Hund folgt Kind und hört nicht

Hallo,

unser Hund (ein Briard, 6 Jahre alt) hört gut auf Grundbefehle, es gibt aber Probleme mit der Leinenführigkeit (darauf wurde im Welpenalter leider überhaupt nicht geachtet und nun nützt alle Konsequenz nicht - er zieht, auch wenn ich wirklich beim kleinsten Ziehen stehenbleibe und geduldig warte), mit „Fuß“ und mit „Aus“. Dinge wie „Komm“, „Sitz“, „Platz“ und Wegschicken klappen aber gut. Wir üben täglich mit ihm. Der Hund ist grundsätzlich in Kinder vernarrt, spielt sehr gern mit ihnen, im Haushalt leben aber keine Kinder. Zweimal im Jahr kommt meine Nichte (jetzt 7) zu Besuch. Sie liebt den Hund und spielt sehr gern mit ihm. Wenn sie da ist, wird der Hund v.a. draußen nicht mehr steuerbar. Er folgt dem Kind auf Schritt und Tritt, hört überhaupt nicht mehr und wirkt völlig durch den Wind. Das Kind ist ihm wichtiger als alles andere, sogar aromatische Salami (als Leckerli) ignoriert er, obwohl er sonst sehr verfressen ist. Ich habe also überhaupt keine Handhabe zum Üben.

Zu Hause will er immer mit dem Kind spielen. Ich habe jetzt alles an Hundespielzeug weggeräumt (sonst trägt er es immer zum Kind) und schicke ihn entweder auf seine Decke oder einfach nur weg, wenn er z.B. neben dem Kind rumsteht, während es isst (das Kind gibt ihm nichts von seinem Essen, das ist abgesprochen) oder sonst irgendwie das Kind stört. Das Wegschicken in der Wohnung klappt gut, aber wenn wir mit Kind und Hund rausgehen, ist, wie gesagt, wieder die Hölle los.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wir suchen nach einem Weg, dem Hund das ständige Verfolgen des Kindes abzugewöhnen und v.a. das Gehorsam im Beisein des Kindes wiederherzustellen. Für Tipps wäre ich dankbar.

Grüße
Anja

Hallo Anja,

ich denke, dass dein Hund das Kind als lang ersehnter Gefährter betrachtet. Ansonsten ist der Hund ja immer alleine. Dies solltest du Kind und Hund gönnen.

Gruss: Gerrit

Hallo Gerrit,

na ja, was heißt hier alleine? Er ist tagsüber nicht alleine, es ist fast immer jemand zu Hause und er wird dreimal am Tag ausgeführt, nur sind es eben immer erwachsene Menschen. Mein Eindruck ist, dass das Kind vom Hund nicht als gleichberechtigter Gefährte wahrgenommen wird, sondern als ein Spielgefährte, der immerzu bewacht und beschützt werden muss (vielleicht da der Hund wahrnimmt, dass sich die Erwachsenen auch so um das Kind kümmern?). Ich freue mich natürlich darüber, dass Hund und Kind so schön miteinander herumtoben und es beiden so viel Spaß macht. Aber ein gewisses Grundgehorsam gehört in meinen Augen dazu, damit ich guten Gewissens den Hund von der Leine lassen kann (und damit ich, wenn der Hund angeleint ist, mir nicht die Arme rausreiße, denn das Zerren an der Leine ist jetzt wesentlich schlimmer als sonst).

Grüße
Anja

Hi!

er zieht, auch wenn ich
wirklich beim kleinsten Ziehen stehenbleibe und geduldig
warte), mit „Fuß“ und mit „Aus“.

Ich bin kein Hundeexperte, aber ich habe viele Sendungen von dem „Hundeflüsterer“ Cesar Milan gesehen. Man mag von ihm und seinen Methoden halten was man will, okey, aber: einige seiner Konzepte fand ich ganz gut. Zum Beispiel teilt er die Aktivitäts-/Aufgeregtheits- und Aggressionsstadien in 10 Stufen ein, wobei 0 einem völlig entspannten und unaufgeregten Gemütszustand des Hundes darstellt.
Dein Stehenbleiben und geduldig warten ist völlig richtig, allerdings solltest du tatsächlich so lange warten, bis der Hund keinerlei Anzeichen von Aufgeregtheit oder ähnliches mehr anzeigt. Du solltest also so lange warten, bis er von Stufe 4 oder 5 wieder auf 0 gekommen ist - ERST DANN darfst du ihn belohnen, z.b. kurz streicheln oder ihn loben und weitergehen.

Wartest du dagegen nur so lange, bis er einigermaßen sich wieder beruhigt hat - also ca Stufe 1-3 erreicht hat, dann interpretiert der Hund deine Übung falsch, in der Regel so: es ist ok wenn ich ziehe, es ist ok, wenn ich aufgeregt bin, nur nicht so stark.
Er soll aber lernen, GAR nicht zu ziehen. Und das erreichst du nur, wenn du ihn Stufe 0 (=völlige Entspannung) erreichen läßt. Dann lernt er: ich laufe erst dann wieder weiter, wenn ich völlig ruhig bin.

Gruß

Hallo,

also das mit der Leine wird natürlich bei einem älteren Hund nicht leichter. Ich weiß ja nicht, welche Bewegungsmöglichkeiten er hat…

Zum Kind: der Briard ist eigentlich ein Hütehund und damit kümmert er sich natürlich um das Kind, das ist sein Wesen. Das wirst Du wohl auch nie ganz verhindern können, aber was ist daran so schlimm?

Ich selbst habe eine Mischlingshündin mit ausgesprochen großem Beschützerinstinkt, die verfolgt Besuch auf Schritt und Tritt und weicht nicht von der Seite. Allerdings nicht ohne sehr oft den Blickkontakt zu mir zu suchen, soll heißen, mache ich das richtig? Ich lobe sie, denn dann hat sie ein gutes Gefühl und ist ein zufriedener Hund. Ich greife erst ein, wenn sie zu aufdringlich wird, das versteht sie dann auch und verrollt sich einige Zeit.

Lass doch den Hund Hund sein, es ist schön, wenn Kind und Hund Freude haben und sich verstehen. Das ist für beide gut.

Und, entschuldige, wenn ich das so hart schreibe: Wenn Ihr eine Marionette braucht, dann hättet Ihr keinen Hund kaufen sollen…

Gruß

Hallo,

du schreibst selbst, dass dein Hund beim „Hüten“ des Besuchs Blickkontakt zu dir sucht und Bestätigung haben will. Das tut unserer nicht (auch nicht im Haus, aber da lässt er sich, so wie deiner, wegschicken) und ich denke nicht, dass es etwas mit „Marionette“ zu tun hat, wenn ich auch im Beisein eines Kindes ein gewisses Grundgehorsam (Rückrufbarkeit) erwarte. Ein Hütehund, der tatsächlich als solcher arbeitet, handelt ja sonst auch nicht nach eigenem Gutdünken, sondern nach Anweisungen, und ist rückrufbar.

Grüße
Anja

Hallo Sharon,

die Sendung kenne ich nicht, klingt aber interessant. Beim Stehenbleiben warte ich nur solange ab, bis die Leine nicht mehr gespannt ist (und das dauert, wenn das Kind etwas nach vorne gelaufen ist, auch schon mal 5 min). Ich dachte eigentlich immer, das sei beim Üben der Leinenführigkeit eigentlich auch das Ziel - Verknüpfung „Leine locker“ und „wir gehen weiter“ im Hundekopf?

Vom Runterkommen ist dann jedenfalls noch gar keine Rede, denn aufgedreht ist er die ganze Zeit, in der das Kind in der Nähe ist. Ruhiger wird er durch das Stehen gar nicht: Er schaut immer nur dahin, wo das Kind ist (oder wo er es vermutet, wenn meine Nichte um die Ecke gelaufen ist), stellt die Ohren auf und zieht. Er entspannt sich kein bisschen, sondern will nur zum Kind. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass er sich entspannen würde, wenn ich eine Stunde lang mit ihm auf einer Stelle stehen würde. Helfen würde wahrscheinlich nur, wenn das Kind immer brav neben dem Hund laufen würde, aber die Bewegungsfreiheit des Kindes soweit einschränken möchte ich nicht.

Grüße
Anja

Hallo,

wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist das Kind nicht sehr oft bei Euch. Dann würde ich in der Zeit gar kein Training mit dem Hund machen. Erst sollte er mal das was Du von ihm willst mit Dir alleine gut hinbekommen.

Leinentraining solltest Du erstmal in einer langweiligen Umgebung üben. Stehenbleiben und warten bis die Leine wieder locker ist, frustriert Hund und Halter.

Fange an mit dem Hund kleine Bogen zu laufen, wenn er extrem zieht sollten die Übungseinheiten ca. 30 bis 60 sek. dauern, die dann langsam gesteigert werden. Zeige Deinem Hund am Anfang an wohin er Dir folgen soll und verlange am Anfang nicht zu viel von ihm. Nach der o.g. Zeit mache eine Pause, dann übe das ganze nochmal. Wenn er das gut schafft, dann mindestens 1/4 Stunde Pause und dann evtl. nochmal. Mehr sollte er am Anfang pro Gassigang nicht trainieren.

Das ganze sollte langsam gesteigert werden, vielleicht kann der Hund erst mal ohne Leine ne Runde sich austoben, dann fällt ihm das leichter.

LG Sabine

Hallo,

Zum Beispiel teilt er die
Aktivitäts-/Aufgeregtheits- und Aggressionsstadien in 10
Stufen ein, wobei 0 einem völlig entspannten und unaufgeregten
Gemütszustand des Hundes darstellt.

Das ist eine grundsätzlich gute Idee - aber die Umsetzung kriegt Herr Milan nicht hin. Was er als „entspannt und unaufgeregt“ definiert, zeigt nahezu durchgängig Hunde unter extremem Stress und in absolutem Meideverhalten.

Unter der Autorität eines CM wird das aufrecht erhalten. Im Handling durch einen unerfahrenen Hundehalter werden diese Hunde zu tickenden Zeitbomben.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

die Geschichte mit dem Kind ist ziemlich kitzlig. Das ist kein Spiel und hat auch mit „Spaß haben“ nichts zu tun. Der Hund hütet das Kind - und das bedeutet, dass er auch bereit ist, „Fehlverhalten“ durch entsprechende Maßregelungen (wie Kneifen oder Anspringen) durchzuführen, wenn sie ihm angebracht erscheinen.

Da die beiden sich nur 2x im Jahr sehen, kann man damit leben - ich persönlich würde dieses Verhalten aber sofort im Ansatz unterbinden. Hier entscheidet der Hund, was passiert, und das würde ich nicht zulassen.

Zum Thema "Leinenführigkeit!: Der für mich nach wie vor praktikabelste Weg liegt tatsächlich beim Stehenbleiben.

Ich weiß, dass ihr das schon „durch“ habt - und ich bin ebenfalls sicher, dass es nicht mit aller Konsequenz erfolgt ist. Schlicht deswegen, weil man ein „Hintertürchen“ braucht, um den Hund bei diesem Training keine Inkonsequenz erfahren zu lassen. Kein Mensch ist aber in der Lage, jede Gassirunde im Stop-and-Go-Modus zu absolvieren.

Deswegen führt der Weg über eine Kombination aus Halsband und Brustgeschirr. Je nachdem, womit der Hund normalerweise geführt wird, wird zum Leinenführigkeitstraining das jeweils andere Teil benutzt. Trägt der Hund normalerweise ein Halsband, wird zum Trainieren das Geschirr verwendet und umgekehrt.

Der Hund kriegt immer beides angelegt. Bis er sich gelöst hat oder bis man die Strecke von A nach B absloviert hat, wird der Hund am Halsband angeleint und kann ziehen wie bisher. Man reglementiert das auch nicht. Beginnt man mit dem Training, klinkt man den Karabiner ins Geschirr und ist nun absolut konsequent, was Stehenbleiben betrifft.

Hat man genug vom Training und/oder möchte wieder Strecke machen, wird die Leine wieder umgeklinkt. So lernt der Hund, dass am Geschirr (oder andernfalls am Halsband) IMMER angesagt ist, dass man mit Ziehen nicht vorwärts kommt.

Hier ist das ziemlich gut beschrieben. Der erste Teil des Videos zeigt die Vorgeschichte und einige grundlegende Infos, der zweite Teil dann das eigentliche Training:

https://www.youtube.com/watch?v=dTdWjqJnXOE

https://www.youtube.com/watch?v=Vq0Pu4TTF5o

Das klappt mit 100 prozentiger Sicherheit.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

dass der Hund das Kind hütet und nicht bloß aus Spaß mitläuft, das haben wir uns schon gedacht. Wobei die beiden aber auch gut mit dem Stöckchen/Ball spielen - das scheint dem Hund auch Spaß zu machen. Kann man denn dem Hüteverhalten entgegenwirken oder wäre die einzige Lösung, den Hund immer anzuleinen und das Kind nicht mehr mit ihm spielen zu lassen?

Deswegen führt der Weg über eine Kombination aus Halsband und
Brustgeschirr. Je nachdem, womit der Hund normalerweise
geführt wird, wird zum Leinenführigkeitstraining das jeweils
andere Teil benutzt. Trägt der Hund normalerweise ein
Halsband, wird zum Trainieren das Geschirr verwendet und
umgekehrt.

Ich habe das gestern so wie im Video gezeigt ausprobiert und muss sagen - der Hund hat in der Zwischenzeit mehr gelernt als ich gedacht habe. Wir haben ihn erstmal sich u.a. auch ohne Leine austoben lassen, dann die Leine vom Geschirr aufs Halsband umgesteckt und auf einer kurzen Strecke mit Halsband zum Futter laufen lassen - er hat sehr schnell verstanden (bzw. eigentlich schon gewusst), dass er nach dem Ziehen, wenn ich stehenbleibe, zwei Schritte zurückgehen muss, bis die Leine locker ist, damit es weitergeht (allerdings hat er sich nicht zu mir umgedreht o.Ä., sondern ist im „Rückwärtsgang“ ein paar Schritte zurückgelaufen - müsste er mich in so einer Situation anschauen oder ist das nicht nötig?). Ich denke, der Fehler, den ich vorher gemacht habe, war, auch in Situationen, in denen der Hund aufgeregt ist, ebenfalls dieses Stop-and-Go auszuprobieren. Das ist, wie du schon sagst, nicht immer perfekt einzuhalten und hat den Hund wahrscheinlich auch überfordert. In der ruhigeren Situation gestern habe ich gesehen, dass er das Prinzip schon kannte und sehr schnell verstanden hat, dass es JETZT nur so klappt. Ich werde das Üben auf diese Weise weitermachen und hoffe, dass das zum Erfolg führen wird.

Sollte das mit dem Halsband mal gut funktionieren, wird es eigentlich möglich sein, den Erfolg dann auf das Geschirr „zurückzuübertragen“?

Viele Grüße
Anja

Hallo Sabine,

wenn man das nur mit kurzen Strecken macht, woher soll der Hund wissen, wann er die Leine lockerzulassen hat und wann nicht? Ich finde Jules Ansatz, Training und „normales“ Laufen (mit Ziehen) mit unterschiedlicher Ausrüstung (Halsband vs. Geschirr) zu verknüpfen, schon ganz gut. Dass die Trainingseinheiten kürzer werden sollten und dass bei Überforderung (durch das Trainieren den ganzen Spaziergang lang) beide frustriert sind, da hast du Recht, das habe ich gestern ganz klar gemerkt, als ich entsprechend dem von Jule verlinkten Video auf einer kurzen Strecke trainiert habe.

Fange an mit dem Hund kleine Bogen zu laufen, wenn er extrem
zieht sollten die Übungseinheiten ca. 30 bis 60 sek. dauern,
die dann langsam gesteigert werden.
Zeige Deinem Hund am
Anfang an wohin er Dir folgen soll und verlange am Anfang
nicht zu viel von ihm.

Na er folgt mir ja nicht, sondern zieht mich nach vorne. Meinst du mit Bogen, dass ich dann nicht mehr geradeaus laufe, damit er mich nicht nach vorne ziehen kann? Wie soll ich ihm denn zeigen, wohin er folgen soll? Soll ich dafür immer ein bestimmtes Signal verwenden (z.B. ein kurzer Wink mit der Hand in die entsprechende Richtung oder ein kurzes Schnippen), an das er sich mit der Zeit gewöhnen würde?

Das ganze sollte langsam gesteigert werden, vielleicht kann
der Hund erst mal ohne Leine ne Runde sich austoben, dann
fällt ihm das leichter.

Ja, das scheint Wunder zu wirken (siehe meine Antwort an Jule). Ich frage mich allerdings, ob das irgendwann auch schon am Anfang des Spaziergangs oder bei meiner herumlaufenden Nichte funktionieren wird, wenn der Hund aufgeregt ist. Momentan sieht es für mich so aus, als liege das in weiter Ferne.

Grüße
Anja

Hallo Jule,

noch zwei Fragen hinterher.

Woran erkennt der Hund eigentlich, wer zu hüten ist und wer nicht? Meine andere Nichte, die jetzt schon im Jugendalter ist, wurde von dem Hund bis vor kurzem auch gehütet, ab dem jetzigen Besuch aber nicht mehr - jetzt verhält er sich mit ihr genauso wie mit Erwachsenen.

Und eine Folgefrage: Ich habe jetzt eine dritte Nichte im Babyalter. Können wir irgendetwas anders beim Heranführen der beiden aneinander machen, damit er von vornherein lernt, dass sie kein „Hüteobjekt“ ist? Noch kann sie nicht laufen und er zeigt kein großes Interesse an ihr (nur ab und zu kurz schnuppern oder die Hand abschlecken, dann verzieht er sich wieder, auf ihr Weinen reagiert er überhaupt nicht). Sobald sie aber anfangen wird zu laufen, wird wohl auch sein Interesse zunehmen, das war schon bei dem anderen Kind damals so. Was wäre von unserer Seite das richtige Verhalten jetzt und später?

Grüße
Anja

PS: All diese Kinder sieht er nur selten, so ca. 2x im Jahr für je um die 2 Wochen und immer alle zusammen. Es geht also nur um kurze Besuchsphasen, nicht um alltägliches Üben.

Hallo Anja,

bei geraden Strecken fällt es dem Hund einfach schwieriger nicht zu ziehen als wenn man Bögen läuft. Ich spreche den Hund an, zeige ihm mit der Hand wo ich hinwill und er folgt mir. Das kapieren die extrem schnell. Wenn er dann gut mitläuft, kannst Du ja steigern.

Das stehenbleiben hat bei unserem Hund schlechter funktioniert, da bin mehr gestanden als gelaufen. Ich laufe allerdings nie mit Halsband sondern immer mit Brustgurt, weil ich finde, die Hunde lassen sich dadurch besser führen. Meine Trainerin ist ein absoluter Gegener von Halsband, und ich komme mit Brustgurt beim Hund viel besser klar.

Wir üben das Leine laufen gezielt an Strecken, wo er immer zwischendurch bischen frei rennen kann, dann wieder ein Stück Leine usw. Und es ist bei uns schon viel besser geworden.

Vermutlich ist es aber wie bei allem, man muß ausprobieren, was mit dem eigenen Hund am besten funktioniert.

LG Sabine

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Hallo Sabine,

Richtungsanzeigen mit Handzeichen versteht unser Hund gut: Wenn er frei herumläuft und sich umdreht, um zu schauen, wo Frauchen/Herrchen weiter hin will (z.B. an einer Abzweigung), zeigt man ihm die Richtung mit der Hand an und er läuft in diese Richtung weiter. Das ins Leinenführigkeitstraining einzubinden halte ich für eine gute Idee, da das ein ihm gut vertrautes Element ist.

Das stehenbleiben hat bei unserem Hund schlechter
funktioniert, da bin mehr gestanden als gelaufen.

Das ist bei uns auch so und das nervt natürlich uns, aber ich habe das Gefühl, dass das auch den Hund verunsichert.

Ich laufe
allerdings nie mit Halsband sondern immer mit Brustgurt, weil
ich finde, die Hunde lassen sich dadurch besser führen.

Wir nehmen aus ergonomischen Gründen normalerweise ein Geschirr, gerade wegen des Ziehens.

Wir üben das Leine laufen gezielt an Strecken, wo er immer
zwischendurch bischen frei rennen kann, dann wieder ein Stück
Leine usw. Und es ist bei uns schon viel besser geworden.

Das macht Hoffnung. :smile:

Vermutlich ist es aber wie bei allem, man muß ausprobieren,
was mit dem eigenen Hund am besten funktioniert.

Ja, das denke ich auch. Vielleicht können wir auch beides kombinieren. Ich werde schauen, wie es mit unserem Hund am besten läuft.

Grüße
Anja

Hallo Anja,

wenn der Hund soweit ist, dauerhaft an lockerer Leine zu laufen, kannst du auch wieder aufs Halsband umsteigen.

Du solltest auch nicht immer nur mit Futterschüssel üben, sondern immer auch draußen beim Spazierengehen. Und unbedingt jeden Tag - und wenn es nur 10 Minuten sind. Entscheidend ist, dass du die innere Ruhe zum Üben hast. Und ja, der Hund soll dich anschauen. In dem Moment unterbricht er dadurch nämlich in Stresssituationen auch den Blickkontakt zum anderen Hund. Heißt: Mach ihn kurz aufmerksam und lobe ihn, wenn er dich anschaut und langsamer wird.

Kann man denn dem Hüteverhalten entgegenwirken
oder wäre die einzige Lösung, den Hund immer anzuleinen und
das Kind nicht mehr mit ihm spielen zu lassen?

Ich denke, es gibt einen Zwischenweg: Ihr unterbindet das Hüten, indem ihr ihn anleint oder bei euch gehen lasst und gebt ihn frei, wenn er Bällchen spielen darf. Allerdings solltet ihr auch hierbei immer auf dem Schirm haben, dass ein Hund, der hütet, seine eigenen Vorstellungen davon hat, was das „Hüteobjekt“ darf und was nicht. Heißt: Es könnte auch passieren, dass er irgendwann plötzlich den Ball verteidigt, wenn das Kind danach greift.

Ihr solltet das immer gut beobachten und in der Nähe sein, um für den Fall des Falles eingreifen zu können. Verhindern lässt sich das - auch beim nächsten Kind - nur dadurch, dass ihr den Hund aus der Situation holt. Bei den seltenen Besuchen ist anderes Training nicht möglich.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

danke für deine Antwort.

Und ja, der Hund soll
dich anschauen. In dem Moment unterbricht er dadurch nämlich
in Stresssituationen auch den Blickkontakt zum anderen Hund.
Heißt: Mach ihn kurz aufmerksam und lobe ihn, wenn er dich
anschaut und langsamer wird.

Und was, wenn er mich nicht anschaut? Stehen bleiben, bis er mich anschaut? Das läuft wieder auf ewiges Rumstehen und einen frustrierten Hund hinaus, der nicht versteht, was ich von ihm will.

Das Aufmerksammachen funktioniert bei uns nicht: Der Hund schaut weiterhin angespannt nach vorne (wo er ja hinwill) und macht nur zwei Schritte rückwärts, ohne sich nach mir umzudrehen. Wenn ich ein Geräusch mache, damit er aufmerksam wird, passiert meist gar nichts - es sei denn, ich raschle mit dem Leckerli-Beutel oder der Tüte, in der sein Spielzeug drin ist. Aber wenn dann mehrmals nichts passiert, zieht das auch nicht mehr, er ist ja nicht doof. Wäre es denn sinnvoll, wenn er die Leine lockert, grundsätzlich immer weiterzulaufen, wenn er sich aber umdreht und zu mir zurückläuft zusätzlich ein Leckerchen (anfangs immer, später dann, wenn er sich öfter umdreht, in unregelmäßigen Abständen) zu geben? Oder assoziiert er dann das Leckerchen falsch und fasst es als Belohnung für das Ziehen auf?

Grüße
Anja

Hallo Anja,

Wäre es denn sinnvoll, wenn
er die Leine lockert, grundsätzlich immer weiterzulaufen, wenn
er sich aber umdreht und zu mir zurückläuft zusätzlich ein
Leckerchen (anfangs immer, später dann, wenn er sich öfter
umdreht, in unregelmäßigen Abständen) zu geben? Oder
assoziiert er dann das Leckerchen falsch und fasst es als
Belohnung für das Ziehen auf?

Es braucht kein stundenlanges Rumstehen. Wenn du dir den Druck nimmst, Strecke machen zu müssen, genügen nach meiner Erfahrung einige Einheiten, in denen man die Geduld aufbringt, wirklich zu warten, bis er sich umdreht und Blickkontakt aufzunehmen.

Und das wird er irgendwann tun. Entscheidend ist, dass du diesen Moment unbedingt sofort belohnst, mit einem „Fein“ und Futter. Der Unterschied zu dem, was du vorher gemacht hast (mit Leckerchen locken) liegt darin, dass der Hund lernt, dass er bewirken kann, dass du Futter gibst, indem er zu dir schaut.

Die Methode, die du vorschlägst, verkompliziert das Ganze, denn der Hund muss zwei Sachen lernen. Diese wird er letzten Endes auch voneinander trennen, was nicht Sinn der Übung ist.

Heißt: Wappne dich für die ersten Trainingseinheiten wirklich mit Geduld und beobachte ihn aufmerksam, damit du den Blick auch „erwischt“. Der kann nämlich anfangs sehr kurz sein. Wenn du ihn verpasst, musst du weiter warten, bis der nächste kommt.

Alternativ könntest du - wenn dir das mehr liegt - auch über Clickertraining arbeiten. Das Prinzip ist vergleichbar, aber wenn der Hund erst mal kapiert hat, dass sein Verhalten die Futtergabe steuern kann, gehen weitere Lernprozesse oft sehr schnell.

Wenn dich das interessiert, melde dich noch mal kurz, bevor ich mir hier umsonst einen Wolf schreibe :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

ich habe den Hund gestern etwas aufmerksamer beobachtet und festgestellt, dass er sich tatsächlich öfter zu mir umdreht als mir vorher aufgefallen ist. Nur bei dem „Stop-and-go-Training“ habe ich ihm fälschlicherweise beigebracht, dass es reicht, die Leine zu lockern, ohne auf mich zu achten. Aber er ist ein schlaues und lernfähiges Kerlchen, insofern denke ich schon, dass er schnell dazulernen wird, wenn sich kleine Sachen ändern. Auch Sabines Methode habe ich gestern kurz getestet (nicht geradeaus laufen, sondern immer wieder wenden und dabei ein kurzes Geräusch + Handbewegung machen) und das hat er auch schnell verstanden.

Ich möchte hier noch einmal die von dir vorgeschlagene Strategie zusammenfassen, um sicherzugehen, dass ich auch alles richtig verstanden habe:

Nachdem sich der Hund am Anfang etwas ausgetobt hat, wird die (kurze, damit Hund immer in meiner Armreichweite bleibt?) Leine am Halsband befestigt (vorher am Geschirr). Ab jetzt darf konsequent nicht gezogen werden. Zieht er auch nur leicht, bleibe ich sofort stehen und warte ab, bis er die Leine lockert und sich zu mir umdreht (muss er dabei auch auf mich zugehen oder reicht ein Umdrehen?). In diesem Moment lobe ich ihn sofort und gebe ihm ein Leckerchen. Danach gehe ich weiter. Das Ganze wird als kurze Übungseinheit aufgebaut, danach folgt wieder eine Pause zum Austoben und dann kann wieder etwas geübt werden.

Ist das so korrekt?

Kann ich neben diesen Übungen auch immer mal wieder Sabines Methode einbauen oder verwirrt es den Hund, wenn ich mehrere Ansätze kombiniere? Ich hatte gestern nämlich den Eindruck, dass ihm dieses Folgen in verschiedene Richtungen Spaß macht, und diese Strategie zielt ja ebenfalls darauf ab, dass der Hund lernt, mehr auf mich zu achten.

Grüße und vielen Dank für deine Hilfe!

Anja

PS: Mir wäre es lieber, wenn ich ohne das Clickertraining auskommen könnte. Wenn’s nicht anders gehen würde, würde ich es aber natürlich auch ausprobieren.

Hallo Anja,

Nachdem sich der Hund am Anfang etwas ausgetobt hat, wird die
(kurze, damit Hund immer in meiner Armreichweite bleibt?)
Leine am Halsband befestigt (vorher am Geschirr).

Ich würde keine zu kurze Leine nehmen, damit der Hund eine Chance hat, sich zu regulieren. So 2-2,50 m halte ich für eine gute Länge, die man auch noch handeln kann, ohne Knoten zu produzieren.

Ab jetzt darf konsequent nicht gezogen werden. Zieht er auch nur
leicht, bleibe ich sofort stehen und warte ab, bis er die
Leine lockert und sich zu mir umdreht (muss er dabei auch auf
mich zugehen oder reicht ein Umdrehen?)
.

Wenn er dabei auch aus dem Zug ist, reicht Umdrehen. Rankommen tut er dann ja eh, um zu fressen. Noch ein Tipp: Krame das Futter erst dann aus der Tasche, wenn du „Fein“ gesagt hast. Das hält seine Aufmerksamkeit länger bei dir.

In diesem Moment lobe ich ihn sofort und gebe ihm ein Leckerchen. Danach gehe ich
weiter. Das Ganze wird als kurze Übungseinheit aufgebaut,
danach folgt wieder eine Pause zum Austoben und dann kann
wieder etwas geübt werden.

Ich würde die Ubungslänge variieren und auch nicht immer ein Austoben dranhängen. Das könnte sonst zur Erwartungsspannung führen, welche die Ruhe beim Üben nicht fördert. Was du ebenfalls zusätzlich machen kannst, ist das Spiel mit dem Fressnapf (Leine am Halsband). Insgesamt sollten die „Zug- Etappen“ am Geschirr weniger werden. Lieber nicht mehr so weite Strecken angeleint gehen.

Kann ich neben diesen Übungen auch immer mal wieder Sabines
Methode einbauen oder verwirrt es den Hund, wenn ich mehrere
Ansätze kombiniere?

Das schadet dem Hund nicht. Den meisten Hunden macht das Spaß, weil es action bedeutet. Das Problem, das ich bei Sabines Methode sehe ist, dass der Hund prima läuft, sobald man ständig die Richtung wechselt, aber auf längeren Strecken geradeaus schnell wieder im Zug ist.

Er lernt dabei nämlich, zwar auf den Besitzer zu achten, aber nicht, dass er auf gerader Strecke nicht vorwärts kommt, wenn er zieht.

Grüße und vielen Dank für deine Hilfe!

Gerne :smile: Ich hoffe, ihr habt so schnell Erfolg, dass die Lust am Üben erhalten bleibt!

Jule

PS: Du weißt noch nicht, was euch beiden ohne Clicker an Spaß entgeht :smile:

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