Hubble Rotverschiebung u unser Standpunkt

Hallo,
Wenn man die nach Hubble belegte und beobachtbare Rotverschiebung so annimmt, wie man sie sieht, dann flieht alles von uns weg, also stehen wir (mal wieder) im Mittelpunkt des Weltalls. Das kann ja wohl so nicht sein. Gibt es eine eingängige Erklärung für die Diskrepanz zwischen Schein und Realität?

Gruß Antal

Moin,

also stehen wir (mal wieder) im Mittelpunkt
des Weltalls.

ja und nein.

Das kann ja wohl so nicht sein.

Doch.

Gibt es eine
eingängige Erklärung für die Diskrepanz zwischen Schein und
Realität?

wenn Du an irgendeiner anderen Stelle des Universums wärst, hättest Du den gleichen Eindruck.
Als Analogon.
Du stehst auf einem Luftballon der aufgepustet wird. Du siehst alle Teile der Oberfläche des Ballon sich von Dir entfernen. Aber wenn Du an irgend einer anderen Stelle des Ballon stündest, sähest Du es genauso.

Gandalf

unser Standpunkt

Rotverschiebung so annimmt, wie man sie sieht, dann flieht
alles von uns weg,

Yepp. JEDER Punkt im Universum flieht von JEDEM anderen Punkt im Universum.

also stehen wir (mal wieder) im Mittelpunkt
des Weltalls.

Das SIEHT so aus, weil es so AUSSIEHT, nicht weil es so ist. Und wie schon gesagt, es würde an JEDEM Punkt im Universum so aussehen.

Das kann ja wohl so nicht sein.

Übernachte mal in einer sternklaren Nacht draußen, dann glaubst du auch ALLES dreht sich um die ERDE.

Gibt es eine
eingängige Erklärung für die Diskrepanz zwischen Schein und
Realität?

Eben: Es SIEHT so aus. Es ist einfach nur die Frage des Standpunktes. Wärest du außerhalb des Universums (insofern das überhaupt ginge), würdest du ein immer größer werdendes Objekt erkennen.

Gruß

Stefan

Male Punkte und auf einen Luftballon und blase ihn auf. Jeder der Punkte entfernt sich vom anderen, ohne das einer davon in der Mitte ist. Von jedem Punkt aus sieht es so aus, als ob alle anderen vom Ihm wegziehen…

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Hallo,

Wenn man die nach Hubble belegte und beobachtbare
Rotverschiebung so annimmt, wie man sie sieht, dann flieht
alles von uns weg, also stehen wir (mal wieder) im Mittelpunkt
des Weltalls. Das kann ja wohl so nicht sein.

Stimmt, denn das ist ja auch falsch, so wie du das annimmst. Es fliegt ja nicht alles von uns weg. Sondern es fliegt alles von allem weg, d.h. die Abstände zwischen allen weit entfernt liegenden Galaxien vergrößern sich.

Einfaches eindimensionales Beispiel zur Veranschaulichung:
Angenommen wir sind in der Galaxie „e“ und der Abstand zwischen je zwei benachbarten Galaxien beträgt 2 Einheiten. Mit jedem Jahr wächst dieser Abstand um eine Einheit, also nach dem 1. Jahr ist er dann 3 Einheiten, nach dem 2. Jahr 4 Einheiten usw usf…

Jetzt malen wir uns das einfach mal auf, und schauen, wie das aus der Perspektive von „e“ (also von uns) aussieht:

Jahr 0: -c--d--e--f--g--h--i--j--k--l--m--n--o--p--q--r--s--t--u--v--
Jahr 1: ---d---e---f---g---h---i---j---k---l---m---n---o---p---q---r-
Jahr 2: --d----e----f----g----h----i----j----k----l----m----n----o---
Jahr 3: -d-----e-----f-----g-----h-----i-----j-----k-----l-----m-----
Jahr 4: d------e------f------g------h------i------j------k------l----

Wie du siehst, bewegt sich alles von uns weg, je weiter entfernt eine Galaxie ist, desto schneller entfernt sie sich von uns. Also genau das, was wir eben beobachten.

So, nun schließt du daraus, dass wir deshalb im Mittelpunkt stünden. Das ist aber ein falscher Schluss, denn es wächst ja der Abstand zwischen *allen* Galaxien und nicht nur der Abstand zwischen unserer Galaxie und den anderen. Schauen wir uns dazu also einfach an, was ein Beobachter in einer anderen Galaxie sehen würde:

Jahr 0: -c--d--e--f--g--h--i--j--k--l--m--n--o--p--q--r--s--t--u--v--
Jahr 1: ---g---h---i---j---k---l---m---n---o---p---q---r---s---t---u-
Jahr 2: ---i----j----k----l----m----n----o----p----q----r----s----t--
Jahr 3: -j-----k-----l-----m-----n-----o-----p-----q-----r-----s-----
Jahr 4: -k------l------m------n------o------p------q------r------s---

Das ist genau die gleiche Grafik wie oben, nur eben aus Sicht von „q“. Wie du siehst, entfernt sich auch alles von „q“. Ein Beobachter dort würde also genau das gleiche sehen wie wir, nämlich dass sich alles von ihm entfernt. Aber die Behauptung, dass man deshalb im Mittelpunkt steht, ist offensichtlich falsch, denn „e“ und „q“ können ja nicht gleichzeitig im Mittelpunkt stehen.

Gibt es eine eingängige Erklärung für die Diskrepanz zwischen Schein
und Realität?

Nun, der Fehler in deiner Betrachtung ist, dass du glaubst, dass sich alles nur von uns entfernt, was aber nicht stimmt, denn es entfernt sich alles von allem, und deshalb steht niemand im Mittelpunkt (oder es stehen alle im Mittelpunkt, wenn man es so will). Auf jeden Fall ist unsere Position in keinster Weise bevorzugt, sondern genau gleichwertig wie die aller anderer Galaxien im Universum.

Falls du englisch kannst, hier ist noch eine gute Erklärung dafür in der Kosmologie und Astronomie FAQ von Ned Wright:
http://www.astro.ucla.edu/~wright/nocenter.html
http://www.astro.ucla.edu/~wright/infpoint.html

vg,
d.