Hallo Matthias,
wir haben einen Jack Russel Terrier (2 Jahre alt) und er ist wirklich ein toller Hund.
98 Prozent aller Anfragen bei Verhaltensproblemen beginnen mit dem Satz „Eigentlich ist er ja ganz lieb“
. Dann kommt das „Aaaaber“.
Äußerst lieb, spielt mit Kindern und ist eigentlich niemals aggressiv.
Dass er mit Kindern spielt muss noch lange nicht bedeuten, dass er im Falle eines Falles nicht ganz deutlich klarstellt, wer in diesem „Spiel“ das Sagen hat: Er. Das heißt nicht, dass der Hund nun nicht mehr mit Kindern spielen darf. Es bedeutet aber, dass der Erwachsene immer ein Auge auf dieses Spiel haben muss.
Aggressives Verhalten ist für Hunde normal. Ein gut sozialisierter Hund zeigt diese Aggression aber in Abstufungen. Die Frühwarnstufe ist in der Regel nur ein kurzes Erstarren in der Bewegung oder ein Fixieren mit den Augen. Diese Frühstadien werden gerade von Kindern meist übersehen. In der nächsten Stufe knurrt der Hund, dann beißt er zu.
Wenn er bestimmte Leckerlis bekommt (z.B. einen größeren Knochen) dann knurrt er richtig aggressiv und zeigt die Zähne.
Futteraggression ist grundsätzlich ebenfalls normales Verhalten. Auch rangniedere Tiere verteidigen ihr Futter - zumindest so lange, bis ein Ranghöherer dieses ernsthaft für sich beansprucht. Heißt: Ihr müsst an JEDES Futter randürfen, das euer Hund hat. Gerade übrigens bei einem Knochen, da die Gefahr, dass der Hund Splitter zwischen den Zähnen oder gar im Rachen stecken hat, recht groß ist. Wenn ihr dann nicht an den Hund ran könnt, kann das übel enden.
Machtkämpfe bringen euch in dem Fall nicht weiter, da der Hund beißen kann und ihr nicht. Ich würde Folgendes vorschlagen. Nehmt zwei Knochen und gebt dem Hund einen davon. Dann nähert ihr euch dem Hund, indem ihr ihm den zweiten Knochen entgegenhaltet und motiviert ihn mit aufmunternden Worten wie „Schau mal, was ich da habe!“ diesen Knochen haben zu wollen.
Wenn er sich dafür interessiert, lasst ihr den Knochen noch nicht los, sondern nehmt euch erst den ersten. Sobald ihr diesen habt, kommt ein „Feiiiin!“ und der Hund kriegt den zweiten Knochen. Das würde ich fortan bei jedem besonderen Futter so handhaben, so dass der Hund lernen kann, dass er nichts verliert, wenn er euch seine Beute überlässt. Wenn der Hund bereitwillig auf die zweite Beute anspringt, kann man das Spielchen auch 2-3 Mal hintereinander machen.
Wichtig: Niemals streng werden, sondern immer freundlich und motivierend mit dem Hund reden.
Es kann sein, dass der Hund es vorzieht, seinen Knochen nicht zu verlassen. Dann klappt diese Methode nicht, und der bessere Weg ist, den Hund mit seinem Knochen einfach in Ruhe zu lassen.
Zu guter Letzt möchte ich noch was zum Thema Knochen sagen: Sie sind für Hunde höchst überflüssig und oft auch gefährlich. Der Hund beißt Splitter ab, die sich ins Zahnfleisch bohren oder zwischen den Zähnen stecken bleiben können, was zu Entzündungen führt. Im schlimmeren Fall verletzen Knochensplitter die Speiseröhre oder den Magen- Darmbereich und kann den Tod des Hundes zur Folge haben. Im Gegensatz zu der von Barfern vertretenen Meinung splittern auch rohe Knochen.
Es gibt andere Kaugenüsse, die für den Hund ungefährlicher sind.
Schöne Grüße,
Jule