How to earn money by doing nothing?

Hallo,

gestern ist mein Börsenjahr abgelaufen. Am 1. Februar 2016 bin ich mit einem neuen Depot an die Börse gegangen.

Das Jahr hielt jede Menge Krisen bereit. Den größten Einfluss auf die Börsen hatte die negative Entwicklung der chinesischen Wirtschaft. Daneben gag es noch den Brexit, die Entwicklung in der Türkei und die immer noch nicht behobene Krise der Banken in der Eurozone. Brexit und Trump hatte ich nicht erwartet.

Die sogenannte Flüchtlingskrise in Deutschland entpuppt sich als Konjunkturprogramm, da ca. 90 Prozent der Gelder in die deutsche Wirtschaft fließen. Das war gut für die Börse.

Vor fünf Jahren wäre ich beim Brexit ausgestiegen. Heute habe ich gelernt, dass politische Börsen nicht lange dauern, was sich einmal mehr bestätigte.

Um es kurz zu machen: Ich habe nichts getan und 10,5 Prozent Gewinn gemacht. Mit zwei ETFs und zwei Aktien. Aus 10.000 € wären also in einem Jahr 11050 € geworden.

Wer also über Null Zinsen klagt, sollte sich fragen, warum er seinem Geld lieber beim Schrumpfen auf dem Bankkonto zuschaut anstatt da zu investieren, wo in der vorgegebenen Situation noch Erträge erzielt werden.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

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Hallo,

ich denke, daß wir uns einig darüber sind, daß wir uns derzeit in einem eher instabilen politischen Umfeld befinden. Die meisten Stichworte hast Du ja schon genannt.

Trotz dieser instabilen Lage kennen insbesondere die Aktienmärkte seit geraumer Zeit eigentlich nur den Weg nach oben, was nicht an den fundamentalen Daten liegt, sondern vor allem an der unbegrenzten Liquidität, die den Marktteilnehmern durch die Notenbanken zur Verfügung gestellt wird sowie an den niedrigen Zinsen, die ebenfalls durch die Notenbanken herbeigeführt wurden und werden.

Auf diesen Zug kann man nun aufspringen bzw. in ihm sitzen bleiben oder man kann es lassen. Sowohl die Vergangenheit als auch die Vernunft lehren jedenfalls, daß das nicht ewig so weitergehen kann. Die entscheidende Frage ist also, wann das ganze ein Ende findet. Und daraus ergibt sich wiederum die Frage, ob man den richtigen Moment abpaßt, um auszusteigen.

Ganz unabhängig davon ist die scheinbar ähnliche Frage zu sehen, ob man sich zutraut, den richtigen Moment abzupassen. Diese Frage beantworten die meisten Leute mit ja. Interessanterweise zeigen Studien und Untersuchungen, daß tatsächlich kaum eine Privatperson dazu in der Lage ist. Was im übrigen auch erklärt, warum die Leute, die einem jahrelang erzählen, wie geil viel Geld sie an der Börse verdient haben, auf einmal ganz ruhig werden, wenn der Boom ein Ende findet (so z.B. 2008, 2000/2001 usw.).

Das Problem liegt nämlich darin, daß sich Zeitenwenden nicht mit großem Getöse ankündigen, sondern sich nur ganz unauffällig Zeichen der Überhitzung häufen, aber der eigentliche Auslöser dann aus einer unerwarteten Richtung kommt.

Hinzu kommt, daß sich Privatanleger ganz schwer damit tun, Verluste zu realisieren bzw. auf einmal gesehene (virtuelle) Kursgewinne durch Verkauf zu einem niedrigeren Kurs endgültig zu verzichten. Vielmehr wird darauf gesetzt, daß sich die Kurse schon wieder erholen werden und man nur einen kleinen Rücksetzer erlebt hat. Zum Glück folgen auf den ersten Rückgang auch meist wieder leicht steigende Kurse, so daß man sich wieder bestätigt sieht. Und so bröselt der Markt dann leise weinend vor sich hin, während der Anleger auf die Rückkehr der alten Zeiten hofft.

Der langen Rede kurzer Sinn: es ist eine Frage der realistischen Selbsteinschätzung, der Leidensfähigkeit und des Verständnisses für das Marktumfeld, ob man derzeit mittel- und langfristig in Aktien investieren will.

Ich persönlich weiß um die menschliche Schwäche, nicht realisierte Gewinne fortzuschreiben und Verluste nicht realisieren, sondern aussitzen zu wollen. Aus diesem Grunde habe ich nur zwei kleine Aktienpositionen im Bestand - davon eine aus eher sentimentalen Gründen und die andere ist quasi risikofrei, weil ich durch Teilverkäufe mit Gewinn meinen Einstandspreis so weit abgesenkt habe, daß die fragliche AG schon komplett pleite sein müßte, damit ich aus der Nummer noch mit Verlust rauskomme.

Davon abgesehen kaufe und verkaufe ich auf Tages- oder allenfalls Wochenbasis, wenn sich günstige Gelegenheiten ergeben. Daß der große Absturz dann gerade in die Phase fällt, ist eher unwahrscheinlich.

Der Rest ist in Form von Immobilien (mit einer Vorsteuerrendite von immerhin rd. 7%) und anderen greifbaren Dingen langfristig angelegt, so daß mir auch kurzfristige Preisschwankungen einigermaßen egal sind. Und ob ich auf die restlichen 10% nun 0,25% oder 0,05% Zinsen bekomme, ist mir dann auch noch egal.

Damit fühle ich mich sehr wohl und es versetzt mich in die komfortable Lage, mich im Falle des Eintretens des großen Absturzes (und der wird zwangsläufig kommen) mit Popcorn und Kaltgetränk gemütlich zurückzulehnen. Und ehrlich gesagt, bin ich lieber entspannt als auf der Jagd nach Rendite. Zumal ich davon überzeugt bin, daß die meisten Jäger am Ende die Gejagten sein werden.

Gruß
C.

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Ich bin absolut Deiner Ansicht und kann auch empirisch belegen, daß selbst politische Großereignisse, wie ein Weltkrieg nur von kurzer Dauer sind.

Den einzigen „nennenswerten“ Absturz gab es in den 20er/30er Jahren, und selbst der war trotz zwischenzeitlichem Weltkrieg in „nur“ 25 Jahren ausgesessen (vorausgesetzt man wurde nicht enteignet).

Ich kann mich der Empfehlung „Aktien auf lange Frist“ also nur anschließen. Es müßte schon der Kommunismus ausbrechen, damit sich das ändert, und dann wären wir ohnehin alle gleich und vor allem gleich mittellos (oder gleich reich, je nachdem welche rosa Brille man aufsetzen möchte).

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Interessant ist schon, wie sehr bzw. weit inzwischen die Einstellung verbreitet ist, die Dinge (also global-galaktisch formuliert: das politisch-gesellschaftliche-ökonomische Umfeld) entwickelten sich zu unseren Lebzeiten weiterhin schön stetig, obwohl im historischen Kontext der Systembruch viel normaler ist als die Stabilität. Nur weil hier in den letzten 27 bzw. 72 Jahren (je nach Sichtweise) nichts passiert ist, heißt das doch noch lange nicht, daß hier alles auch noch in den nächsten 50 Jahren beim alten bleibt.

Aber man muß gar nicht erst von Krieg, Währungsschnitt, Wechsel der Gesellschafts- bzw. Regierungsform usw. anfangen. Es reicht völlig, sich vor Augen zu führen, daß wir uns inzwischen im zehnten Jahr der größten Blasenbildung der Menschheitsgeschichte befinden. Und das dolle ist: alle professionellen Marktteilnehmer wissen, nur traut sich keiner, seine Positionen zu verkaufen, um am Jahresende nicht seinen Gesellschaftern erklären zu müssen, warum ausgerechnet seine Rendite der Vorsicht zum Opfer gefallen ist.

Im übrigen sind die Anlageperioden auch bei selbsternannten langfristigen Anlegern viel kürzer als die von Dir genannten 25 Jahre. Selbst zehn Jahre ohne Depotumschichtung dürften heute die wenigsten langfristigen Anleger kaum schaffen, weil doch mal ein Wert über ein Jahr doof läuft, zwei Unternehmen fusionieren oder eines übernommen und von der Börse genommen wird. Am Ende sind wir wohl eher bei Haltedauern von unter fünf Jahren und da werden die üblichen Schwankungen dann doch mal schnell zum Problem.

Absolut richtig. Wie gesagt, wenn die neue Gesellschaftsform X ausbricht, muß sich ohnehin jeder neu orientieren, auch die Ökonometrie muß dann erst mal Daten (und damit Erkenntnisse) sammeln. Ich seh das wenig problematisch, der Markt/das Kapital sucht sich seinen Weg, vielleicht in kleinen Schritten aber immerhin.

Stetigkeit war ein gutes Stichwort, ich sage stetige Veränderung (im mathematischen Sinn):
Schau Dir an, wie schnell die Welt die alten Modelle (Black-Scholes z.B.) hinter sich gelassen hat, um Tail-Risiken besser zu kontrollieren oder aber negative Zinsen modellieren zu können. Insgesamt haben wir das Risiko heute besser im Griff als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Portfolio-Streßtests sind heute an der Tagesordnung, sowas gab’s allenfalls im Futuresmarkt (SPAN) vor zehn Jahren.

Und nochmal: Klar, wenn wir von heute auf morgen enteignet/versklavt/verschifft/vernichtet werden, dann nützt dieses Gefasel nichts. Aber vielleicht hat man dann auch erstmal andere Sorgen, als sich um die Geldanlage zu kümmern.

Man will ja auch nicht der Auslöser für den nächsten Crash sein, oder? Wenn China Sterling gegen Dollar tauscht, dann ist das normal, muß ohnehin nicht erklärt werden. Wenn aber Nomura „aus Vorsicht“ plötzlich die Hälfte seiner Sterling-Position auflöst, dann ist das Flash-Crash, Marktmanipulation und noch schlimmere Schimpfwörter. Kann sich also ein Profi auch nicht wirklich erlauben.

Umschichten ist ja auch in Ordnung. Black-Litterman (oder, die Kirche mal im Dorf gelassen: Markowitz-)Optimierung gibt es immerhin schon bei fast jeder Hausbank, und, wie ich finde, zurecht. Oder meinst Du jetzt anlageklassenübergreifende Umschichtung?