Paris
Hallo,
hier ist der angekündigte Bericht:
Paris ist laut, teuer und stinkt. Wenn man sich damit erst einmal abgefunden hat, kann ein Städteurlaub dort eines der Highlights eines jeden Lebens werden. Paris ist eine beeindruckende Stadt mit praktisch unendlich vielen Sehenswürdigkeiten in allen Bereichen. Nachfolgende Tips beruhen auf den Erfahrungen eines einwöchigen Aufenthalts in Paris im Juni 2003, zwei Touren vor rd. 10 Jahren und Aussagen von „Dauergästen“.
Anreise und Fortbewegung
Die Anreise kann man per Zug, Flugzeug oder Auto wagen. Zu den ersten möge man sein Reisebüro kontaktieren. Wenn man per Auto anreist, sollte man zwei Dinge wissen: Einerseits bestehen die Autos der Pariser im wesentlichen aus Beulen. Die vorhandenen Verkehrsregeln sind grobe Richtlinien, dennoch sorgen allein schon die teilweise riesigen Kreisverkehre, in denen wieder ganz eigene Regeln zu gelten scheinen, dafür, daß das dem Deutschen heilige Blech mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ramponiert wird. Andererseits ist es sauteuer, seine Kiste unterzustellen. Ein Parkplatz kann problemlos 20 Euro je Tag kosten. Am ehesten empfiehlt sich der Pauschalpreis des Hotels (um die 10 Euro je Tag) oder eine Ferienwohnung mit Parkplatz.
Die einzigen empfehlenswerten Fortbewegungsmittel in Paris sind die eigenen Füße und die Metro. Für die Metro sei die Carte Orange empfohlen. Sie ist zwar eigentlich für die Pendler gedacht, aber auch für Kurzzeittouristen perfekt. Die CO ist an jeder bemannten Metrostation erhältlich und kostet für die Zonen 1-2 (umfassen praktisch das komplette Metronetz) 13,75 Euro (Stand Juni 2003). Für die CO ist ein Paßphoto notwendig. Die CO besteht aus der Fahrkarte mit Namen, Adresse und eben Photo sowie dem Fahrschein für die jeweilige Woche (immer Montag bis Sonntag) bzw. die nächste Woche. Die Touristenkarten ermöglichen in manchen Museen freien oder verbilligten Eintritt, lohnen sich nach Aussage einiger „Dauergäste“ eigentlich nicht.
Es gibt kaum einen Ort in Paris, von dem aus man nicht innerhalb von fünf Minuten eine Metrostation erreichen kann. Die Züge fahren in sehr kurzen Takten (tagsüber ca. 90 Sekunden, in Stoßzeiten noch häufiger) und das System ist so angelegt, daß man normalerweise jedes Ziel mit einmaligem Umsteigen erreichen kann.
Ein Highlight ist übrigens die relativ neue Linie 14 (1998 eingeweiht). Sie durchquert führer- bzw. fahrerlos mit sehr wenigen Stationen die halbe Stadt von der Station Madelaine bis zur neuen Nationalbibliothek Francois Mitterand. Für die Fahrt sucht man sich am besten einen Platz an der Spitze des Zuges.
Beim Kauf der Karte Orange erhält man einen kleinen Faltplan des Metronetzes, den man unbedingt immer mit sich führen sollte. Übrigens wird in fast jedem Reiseführer bei jeder „Attraktion“ die nächstgelegene Metrostation erwähnt.
Wenn man Termine einzuhalten hat, warum das auch immer im Urlaub sein sollte, sollte man darauf achten, daß man sowohl Abfahrt- als auch Ankunftsstation kennt. Die Metrostationen sind teilweise riesig, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, daß die Linien alle verschiedene Gleisanlagen benutzen, d.h. umsteigen bedeutet immer eine gewisse Wanderung. Die Station Chatelet/Les Halles ist angeblich die größte U-Bahnstation der Welt. Beim Umsteigen ist man dort u.U. allein zwischen den verschiedenen Linien bis zu 15 Minuten unterwegs.
Museen
Meine Erfahrung mit den mehreren hundert Pariser Museen ist begrenzt, soviel vorab. Das vielgerühmte Picasso-Museum im Marais (Metro: St. Paul/Le Marais) ist entgegen der Aussagen in verschiedenen Reiseführer m.E. nicht unbedingt einen Besuch wert. Es sind zwar durchaus interessante Erläuterungen zu Picassos Werken und seinem Leben vorhanden, aber die dort erwähnten Werke sind nur selten auch im Museum vorhanden. Die Ausstellung erscheint teilweise lieblos zusammengestellt.
Sehr empfehlenswert ist hingegen das Museum Marmottan (Metro: La Muette). Nach einer Stiftung der Erben von Monet verfügt das Museum über rd. 25 Werke des Impressionisten. Auch wenn die Ausstellungsräume nicht ganz so großzügig bemessen sind, wie es vielleicht wünschenswert wäre, ist der Besuch ein Erlebnis (Euro 6,50 pro Person). Von dort aus bietet sich ein Besuch des Bois de Bologne bzw. des Parc de Bagatelle an, siehe unten.
Ein Besuch des Louvre (http://www.louvre.fr/ (englischsprachige Seite vorhanden), Metro: Palais Royale/Musée Louvre) ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Man sollte sich vorher gut überlegen, was man sich anschauen will, bevor man sich verzettelt. Die Eintrittspreise findet man auf der genannten Internetseite.
Das auch noch in aktuellen Reiseführern empfohlene Holographiemuseum im Einkaufszentrum Les Halles ist inzwischen verschwunden oder unsichtbar.
Attraktionen
Zur Einstimmung empfehle ich immer wieder gern eine Wanderung vom Place de la Bastille in Richtung Arc de Triomphe. Dabei passiert man etliche der großen Sehenswürdigkeiten, u.a. Louvre, Jardin du Tuilleries, Place de la Concorde, Champs Elysées und eben Arc de Triomphe. Die Wanderung dauert je nach Bummelfreudigkeit und Konstitution zwischen zwei und vier Stunden.
Die Champs Elysées sind - nebenbei bemerkt - inzwischen auch nicht mehr das, was sie mal waren. Dort reihen sich - wie inzwischen in fast jeder Toplage europäischer Großstädte - die Niederlassungen von bekannten Modeketten aneinander. Die großen Namen haben sich teilweise in die Seitenstraßen zurückgezogen. Gesehen haben sollte man das ganze aber schon mal.
In der Notre Dame (Metro: Cité) finden Sonntags 16:30 Uhr kostenlose Orgelkonzerte statt, die durchaus empfehlenswert sein sollen. Außerdem ist ein Aufstieg in einen der Türme möglich.
Der Eiffelturm (Metro Champ de Mars/Tour Eiffel) ist inzwischen schweineteuer geworden. Die Aufzugfahrt kostet zwischen € 3,70 (erste Ebene) und € 10,20 (ganz oben).
Das Palais Royal liegt nördlich des Louvres. Kleiner Park mit wechselnden Kunstausstellungen. Eine kleine Oase der Ruhe mitten in der Stadt. Ebenso wie der Place des Vosges im Marais (Metro: St. Paul/Marais); ein Platz mit inliegender Grünanlage aus dem 17. Jh., dessen umgebende Bebauung i.W. noch aus dieser Zeit stammt und zu den teuersten Wohngegenden in Paris gehört.
Für einen Tagesausflug in Verbindung mit dem Musee Marmottan (s.o.) ist der Bois de Bologne gut, ein großer Park an der westlichen Stadtgrenze von Paris. Darin gibt es u.a. den Parc de Bagatelle (Eintritt € 3) mit einem herrlichen Rosengarten (ältester Stock von 1830), weitläufigen Wald- und Wiesenanlagen, künstlicher Grotte, Pfauen und Irrgarten. Von da aus empfiehlt sich die Wanderung nach Norden in Richtung Pont de Neuilly. Von dort aus hat man eine herrliche Aussicht in Richtung Pariser Innenstadt einerseits und La Défense andererseits. Ein Depp, der da kein Photo macht.
An der Oper an der Bastille beginnt der Viaduc des Arts bzw. La Promenade Plantée (vom Platz de la Bastille auf der Avenue Daumesnil kommend, geht es auf der linken Straßenseite über mehrere Treppen nach oben). Der teilweise unter Bäumen und Sträuchern verlaufende Weg ist praktisch eine alte Bahnanlage, die vor einigen Jahren begrünt wurde. Im Sommer sehr nett, weil deutlich kühler als unten auf der Straße. Der Weg führt über den Jardin de Reuilly, der sich gut zu einem Picknick eignet, bis weit in den Osten der Stadt. Unterhalb der alten Bahnlinie befinden sich etliche Buden und Geschäfte, in denen Künstler und solche, die sich dafür halten, ihre Arbeiten ausstellen bzw. anbieten.
Sehr zu empfehlen ist die Bootsfahrt auf dem Canal Saint-Martin, die von zwei Veranstaltern durchgeführt wird. Wir haben die Tour mit der Gesellschaft „Paris Canal“ gemacht (Tel. 01 42 40 96 97; http://www.pariscanal.com, € 16 für Erwachsene, € 9 für Kinder, hört sich viel an, lohnt sich aber auf jeden Fall). Reservierung ist meist notwendig, zumal täglich nur zwei Fahrten angeboten werden und eine Schulklasse das Bötchen schnell füllt, so daß weitere Gäste nicht mitfahren können. Abfahrt ist entweder um 9.30 Uhr an den Kaianlagen am Musée d´Orsay (gleichnamige Metrostation) oder um 14.30 Uhr am Parc de la Vallette (Metro: Porte de Pantin) im Nordosten von Paris. Ich empfehle letztere Tour und vorher einen Rundgang durch den genannten Park.
Sehenswert ist auch der Botanische Garten (Metro: Gare de l´Austerlitz), an dessen Rand sich auch das Kunsthistorische Museum befindet. Bei unserem letzten Aufenthalt waren allerdings weite Teile des Parks wegen Bauarbeiten gesperrt. Auf dem Weg vom Botanischen Garten am Seine-Ufer in Richtung Ile de la Cité läuft man durch eine kostenlose Open-Air-Skulpturen-Ausstellung. Ich fands zwar nicht toll, so etwas soll aber Geschmackssache sein.
Noch ein Klassiker ist Sacre Coeur bzw. Montmartre (Metro: Anvers). Absolut touristisch verseucht, wenn man sich nicht in den Seitenstraßen umschaut. Um einen Abstecher zum Zentrum des Geschehens kommt man nicht herum: Es gibt dort einen tollen Ausblick über Paris.
Ein „schönes“ Beispielt für die Monumentalbauten unter Mitterand ist die nach ihm benannte Bibliothek im Südosten von Paris. Den Wahnsinn sollte man mal gesehen haben: Vier riesige Hochhäuser (je 100 Meter hoch) in Form von aufgeschlagenen Büchern. Winzige Grünanlagen im Untergeschoß dazwischen, die aber nicht öffentlich zugänglich sind. Die Lesesäle sind unterirdisch, während die Bücher hinter den Glasfassaden der Türme untergebracht sind. Da das Sonnenlicht für die alten Werke nur bedingt geeignet ist, hat man inzwischen viele Fenster mit Holzplatten verrammelt. Zwischen den Türmen neben den genannten Grünanlagen eine Betonwüste, die den Aufenthalt im Sommer nicht wirklich angenehm macht.
Ebenfalls in die Kategorie „Monumentalbauten“ gehört der Grand Arche, ein Büro- und Verwaltungsgebäude in der Form eines riesigen Bogens in der Verlängerung der Hauptachse der Stadt (Louvre-Arc de Triomphe). Auch hier wieder: Geschmackssache.
Essen und Trinken
Über die Möglichkeiten, in Paris zu trinken und zu speisen, wurden schon hunderte Bücher gefüllt. Ich will mich auf grundsätzliches beschränken. Je näher man an Touristenattraktionen ist, desto schlechter wird ein Gastromiebetrieb, um diese pauschale aber praktisch universell gültige Aussage zu wagen. Auch die Tatsache, daß ein Etablissement bekannt ist, macht es nicht zwangsläufig besser. So waren wir vom weltbekannten Bofinger nicht wirklich überzeugt, um mal ein Beispiel zu nennen.
Vielmehr empfiehlt es sich, in Seitenstraßen nach kleinen Bistros und Restaurants zu suchen, von denen es Hunderte gibt. Essen in Paris ist nicht billig, was auch überraschend gewesen wäre. In den meisten Läden gibt es Menüs oder sog. Formules, was dann Hauptgericht mit Vorspeise oder Nachspeise sowie auch mitunter ein Getränk umfaßt. Preis ab ca. 25 Euro aufwärts. Die Speisekarten werden vielfach durch Tafeln ergänzt oder ersetzt.
Ein Muß ist das Eis von Berthillon. Die „Eisdiele“ auf der Seine-Insel St-Louis-En-L´Ile ist legendär uns do schmeckt es dann auch. Angeblich sind dort immer elend lange Schlangen, weswegen wir uns gar nicht dorthin begeben haben. Das Eis von Berthillon wird allerdings in mehr als 50 weiteren Eisdielen, Cafés und Bistros in Paris angeboten. Der Preis ist zwar ordentlich (ab € 2 je Kugel aufwärts), der Geschmack jedoch außerordentlich.
Tips:
La Merenda , 32 rue de Charonne, Metro: Bastille. Spanisch angehauchte Weinbar mit vielen netten offenen und Flaschenweinen. Im Sommer sollte man lieber einen Weißwein nehmen, da die Rotweine im Gastraum gelagert werden (Temperatur). Familienbetrieb.
Lasouk , 1 rue Keller, Metro: Bastille. Restaurant mit nordafrikanischer Küche. Sehr zu empfehlen: Couscous und die Spieße. Der Rest kann auch gut sein, aber wir waren nur einmal da Beeindruckend: Vor der Tür große Körbe mit Gewürzen, aus denen sich auf der Koch hin und wieder mal bedient.
Taj , 19 rue de la Roquette, Metro: Bastille, indisches Restaurant mit etwas muffliger Bedienung aber authentischer Küche.
Baracane , 38 rue Tournelles, Metro: Chemin Vert, kleines Bistro mit Spitzenküche zu akzeptablen Preisen, viele Entengerichte und Speisen aus der südfranzösischen Küche.
Einkaufen
Paris ist teuer, aber das erwähnte ich ja schon. Der Kauf von Dingen, die es in Deutschland auch zu kaufen gibt, lohnt sich nicht wirklich. Wer allerdings erlesene und außergewöhnliche Speisen und Getränke mag, ist in Paris schon gut aufgehoben. Hier empfiehlt es sich, einfach mal in den vielen kleinen Läden herumzustöbern (z.B. im Marais), wobei man viele Dinge, die in Deutschland außergewöhnlich sind, auch in normalen Supermärkten erhalten kann. Bei Weinen sollte man die Preise gut im Kopf haben, weil die Preisunterschiede erheblich sind und man schnell mehr bezahlt, als in Deutschland in einem gutsortierten Geschäft oder Versandhandel.
Sehr empfehlenswert sind auch die verschiedenen Wochenmärkte, z.B. an der Bastille. Was da an Waren angeboten ist, ist überwältigend. Tips bringen da nicht viel, man muß es einfach erleben und auf sich wirken lassen.
Das vielgerühmte Einkaufszentrum Les Halles fand ich einfach nur gräßlich.
Da ich nicht zum Einkaufen in Paris war, habe ich in dieser Rubrik nichts hinzuzufügen.
Gruß,
Christian