Servus Marvr,
da sprichst Du ein witziges Thema an.
Witzig deshalb, weil Du hier nicht nur eine Grenze zwischen Astrologen und Naturwissenschaftlern ansprichst, sondern auch zwischen verschiedenen astrologischen Strömungen selbst. Denn letztere sind sich gar nicht so einig, wie sie nach Außen (meist im Gespräch mit einem NaWi) glauben machen wollen.
Die Grundidee, die wahrscheinlich schon begann, als die ersten Menschen am Lagerfeuer zu den Sternen blickten und ganz bekanntermaßen schon zu Zeiten der Sumerer ausgeübt wurde, war die Überzeugung, dass die Sterne Einfluss auf den Menschen hätten.
So ganz falsch ist dies ja auch nicht, da immerhin Sonnenstand und Mondphasen der Einteilung der Jahreszeiten dienten und deren Beobachtung (und Berechnung) der Vorhersage von Sommer, Winter, Überschwemmungsperioden, etc. dienten.
Doch man vermutete noch mehr Einfluss und so wurden mehr und mehr Sterne und Planeten Einflüsse zugesprochen, die sie auf den Menschen haben sollten.
Spätestens hier würde sich ein NaWi (zu dem ich mich zähle) schon aus der Diskussion verabschieden, denn welchen ernsthaften Einfluss soll die Venus oder gar noch weiter entfernte Himmelskörper auf z.B. die Liebe eines Menschen haben (und vor allem warum ausgerechnet dieser und nicht ein anderer Planet?).
Astrologen werden auf solche Argumente übrigens immer mit „tradiertem Jahrtausende-altem Wissen“ und dem „Wissen das es funktioniert“ und vor allem dem Satz „Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde …“ etc. kontern.
Natürlich kann es irgendwelche „Eigenschaften“ geben, die die NaWis noch nicht identifiziert haben und daher kann ein Naturwissenschaftler nie vollkommen ausschließen, dass es Effekte gibt. Jedoch kann er 1. Ausschließen, dass irgendeiner der bekannten Effekte eine Rolle spielt und 2. erscheinen die behaupteten Effekte so spezifisch, dass sie allen bisherigen Beobachtungen zu widersprechen scheinen. Aber sei es drum…
Auch „in sich selbst“ ist die Astrologie nicht logisch:
Unter den heutigen Astrologen gibt es z.B. welche, die den Pluto mit in ihre „Berechnungen“ mit einbeziehen, andere wieder lehnen das ab. Warum nun die einen Recht haben sollen, die anderen aber nicht? Oder haben beide Recht?
Wieder andere schwören auf den Mondkalender als allgemeiner Leitfaden für die monatlichen Vorkommnisse, andere erstellen sich ständig Stundenhoroskope und strukturieren ihren Alltag danach.
Nun halte Dich aber fest: Die meisten Atrologen, die obiges tun und Astrologie felsenfest verteidigen, werden die von Dir genannten Horoskope auf Zeitungen und Fernsehen als „Hausfrauen-Astrologie“ abtun, obwohl sie auf den gleichen Barnum-Aussagen aufbauen, die sie selbst ebenfalls gebrauchen.
Ich habe zum Teil die größten Kritiker von Zeitungs-Astrologie unter Astrologen gefunden. Witzig, oder?
Da wird dann plötzlich argumentiert, dass man eine „verlässliche Vorhersage“ (ein Widerspruch in sich) nur mit dem individuellen Geburtsdaten und Ortsdaten eines Menschen machen könne, etc.
Es ist dann köstlich zu sehen, wie der gleiche Menschen der mit „Wissen dass es Funktioniert“ und „Der Erfolg meiner Vorhersagen gibt mir Recht“ argumentiert, dann seine Kollegen angreift, nur weil diese ihre allgemeinen Aussagen eben auf „noch allgemeineren Grundlagen“ entwickeln.
Es ist so als würde ein Quacksalber einen anderen Kurpfuscher der Scharlatanerie bezichtigen.
Ich hatte übrigens mal die Gelgenheit einen Astrologen, der von seiner Fähigkeit überzeugt war, auf die Probe zu stellen. Er sollte einmal verlässliche Aussagen für das nächste Jahr machen, die ich dann entsprechend festhielt. Ende des Jahres trafen wir uns wieder, um die Aussagen zu vergleichen.
Doch während ich keine siner Aussagen als „Treffer“ gewertet hätte, weil sie eben doch zu allgemein und zu schwammig formuliert waren, z.B. eine „Katastrophe in Asien in der ersten Jahreshälfte“, empfand er seine Vorhersagen als - den Umständen entsprechend - sehr präzise, schließlich hatte ja die Fukushima-Katastrophe wirklich zu dem genannten Zeitraum stattgefunden. Von meinem Einwand, dass wahrscheinlich jedes Jahr in der ersten Jahreshälfte irgendwo „in Asien“ eine „Katastrophe“ passiert (sei es ein Erdbeben, ein Tsunami oder ein Diskothekenbrand), wollte er nichts wissen.
Ob Horoskope zutreffen hängt also zu einem nicht geringen Anteil davon ab, wie hoch die Bereitschaft zu einer nachträglichen Interpretation des vorher sehr allgemein Gesagten ist. Damit bewegen wir uns allerdings in einer „Glaubenswelt“, die eher Vergleichbar mit dem Glauben an Wunder und Heiligenverehrung ist und mit NaWi nun wirklich nichts mehr zu tun hat.
Gruß,
Sax