinnerung kommen.

All das erfüllt aber letzten Endes nur einen Zweck: Das zu bestätigen, was man vorher eigentlich schon wusste: Dass man den Hund lieber nicht kastrieren lassen möchte :smile:. Fortan hat man aber sowohl für sich als auch für andere den „Beweis“, dass es ohnehin nicht gut gewesen wäre.

Im Gegensatz dazu ist übrigens auffällig, dass Leuten, die eine Kastration wollen, weil sie sich eine Verhaltensänderung zum Positiven erhoffen, genau das Gegenteil passiert: Obwohl ihnen abgeraten wird, den Hund aus den bestehenden Gründen zu kastrieren, weil z.B. die Hormone mit dem Verhalten nichts zu tun haben, halten sie an der Hoffnung fest und entdecken unter dem Chip Änderungen zum gewünschten Verhalten.

Ich bin keine grundsätzliche Kastrationsbefürworterin. Und ich halte es für durchaus sinnvoll, einen solchen Eingriff gut zu überlegen, denn natürlich sind Risiken und Nebenwirkungen zu erwarten. Und wie schon im Vorfeld der Entscheidung werden eigentliche Kastrationsgegner diese stärker registrieren als Hundebesitzer, für die Kastration erstrebenswert erscheint.

Tatsächliche Indikationen für eine Kastration gibt es durchaus. Sie sind aber recht überschaubar. Deshalb: Wenn du deinen Hund lieber intakt lassen willst, dann tu es einfach :smile:. Du wirst ihn auch in diesem „Zustand“ führen können, denn die meisten Verhaltensweisen sind in erster Linie durch Erziehung zu korrigieren :smile:

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

erstmal vielen Dank für die ausführliche und sehr verständliche Antwort.

Wir haben unserem Hund den Chip einsetzen lassen, weil wir eine leider unkastrierte Pflegehündin bei uns haben, mittlerweile 10 Monate alt. Sie sollte schon längst nicht mehr bei uns sein, ist es aber nunmal. Weil wir eine Läufigkeit befürchtet haben, unseren Hund aber eigentlich nicht kastrieren wollen (und dafür bisher auch keinen Grund sahen), haben wir uns für die Kastration auf Zeit entschieden in der Hoffnung, dass uns unsere Pflegehündin wieder verlassen hat, bevor der Chip die Wirkung verliert.

Wir hatten also, was das Verhalten unseres Hundes betrifft, keinerlei Erwartungen, weil wir keine Probleme hatten.

Mal sehen, was wir in Zukunft machen werden, wir sind da leider etwas in einer Zwickmühle.

Gruß,
Doro