Hund ist bei bestimmten Leckerlis aggressiv

Hallo,

wir haben einen Jack Russel Terrier (2 Jahre alt) und er ist wirklich ein toller Hund. Äußerst lieb, spielt mit Kindern und ist eigentlich niemals aggressiv.

Die letzte Zeit haben wir jedoch folgendes Problem:
Wenn er bestimmte Leckerlis bekommt (z.B. einen größeren Knochen) dann knurrt er richtig aggressiv und zeigt die Zähne. Kommt man ihm dann näher, greift er sogar an, und zwar richtig aggressiv. Ist der Knochen dann wieder weg, ist alles ganz normal.

Meine Frage nun, woran liegt das und kann man dagegen evtl. was machen. Es will ihm ja niemand den Knochen wieder wegnehmen.

Danke für eure Hilfe.

Gruß
Matthias

Es will ihm ja niemand den Knochen wieder
wegnehmen.

Hallo
das weiß der Hund aber nicht… Er verteidigt seinen Knochen.
Ich würde ihm entweder so ein Leckerli nicht mehr geben (wenn Euch das Verhalten sehr stört), oder aber Ihr geht nicht mehr in seine Nähe, sobald er den Knochen bekommen hat.
Ist nur meine persönl. Meinung, ich bin gespannt was die Anderen dazu schreiben :smile:
LG
jacksy

Hallo. Mein Vorgänger hat Recht. Das ist ganz normales natürliches Verhalten. Er verteidigt sein Fressen. Würdest Du dir dein Essen vom Teller nehmen lassen ? ? ?
Gruss Peter

Nein, ich würde mir mein Essen auch nicht wegnehmen lassen. Ich würde mich aber nicht gegen Leute wehren, von denen ich weiß das sie mir das essen nicht wegnehmen werden.

Kann man unserem Hund irgendwie beibringen, dass wir seinen Knochen nicht haben wollen?

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Kann man unserem Hund irgendwie beibringen, dass wir seinen
Knochen nicht haben wollen?

Das ist der falsche Ansatz. Der Hund hat idealerweise den Knochen, maximal unter leicht vorwurfsvollem Blick, Euch zu überlassen. Ansonsten habt Ihr ganz schnell mal eine Situation, wo der Hund zuschnappt.

Vielleicht kommt Jule gleich mit konkreten Erziehungstipps. Bei minderschweren Fällen dieses Verhaltens habe ich gute Erfolge mit sogenannten „Besitzspielen“ (FAQ:3302) gemacht und mit häufigem „Tauschen“. Dass heißt, der Hund muss mir überlassen, was er gerade hat und bekommt dafür eine Belohnung. Voraussetzung ist das sichere Beherrschen des Kommandos „Aus!“, damit sollte man also anfangen.

Gruß,

Myriam

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Hallo Matthias,

wir haben einen Jack Russel Terrier (2 Jahre alt) und er ist wirklich ein toller Hund.

98 Prozent aller Anfragen bei Verhaltensproblemen beginnen mit dem Satz „Eigentlich ist er ja ganz lieb“ :smile:. Dann kommt das „Aaaaber“.

Äußerst lieb, spielt mit Kindern und ist eigentlich niemals aggressiv.

Dass er mit Kindern spielt muss noch lange nicht bedeuten, dass er im Falle eines Falles nicht ganz deutlich klarstellt, wer in diesem „Spiel“ das Sagen hat: Er. Das heißt nicht, dass der Hund nun nicht mehr mit Kindern spielen darf. Es bedeutet aber, dass der Erwachsene immer ein Auge auf dieses Spiel haben muss.

Aggressives Verhalten ist für Hunde normal. Ein gut sozialisierter Hund zeigt diese Aggression aber in Abstufungen. Die Frühwarnstufe ist in der Regel nur ein kurzes Erstarren in der Bewegung oder ein Fixieren mit den Augen. Diese Frühstadien werden gerade von Kindern meist übersehen. In der nächsten Stufe knurrt der Hund, dann beißt er zu.

Wenn er bestimmte Leckerlis bekommt (z.B. einen größeren Knochen) dann knurrt er richtig aggressiv und zeigt die Zähne.

Futteraggression ist grundsätzlich ebenfalls normales Verhalten. Auch rangniedere Tiere verteidigen ihr Futter - zumindest so lange, bis ein Ranghöherer dieses ernsthaft für sich beansprucht. Heißt: Ihr müsst an JEDES Futter randürfen, das euer Hund hat. Gerade übrigens bei einem Knochen, da die Gefahr, dass der Hund Splitter zwischen den Zähnen oder gar im Rachen stecken hat, recht groß ist. Wenn ihr dann nicht an den Hund ran könnt, kann das übel enden.

Machtkämpfe bringen euch in dem Fall nicht weiter, da der Hund beißen kann und ihr nicht. Ich würde Folgendes vorschlagen. Nehmt zwei Knochen und gebt dem Hund einen davon. Dann nähert ihr euch dem Hund, indem ihr ihm den zweiten Knochen entgegenhaltet und motiviert ihn mit aufmunternden Worten wie „Schau mal, was ich da habe!“ diesen Knochen haben zu wollen.

Wenn er sich dafür interessiert, lasst ihr den Knochen noch nicht los, sondern nehmt euch erst den ersten. Sobald ihr diesen habt, kommt ein „Feiiiin!“ und der Hund kriegt den zweiten Knochen. Das würde ich fortan bei jedem besonderen Futter so handhaben, so dass der Hund lernen kann, dass er nichts verliert, wenn er euch seine Beute überlässt. Wenn der Hund bereitwillig auf die zweite Beute anspringt, kann man das Spielchen auch 2-3 Mal hintereinander machen.

Wichtig: Niemals streng werden, sondern immer freundlich und motivierend mit dem Hund reden.

Es kann sein, dass der Hund es vorzieht, seinen Knochen nicht zu verlassen. Dann klappt diese Methode nicht, und der bessere Weg ist, den Hund mit seinem Knochen einfach in Ruhe zu lassen.

Zu guter Letzt möchte ich noch was zum Thema Knochen sagen: Sie sind für Hunde höchst überflüssig und oft auch gefährlich. Der Hund beißt Splitter ab, die sich ins Zahnfleisch bohren oder zwischen den Zähnen stecken bleiben können, was zu Entzündungen führt. Im schlimmeren Fall verletzen Knochensplitter die Speiseröhre oder den Magen- Darmbereich und kann den Tod des Hundes zur Folge haben. Im Gegensatz zu der von Barfern vertretenen Meinung splittern auch rohe Knochen.

Es gibt andere Kaugenüsse, die für den Hund ungefährlicher sind.

Schöne Grüße,
Jule

Lieber Matthias,

Es will ihm ja niemand den Knochen wieder
wegnehmen.

Im Gegensatz zu dem, was die Anderen sagen, ist das genau der richtige Ansatz!
Zwar stimmt es, dass man seinem Hund auch mal etwas wegnehmen können muss. ABER: Das musst du nur in einem Notfall.
Diese klassischen Methoden, von wegen dem Hund was weg nehmen, damit er sich dran gewöhnt, sind veraltet, da sie das Gegenteil bewirken.

Stell dir mal vor, dein Nachbar käme immer wieder, würde dir sein Auto vor die Tür stellen und sagen „Du kannst damit fahren“ und dann würde er ganz schnell und ohne dich zu fragen in dein Auto steigen und weg fahren.
Wie würdest du reagieren, wenn er das nächste Mal kommt? Freundlich??

Unser Hund lässt sich alles weg nehmen. Natürlich haben wir ganz normal das AUS geübt. Vor allem aber folgendes:

Hund frisst kleine Portion. Mensch nähert sich und wirft noch was Leckeres dazu in den Napf.

Variationen: Mensch nähert sich, fasst an den Napf, wirft dann was Leckeres rein.

Mensch zieht den Napf etwas zu sich her, wirft was Leckeres rein, schiebt ihn zurück.

Usw.

Es muss für den Hund einfach immer ein Gewinn sein, wenn du dich seiner Leckerei näherst. Er muss wissen, mir nimmt keiner was weg, ich bekomme noch was dazu!
Mit der Zeit kannst du ihm auch seinen Knochen aus dem Maul nehmen - aber gib ihn (im Übungsfall) SOFORT mit großem Lob wieder zurück.
Wenn er weiss, dass du ihm nichts abspenstig machst, wird er sich ganz automatisch auch mal etwas ganz weg nehmen lassen, ohne aggressiv zu reagieren.

LG,
Julia

Hallo Julia,

im Prinzip würde ich das genauso handhaben wollen. Das Problem liegt aber darin, dass es sich nicht um normales Futter handelt. Der Hund reagiert nur bei Knochen so.

Das heißt, dass das Beschwichtigungsfutter mindestens ebenso attraktiv sein muss, wie der Knochen. Und das ist nach meiner Erfahrung bestenfalls bei einem weiteren Knochen so.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

Das heißt, dass das Beschwichtigungsfutter mindestens ebenso
attraktiv sein muss, wie der Knochen.

Ja, das ist richtig. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass ich das von dir vorgeschlagene Vorgehen kontraproduktiv finde. Du willst dem Hund einen anderen Knochen hin halten, ihn aber noch nicht abgeben und ihm statt dessen den ersten weg nehmen. Was lernt der Hund? Frauchen nimmt mir meinen Knochen weg wenn ich einen habe. Fazit: Ich muss ihn verteidigen!

Daher meine Strategie: Sich dem Hund nähern, null Interesse an seinem Knochen zeigen, sondern ihm statt dessen einen weiteren hinlegen und dann weg gehen. Usw. wie von mir beschrieben.
Der Hund lernt: Wenn Frauchen zu mir kommt, wenn ich einen Knochen habe, bekomm ich noch einen! Fazit: Ich freue mich, wenn Frauchen sich mir nähert, wenn ich einen Knochen habe - ich wäre ja doof, sie dann anzuknurren.
Das „den Knochen weg nehmen können“ - was nur im Ausnahmefall notwendig sein wird - kommt bei sich steigernder Übung dann ganz von allein, da der Hund das absolute Vertrauen gewinnt, dass es immer Gewinn bedeutet wenn da jemand kommt.

LG,
Julia

Hallo Julia,

Beutetausch ist nach meiner Erfahrung ein ganz hervorragender Weg, einem Hund beizubringen, dass er Dinge abgeben kann, ohne zu riskieren, sie zu verlieren. Wichtig ist letzten Endes nur, dass der Ersatz nicht weniger attraktiv sein darf, als das Original.

Du willst dem Hund einen anderen Knochen hin halten, ihn aber noch nicht abgeben und ihm statt dessen den ersten weg nehmen.

Genau. Weil ich sonst Gefahr laufe, dass der Hund beide Knochen sichert und verteidigt. Zudem lernt der Hund, dass ich entscheide, wann ich etwas, das ich in meinem Besitz habe, an ihn abgebe. Hunde spielen diese Spiele ebenfalls.

Was lernt der Hund? Frauchen nimmt mir meinen Knochen weg wenn ich einen habe. Fazit: Ich muss ihn verteidigen!

Nein. Der Hund lernt: „Wenn ich einen widerspruchslos loslasse, gehört mir der andere.“ Damit reduziert sich im Laufe der Zeit die Verlustangst. Das zusätzliche Lob schafft eine positive Stimmung, die dem Hund vermittelt, dass dieses Verhalten erwünscht ist.

Der Hund lernt: Wenn Frauchen zu mir kommt, wenn ich einen Knochen habe, bekomm ich noch einen! Fazit: Ich freue mich, wenn Frauchen sich mir nähert, wenn ich einen Knochen habe -

So weit, so gut. Damit habe ich aber noch lange nicht erreicht, dass ich ihm den Knochen auch wegnehmen kann. Und genau das wäre mein Ziel.

Das „den Knochen weg nehmen können“ - was nur im Ausnahmefall notwendig sein wird - kommt bei sich steigernder Übung dann ganz von allein, da der Hund das absolute Vertrauen gewinnt,

Das bezweifle ich allerdings. Den Griff nach dem Knochen wird der Hund - wenn er es nicht als normal kennengelernt hat - mit hoher Wahrscheinlichkeit als Angriff auf seinen Besitz werten und entsprechend reagieren.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Jule,

Der Hund lernt: Wenn Frauchen zu mir kommt, wenn ich einen Knochen habe, bekomm ich noch einen! Fazit: Ich freue mich, wenn Frauchen sich mir nähert, wenn ich einen Knochen habe -

So weit, so gut. Damit habe ich aber noch lange nicht
erreicht, dass ich ihm den Knochen auch wegnehmen kann.

Nicht so schnell, Jule.
Das was ich beschrieben habe, ist der erste Schritt - und genau auf den kommt es mir an. Im ersten Schritt DARF der Knochen NICHT weg genommen werden.
Später ja, aber erst wenn der Hund gelernt hat, total gelassen zu bleiben, wenn ich, während er einen Knochen hat, ganz in seiner Nähe bin und den Knochen sogar anfasse.

Das „den Knochen weg nehmen können“ - was nur im Ausnahmefall notwendig sein wird - kommt bei sich steigernder Übung dann ganz von allein, da der Hund das absolute Vertrauen gewinnt,

Das bezweifle ich allerdings. Den Griff nach dem Knochen wird
der Hund - wenn er es nicht als normal kennengelernt hat - mit
hoher Wahrscheinlichkeit als Angriff auf seinen Besitz werten
und entsprechend reagieren.

Da irrst du dich.
Eben mit der von mir beschriebenen Methode lernt der Hund völlig stressfrei, dass der Griff nach seinem Knochen (erst: anfassen, dann: kurz hochheben, dann: Kurz an sich nehmen, sofort wieder zurückgeben… usw). absolut kein Angriff auf seinen Besitz ist.

Probiere es einfach mal aus.
Ich hatte noch nie einen futteraggressiven Hund und habe es nie anders gemacht.

LG,
Julia

Hallo Julia,

mir würde das schlicht und ergreifend zu lang dauern. Wenn Hunde untereinander Beutestreitigkeiten klären, betreiben sie auch keine wochenlange behutsame Annäherung. Es geht immer wieder um Mein oder Dein.

Das Ganze manchmal in durchaus spielerischer Auseinandersetzung, aber dennoch zu jeder Zeit zielorientiert.

Ich hatte noch nie einen futteraggressiven Hund und habe es nie anders gemacht.

Bei Hunden, die ich als Welpen bekommen habe, hatte ich dieses Problem auch nicht. Allerdings auch deswegen nicht, weil diese nie im Leben auf die Idee gekommen wären, jemals Besitz mir gegenüber zu verteidigen, weil die Rangverhältnisse immer klar waren.

Bei erwachsenen Hunden aus dem Tierschutz allerdings schon. Vor allem Hunde, die gehungert hatten, waren manchmal extrem futteraggressiv. Ich habe sie alle erfolgreich über den Beutetausch „geknackt“, in der Regel innerhalb weniger Tage. Trotzdem war ich langsamer als das Rudel, das jedem Neuzugang innerhalb der ersten Stunde gesagt hatte, wer hier wem die Beute zu überlassen hat :smile:.

Ich will aber nicht in Abrede stellen, dass du mit der Methode der behutsamen Annäherung ebenfalls erfolgreich sein kannst.

Schöne Grüße,
Jule